Dienstag, 18. Oktober 2011

Pädagogik früher


Auf dem Flohmarkt habe ich ein altes Kinderbuch erstanden, das aus dem Jahr 1930 stammt. Ich kenne es sogar noch aus meiner Kinderzeit. Es wurde auch damals noch gelesen. Nun lese ich es neu und staune, dass ich mich an so vieles erinnere. Es ist blumig und umständlich geschrieben. Erstaunlich, dass ich den Inhalt damals verstanden habe.

Fix und fertig macht mich an dem Buch die Bestrafung der Kinder. Der Protagonistin passieren immer wieder Missgeschicke, für die sie ausgeschimpft und auch geschlagen wird, sogar mit der Rute. Dann fallen so Sätze wie: „Nun hat dich die Mutti aber nicht mehr lieb, du unnützes Kind.“
Einmal wird das Mädchen versehendlich in einer Garage eingeschlossen und muss dort die Nacht verbringen. Als sie endlich am Tag darauf weinend zu Hause auftaucht, will sie zu ihrer Mutter laufen und um Verzeihung bitten, aber das darf sie nicht. Die Mutter liegt im Krankenhaus. Dem Mädchen wird suggeriert, an diesem Zustand schuld zu sein. Als die Mutter dann aus dem Krankenhaus kommt, hat sie ein Kind bekommen. (Manche Kinder kommen ja aus heiterem Himmel.) Dann wird dem Mädchen erzählt: „Du bist doch einfach fortgelaufen. Da haben wir uns ein anderes Mädchen geholt.“
Wie gut, dass sich die Pädagogik weiter entwickelt hat… 

(Foto: Avignon, Frankreich)

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