Montag, 30. Juli 2012

Raben um mich herum



Ich sitze am Frühstückstisch mit Blick auf die Tarn,  mir gegenüber ein altes Weingut. Schwarze Vögel fliegen um das Haus. Sie krähen. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihnen lausche. Riefen sie nicht Jaru? Oder sogar Aki?
Mich hat`s voll erwischt, denke ich. Jetzt kann ich schon nicht mehr zwischen Roman und Realität unterscheiden.
Schuld daran ist der Roman „Rabenblut drängt“ von meiner Blogkollegin Nikola Hotel. In dieser Geschichte verliebt sich eine junge Powerfrau in einen Rabenmann – einen Mann, der mal Mensch und mal Rabe ist.
Es ist die verrückteste  Geschichte, die ich seit langem gelesen habe. Manchmal guckt man beim Lesen kurz hoch und denkt: Total durchgeknallt. Wie kann man denn auf so eine Idee kommen. Aber das denkt man nur ganz kurz. Dann hat sie einen wieder gepackt, diese Geschichte. Denn das Coole an der Geschichte ist, dass man diese verrückte Idee für absolut glaubwürdig hält.  
Das liegt vor allem an diesem Perspektivwechsel, durch den man selbst mal in dem Gefieder des Raben, mal in der Haut des Mannes und mal in dem windgeschützten Parker der jungen neugierigen Praktikantin steckt. Und es liegt auch daran, dass dieser Roman so sorgfältig recherchiert wurde.
So finde ich mich plötzlich staunend in einer Welt wieder, die man nicht gekannt habe, fliege mit dem Rabenschwarm, stolpere in dem engen Kleid durch die Konzerthalle auf den Mann meines Herzens zu oder liege hustend im Bett der biologischen Station an dem wärmenden Bullerofen und heule mir die Augen aus.
Mehr will ich nicht verraten. Nur noch das: Es ist ein tolles Buch – unbedingt empfehlenswert! 


 

Freitag, 27. Juli 2012

Nur 28 Kilometer



In diesem Rucksack steckt unser Kanu. Doch auch wenn es transportabel ist, braucht man immer jemanden,  der einen an einen Fluss bringt, oder von einem Zielort abholt.
Wir fragen einen Altfreak auf dem Campingplatz. Er ist bereit, uns an einen bestimmten Ort der Allier zu fahren. Mit seinem Uraltwagen brettert er über die Autobahn.  Dabei erzählt er über seinen Stress, die Krankheiten und  seine Familie, philosophiert über das Leben im Allgemeinen und Besonderen.  Ich bin mir unsicher, ob er unser Ziel noch im Blick hat. Und tatsächlich – huch – er ist schon lange dran vorbei. Aber eigentlich kein Problem. Denn die meisten Kanufahrer setzen woanders ein. Von da sind es letztendlich auch nur 28 Kilometer zum Campingplatz zurück.
28 Kilometer? Nur ein Kanufahrer weiß, dass das eine Tagesreise bedeutet.  Der Freak  bringt uns ans Ufer der Allier, wünscht einen schönen Tag. 
Wir sagen uns immer wieder, dass das mal eine besondere Herausforderung ist, bauen im Schatten der Bäume das Boot auf und starten.
Die Allier hat die Dynamik des Lippspringer Ententeiches. Kurzum, sie fordert unsere ganze Muskelkraft, um voran zu kommen. Wir haben nur zwei kleine Flaschen Wasser und zwei Brötchen dabei, die wir gut einteilen.
Aber es gibt auch wunderschöne Momente:  Tolle einsame Badestrände, eine fast unberührte Natur und totale Stille.
Die Sonne geht schon unter, als wir am Campingplatz ankommen. Das Bier zischt auf der Zunge…





(Foto: An der Allier)

Mittwoch, 25. Juli 2012

Was machen Sie beruflich?



„Wie lange bleiben Sie an der Doubs“, fragt mich der Mann vom Kanuverleih, während er uns in seinem alten Transit mit einem Affenzahn durch die Straßen schaukelt.
„Ein paar Tage“, erkläre ich. „Wir sind mit dem Wohnmobil unterwegs und fahren quer durch Frankreich.“
„Sind Sie in Rente?“, will er wissen.
Oh ha – vielleicht sollte ich doch mal einen Schönheitsdoc konsultieren und über Botox nachdenken.
„Ein paar Jahre müssen wir noch arbeiten“, sage ich.
Und jetzt kommt mal wieder diese Gretchenfrage.
„Was machen Sie denn beruflich?“
Tja. Was sage ich jetzt?
Autorin hört sich so seltsam an. So unrealistisch, so lächerlich und angeberisch zugleich. Es löst auch gleich eine Menge weitere Fragen aus.
Wie heißen Sie? Kenne ich Sie? Was schreiben Sie denn? Leben Sie davon?
„Ich bin Lehrerin“, sage ich. 

(Foto: An der Doubs, Frankreich)

Dienstag, 24. Juli 2012

Wieder in Frankreich



Ich grüße euch nun aus Frankreich, dem Land des Rotweins, der Boulekugeln und des Kreisverkehrs, das Land, in dem der Computer ordinateur heißt, und in dem man oft schon drei Meter hinter der Grenze keine andere Sprache mehr spricht als Französisch.
Seit ich in Klasse 12 eine Französischarbeit komplett in den Sand gesetzt habe und mich in letzter Verzweiflung zu einem Schüleraustausch meldete, gehört dieses Land zu meinen absoluten Urlaubsfavoriten. 
Frankreich ist ein Paradies für kinderreiche hundebesitzende Camper.
In diesem Jahr wollten wir eigentlich mal ganz was anderes machen: Das Baltikum bereisen – Litauen, Lettland und Estland, doch irgendwie … hin und her … und sollen wir … oder doch nicht … dann sagte jemand Frankreich … und plötzlich ging alles ganz schnell: Wohnmobil gepackt, Sachen zusammen gesucht, Karten ausgedruckt. Naja, und nun sind wir wieder hier.
Ach übrigens, in Frankreich und nur hier gibt es diese wundervollen Hefte, diese Kladden mit dem dicken karierten Papier … hach, daran werde ich mich wieder dumm und  dusselig kaufen. 

(Foto: An der Doubs, Frankreich)

Samstag, 21. Juli 2012

777



Ich habe von Uwe Buß die Herausforderung Nr. 777 bekommen. Diese Herausforderung bedeutet, man muss 7 Sätze von Seite 7 des gerade in Arbeit befindlichen Werks bei Facebook oder im eigenen Blog posten, um dann 7 andere AutorInnen herauszufordern, das ebenfalls zu tun.

Hier kommt mein Text:

Schmal wie Briefkastenschlitze waren seine Augen. Marcel  war sauer. Sauer wie Zitronensäure.
„Wenn`s dich brennend interessiert, ich hatte schon so oft Sex, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Und nicht nur auf dem Schulklo. Auch im Schlafzimmer meiner Eltern, im Zelt, in den Dünen, im Park auf einer Bank, im Auto auf dem Rücksitz …“
„Okay, okay“, winkte Stella ab. „Ich bin beeindruckt.“

Meine 777 Herausforderung geht an

Anne Scheller
Nikola Hotel
Susanne Böckle
Ingrid Annel
Judith Le Huray
Gabriele Matzantke
Alice Gabathuler

Vielleicht hat euch die 3 x 7 ja schon erwischt …