Donnerstag, 31. Januar 2013

Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz




Nun sind die also auf dem Markt, die Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz. Der Verlag an der Ruhr startet hiermit eine neue Buchreihe im Bereich der Altenpädagogik, und zwei der Bücher – „Jahreszeitliches“  und „Stationen im Leben“   habe ich geschrieben.  
Im Vorfeld gab es einige Verlagsgespräche zu dieser Reihe, die einem besonderen Konzept unterlag. Einfach, überschaubar und positiv sollten die Erzählungen sein, auf keinen Fall aber kindisch. Ältere Menschen sollten sich anhand von Geschichten an ähnliche Erlebnisse erinnern, anknüpfende Fragen sollten die Erinnerungen vertiefen und zu eigenem Erzählen anregen.
Ich fand den Schreibauftrag ein spannendes Projekt, und es hat mir Spaß gemacht, mich in diese Thematik einzuarbeiten.  
Einige Geschichten stammen übrigens aus unserer eigenen Familiengeschichte. Wie schon gesagt, ich habe eine Familie, die lebendig erzählt, und so manche Geschichte wird gerne ein bisschen ausgeweitet, und die Wahrheit zu Gunsten eines Spannungsmoments zur Seite geschoben. Für diese Bücher war das genau das, was ich brauchte.
Übrigens sind die Bücher natürlich auch für Menschen ohne Demenz geeignet! Sie lassen sich durch die große Schrift gut lesen, und sie sind wunderschön aufgemacht!

Mittwoch, 30. Januar 2013

Auftakt 2013 in Steinfurt




Meine erste Lesung 2013 führt mich an die Erich-Kästner-Schule in Steinfurt. Hier bin ich schon zweimal gewesen, einmal sogar zu einer Lehrerveranstaltung zum Thema Lesen.
Diesmal haben sich die Lehrer gewünscht, dass ich das Buch „Sauf ruhig weiter, wenn du meinst“  vorstelle, weil die es demnächst im Unterricht lesen wollen.
Die Schüler stürmen mit kleinen Zettelchen in die Aula, auf denen sie Fragen notiert haben. Ich zeige ihnen verschiedene Bücher von mir und erzähle über mein Schreiben. Zuletzt ist noch Zeit, und ich lese aus Hasans Buch „Abgemixt“. Die Schüler interessieren sich für ihn und sein Schicksal und wollen wissen, was aus ihm geworden ist.
Hier ein großer Vorteil meines Berufes: Man kriegt immer so schöne Blumen!
Danke! 


Dienstag, 29. Januar 2013

Wieder meine Runden





Heute konnte ich nach 10 Tagen Abstinenz wegen Schnee und Glatteis endlich mal wieder laufen. Also raus aus der Kiste und rein in die Joggingschuhe. Die erste Runde schwebte ich glücklich und elfengleich dahin. Aber bei der zweiten Runde wurde mein Atem immer dampfwalzenmäßiger. 
Ist es nicht schrecklich, wie schnell die Kondition dahin schmilzt? Da arbeitet man jahrelang an seinen Mukkis, bis sie wenigstens für einen selbst mal ansatzweise zu spüren sind und dann fallen sie nach zehn sportlosen Tagen in sich zusammen wie ein frisch gebackener Hefekuchen, den man ans offene Fenster gestellt hat. Oberfrustig! 

(Foto: Osterlauf Paderborn) 

Montag, 28. Januar 2013

Zutexten




Seit einiger Zeit beobachte ich ein seltsames Phänomen in meinem Umkreis: Das Phänomen des Zutextens. Ich treffe auf jemanden und der benutzt mich nur dazu, seinen Redeschwall an mir abzulassen. Ich sage „ach ja?“ oder auch „jaja“, manchmal schweige ich sogar. Im Grunde ist es egal, was ich sage oder mache, denn der andere redet sowieso gleich weiter. Meine Sicht der Dinge ist gar nicht gefragt.
Dann frage ich mich immer wieder, ob das eine Frage des Alters ist, dass die Menschen nur noch auf Sendung geschaltet sind, oder ob es an der Zeit liegt, in der wir immer weniger aufeinander eingehen. Vielleicht aber liegt es auch an mir, und ich habe wieder dieses höfliche Zuhörergesicht aufgesetzt, mit dem ich schon als Jugendliche auf langen Bahnfahrten Menschen dazu brachte, mir ihre kompliziertesten Lebensgeschichten auszubreiten. Jeder Versuch, auch mal etwas zu sagen, wird als Impuls für die nächste Geschichte gesehen. Das ist mühsam. 
Ich habe immer häufiger das Gefühl, durchsichtig zu sein. Was ich denke und fühle, was mich beschäftigt, was ich erlebt habe, ist völlig uninteressant. Ich mutiere zum Sorgenpüppchen, zum Einkaufszettel, zur Checkliste, zum Supervisor, der seine Rolle nicht zu Ende spielen darf.
„Heute hab ich Stress“, sagt eine aus der Mukkibude, kaum dass ich die Tür zur Umkleide geöffnet habe. „Meint die mich?“, denke ich noch, denn sie kann mich noch gar nicht sehen. Ja, sie meint mich. Es ist sonst keiner da.
„Erst muss ich in den Lidl, dann muss ich meine Mutter abholen und mit ihr zum Ohrenarzt fahren, und dann…“ Sie unterbricht sich kurz. „Weißt du, ob die im Lidl noch die grünen Äpfel haben? Die waren nämlich ganz lecker.“ 
Ich überlege verblüfft, welche Äpfel sie wohl meinen könnte.
„Wenn nicht, nehme ich die roten. Die waren auch ganz gut.“
Okay. Wie gut, dass wir drüber geredet haben…