Montag, 27. April 2015

Verdächtig


Unser Sohn Alex muss noch einmal in seine alte Wohnung an die Nordsee zurück, sie streichen, putzen und die restlichen Kisten mitnehmen. Damit er auch alles mitbekommt, hat er sich unser Wohnmobil ausgeliehen.
Es ist spät geworden, als er sich auf die weite Fahrt vom Norden in den Spreewald macht. Er ist müde, blass, unrasiert.
Gegen Mitternacht verlässt er die Autobahn. Das letzte Stück Landstraße liegt vor ihm.
Auf der Fahrt durch den Wald läuft ihm plötzlich ein Reh vor das Auto. Es taucht so unerwartet zwischen den Bäumen auf, dass er nicht mal mehr bremsen kann. Es knallt, dann humpelt das Reh in den Wald hinein und bleibt unauffindbar. Der Schaden am Wagen ist beträchtlich.
Alex ruft die Polizei. Während er auf sie wartet, macht er sich auf die Suche nach den Fahrzeugpapieren. Er findet sie nicht – ahnt, dass sie in einer der Fächer liegen, unerreichbar durch all die Kisten und Möbel.
Als die Polizei eintrifft, versucht er zu erklären, warum er sie nicht finden kann.
Den Polizisten ist er mehr als suspekt. Eine zwielichtige Gestalt mit einem neuen Wohnmobil, ohne Fahrzeugpapiere auf der Straße Richtung Polen … das riecht zehn Meilen gegen den Wind. Sie ermitteln den Fahrzeughalter.
„Ist ihr Vater Professor?“, fragen sie schließlich, und diese Geschichte erscheint ihnen nun derartig suspekt, dass sie schon fast wieder glaubhaft ist.
Alex versichert, die Wahrheit gesagt zu haben, kann sogar noch weitere Einzelheiten zu seinem Vater erzählen.

Zuletzt lassen die Polizisten ihn fahren, verzichten sogar darauf, beim Fahrzeughalter nachzufragen. Einen Professor bringt man schließlich nicht um seine wohlverdiente Nachtruhe ; ))

Freitag, 24. April 2015

Lesung zum Welttag des Buches


Es ist immer eine besondere Ehre für mich, zum Welttag des Buches zu Lesungen eingeladen zu sein. Meine Reise nach Bamberg stand deswegen unter diesem Vorzeichen. Ich las am Mittwoch in der Mittelschule Stegaurach und am Donnerstag in der Martin-Wiesend-Schule in Bamberg.
Die 9. Klassen der Martin-Wiesend-Schule präsentierten mir eine Fotostory zu dem Buch „Im Chat war er noch so süß“, mit der sie vor zwei Jahren beim Kreativwettbewerb des Verlags an der Ruhr mitgenommen hatten. Leider hatten sie damals keinen Preis gewonnen. Nun freute es sie, dass ich ihre Arbeit doch noch würdigte – und sie selbst schauten noch mal voller stolzer Erinnerung auf die Fotos.

Liebe Grüße an euch alle! 



Mittwoch, 22. April 2015

Drei Tage Bamberg


Nun bin ich wieder in dieser wunderschönen Stadt Bamberg, in der es nur so trieft vor alten, wunderschönen Häusern, Gassen, Kirchen, Flüsschen, Brücken, Bier und fränkischer Gemütlichkeit. Ich liebe es, bin dankbar für das wunderschöne Wetter und die Gastfreundschaft. Die tollen Powerfrauen vom ehrenamtlichen (!!!!!) Büchereiteam haben mich diesmal in der „Hölle“ einquartiert. 


Ich wusste immer, dass das ein ganz besonderer Ort ist, aber dass es da so gemütlich aussieht, wusste ich nicht. 
Überzeugt euch selbst!




Donnerstag, 16. April 2015

Kniestrumpftag


Gestern, als die Sonne derartig sommerlich auf unseren Garten schien, und die Menschen staunend mit kurzer Hose und T-Shirt herumliefen, fiel mir eine Kindheitserinnerung wieder ein. Der Sommer begann, wenn wir Kniestrümpfe tragen durften.
Manche aus meiner Klasse hatten klare Vereinbarungen mit den Eltern, wann sie endlich diese dunkelblauen pieksenden Wollstrumpfhosen von sich werfen durften. Zum Beispiel an Ostern oder ab 24 Grad. Bei uns hing die Entscheidung allein an der Laune meines Vaters. So glaubten wir damals zumindest. Im Grunde aber war er zwar derjenige, der die Entscheidung traf, aber er war dem ständigen Betteln und Argumentieren seiner drei Töchter ausgesetzt.

„Guck mal, die hat Kniestrümpfe an!“ So ging es los. Und staunend wurden die ersten Mädchen betrachtet, die es wagten, ihre nackten Beine der Sonne entgegen zu strecken. Meist waren das die englischen Mädchen, die in unserer Nachbarschaft wohnen.
„Ja die!“, sagte mein Vater dann noch. Aber er ahnte schon, dass das nur der Anfang einer tagelangen Diskussion wurde.
„Und die da – und die auch – und jetzt steht es schon 7 : 3…“
Und dann kam der Tag, an dem mein Vater seufzend nachgab, und wir schreiend in unsere Zimmer liefen und die Kniestrümpfe aus der Schublade zogen.
Was für ein Lebensgefühl! 

Mittwoch, 15. April 2015

Die Qualen der Idee


Wie quälend ist es für einen Autor, wenn ihm eine Idee im Kopf herum spukt, und es gibt keine Möglichkeit, ihr nachzugeben.
Mein Schreibtisch ist voll, Termine drängen, Lesungen stehen an. Ich habe einfach jetzt keine Zeit für ein größeres Projekt

Doch die Idee wird immer größer, entwickelt sich zu einem richtig guten Plot, schmückt sich mit Bildern aus, entwirft erste Formulierungen, erstellt sogar einen tollen Anfang.
Sie bringt mich um den Schlaf – und sie nervt! Sie absorbiert so viel Kraft.
Aber sie verzaubert mich auch. Sie begeistert mich, bringt Schwung in den Alltag, macht die Träume spannend.
Ich weiß, ich könnte sie bannen. Ich brauchte sie nur aufzuschreiben und sie zu den Plots speichern, die ich im Computer habe. Dann habe ich Ruhe vor ihr.
Aber ich tue es nicht. Noch nicht. Denn genau in dem Moment verliert sie ihren Zauber, und ich das Interesse an ihr. 

Freitag, 10. April 2015

Der Neunzigste


Eigentlich liebt er es, seinen Geburtstag zu feiern.
„Und an meinem Neunzigsten lasse ich es so richtig krachen“, sagt er, und dann lacht er fröhlich.
Nun steht er an, der Neunzigste, und er wird ängstlicher und unruhiger.
„Habe ich eigentlich schon die Einladungen verschickt?“, fragt er immer mal wieder. Und auch: „Habe ich eigentlich genug Gläser?“
„Alles geregelt“, winken wir ab. „Du weißt doch, wir sind Meister im Organisieren. Du musst dich um gar nichts kümmern. Nur genießen.“
Aber das fällt ihm diesmal so schwer.
„Nur noch der Neunzigste“, sagt er manchmal. „Und dann reicht`s mir langsam.“
Und dabei sind wir nicht sicher, ob er nur den Geburtstag oder auch das Leben meint.
„Wenn es dich so unruhig macht, lass uns alle wieder ausladen und deinen 91. Geburtstag groß feiern“, schlage ich vor.
Aber das will er nicht.

„Ich rege mich ja gar nicht auf“, sagt er. „Aber habe ich eigentlich genug Kleiderbügel für alle?“

Dienstag, 7. April 2015

Alltag


Heute Morgen beim Frühstück schoss mir ein Gedicht von Bertolt Brecht durch den Kopf. Ich kriegte es nicht mehr auf die Kette  - nur Gedichtfetzen wie „Die Zeitung – der Hund – die Dialektik“. Ich glaubte sogar, mich an die Zeilen „Der Weltfrieden zu erinnern“.
Wie gut, dass es das Internet gibt. Ich finde das Gedicht nach einigem Suchen (und nix mit Weltfrieden, das hätte auch nicht zu Brecht gepasst.)
Hier ist es:

Bertolt Brecht, "Vergnügungen" [1954]

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.


Das Gedicht passt gut in meine Situation. Ich habe in den letzten zwei Wochen einen gefühlten Berg hinter mich gebracht, habe meine Familie in einen schwierigen Umzug von Nord nach Ost begleitet – ein echtes logistisches Problem, habe mit ihnen einen Campingplatz eröffnet, habe Enkelkinder betreut, Schränke aufgebaut, Kisten ausgepackt und Familienbesuche empfangen.
Nun bin ich zurück. Das erwartete Chaos blieb aus. Unser Haus sah bis auf ein paar umgefallene Gartenstühle nach dem Sturm aus wie immer, die Post war überschaubar, die Wäscheberge abarbeitbar.
Ich brauchte einen Moment, mich an den passenden Haustürschlüssel zu erinnern, und wie immer musste ich meine Geheimzahl für mein Konto nachschlagen.
Jetzt noch ein paar Rückrufe bei Freunden und Verwandten, dann geht es als erstes an die Schulbuchkapitel, die am Ende der Woche fertig sein müssen.

Freitag, 3. April 2015

Familientreffen


„Wo seid ihr denn gelandet!“

Die Neugier hat zunächst Benny und seine Frau, anschließend Nils und seine Freundin nach Groß-Leuthen auf unseren neuen Campingplatz gelockt. Vorher haben wir Alex und seine Familie beim Umzug in den neuen Lebensabschnitt begleitet.
Es ist schön, uns zu einem Familientreffen hier wieder zu treffen und alle an unserem gemeinsamen Projekt Anteil haben zu lassen.