Sonntag, 30. Dezember 2018

Rückblick auf das Jahr 2018



Silvester steht an, und da ist es ja nie verkehrt, inne zu halten und zurückzuschauen.
2018 wird mir sicherlich immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem der Sommer einfach nicht endete. Eine lange Zeit verbrachte ich darum auf dem Campingplatz meines Sohnes in der Lausitz, half beim Bauen, verkaufte Brötchen und Zeitungen, übernahm die Kinderanimation, nahm zahlreichen Kindern die Prüfung für den Kettcar-Führerschein ab und shuttelte die Gäste von A nach B. Unzählig viele Stunden verbrachte ich aber auch mit meinen Enkeln Tim und Clara am Groß Leuthener See oder auf Fahrradtouren durch den Wald.
Trotzdem habe ich eine ganze Reihe von Büchern geschrieben, wie ihr auf dem Foto erkennen könnt.

In diesem Jahr hatte ich mir vorgenommen, nicht mehr so viel auf Lesungen zu sein. So ganz geklappt hat das nicht. Ich hatte zwar tatsächlich weniger Lesungen, dafür aber bin ich kilometermäßig viel weiter gefahren als sonst und war dementsprechend auch lange unterwegs. Zu den Lesereisen gehört eine längere Reise durch Österreich und mehrere schöne Reisen durch Polen. Bei all den vielen langen Fahrten stand ich zwar in zahlreichen Staus, aber ich war in keinen Unfall verwickelt –*schnellaufholzgeklopft – und musste auch nirgendwo Erste Hilfe leisten. Dafür bin ich sehr dankbar.  
Außerdem haben wir uns in diesem Jahr endlich mal wieder einige schöne Reisen gegönnt. So waren wir an der polnischen Ostsee, in England und Wales und zuletzt in Namibia. Das waren unvergessliche Eindrücke.
Meine kreativen Schreibphasen halten an und dehnen sich immer dann besonders aus, wenn meine Arbeitskraft auf dem Campingplatz nicht mehr gebraucht wird und ich mich auf das Schreiben konzentrieren kann. Immer noch kriege ich zahlreiche spannende Schreibaufträge, und immer noch habe ich unendlich viele Ideen. Das ist ein großes Geschenk.

Donnerstag, 27. Dezember 2018

Schwesterntreffen



Bevor mein Vater starb, war die Weihnachtszeit auch verbunden mit der Sorge um ihn. Meine beiden Schwestern und ich hatten uns die Feiertage genau aufgeteilt, damit man ihn zu sich nach Hause holte oder zu ihm fuhr. Immer war wichtig, dass er an diesen Feiertagen nicht allein war.
Nach seinem Tod ist dieser Zusammenhalt an den Weihnachtstagen zwischen meinen Schwestern und mir geblieben, und wir haben seitdem einen Feiertag zu einem Schwesterntreffen umfunktioniert. Mit oder ohne Partner bzw. mit und ohne Kinder – das kann sich jeder selbst aussuchen, wichtig ist auf alle Fälle, dass wir uns begegnen. Die Pflicht, sich um meinen Vater kümmern zu müssen, ist zu einem lustigen Treffen geworden, das uns allen lieb und wichtig ist.
Die Einladungen gehen reihum – in diesem Jahr war ich an der Reihe und habe es sehr genossen, auch diesen Teil meiner Familie bei uns zu haben.

Samstag, 22. Dezember 2018

Weihnachten steht an



Es ist schwer, bei diesem Dauerregen in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ich verspüre nicht die geringste Lust auf Weihnachtsmarkt und Innenstadt. Da wir viel Besuch bekommen, sind aber die Einkaufslisten lang. Gestern blieb uns nichts anderes übrig, als die Supermärkte zu stürmen – und mit uns viele andere. Doch obwohl es so voll war, war eine freundliche und geduldige Atmosphäre spürbar. Es war eben Weihnachten. Jeder hatte viel zu tun und wusste, wie es dem anderen ging. Besonders hilfsbereit zeigte sich ein junger Mann, der auf Grund seiner Arbeitskleidung von vielen Menschen angesprochen wurde, beim Suchen von Waren half und bereitwillig Auskunft gab, wenn er gefragt wurde. Irgendwann outete er sich dann. Nein, er sei gar kein Mitarbeiter des Lidl. Er würde nur seine Einkäufe machen, wie wir alle. Da hatte er die Lacher auf seiner Seite – und die guten Wünsche für ein schönes Weihnachtsfest noch dazu.

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Schuluntersuchungen und ihre Tests



Eine liebe Freundin von mir muss mit ihren Zwillingen zur Schuleingangsuntersuchung. Ihre Kinder kommen im Sommer in die Schule. Sie soll eine Begleitperson mitbringen, damit ein Kind nicht allein vor der Tür warten muss, erzählt sie mir, und ich komme gerne mit.
Schon im Vorfeld hat es eine ausführliche Befragung zu den Kindern gegeben, die die junge Mutter sorgfältig, wenn auch ein bisschen unwillig ausgefüllt hat. „Haben Sie Ihr Kind gestillt“, lautet eine Frage, und eine andere „Konnte Ihr Kind krabbeln, bevor es laufen lernte?“ Über eine Frage aber machen wir uns besonders lustig: „Wie lange sitzt Ihr Kind vor dem Computer oder Fernseher?“, lautet sie. Und dazu gibt es noch ein Multiple Choise-Verfahren zum Ankreuzen: Ein bis zwei Stunden, drei bis fünf Stunden oder mehr als fünf Stunden. Selbst schuld, wenn man das Kreuzchen am letzten Satz macht. Doch über allem schwebt die Sorge: Welche Schlüsse zieht man in der Schule aus einer Antwort? Hat man gleich die Vermutung, wenn ein Kind nicht gestillt wird, wurde es vernachlässigt? Und wenn es nicht krabbeln konnte, haben sich dann vielleicht die Synapsen im Kopf nicht verbunden? Und wehe, wenn das Kind lange vor dem Computer hängt. Dann ist es doch grundsätzlich ADHS-gestört.
Ich frage mich, ob es überhaupt erlaubt ist, solche privaten Antworten zu verlangen, und das ausgerechnet zu Zeiten, in der immer wieder nach der Einhaltung des Datenschutzes gefragt wird. „Ich hätte den Zettel nicht ausgefüllt“, sage ich. „Aber dann ist dein Kind ja gleich unten durch“, befürchtet die Freundin.

Sonntag, 16. Dezember 2018

Trautes Heim und so…


 
Nun hat auch Sohn Nils mit seiner Julia den Schritt ins eigene Haus geschafft. Sie haben sich Zeit mit dem Suchen gelassen und nach einigen verzweifelten Anläufen tatsächlich ein richtig schickes Haus gefunden. Das Beste daran: Es ist in meiner Nähe … nicht unbedingt fußläufig zu erreichen, aber ich muss auch nicht weit fahren. Nun stand der Umzug an, und natürlich bot ich meine tatkräftige Hilfe an. Einen Abend vorher stählte ich meine Muskeln noch durch Body-Pump, doch direkt danach kam der Rückruf. Man brauchte meine Hilfe gar nicht, es gäbe genug junge Menschen, die mit anpacken würden. So what? Ich war nicht böse drum, wenn ich ehrlich bin. Mit 62 kommt man langsam in das Alter, wo man es gerne der Jugend überlässt, den Kühlschrank die Treppe runterzutragen.
Immerhin habe ich nachmittags (passend zur letzten Sprinter-Fuhre) vorbeigeschaut und zum Einzug gratuliert. Und tatsächlich waren tatkräftige Helfer im ganzen Haus verteilt, die einen beim Schleppen, die anderen beim verzweifelten Versuch, eine Ikea-Anleitung zu lesen.

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Weihnachtshaus



Zugegeben, das Buch sah ziemlich unattraktiv aus, als es bei meiner Tante Hanna auf dem Wohnzimmertisch lag. Ockergelb, mit einem Bild, das über den grauen Rand hinausragte. Weihnachtshaus hieß es – von Zsuzsa Bánk. Den Namen der Autorin hatte ich schon mal gehört – aber das war es auch schon. Der Titel riss mich so wenig vom Hocker wie die Farbe des Buches. Ich habe es sowieso nicht so mit Weihnachten, und ich war froh, gerade alle Geschenke besorgt zu haben und den ganzen Trubel und dieses Stille-Nacht-Gesäusel für einen Moment beiseite schieben zu können.
„Ich habe es für dich bereitgelegt“, sagte meine Tante Hanna. „Ich weiß ja nicht … also mir hat es gut gefallen. Dabei ist eigentlich gar nichts in dem Buch passiert.“
Das hört sich nicht sehr spektakulär an. Immerhin sind Tante Hannas Literaturempfehlungen aber immer interessant. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein bisschen Mitleid mit diesem Büchlein.
Zu Hause liegt es auch auf meinem Wohnzimmertisch eine Weile herum, bis ich etwas ziellos danach greife, weil ich eigentlich darauf warte, dass das Abendessen fertig wird. Und dann lese ich und lese, strecke mich auf dem Sofa aus, lese weiter und weiter. Die kleine Geschichte ist unglaublich still und ein bisschen traurig, aber auch einfühlsam, und so wundervoll formuliert.
Ich esse zwischendurch, lese dann weiter und weiter – auch am nächsten Tag noch mal. Und als ich das Buch durchgelesen habe, fühle ich mich irgendwie getröstet, obwohl alles doch ein wenig traurig war.
Ein so wundervolles Buch mitten in der Weihnachtszeit ist irgendwie ein großartiges Geschenk.    

Montag, 10. Dezember 2018

Ein Schülerstipendium für Seif


Ach Kinder, heute habe ich mal eine ganz wunderschöne Nachricht für euch. Mein „Schützling“ Seif Arsalan, mit dem ich gemeinsam das Buch „Aus Syrien geflüchtet“ geschrieben habe, hat aus dem Stipendienprogramm „Talent im Land“ ein Schülerstipendium bekommen. Seif Arsalan heißt eigentlich Mohannad und kommt aus der Provinz Duma in Syrien. Seit seiner Flucht aus dem Kriegsgebiet lebt er nach langer und gefährlicher Irrfahrt in Winterbach bei Stuttgart und schlägt sich dort nicht nur tapfer durch das Gymnasium, er bewältigt auch den schwäbischen Alltag und meistert alles mit gutem Selbstbewusstsein, Fleiß und einem hohen Engagement.  
Eine große Hilfe bei der Bewerbung um das Stipendium war ihm das Buch, das wir zusammen geschrieben haben, und so bin ich stolz, gerührt und erfreut, dass ich an seiner tollen Schulkarriere ebenfalls einen kleinen Anteil hatte.
Lieber Mohannad, Wahnsinn, ich freue mich und wünsche dir weiterhin alles Gute!
Und für alle, die noch mehr über ihn nachlesen wollen, gibt es hier und hier interessante Links.




Donnerstag, 6. Dezember 2018

Wunderbare Weihnachtswerbezeit



Weihnachten, das ist die Zeit, in der im Radio nur noch White christmas, Last christmas und Driving home for christmas kommt – eingerahmt von Werbespots, die länger sind als die ganze Sendung. Die Werbung hat die Kreativität eines Betonklotzes – jeder klaut bei jedem, und die Gags sind so unglaublich schlecht, dass sie jeden Klein-Fritzchen-Witz meines früheren Erdkundelehrers in den Schatten stellen.
Ein Beispiel:
Sie: Schaaatz! Ich will … (Achtung! Gag!) … eine Küche mit dir.
Er: Waaaas?
Sie: Ja. Mit Topsowieso und Topsowieso und Topsowieso  (hab ich jetzt gerade vergessen, was es war).
Er: Aber das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal. Das geht ja gar nicht.
Und jetzt kommt es! Zieht euch warm an und haltet euch den Bauch!
Sie: DOCH!
Für alle, die immer noch fassungslos auf meinen Blog starren und sich nicht trauen, wegzuklicken: Leute, das war es schon. Mehr Gag kommt nicht. Huahuahua – selten so gelacht, oder? Und für so was hat jemand Geld ausgegeben.

Montag, 3. Dezember 2018

Namen sammeln



Wie einige von euch Lesern sicherlich wissen, sammele ich Namen: Städtenamen die seltsam sind oder klangvoll klingen, Menschennamen, die schräg sind oder aufregend klingen, außerdem Straßennamen oder Namen von Gebirgen. Immer wenn ich auf solche besonderen Namen stoße, notiere ich sie mir im Notizblock meines Handys.
Gestern auf der Autobahn begegnete mir der Ortsname „Vlotho“, den ich eigentlich schon lange kenne, aber gestern wurde mir erst bewusst, wie seltsam er aussieht mit diesem V und dem th. Ein weiterer seltsamer Name ist – und jetzt muss ich ihn kurz googeln, weil ich ihn sonst wieder falsch schreibe - „Friesoythe“, eine Rechtschreibfalle sogar noch für Abiturienten. Mit ie, oy und th – da kann man doch nur Fehler machen.
Mein Lieblingsort aber heißt „Byhleguhre“, ein kleiner Ort im Spreewald, vor dessen Namensschild ich jedes Mal andächtig stehenbleibe und gar nicht so sicher bin, wie man ihn ausspricht.
Auch bei Menschennamen habe ich in diesem Jahr einen besonderen Lieblingsnamen. Er lautet „Erasmus Thaddäus.“ Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich ihn jemals als Romanfigur verwenden werde. Ich muss nämlich auch „Thaddäus“ immer wieder nachschlagen.

Freitag, 30. November 2018

Lesung in Essen



Mit Lesungen habe ich mich in diesem Jahr zurückgehalten. Ich merke, dass sie mich Kraft kosten und es mich anstrengt, so viel unterwegs zu sein. So habe ich zahlreiche Lesungen abgelehnt. Und doch bestätigen Ausnahmen die Regel – besonders wenn Schulen mich regelmäßig einladen oder – wie in diesem Falle – es immer so eine besondere Ehre ist, eingeladen zu werden.
Die Erich-Kästner-Gesamtschule lädt nämlich seit 15 Jahren immer drei Autoren zu einer kleinen und feinen Lesung in die 6. Jahrgangsstufe ein. Dann gibt es zwischen den beiden Lesungen ein liebevoll zubereitetes Frühstück und man trifft neben den Jahrgangsstufenlehrern auch Autorenkollegen. Das ist immer sehr spannend.

In diesem Fall waren die Autorinnen Katrin Schrocke und Barbara Zoschke mit von der Partie. Hier genießen wir gerade das gemeinsame Frühstück.
Die Schüler waren gut vorbereitet und sehr aufmerksam, allerdings macht es der Datenschutz mittlerweile unmöglich, von ihnen ein Foto zu machen. Ihr musst sie euch also vorstellen … So typisch Ruhrgebiet: Ganz viel Multi-Kulti in einer Klasse.
Für mich hat es auch noch privat etwas Schönes, in Essen zu sein. Meine Essener Freundin Silvia wartete nämlich nach der Schule auf mich – und da war natürlich noch einmal ein langer gemütlicher Kaffeeplausch fällig!


Montag, 26. November 2018

Nächtliche Geschichten



Es beginnt wie ein Flow. Die Geschichte, an der ich gerade schreibe, begleitet mich in die Nacht, ist ein letzter Gedanke, bevor ich einschlafe und der erste, wenn ich nachts aufwache. Ich spinne die Geschichte weiter, höre die Protagonisten sprechen, sehe sie agieren. Alles ist inspirierend.
Doch dann wird sie quälend. Die Protagonisten bestimmen, dass ich nicht mehr einschlafen kann, und mich einige Stunden von einer Seite auf die andere wälze. Zunächst ist auch das zu verkraften, aber als ich die dritte Nacht in Folge nicht gut schlafe, werde ich nervös und müde, und vor allem sehr sehr niedergeschlagen.
Heute habe ich mich dann an die Geschichte gesetzt, und sie so ganz ausführlich zu Ende geplottet. Hoffentlich habe ich meine Geister auf die Weise eingefangen.
Dabei habe ich eigentlich gedacht, ich wäre alt und erfahren genug, mal einfach so ins Blaue zu schreiben. Scheint irgendwie nicht meiner Arbeitsweise zu entsprechen … (aber das wird sich erst in der folgenden Nacht zeigen.)

Donnerstag, 22. November 2018

NaNoWriMo



 
Im November ist es wieder so weit. Der NaNoWriMo startet. Dieser „National Novel Writing Month“ will Autoren dazu animieren, in einem Monat einen Roman zu schreiben – oder, wenn das nicht so wirklich klappt, sich zumindest an die Grenze von 50 000 Wörtern in 30 Tagen zu schreiben. In diesem besagten November, wenn das Wetter sowieso zum Schreiben einlädt, will der Wettbewerb Motivationshilfe sein. Autoren können sich zusammenschließen und treten dann in Form eines Wettbewerbs gegeneinander an.
Ich habe bei diesem Wettbewerb noch nie mitgemacht, und ich kann nur immer wieder den Kopf über so einen Blödsinn schütteln. Weiß doch jeder, dass zum Schreiben auch die Pausen gehören, und dass man nur noch Mist produziert, wenn man nicht rechtzeitig aufhört. Was hat man also von diesem Wettbewerb, wenn man nachher von 30 Seiten 20 in die Tonne treten kann. Das ist verlorene Energie und demotiviert doch eher, nie wieder zu schreiben, als dass man einen Roman vorlegen kann.
Klar behaupten die Initiatoren des Wettbewerbs, es gäbe berühmte Autoren, die auf die Weise zu einem großartigen Bestseller gekommen wären, aber sie erwähnen die Schreiber nicht, die nach dem Schreibmonat erst mal monatelang keine Silbe mehr produzieren.
Ich gehöre zu den Menschen, die regelmäßig schreiben, aber nach spätestens fünf Seiten am Roman mache ich eine Pause, gehe zum Sport, fahre Einkaufen, koche was – um anschließend an etwas ganz anderem weiter zu arbeiten. Mein Motto lautet: Dranbleiben und rechtzeitig aufhören, um am nächsten Tag mit neuem Flow zu beginnen. Vielleicht sollte ich mal zu einem neuen Wettbewerb aufrufen, dem „FüSeiproTa“ – „Fünf-Seiten-pro-Tag.“ Allerdings bin ich mir sicher, dass mein Modell nicht so erfolgreich sein wird. Kommt ja nur aus Bad Lippspringe und nicht aus den USA.

Montag, 19. November 2018

Verramscht


Zu jedem Anfang eines Buches gibt es auch ein Ende. Der Anfang ist: Großes Gefühl, Belegexemplare auspacken und im Wohnzimmer ausbreiten, durchblättern, staunen, stolz sein. Die Verramschung ist still und niederschmetternd. Sie beginnt mit dem Brief „Liebe Frau Weber“,  fügt Worte wie „leider“, „zurückgegangen“ und „darum“ hinzu, und endet mit Worten wie „Abverkauf“ und „Verramschung“. In diesem Brief gestern ging es gleich um mehrere Bücher von mir, das war besonders traurig. Zu den Büchern gehörte auch „Sauf ruhig weiter, wenn du meinst“, das erste Buch, das ich für den Verlag an der Ruhr geschrieben habe, und mit dem die KLAR-Reihe startete. Für mich war das immer ein ganz besonderes Buch, und es nun in den Ruhestand begleiten zu müssen, stimmt mich melancholisch. Immerhin kann ich mich damit trösten, dass es 14 Jahre lang auf dem Markt war – und wer kann das schon in der schnelllebigen Zeit von Büchern sagen. Traurig ist es trotzdem.

Donnerstag, 15. November 2018

Die 17



Heute Morgen wurde ich wach und dachte „17“. Danach musste ich lächeln. Ich erinnerte mich, dass die 17 aus irgendeinem Grund eine Veränderung bewirken sollte. Jetzt aber kriegte ich diese Schlussfolgerungen dazu nicht mehr wirklich auf die Kette. Trotzdem, die 17 stimmte mich irgendwie vergnügt, und ich fühlte mich bei dem Gedanken an diese Zahl anders als sonst. Und dann habe ich noch mal nachgelesen, warum 17 Sekunden das Leben verändern können – und wenn ihr mögt, könnt ihr es auch gerne tun.
Den Blog meiner Blognachbarin Windworte liebe ich sehr. Ihre Posts stimmen mich nachdenklich und inspirieren mich. Liebe Frau Wind, ich verlinke dich mal und danke dir für deine wunderschönen einfühlsamen Einträge, die mich schon so lange durch mein Leben begleiten.



Samstag, 10. November 2018

Der leere Rucksack



Als ich die Bibliothek betrete bin ich überrascht, wie viele Menschen schon auf meine Lesung warten. Aber ich habe noch Zeit. Ruhig öffne ich meinen grünen Rucksack und erstarre. Der Rucksack ist leer. Ich habe das Buch, aus dem ich lesen möchte, vergessen. Ich murmele eine Entschuldigung, dass ich gleich wiederkomme und renne aus dem Raum. Als ich auf der Autobahn bin, setzt mein Verstand wieder ein. Es ist doch unwahrscheinlich, dass die Menschen noch da sind, wenn ich zurückkomme, denke ich. Ich gebe Gas, schwitze, rege mich auf, als vor mir jemand trödelt. Endlich komme ich in meiner Wohnung an. Doch meine Wohnung ist leer. In den Regalen steht kein einziges Buch. Stimmt, fällt mir jetzt ein. Ich wohne ja gar nicht mehr hier. Jetzt bricht bei mir die totale Panik aus. Und dann … erwache ich… verschwitzt und mit klopfendem Herzen. Was für ein bescheuerter Traum, denke ich.

Mittwoch, 7. November 2018

Jeremy Miller und die Pornoseiten



Zuerst hatte ich diese Mail weggeklickt. Schlechte Übersetzung – Spam, dachte ich. Dann aber fiel mein Blick auf den Satzteil „Password geknackt“, und so schaute ich noch einmal genauer hin.
Ein Jeremy Miller hat festgestellt, dass ich auf eine pornografische Seite geschaut habe. Was ich allerdings nicht bemerkt habe ist, dass er dort heimlich ein Programm installiert hat, was nun seinerseits mein Password ausspioniert hat. Nun, so droht er mir, könne er mit meinem Password alle meine Freunde benachrichtigen und ihnen von meinen heimlichen Leidenschaften erzählen. Wenn ich das verhindern möchte, macht er mir das Angebot, 70 000,- € an ihn zu zahlen, und er würde schweigen "wie Grab".
Wow, das ist ja mal eine Ansage. Ein Erpressungsschreiben habe ich bis jetzt noch nie bekommen – aber einmal ist immer das erste Mal.
Liebe Freunde. Bevor ich 70 000,- € zahle, muss ich euch mit einer bösen Wahrheit konfrontieren: Ich habe tatsächlich auf eine Pornoseite geschaut. Es hatte nämlich immer wieder von einer Webseite einen Zugriff auf meinen Blog gegeben, und ich wollte wissen, wer das war. Prompt schauten mir zwei ziemlich nackte und ziemlich junge Mädchen entgegen. Da ich nicht auf nackte Mädchen stehe, habe ich sie wieder weggeklickt, vor allem auch, weil ich befürchtete, dass genau das passieren könnte, was nun passierte, nämlich dass jemand mit einem Erpressungsschreiben um die Ecke kommt.
Am Ende der Mail schreibt dieser Jeremy noch, wie mein Password lautet, das sein Programm ausgespäht hat, und spätestens an dieser Stelle musste ich doch tatsächlich mitleidig grinsen. Es sieht meinem Password noch nicht mal im Anfangsbuchstaben ähnlich. Wenn man hinter einem Pornofilm so ein unfähiges Password-Programm installiert, sollte man es dem Erpresserschreiben besser nicht hinzufügen. Für 70 000,- € muss Jeremy Miller jedenfalls noch ein bisschen was an Recherche drauflegen, und vielleicht auch mal in einen guten Übersetzer investieren.   

Sonntag, 4. November 2018

Und wieder Gotha



Wieder bin ich auf dem Weg nach Gotha. Nicole Strohrmann, die Leiterin der Stadtbibliothek, hat drei Stadtschreiber (u.a. mich!) eingeladen, um ein Buch vorzustellen, das das in diesem Jahr erschienen ist und das wir anderen Lesern empfehlen könnten.


Früh treffe ich in Gotha ein, um noch einmal in schneller Runde durch die altvertrauten Ecken zu bummeln und mich dann in der Stadtbibliothek einzufinden. Hier ist mächtig was los. Ich treffe viele liebe Freunde und Bekannte (ein Winker zu dir, liebe Monika Breitung!) Leckere Dinge gibt es überall, außerdem viele lustige Aktionen für Kinder und Erwachsene.

Um 14.00 Uhr sind wir Stadtschreiber und Ex-Stadtschreiber Annabella Gmeiner, Reinhard Griebner und ich an der Reihe, unsere Lesetipps zu präsentieren.  Ich stelle das Buch „Am Ende bleiben die Zedern“ von Pierre Jarawan vor, das mich sehr beeindruckt hat. Auch Reinhard und Annabella haben ein Lieblingsbuch dabei, für Annabella ist es Wladimir Kaminers „Die Kreuzfahrt“ und für Reinhard „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietschel.
Abends bleibt noch Zeit für eine gemütliche Scheurebe mit Nicole in der Weinschänke. Es war voll schön, mal wieder in Gotha zu sein.



Donnerstag, 1. November 2018

Erinnerungen



Eigentlich will ich nur schnell ein Geschenk für eine Freundin kaufen. Mit dem Fahrrad fahre ich durch unsere kleine Stadt. Die Sonne scheint, aber es ist schon ziemlich kalt. Ich bin froh, Handschuhe angezogen zu haben. Als ich das Geschenk gut verpackt im Rucksack habe, lasse ich mich noch ein bisschen treiben und folge schließlich der eigenen Neugierde. Seit mehr als dreißig Jahren lebe ich nun in Bad Lippspringe, aber es gibt immer noch Straßen, durch die ich noch nicht gefahren bin. Die meisten Straßen allerdings bergen zahlreiche Erinnerungen. Ich kenne die Stadt mit den Kindern an der Hand, mit dem Hund an der Leine, mit Freunden, mit Verwandten, mit Joggingschuhen und mit Schultasche. Hier bin ich zu Hause. Und doch bin ich viel zu selten hier, so selten, dass ich mich immer wieder fragen muss, ob es nicht vernünftig ist, einen Schlussstrich unter diese Zeit zu ziehen und noch mal an einem anderen Ort neu anzufangen.
Und so bin ich mir nicht sicher, ob diese Tour mit dem Rad nur eine Erinnerungstour oder  der Anfang eines Abschieds ist.



Dienstag, 30. Oktober 2018

Papierliebe



Sicherlich habe ich euch schon mal von meiner großen Liebe zu Papier erzählt. Auch im Zeitalter der Handy-Notizapps und One-Note-Programmen benötige ich Zettel und Stifte, um mir wichtige Dinge zu notieren. Geht nach wie vor schneller und kann man zur Not auch sichtbar und störend im Zimmer ausbreiten, wenn die Notiz nicht vergessen werden darf.
Vor allem liebe ich diese Notizbücher und Kladden, in die man wichtige Dinge notieren kann, die auch nicht unbedingt für die Ewigkeit gemacht werden müssen. In jedem Land, in dem ich mich gerade befinde, drehe ich eine Runde durch ein Schreibwarengeschäft, begutachte die Hefte und Kladden und befühle das Papier. Es muss eine bestimmte Konsistenz haben, muss sich fest anfühlen und muss schön weiß sein, sonst mag ich es nicht. Das ist leider auch eine Absage an das Recyclingpapier.
In Polen erstand ich dieses wundervolle Notizbuch. Es hat mit DIN A 5 genau die richtige Größe und ist so richtig motivierend gestaltet. Ich kann zwar kein polnisch, aber ich werde die Notizzettel auch so gefüllt kriegen. Fragt sich nur, ob ich meine Notizen da auch wiederfinde.



Freitag, 26. Oktober 2018

Polen – immer ein besonderes Erlebnis


Drei nette Jungs aus Walzen und ihr Lebkuchenherz

Eigentlich wollte ich euch unterwegs von meinen Veranstaltungen in Polen berichten, aber die Zeit zerrann mir unter den Fingern, und so komme ich erst jetzt von Zuhause aus dazu, mich bei euch zu melden. Ich war zu verschiedenen Lesungen in Bibliotheken und Schulen in Niederschlesien eingeladen, außerdem habe ich einige Workshops für Lehrer gegeben, auf denen ich verschiedene Bücher für Deutsch als Fremdsprache präsentiert habe.
Schlesisches Mittagessen mit den Lehrerinnen aus Walzen
und den Kollegen des Goethe-Instituts
Lesung in der Pädagogischen Bibliothek Oppeln
Lesung an der Schule in Walzen
In Kluzcberg erhielten die Schüler Zertifikate für
ihre besonderen Deutschleistungen

Nach Polen zu kommen heißt auch immer, liebe Bekannte wiederzutreffen. Neben dem offiziellen Teil der Lesungen und Workshops gibt es diese gemütlichen Zeiten, in denen man zum Essen zusammensitzt und sich über private Dinge austauscht. Auch das genieße ich sehr.
Besonders liebenswert zeigen sich immer die Schüler, die so aufmerksam zuhören, so kluge Fragen stellen und auch noch so freundliche Aufmerksamkeiten zu verschenken haben. Ein Schüler hatte mir sogar ein Lebkuchenherz gebacken. Unglaublich, oder? Und dann ist es ja heutzutage üblich, ein Selfie mit mir zu machen. Auch das ist irgendwie witzig.
Laura Bartocha im Interview für Radio Profu aus Oppeln

Partnerschaft zwischen dem Goetheinstitut und der
ädagogischen Bibliothek Kluczberg
Mein Lebkuchenherz



Mittwoch, 24. Oktober 2018

Grüße aus Oppeln



Viel Zeit bleibt mir nicht, meine Namibiareise zu verarbeiten. Die Rückkehr ist knapp geschafft, da bin ich wieder auf dem Weg nach Polen. Die ersten 70 Kilometer hinter der Grenze sind immer noch Holperpiste, bei der sich Schlagloch an Schlagloch reihen, dann aber beginnt eine gut ausgebaute Autobahn nach Oppeln.
In Oppeln und Umgebung erwarten mich verschiedene Lesungen und Lehrerfortbildungen zur Leseförderung, die das Goetheinstitut Krakau organisiert hat. Ich freue mich darauf, viele bekannte Gesichter wiederzutreffen.
Oppeln ist mir noch vertraut, auch wenn es nun im Herbststurm ganz anders aussieht. Mit Regenjacke und hochgezogener Kapuze lasse ich es mir nicht nehmen, noch einen schnellen Bummel durch die schöne Altstadt zu machen.


Montag, 22. Oktober 2018

Afrika im Herzen



Nun bin ich wieder da und trage ein wunderschönes und aufregendes Land mehr in meinem Herzen.
Hier ein paar Eindrücke, die ihr euch außerdem mit absoluter Ruhe, trauriger Armut und brennender Hitze vorstellen müsst.