Freitag, 29. November 2013

Autorenbegegnung in Essen



So liebevoll wie dieser Tafelanschrieb war auch der Empfang an der Essener Erich-Kästner-Gesamtschule
Die Schule hatte es sich zum Schulprogramm gemacht, ihre Sechtsklässler zu einer Schreibwerkstatt zu motivieren. Vorangehen sollte zunächst der Besuch eines Autors in einem gemütlichen kleinen Rahmen, anschließend sollten die Schüler selbst unter Anleitung der Fachlehrer erste Schreibversuche starten.
Liebevoll wurden die Autoren Nortrud Boge-Erli, Jürgen Banscherus und ich an der Schule begrüßt und zu den Lesungen begleitet. 

 

Die Schüler, die mich erwarteten, waren total gespannt und aufmerksam, in der Fragestunde wollten sie dann viel wissen, um gut für die Schreibwerkstatt gerüstet zu sein.

 

Nach der ersten Lesung gab es eine Pause und eine Autoren- und Schülerbegegnung in einem Literaturcafé. Leckerer Kuchen und hilfsbereite Schüler erwarteten uns. Und obwohl wir 30 Minuten Pause hatten, war es natürlich viel zu kurz, um uns auszutauschen. 

 

Dann wartete schon die zweite Schülergruppe auf mich, auch sie total motiviert und interessiert. Ich bin mir sicher, dass eure Schreibzeit ein großer Erfolg wird.
Liebe Grüße und vielen Dank für die Einladung.  


 


Mittwoch, 27. November 2013

Planung einer Schreibwerkstatt in der JVA




Um zur JVA Hövelhof zu gelangen, muss ich an dem Truppenübungsplatz Senne entlang fahren, der dem englischen Militär gehört. Der Stacheldrahtzaun nimmt kein Ende. An jedem Eingangstor hängt eine rote Fahne, daneben das Schild: Achtung! Scharfschießen. Schüsse und Detonationen erinnern eindrucksvoll daran, dass sich die englischen Soldaten gerade im Herbstmanöver befinden.   
Ich fahre weiter am Zaun entlang. Ein bisschen unheimlich ist mir die Senne immer. Und an so einem nebeligen düsteren Tag wirkt sie richtig furchterregend.
Endlich kommen wieder ein paar Häuser, und dann endlich das Schild: Justizvollzugsanstalt Hövelhof. Hier habe ich mich heute Nachmittag mit einer Lehrerin verabredet. Wir wollen über die Idee reden, eine Schreibwerkstatt in der JVA durchzuführen.
Ich muss mich anmelden, aber dann stehen mir alle Wege über das Gelände der JVA offen. Schließlich bin ich hier im offenen Vollzug. Die inhaftierten Jugendlichen dürfen zur Schule oder zur Arbeit gehen und müssen nur die Nacht in ihren Zellen verbringen.  
Die Lehrerin erwartet mich schon. Kaffee, Kekse und ein hübsches Büro sorgen für echte Gemütlichkeit. Die Lehrerin erzählt, dass auch ihr Klassenraum  weihnachtlich geschmückt ist, was die Jugendlichen immer verwundert und rührt. („Machen Sie das für uns?“)
Wir diskutieren die Möglichkeit einer Schreibwerkstatt. Gibt es Schüler, denen so etwas Spaß machen könnte und die sich so etwas zutrauen? Wie sehr könnte es ihnen helfen, ihr Leben zu ordnen und vielleicht die eine oder andere Wunde schreibend zu schließen. Ich erzähle von Hasan, David und Djamal, die ich im Gefängnis beim Schreiben ihrer Biografie begleitet habe, und denen es so gut getan hat, mal alles aufzuschreiben, was sie zu sagen haben und dazu positive Rückmeldung von Lesern zu erhalten.
Wir diskutieren auch die Möglichkeit, die Geschichten in selbstgebundenen Büchern zu veröffentlichen – schließlich verfügen einige Gefängnisse über eine Druckerei – oder eine Lesung zu veranstalten. All diese Aktionen könnten dazu beitragen, die positiven Fähigkeiten der Jugendlichen nach außen zu tragen und das Selbstvertrauen zu stärken.
Viele gute Ideen tragen wir zusammen, und als wir uns an der Hauptpforte wieder trennen, haben wir das gute Gefühl, einen Grundstein für ein spannendes Projekt gelegt zu haben.

Dienstag, 26. November 2013

The last rose of summer




Ich gestehe, ich gehöre zu den Leuten, die beim ersten Schnee in leichte Panik verfallen. Vor allem, weil ich in den nächsten Wochen noch auf Lesereise gehen muss, ausgerechnet in den Thüringer Wald, wo es sicher schon geschneit hat. Trotzdem habe ich es genossen, durch den Garten zu gehen, die letzten Rosen zu fotografieren und Tannengrün zu schneiden.  



Montag, 25. November 2013

Die Reihe KidS





Heute will ich über die neue Grundschulreihe KidS erzählen, die seit Juli auf dem Markt ist. Es handelt sich um eine Schullektüre, die in drei Schwierigkeitsstufen erschienen ist.
Alles fing damit an, dass mich der Verlag an der Ruhr – genau genommen Andrea Geffers – kontaktierte und die Idee hatte, Lektüren für Grundschulen zu entwickeln. Dabei, das war uns beiden klar, sollten alle Schüler berücksichtigt werden, gute wie schlechte Leser.
Die Arbeit an den Grundschulen ist seit einigen Jahren deutlich komplizierter geworden. Eigentlich ist der Grundschullehrer ja geübt im Spagat zwischen den unterschiedlich begabten Schülern. In den letzten Jahren hat sich diese Bandbreite aber erheblich vergrößert, was das Unterrichten nicht gerade einfacher gemacht hat. Förderschüler sind dazu gekommen, Schulkindergärten wurden geschlossen und die schulunreifen Schüler der Grundschule zugeschoben. Außerdem praktizieren einige Schulen den Jahrgangsübergreifenden Unterricht, haben also zwei Klassenstufen im Klassenraum sitzen.
Differenzierung ist ja sowieso seit Jahren an den Schulen angesagt, aber mittlerweile wird es schon fast zur Lebensaufgabe.
So waren wir uns schnell einig, dass unsere Lektürenreihe auf verschiedene Schülerbegabungen Rücksicht nehmen soll, aber auch den Lehrer entlasten sollte. Wir diskutierten einige Ideen hin und her, und als Andrea nach einer Woche wieder anrief, hatte sie das perfekte Konzept im Ärmel: Die Reihe KidS.
KidS steht für Klassenlektüre in drei Stufen.  
Eine Lektüre sollte in drei Versionen erscheinen. Während der Inhalt in allen Büchern gleich sein sollte, und sich auch alle Kapitel und Illus auf den gleichen Seiten befinden sollten, hat doch  

die Lesestufe 1 eine größere Schrift, weniger Text, einfachere Wörter und leichte Satzstrukturen,

die 2. Lesestufe eine mittelgroße Schrift, längere Sätze und auch mal einfache Nebensatzkonstruktionen

und die 3. Lesestufe eine kleine Schrift, eine größere Textmenge und schwierigere Satzkonstruktionen.

Wenn also der Lehrer nun sagt: „Hausaufgabe: Lest zu Hause die Lektüre Lolly_Blu, 2. Kapitel, S. 13 – 23“, kann er sich sicher sein, dass alle inhaltlich das gleiche erfahren haben, aber für alle war die Hausaufgabe zu bewältigen.“
Diese Lektüren so zu schreiben, dass sie inhaltlich gleich aber lesetechnisch unterschiedlich sind, ist nicht so einfach. Das geht eigentlich nur mit zwei Monitoren – Tendenz zum dritten! Aber es macht Spaß, und ich bin überzeugt davon, dass diese Art zu lesen ein guter Weg für Schulen ist.
By the way, es gibt natürlich auch Begleitmaterial dazu – ebenfalls dreifach differenziert.
Bis jetzt sind zwei Bücher in dieser Reihe erschienen, es liegen aber weitere Bücher für die 2. Klassen druckbereit im Verlag, und neue Bücher sind in Planung.