Um es gleich vorweg zu
sagen: Ich lese sehr viel und sehr gerne. Dabei bin ich weder auf ein Genre,
noch auf einen Autor festgelegt. Ich lese, was ich gerade geschenkt oder
empfohlen bekomme oder was ich selbst entdecke. Allerdings muss ich zugeben,
dass ich weibliche Autoren lieber als männliche lese.
Und ich muss euch auch
beichten, dass die Zeiten, in denen ich ein Buch ganz entspannt lese, auch
vorbei sind. Wenn das Buch so richtig gut ist, bin ich immer hin und
hergerissen zwischen Neid und Bewunderung. Dann wünsche ich mir von ganzem
Herzen, ich hätte auch so eine tolle Idee gehabt oder nehme mir vor, mal mehr
an meinem Stil zu arbeiten, um meinen Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit zu
erweitern. Wenn mir aber etwas an einem Buch unangenehm auffällt, habe ich
Mühe, es weiterzulesen.
Auf der Suche nach
einem neuen Buch streife ich durch eine Buchhandlung und gerate mit der
Buchhändlerin in ein interessantes Gespräch. Sie rät mir eine Familiensaga in
mehreren Bänden und ist sich ganz sicher, dass ich schon in der Nacht in das
Buch abtauchen werde, um bereits am nächsten Tag den 2. Band zu kaufen. Ich
freue mich sehr. Unsicher macht mich allerdings der männliche Autor, aber man
soll ja auch Männern mal eine 2. Chance geben.
Das Buch ist seltsam
distanziert geschrieben, und ich habe Mühe, einen Zugang zu bekommen. Die Sätze
sind lang und wirken hölzern und konstruiert. Plötzlich fällt mir auf, dass in jedem
2. Satz eine Temporale Satzkonstruktion mit „als“ vorkommt. Als das bemerke,
kann ich mich gar nicht mehr konzentrieren. Bei jedem neuen „als“ zucke ich
zusammen. Ich frage mich, ob es stilistische Absicht des Autors war, oder ob
der Lektor gepennt hat. Möglich ist natürlich auch, dass der Autor – typisch Mann
– sich von der Lektorin – wahrscheinlich Frau - nichts sagen ließ und auf seine
Als-Sätze beharrte.
Ich versuche, bei dem
Buch am Ball zu bleiben und mehr auf den Inhalt zu achten, sage mir immer
wieder, dass es in einem tollen Verlag erschienen ist und ein Spiegelbestseller
ist. Aber das muss ich mir immer häufiger sagen, immer intensiver knirschen meine
Zähne bei dem Wörtchen „als“.
Kurz vor dem Ende gebe ich auf. Zum 2. Band hat mich die Buchhändlerin nicht wiedergesehen.
Kurz vor dem Ende gebe ich auf. Zum 2. Band hat mich die Buchhändlerin nicht wiedergesehen.
Ja, das Schreiben ruiniert einen für mittelmäßige Bücher. Ich weiß allerdings richtig gute Bücher viel mehr zu schätzen, seit ich erkenne, wieviel Arbeit dahinter steckt. Diese grenzenlose Ehrfurcht vor den großen Meistern ...
AntwortenLöschenJa, das geht mir auch so.
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