Montag, 16. April 2018

Als ich das Buch las



Um es gleich vorweg zu sagen: Ich lese sehr viel und sehr gerne. Dabei bin ich weder auf ein Genre, noch auf einen Autor festgelegt. Ich lese, was ich gerade geschenkt oder empfohlen bekomme oder was ich selbst entdecke. Allerdings muss ich zugeben, dass ich weibliche Autoren lieber als männliche lese.
Und ich muss euch auch beichten, dass die Zeiten, in denen ich ein Buch ganz entspannt lese, auch vorbei sind. Wenn das Buch so richtig gut ist, bin ich immer hin und hergerissen zwischen Neid und Bewunderung. Dann wünsche ich mir von ganzem Herzen, ich hätte auch so eine tolle Idee gehabt oder nehme mir vor, mal mehr an meinem Stil zu arbeiten, um meinen Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit zu erweitern. Wenn mir aber etwas an einem Buch unangenehm auffällt, habe ich Mühe, es weiterzulesen.
Auf der Suche nach einem neuen Buch streife ich durch eine Buchhandlung und gerate mit der Buchhändlerin in ein interessantes Gespräch. Sie rät mir eine Familiensaga in mehreren Bänden und ist sich ganz sicher, dass ich schon in der Nacht in das Buch abtauchen werde, um bereits am nächsten Tag den 2. Band zu kaufen. Ich freue mich sehr. Unsicher macht mich allerdings der männliche Autor, aber man soll ja auch Männern mal eine 2. Chance geben.
Das Buch ist seltsam distanziert geschrieben, und ich habe Mühe, einen Zugang zu bekommen. Die Sätze sind lang und wirken hölzern und konstruiert. Plötzlich fällt mir auf, dass in jedem 2. Satz eine Temporale Satzkonstruktion mit „als“ vorkommt. Als das bemerke, kann ich mich gar nicht mehr konzentrieren. Bei jedem neuen „als“ zucke ich zusammen. Ich frage mich, ob es stilistische Absicht des Autors war, oder ob der Lektor gepennt hat. Möglich ist natürlich auch, dass der Autor – typisch Mann – sich von der Lektorin – wahrscheinlich Frau - nichts sagen ließ und auf seine Als-Sätze beharrte.
Ich versuche, bei dem Buch am Ball zu bleiben und mehr auf den Inhalt zu achten, sage mir immer wieder, dass es in einem tollen Verlag erschienen ist und ein Spiegelbestseller ist. Aber das muss ich mir immer häufiger sagen, immer intensiver knirschen meine Zähne bei dem Wörtchen „als“.
Kurz vor dem Ende gebe ich auf. Zum 2. Band hat mich die Buchhändlerin nicht wiedergesehen.   



2 Kommentare:

  1. Ja, das Schreiben ruiniert einen für mittelmäßige Bücher. Ich weiß allerdings richtig gute Bücher viel mehr zu schätzen, seit ich erkenne, wieviel Arbeit dahinter steckt. Diese grenzenlose Ehrfurcht vor den großen Meistern ...

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