Wir alle haben es mit schrecklicher Betroffenheit gehört: Ein Mensch, der als freundlich und unauffällig beschrieben wurde, entwickelte eine wirre Ideologie, aus der er das Recht ableitet, andere Menschen hinzurichten. So starben unzählige Jugendliche in einem Zeltlager, andere wurden Opfer einer Autobombe. Und das ausgerechnet in einem Land, das als besonders tolerant gilt. Ein Land, in dem ein hohes Bildungsniveau herrscht. Das ist besonders tragisch.
Wieder fragt sich jeder: Wie ist so etwas möglich? Warum hat niemand gemerkt, dass ein Mensch sich immer weiter in einen wirren Hass hineinsteigert. Warum ist niemandem aufgefallen, dass jemand über Jahre ein Attentat akribisch plant. Hatte der Mann keine Eltern, keine Freunde, keine Nachbarn, keine Verwandte?
Sicherlich hatte er sie, doch sie erkannten seine Veränderung vielleicht nicht. Oder sie bemerkten sie, aber sie wussten nicht, an wen sie sich wenden sollten, um vor ihm zu warnen.
In einer Gesellschaft, in der der Individualismus als hohes Gut angesehen wird und es immer weniger gemeinsame gesellschaftliche Werte und Normen gibt, auf die man sich einigen kann, ist die Gefahr besonders groß, dass Einzelne einen sonderlichen Weg gehen - einen Weg voller Hass und einer eigenen kranken Überzeugung, alles richtig zu sehen.
Wir müssen wieder lernen, aufeinander zu achten. Wir müssen lernen, diese Krankheitsbilder zu erkennen und wir müssen eine Anlaufstelle genannt bekommen, an die wir uns mit unserer Wahrnehmung wenden können. Nur dann lassen sich Amokläufe, Massakaer und Attentate verhindern.
Mein tiefstes Beileid gilt allen Betroffenen. (Foto: Seoul, Korea)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen