An diesem Sonntag las ich
mich an einem Artikel über Ungeduld fest. Er berührte und beschäftigte mich.
Ich bin immer ein ungeduldiger
Mensch gewesen (meine Kinder und vor allem meine Schüler würden heftig mit dem
Kopf nicken, wenn sie das lesen).
Noch vor einigen Jahren
hatte ich für diese Ungeduld eine Rechtfertigung. Ich war einfach immer unter
einem großen Zeitdruck: Von der Schule nach Hause hetzen - kochen - mit dem
Hund raus - Kind 1 zum Musikunterricht bringen - Kind 2 zum Chor fahren - Kind
3 Vokabeln abfragen - einkaufen - Diktate nachschauen - zur Konferenz hetzen… Ich war fremdbestimmt durch die Termine der
anderen, und wenn einer es wagte, meine Zeit außerplanmäßig in Anspruch zu
nehmen, konnte mich das noch mehr unter Druck setzen.
Nun ist diese extreme Fremdbestimmung
vorbei. Und doch spüre ich immer noch diesen Zeitdruck im Nacken. Ich werde
ungeduldig, wenn die Schlange an der Kasse zu lang ist, wenn jemand im Gespräch
nicht auf den Punkt kommt, wenn jemand zu Besuch vorbei schaut, den ich nicht erwartet
habe.
In der letzten Zeit lerne
ich immer mehr, die Ungeduld als persönliches Lernfeld zu betrachten. Ich
überprüfe, ob ich tatsächlich unter Zeitdruck stehe, und wie viel Lebenszeit es
mich wirklich kostet, wenn ich mich geduldig auf die Situation einlasse.
Überrascht stelle ich fest, es kostet nicht viel Zeit, aber es bringt mir viel
mehr Kraft und Ruhe, den Augenblick
entspannt anzuschauen.
Und beim letzten Mal in
einer langen Schlange im Aldi hat mich eine richtig gute Geschichte erwischt…
(Foto: Öland, Schweden)
(Foto: Öland, Schweden)
Ungeduld kenn ich - vor allem, wenn es um die lästigen Pflichten geht. Ich hab soviel besseres zu tun!!!
AntwortenLöschenOh ja - das Thema Ungeduld scheint auch meine ganz persönliche Lebensaufgabe zu sein. All diese Gefühle, die du beschreibst, der Stress, nicht schnell genug zu sein, etwas Wichtiges versäumen zu können, das alles packt mich auch immer wieder beim Genick und beutelt mich durch wie eine Maus, mit der die Katze ihre Spielchen treibt.
AntwortenLöschenIch sehe es inzwischen so ähnlich wie du als Herausforderung, der ich mich täglich stellen muss - leider allzu oft mit nur mangelhaftem Erfolg ;-)
Ich bin aber froh, dass es nicht nur mir so geht! Denn eigentlich sind die erzwungenen Pausen doch regelrechte Geschenke der Zeit, oder?
Herzlich
Gabi
Du hast recht: Und letztlich ist doch alles eine Frage der Sichtweise. Geschenkte oder geklaute Zeit? Manchmal spüre ich diesen (selbst gemachten?) Druck sogar körperlich. Spätetestens das ist der Punkt, wo ich dann innehalte ...
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