Als ich auf dem Markplatz eintreffe, bin ich verwirrt. Nur
so wenige? Lediglich die Polizei ist schon da. Still steht sie mit ihren Einsatzwagen
vor der Kirche und beobachtet das Geschehen.
Ich schaue mich um. Vor der Kneipe stehen ein paar Menschen, vor den Geschäften ein paar andere. Noch andere sitzen auf den Bänken. Gespannte Stille liegt über dem Platz. Doch als die Kirchturmuhr zur vollen Stunde schlägt, treffen alle auf dem Markplatz zusammen. Es sind viele. Sehr viele.
Jemand geht los und alle folgen in gutem Tempo. Nun setzt sich auch die
Polizei in Bewegung, Gott sei Dank nur, um die Straße zu sperren. Lang und
schwarz bewegt sich der Zug durch den dunklen Abend. Einige haben Kerzen dabei.
Einige singen „Die Gedanken sind frei.“ Viele schweigen.
Einmal gibt es einen kurzen Tumult. Ein Autofahrer verliert
an der Straßenkreuzung die Geduld. Mit quietschenden Reifen rast er an den
Spaziergängern vorbei, um an der Kreuzung rechts abzubiegen. Doch die
Polizei stellt sich ihm entgegen und hält ihn auf. Sie hat den Applaus auf
ihrer Seite.
Der Marsch dauert lange. Fast zwei Stunden. Als ich später
im Auto sitze, sind Füße und Hände ziemlich durchgefroren. Aber das Herz ist
warm. Und das ist das wichtigste.
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