Montag, 29. April 2019

Die Jugend heutzutage



Bei einem Spaziergang treffe ich einen älteren Mann, der mit seinem Hund unterwegs ist. Er hat ein großes Mitteilungsbedürfnis, erzählt aus seinem Leben, von der Jagd, vom Krieg, vom Tod, dem er so nahe war. „Die Jugend“, sagt er, „die weiß das alles gar nicht mehr.“
Ich bin mir etwas unsicher, ob er mich damit meint.
Dann berichtet er von der Wildschweinjagd und von den Wölfen, die hier manchmal durch den Wald streifen, und dass auch das die Jugend heutzutage falsch einschätzt, weil sie nichts mehr von der Natur versteht.
„Hier“, sagt er zu mir und zeigt auf ein Kraut am Wegrand. „Wissen Sie, was das ist?“
Okay, ich gebe zu, von Botanik verstehe ich so wenig wie vom Kochen.
„Sumpfdotterblume“, sagte ich auf Verdacht. Ich weiß zwar nicht, wie die genau aussieht, aber ich mag den Namen.
Er schnaubt verächtlich. Es ist, so erfahre ich nun, Schöllkraut. Und natürlich muss ich mir nun auch wieder anhören, dass die Jugend noch nicht mal das weiß. Aber nun weiß ich definitiv, dass er mich zu dieser Altersgruppe zählt. Das verbuche ich unter „schmeichelhaft“.
„Und was ist das hier?“, fragt er weiter und deutet auf eine andere Pflanze. Er scheint in seinem ersten Leben Biologielehrer gewesen zu sein.
Jetzt ziehe ich mein Smartphone und öffne die App „Was ist das für eine Blume“, klicke auf weiß, fünfblättrig und Waldgebiet, schaue mir ein paar Fotos an und bestimme „Weißdorn“.
Jetzt ist er sauer. „Ich weiß das aber, ohne nachzugucken“, sagt er verärgert.
„Dafür weiß ich, wie man eine App installiert“, antworte ich. 

Freitag, 26. April 2019

Julia und die Freundschaftssteine



Gestern bekam ich wieder einen dicken Brief mit Schülerpost vom Verlag. Diesmal waren viele Briefe von Grundschülern dabei. In einem der Briefe berichteten Schüler der Grundschule Söcking bei Starnberg, dass sich ihr Literaturkurs mit dem Thema Mobbing beschäftigt hatte. Aus dem Grund hatten sie mein Buch „Warum seid ihr so gemein zu dem?“ gelesen. Außerdem hatten sie einen Film zu dem Thema gedreht, und den Trailer auf Youtube gestellt. Er sieht richtig professionell und beeindruckend aus, und ich möchte ihn unbedingt als guten Tipp zu dem Thema an euch weitergeben.


Montag, 22. April 2019

Wenn hat Annette Weber gestorben?



In meinem Blog kann man in einer Statistik erkennen, unter welchen Stichworten die Leser auf meinen Blog zugreifen. Diesmal war ich einigermaßen überrascht. Ein Satz, unter dem mich jemand gesucht hatte, lautete nämlich „Wenn hat Annette Weber gestorben?“
Ich hatte sofort große Sympathien für den, der die Frage gestellt hatte.
„Hat gestorben“ ist ein Fehler, den ich absolut nachvollziehen kann. Sein in Zusammenhang mit einem Perfekt wird nur gebildet, wenn es sich bei dem Verb um ein Verb der Bewegung handelt. „Ich bin gelaufen“, „Ich bin zurückgekommen.“ Sterben dagegen ist ja nicht unbedingt ein Bewegungsprozess. Meist liegt man im Bett, manchmal auch auf dem Sofa, und selbst wenn man vorher noch gefahren oder gerannt ist, ist man doch beim Sterben eher ruhig und lässt die Dinge auf sich zukommen. Die Zeitform „hat gestorben“ ist also im Prinzip richtiger als „ist gestorben“.
Außerdem freute es mich irgendwie, dass der Rechercheur davon ausging, dass ich tot bin. Denn seien wir doch mal ehrlich: Richtig berühmt wird man - wenn überhaupt - erst nach seinem Tod. 

Donnerstag, 18. April 2019

Ich als Osterhase



Ich habe mal wieder keine Kosten und Mühen gescheut und mich für euch in dieses braun-glänzende Osterhasenkostüm geworfen. Es ist aus reinem Polyacryl und klebt gruselig auf der Haut, besonders bei diesem warmen Wetter. Aber für ein Foto habe ich es tapfer ausgehalten – bin aber froh, dass ich nicht als Osterhase herumlaufen muss.
Ich wünsche euch ein schönes Osterfest. Genießt die freien Tage, das wunderschöne Wetter, vielleicht ein schönes Familientreffen … und strengt euch nicht zu sehr beim Eiersuchen an. Im Sommer freut man sich viel mehr, wenn man noch ein ein paar Eier im Garten findet.

Sonntag, 14. April 2019

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?



Nach wie vor erreichen mich viele Schülerbriefe, und seit ich auch für die Grundschule schreibe, haben sich die Briefe auch zugunsten von schönen Bildern und Tonpapierbasteleien verändert. Hier mal einen Blick auf hübsche Bilder zu dem Buch "Das Gespenst am Kleiderhaken" der Grundschule Neunkirchen im Saarland.
Die Fragen allerdings ähneln sich, egal ob Kinder oder Jugendliche die Briefe schreiben. Eine Frage, die sehr oft gestellt wird, lautet: Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen?
Nicht immer kann ich genau sagen, wie ich auf das eine oder andere Thema gekommen bin. Mal habe ich es mir aufwändiger erarbeitet, mal bin ich darüber gestolpert. In dem Fall des Gespenstes am Kleiderhaken kann ich allerdings sagen: Das habe ich erlebt. Jetzt fahrt ihr euch wahrscheinlich abwinkend über die Augen und denkt: Oh Mann, nun ist es soweit. Im Alter wird man schon ein wenig wunderlich, und die realen und fantastischen Erlebnisse gleiten unscharf ineinander über.
Darum ist es mir wichtig, dass ich das genauer erkläre:
In meinem Berufsleben als Lehrerin war ich an einer Schule tätig, die in einem älteren Gebäude untergebracht war. Sie hatte durch viele An- und Umbauten einige dunkle Ecken und vor allem einen düsteren Dachboden. Hier waren alte Schulmöbel untergestellt, alte Dachpfannen lagerten hier, und hin und wieder stieß man sogar auf alte Schulhefte. Auf diesem Dachboden gab es auch einen alten Kleiderschrank, ganz klassisch mit einer knarzenden Tür, in dem Verkleidungsstücke untergebracht waren, die man zu Schultheaterzwecken benötigte. Zugegeben, ein Gespensterkostüm war nicht dabei, aber es hätte gut dazwischen hängen können.
Wenn ich mit meinen Schülern in der 3. Klasse Gruselgeschichten schrieb, hockten wir oft auf diesem Boden und fingen die Stimmung ein. Das muss wohl auch auf mich übergeschwappt sein.

Donnerstag, 11. April 2019

Multi-Kulti am See


Ich wohne in Bad Lippspringe in der Nähe eines Sees. Hier gibt es einige Schwäne und vor allem viele Enten, hin und wieder steht auch mal ein Fischreiher am Ufer. Die Anwohner nehmen in der Regel Anteil am Leben der Tiere – es sind gute Nachbarn, die man kennt und deren Leben man im Blick hat. Wenn die Schwäne brüten, wird es interessiert zur Kenntnis genommen, und an dem Tag, an dem die Schwanenmutter ihren ersten Ausflug mit ihrer Kindeschar macht, wird ihr freundlich zugegrüßt und gratuliert.
Nun aber ereignete sich am See eine ganz besondere Liebesbeziehung. Ein Kanadagans-Männchen verliebte sich in eine Schwänin und umgekehrt. Die beiden drehen seitdem gemeinsam ihre Kreise über den See und sind auch an Land ständig gemeinsam anzufinden. Dass sich Schwäne in Tretboote verlieben können, ist ja bereits durch alle Medien gegangen. Diese Gans-Schwan-Beziehung ist zwar nicht ganz so spektakulär, aber nicht weniger liebenswert, zeigt es doch, wie aufgeschlossen und tolerant sogar die Tiere in Lippspringe sind.  
Die Fotos hat meine Nachbarin und Freundin Ute Bergmann gemacht. Danke dafür!  

Sonntag, 7. April 2019

Veränderungen einer Stadt



Wenn man, wie meine Schwester und ich, in regelmäßigen Abständen in einer mittelgroßen Stadt zusammentreffen, um einen gemütlichen Schwesterntag zu verbringen, kann man die Veränderungen einer Stadt besonders deutlich wahrnehmen. Im Falle dieser Stadt sind sie schmerzlich. In der Innenstand reiht sich Leerstand an Leerstand, auch das Café, in dem wir uns früher getroffen haben, existiert nicht mehr. Immer müssen wir umdisponieren, der Shoppingbummel hat sich inzwischen auf zwei schöne Geschäfte reduziert. Wir haben bereits versucht, unsere Treffen an andere größere Orte zu verlagern, aber das ist nicht das Gleiche. Was uns hält, sind die Erinnerungen und die Weser, wie sie gleichmäßig dahin fließt, an dieser Stelle nicht besonders schön, aber immerhin…

Dienstag, 2. April 2019

Schreiben für Ausländer



Schon seit einigen Jahren gehört das Schreiben für Ausländer, die deutsch lernen möchten, zu meinem Arbeits- und Schreibrepertoire. Diese Lektüren für den Hueber-Verlag habe ich in Zusammenarbeit mit der Lektorin entwickelt. Sie beinhalten eine kleine Geschichte, die sich am A1- bzw. A2-Wortschatz des Goetheinstituts orientiert, die wörtliche Rede ist durch Sprechblasen dargestellt. Außerdem gibt es zahlreiche schöne Illustrationen, die die Vokabeln vorstellen.
Nun sind wieder zwei Lektüren erschienen. Die Geschichte „Wie Hund und Katze“ spielt in Waren an der Müritz, die Fahrradgeschichte „Durch den Wind“ ist in Bensersiel an der Nordsee angesiedelt. Die Geschichten sind für Jugendliche gedacht.
Seit ich diese Geschichten schreibe, ist die Zugriffszahl aus dem Ausland auf meine Homepage bunter geworden. In Süd Korea, Mexiko, Thailand, Brasilien, um nur einige Länder zu nennen, scheinen diese Bücher gelesen zu werden. Ehrlich gesagt, wenn mich jemand zu einer Lesung einladen würde… ich wäre bereit!