Dienstag, 26. Mai 2020

Mutmachkarte


Indirekt bin ich in dieser Corona-Zeit in das Homeschooling-Programm involviert, denn einige Schüler lesen eine Lektüre von mir und haben in ihrem Arbeitsplan vorgeschrieben, mir eine Mail oder einen Brief zu schreiben.
Etwas verwundert bin ich dann aber über eine Mail, die am Wochenende bei mir eintrifft:
„Sehr geehrte Frau Weber, hiermit sende ich Ihnen die Mutmachkarte meines Sohnes…“
Was denn für eine Mutmachkarte?, frage ich mich irritiert. Dann aber sehe ich, dass die Mail mit Anhang an eine Uralt-Mailadresse von mir gegangen ist, die ich inzwischen aufgrund der zahlreichen Spams schon mehrfach eliminiert habe, die aber aus irgendwelchen geheimnisvollen Internetsphären wieder zum Leben erwacht ist.
Ich schreibe der Mutter, dass es sich bei der Karte offenbar um einen Irrtum handelt, doch kaum ist meine Mail abgeschickt, trudelt auch schon die nächste Mutmachkarte ein. Und noch eine. Und noch eine. Langsam finde ich es witzig. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich, ein bisschen Mut kann man immer gebrauchen, gerade in diesen Zeiten, und dass sie so geheimnisvoll und zahlreich daherkommt, hat eine gewisse Magie.
Ich nehme erneut Kontakt zu zwei Schülern auf (Kevin und Georgij), die mich über den Sinn und Zweck der Karten aufklären. Diese Mutmachkarte ist Teil ihrer Religions-Hausaufgabe. Man soll sie für sich selbst gestalten, aber natürlich auch für die Lehrerin, denn das Homeschooling muss ja auch kontrolliert werden. Dass ich ebenfalls in den Genuss dieser Karten komme, hat niemand vorausgesehen. Die Jungs finden es genauso komisch wie ich.
Die beiden sichern mir zu, ihrer Lehrerin mitzuteilen, dass sie eine falsche Mailadresse angegeben haben … und ja, ich könnte auch über ihre Mutmachkarte in meinem Blog berichten. Aber wenn ich eines Tages fett Kohle damit mache, würden sie gerne mit 5 % beteiligt werden. Das ist natürlich Ehrensache …
Und noch während ich diesen Post schreibe, treffen zwei weitere Mutmachkarten ein. Irgendwie cool, dieses Homeschooling…
Die Karte oben ist von Kevin, die untere von Georgij. Euch beiden lieben Dank, dass ich sie abdrucken durfte.


Samstag, 23. Mai 2020

Cover und ihre Zeiten


Auch ein Buch ist der Mode unterworfen. Mal mag man eher realistische Fotos auf dem Cover, mal muss das Thema abstrakt dargestellt sein, dann wieder ist eine Stilisierung angesagt. Je länger ein Buch auf dem Markt ist, umso häufiger erlebt man auch, dass sich das Cover ändert.
Meist mag ich die Veränderungen.
Hier ein paar Beispiele. 

Dies ist der Relaunch des Buches „Aber ich bin doch selbst noch ein Kind“.




Mein Buch „Im Chat war er noch so süß“ veränderte sich gleich dreimal, 
und nun erlebt auch mein Buch „Merkt doch keiner, wenn ich schwänze“ eine neue Version. Wie findet ihr es? Ich mag diese stilisierte Kargheit.



Samstag, 16. Mai 2020

Eine Tüte Bücher



Im ersten Moment sind wir enttäuscht, als die kleine Bücherei nur durch ein Fenster geöffnet ist. Wir haben nicht die Möglichkeit, uns durch die Regale der Bücher zu lesen und Bücher auszusuchen. Aber wir können Wünsche äußern. Sie würden uns ein Lesepäckchen zusammenstellen, bieten sie uns an.
Jetzt sprudeln die Ideen. Ein Buch über Barbie, aber für die nullte Klasse – ein Fußballbuch, aber nicht „Luca schießt ein Tor“, das hat er schon gelesen, vielleicht auch was mit Monstern, spannend, aber so, dass er noch schlafen kann  -  einen guten Roman, aber nichts gruseliges, auch keine Fantasy, gerne Unterhaltung, aber gut geschrieben …
Die Bibliothekarin notiert mit ernsthaftem Gesicht. Sie wolle mal gucken…
Am nächsten Tag dürfen wir die Bücher abholen. Sie hat uns eine riesige Wundertüte zurecht gemacht. Schon am Auto studieren wir die Inhalte, lachen uns über die Cover kaputt.
Tut auch mal gut, sich nicht immer selbst entscheiden zu müssen.

Montag, 11. Mai 2020

Spannungsmomente



 
Es ist unausweichlich, dass man seinen Protagonisten in eine gefährliche Situation schicken muss, und was noch schrecklicher ist: Man muss die Falle selbst konstruieren und mit anschauen, wie er ahnungslos hineinstolpert, um sich dann weiter und weiter darin zu verstricken.
Ich stehe gerade vor dieser Situation und merke, wie schwer ich mich damit tue. Ich lenke mich immer wieder ab, daddele im Internet herum, hole mir noch einen Kaffee, um diesen Augenblick heraus zu zögern. Es ist schrecklich, dem Menschen weh tun zu müssen, den man erschaffen hat und den man seit vielen Manuskriptseiten durch sein Leben begleitet.
Wie halten Krimiautoren so etwas aus?
Aber es muss sein. Die Spannung des Buches steigt mit diesen Situationen. Das einzig Gute an der Sache ist, dass ich weiß, wie meine Hauptperson da wieder rauskommt und ich weiß auch, dass ich ihr dabei helfen werde.

Dienstag, 5. Mai 2020

Lähmende Langsamkeit



Verwirrt stelle ich fest, dass ich fast 14 Tage lang nichts mehr gebloggt habe. „Kind, was habe ich denn zu erzählen“, schreibt meine Tante Hanna oft in ihren Briefen, deren Tage sich langsam und gleichmäßig aneinander reihen, seit sie ihre Wohnung nicht mehr verlässt. Und das ist seit fast fünf Jahren so.
Ich verlasse das Haus, treffe Freunde, fahre Rad, wandere, schreibe, lese, schlafe – und doch verläuft das Leben in einer lähmenden Langsamkeit, die mich die Stunden zählen lässt.
Mein Patenkind (14) muss eine Stellungnahme zu Corona schreiben – etwas Witziges, Satirisches. Sie schreibt: „Hände waschen und Netflix gucken – ich hatte mir die große Apokalypse anders vorgestellt.“