Donnerstag, 31. März 2011

Rückmeldungen


Solche Rückmeldungen sind ein Geschenk und erhellen den Tag. 
Ich danke euch dafür und grüße euch herzlich. 
Danke auch, dass ich das in meinem Blog abdrucken durfte.

Sehr geehrte Frau Weber,

wir, die Klasse 10b der Jakob-Moreno-Schule (Förderschule E und L), haben das Buch abgehauen sehr gerne und schnell gelesen. Wir haben schon andere Bücher von ihnen gelesen die wir auch klasse fanden (sauf ruhig weiter..) aber ihre Idee mit Matthias zu schreiben fanden wir besonders. Die Geschichte ist uns allen nahe gegangen.
Bei uns haben auch manche schlimme Sachen zu Hause, manche wohnen auch bei Pflegeeltern oder im Heim, aber soo schlimm wie bei Matthias....

Wir wollten ihnen ein dickes Lob schicken

Liebe Grüße von der 10b aus Gummersbach



Lieber Matthias,

deine Lebensgeschichte ging uns allen nah, wir konnten verstehen, warum du es schwer hast mit anderen Menschen ...
schön, dass du die Geschichte aufgeschrieben hast.
Wir wünschen dir von Herzen ein schönes, langes Leben.

Die Klasse 10b aus Gummersbach

Mittwoch, 30. März 2011

Verpasste Gelegenheit

Aus Zeit- und Lustmangel bin ich im Moment eher wenig in sozialen Netzwerken unterwegs. Umso erstaunter war ich, nun gleich fünf Nachrichten vorzufinden. 
Von einem Mann. 
Einem Unbekannten. 
Ich öffnete die erste Mail und blickte auf einen Typen mit nacktem Oberkörper und tätowiertem Unterarm
"Tolles Profilfoto", sagte die erste Nachricht.
"Du bist eine tolle Frau" stand in der zweiten.
"Es stört mich auch nicht, dass du verheiratet bist", las ich in der dritten.
(Ich verzichte an dieser Stelle mal auf die Originalschreibweise).
"Warum antwortest du nicht", stand in der vierten.
"Bist wohl nicht so oft on, was?", lautete die fünfte.
Das wars dann wohl.
Ein kurzes Strohfeuer.
Eine verpasste Gelegenheit.
Vielleicht.
Andererseits - manche Probleme erledigen sich von selbst.

Dienstag, 29. März 2011

So`n bisschen Plutonium

Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Jeder Mensch, der in einem demokratischen Land lebt, kann sich frei über eine Sache informieren.
Rund um das Kraftwerk Fukushima ist Plutonium gefunden worden. Und doch behauptet die Betreiberfirma Tepco, diese geringen Mengen seien für die Menschen nicht gefährlich. 
Dabei führt eine Dosis Plutonium im Milligrammbereich bereits zum sofortigen Tod. Und die Inhalation von 40 Nanogramm kann bereits Krebs verursachen.
Man erzählt bewusst Lügen, um eine Panik zu verhindern. Dabei nimmt man in Kauf, dass viele Menschen lebensbedrohlich erkranken und sterben können. 

Montag, 28. März 2011

Meine wissenschaftliche Seite

Heute will ich mal von meiner wissenschaftlichen Seite erzählen. 
Den Hut, den ihr hier auf dem Foto seht, ist nämlich mein Doktorhut. (Meine Kinder haben ihn gebastelt.) Ich habe vor drei Jahren an der Uni Osnabrück im Fachbereich Pädagogik promoviert. 
Die Arbeit ist mir sehr schwer gefallen. Einmal lag mir dieses wissenschaftliche Schreiben und das kleinliche Zitieren nicht besonders, zum  anderen war ich total enttäuscht über die pädagogische Wissenschaft. Sie erschien mir so elitär und so weltfremd, so kilometerweit von der Praxis und ihren Sorgen entfernt, aus der ich kam. 
Hundert - vielleicht sogar tausendmal habe ich überlegt, die Arbeit wieder hinzuschmeißen. Dass ich trotzdem durchgehalten habe, lag daran, dass ich nicht gerne aufgebe.

Meine Dissertation war aber wirklich interessant. 
Ich hatte mich mit der Biografieforschung beschäftigt und mir männliche jugendliche Einzelgänger als Forschungsschwerpunkt ausgesucht. Zehn jugendliche Einzelgänger aus ganz unterschiedlichen Familien erzählten mir ihre Biografien, die ich dann qualitativ auszuwerten hatte.
Das Ergebnis meiner Arbeit war echt interessant. Alle Einzelgänger, die ich interviewte, litten sehr unter der Situation, keine Freunde zu haben, aber niemand schaffte es, da heraus zu kommen. Selbst wenn die Jugendlichen die Schule wechselten oder umzogen, waren sie kurze Zeit wieder in ähnlichen Strukturen. Das lag vor allem daran, dass sie niemanden von außen zur Klärung ihres Problems hinzu zogen. Die Jugendlichen versuchten entweder, ihr Problem allein zu lösen, oder die Eltern halfen ihnen dabei. Da die Eltern aber selbst in das Problem involviert waren, waren sie ihren Kindern keine Hilfe.

Die Gespräche mit den Jugendlichen haben mein Schreiben für Jugendliche sehr beeinflusst.

Freitag, 25. März 2011

Back home

Nun bin ich wieder zu Hause, ordne meine Fotos und erzähle.
Es war eine wunderschöne und erlebnisreiche Woche mit interessanten Begegnungen. Besonders gemütlich war der Donnerstag Abend, als wir mit einigen Mitorganisatoren im alten windschiefen Rathaus zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen saßen. 
Viele lebendige Bilder sind mir in Erinnerung. 
Außerdem habe ich einige köstliche Fläschen edlen Frankenwein geschenkt bekommen, die ich schnell in unserem Keller in Sicherheit gebracht habe, bis die "7 Wochen ohne" vorbei sind. 
Umso mehr freue ich mich auf Ostern.

Hier noch ein paar Leseeindrücke.




Donnerstag, 24. März 2011

Mein Hochdeutsch

"Joa mei, doas schauts gut aus, was Sie doa auf`m Teller ham", sagt der Mann vom Nachbartisch und nickt anerkennend zu meinem dicken Stück Apfelkuchen mit Streuseln hinüber.
"Ja, nicht? Und es schmeckt auch total gut", antworte ich.
Jetzt sehen sich alle im Café nach mir um. Überrascht - distanziert - misstrauisch vielleicht sogar.
Und ich spüre, wie hart meine Sprache klingt. Die Worte hören sich spröde und kühl an. 
So oft habe ich mir gewünscht, einen Dialekt zu sprechen. Er klingt so gemütlich. 
Das Hochdeutsch schafft Distanz.
Vielleicht ist das der Grund, warum wir in Westfalen eher wortkarg sind. 
"Moachen`S Ferien hier in Bamberg?", fragt der Mann weiter. 
Er ist weiterhin freundlich. Aber er hat mich sofort als Fremde eingeordnet.
Eine Antwort auf diese Frage ist schwierig.
Sage ich nun: "Nein, ich bin beruflich hier", könnte das einen weiteren Rattenschwanz an Fragen nach sich ziehen. Das überfordert meine Kommunikationsstruktur als Ostwestfale. Mehr als einen Dreiwortsatz mit einem Fremden tauschen wir in der Regel nicht aus...
Also sage ich einfach "Ja."
Er nickt, lächelt und wünscht mir noch einen schönen Tag.

Dienstag, 22. März 2011

Eindrücke einer Lesereise

Heute ein kleiner Zwischenstandsbericht von meiner Lesereise nach Bamberg, die noch bis Freitag andauert. 
Mir geht es gut. 
Die Lesungen sind top-organisiert (danke an Frau Essler vom Sankt Michaelsbund), die Schüler sind interessiert und die Betreuung liebevoll.

Gestern war ich in Frensdorf und Schlüsselfeld, heute in der Bamberger Innenstadt. 
Bei einer meiner Lesungen heute lernte ich eine ganz besondere Schule kennen, die Martin-Wiesend-Schule, ein Förderzentrum für hör- und sprachbehinderte Schüler. Ich habe ja schon viele viele Schulen in meinem Leben gesehen, aber diese Schule übertraf wirklich alles. Sie war bunt und fröhlich, mit interessanten Kunstobjekten bestückt, mit einem Schulgarten, mit hellen Klassenräumen und Gruppenräumen - selbst die Schultoiletten waren ein kleines Paradies. 
Da kann man nur tief und neidvoll seufzen, wenn man es anders kennt...

An dieser Schule wurde mir auch eine süße Geschichte in Sachen Bücherklau erzählt. 
Eine Lehrerin las mit ihren Schülern mein Chatbuch im Unterricht. Damit die Schüler nicht weiter lasen, als angeordnet, sammelte sie die Bücher nach dem Unterricht immer wieder ein. Das konnte eine Schülerin - eine Nichtleserin - nicht aushalten. Heimlich ließ sie das Buch in ihrer Schultasche verschwinden und las es zu Hause zu Ende. Zur "Strafe" musste sie fest versprechen, den anderen nicht das Ende zu verraten.
Süß, oder? Das ist doch wirklich ein dickes Kompliment, wenn ein Jugendlicher mal ein Buch mitgehen lässt...

Hier noch einige Impressionen von den Lesungen:





Sonntag, 20. März 2011

In Bamberg unterwegs

Wenn man zu Lesungen unterwegs ist, lernt man wirklich sein Land kennen.
Ich bin nun für eine Woche in Bamberg, eine der schönsten Städte Deutschlands. Für uns Westfalen liegt Bamberg in Bayern, aber die Bayern meinen, es liegt in Franken - in Oberfranken, um genau zu sein. 
Die oberfränkischen Büchereien des Sankt Michealsbundes in Bamberg haben mich zu einer Autorenbegegnungswoche eingeladen, die sie "Wortspiele" nennen. In dieser Woche sollen Schüler Autoren kennen lernen, Lesungen finden statt und Werkstattgespräche sollen erfolgen.

Warum man auf die geniale Idee gekommen ist, mich einzuladen, weiß ich nicht, aber ich freue mich riesig.
Ich bin in einem schönen Appartementhaus untergebracht, nicht weit von der Altstadt entfernt. 
Da ich heute am späten Nachmittag schon angereist bin, habe ich die Zeit noch für einen Bummel durch die Stadt genutzt. 
Ach übrigens - in meinem Zimmer standen ein schöner Blumenstrauß und eine Flasche ROTWEIN für mich bereit... Die Flasche habe ich ganz schnell aus meinem Blickfeld geräumt. 
Sieben Wochen ohne!!!

Freitag, 18. März 2011

Lesung in Steinfurt

Heute bin ich an der Erich-Kästner-Schule in Steinfurt zu Gast. 
Steinfurt ist ein kleiner Ort im Münsterland nördlich von Münster. Hier war ich vor einigen Jahren schon einmal zu einer Lesung und einer Lehrerfortbildung eingeladen. 
Einige Schüler können sich auch noch an mich erinnern.

In diesem Jahr lesen die Jahrgangsstufen 5, 6, 7 und 8 das Buch "Im Chat war er noch so süß". Sie haben es bereits angefangen und wollen, dass ich nun weiter vorlese. Das mache ich natürlich gerne. Ich lese ein bisschen aus der Mitte und aus dem Ende, aber nicht so viel, dass das Ende verraten wird. Die Schüler sind gespannt, wie es weiter geht.
Dann ist natürlich noch Zeit für Fragen zu meinen Büchern und zum Schreiben. 

 Zum Schluss interessieren sich viele Schüler noch für meinen Büchertisch...

... und einige haben sich auch gleich festgelesen.

Donnerstag, 17. März 2011

Eine Lesung vorbereiten

"Ich kann verstehen, dass Sie aus dem Schuldienst ausgestiegen sind", sagte mir ein Schulleiter einmal. "Jetzt können Sie es auch mal ruhig angehen lassen und müssen nicht mehr so pünktlich und organisiert sein."
Hahaha. 
Das sind Vorstellungen von einem freien Künstlerleben, die in den Bereich der Fantasy-Literatur einzuordnen sind. Denn wer sich als Autor nicht organisieren kann, hat schnell verloren.

Morgen bin ich wieder zu einer Lesung unterwegs. 
Lesungen muss man unheimlich gut planen. Es darf einfach nicht passieren, dass man das Buch, aus dem man lesen will, nicht dabei hat. Man muss die Fahrtroute kennen, die Fahrzeit einhalten, und wenn man keine Rechnung mitgebracht hat, kriegt man auch kein Honorar. 
Und letztendlich: Wenn man total chaotisch ist, wird man nieeeee wieder eingeladen.

Ich will euch mal erzählen, wie ich eine Lesung plane:
- Ich überlege, aus welchem Buch ich vorlesen werde und entscheide.
- Ich suche Stellen heraus, die ich lesen werde.
- Ich lese die Stellen laut und stoppe die Zeit.
- Ich markiere die Stellen.
- Ich suche weitere Bücher und Anschauungsmaterialien heraus, die ich den Schülern zeigen möchte.
- Ich bereite Autogramme und Prospekte vor.
- Ich suche den Ort auf der Karte und drucke Kartenmaterial aus.
- Ich berechne die Kilometerzahl.
- Ich schreibe eine Rechnung.
- Ich lade mein Handy und den Fotoapparat auf.
- Ich lege meine Uhr zurecht.
- Ich stelle mein Navi ein.
- Ich trage die Fahrtkosten und Lesekosten in meine Steuerabrechnung ein. 
- Ich packe meinen Rucksack. 
- Ich tanke.

Bei der Fahrt plane ich immer mindestens eine Stunde Puffer ein. Lieber unterwegs noch einen Kaffee trinken, als schweißgebadet auf einem Autobahnkreuz zu stehen.
Naja, und dann kann es losgehen.

Mittwoch, 16. März 2011

Noch einmal Japan

Ich habe mich daran gewöhnt, mit Katastrophen zu leben. Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Kriege. Sie alle sind traurig und aufrührend, und sie beschäftigen mich. Doch sie sind weit weg und in meinem Alltag kommen sie nicht vor.
Mit dieser nuklearen Katastrophe in Japan geht es mir anders. Sie geht mir so unter die Haut, dass ich mich kaum auf meinen Alltag konzentieren kann. Er erscheint mir so klein und unwichtig. 
Ich bemühe mich, nicht pausenlos Nachrichten zu lesen oder Radio zu hören, aber der Gedanke an die Menschen dort ist immer in mir, selbst in meinen Träumen.

Wir sind immer Atomkraftgegner gewesen und haben mit der Antiatomkraftbewegung in den 70ger/80ger Jahren sympathisiert. Düstere Bilder wurden damals vorausgesagt, von radioaktiven Wolken, verseuchtem Wasser, fliehenden Menschen. 
Unsere Proteste wurden ignoriert und wir erlebten, wie Kernkraftwerke in Grohnde und Brokdorf enstanden.  
Das Leben ging seinen Weg und wir lernten, diese Gefahr zu ignorieren.
Tschernobyl rüttelte uns neu auf. Mein ältester Sohn war damals noch klein, ich war schwanger mit dem zweiten Kind. In dieser Zeit waren wir sehr aufgelöst - doch auch das geriet wieder in  Vergessenheit.
Nun ist alles wieder da. Die Menschen in Japan ratlos und in einem Schockzustand. Die radioaktive Wolke als Bedrohnung über dem Leben schwebend. 
Das alles erinnert an Gundrun Pausewangs fiktiven Roman "Die Wolke" und ist doch schreckliche Wirklichkeit.

Dienstag, 15. März 2011

Heute, 15. März


Ich koche einen Tee. Rooibos Vanille.
Bayern ist im Achtelfinale.
Und Victoria Beckham erwartet ihr viertes Kind.
Der Apple IPad ist schon ausverkauft.
Und in NRW kommt es wahrscheinlich zu Neuwahlen.
Ich trinke den Tee in kleinen Schlucken.
Und in Japan gib es den Super-GAU.

Sonntag, 13. März 2011

Sieben Wochen ohne

Als ich noch im Schuldienst war, war ich Lehrerin an einer katholischen Grundschule. 
In der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern gab es besonders unter den Kommunionskindern viele Schüler, die mit einer großen Ernsthaftigkeit fasteten. Sie gingen achtsam mit ihrer Ernährung um, verzichteten auf Süßigkeiten und steckten das dadurch gewonnene Geld in eine Spardose für das Hilfswerk Misereor.
Das hat mir wirklich imponiert - und insgeheim war ich manchmal froh, nicht katholisch zu sein...

In diesem Jahr habe ich mich entschlossen, mich an der Fastenaktion "Sieben Wochen ohne" der evangelischen Kirche zu beteiligen. 
Wir begannen diese Fastenaktion am Freitag in einem liebevoll gestalteten Treffen im Gemeindehaus. Unterschiedliche Ideen zum Verzichten hatten sich die Einzelnen vorgenommen: Verzicht auf Genussmittel, auf Fernsehen oder Handys, Verzicht auf Hektik oder Notlügen.

Ich habe eine Weile abgewogen, auf was ich verzichten möchte und kann. 
Sieben Wochen sind eine lange Zeit. 
Kaffee überlegte ich erst - doch dann wusste ich schnell, dass ich das nicht durchhalte. 
Süßigkeiten vielleicht - aber sieben Wochen ... das ist zu lang. 
Alkohol könnte ich schaffen. Ich trinke gerne mal ein Glas Rotwein, und darauf zu verzichten, ist schade, aber es wäre möglich.
So beschließe ich an dem Abend, sieben Wochen lang auf Alkohol zu verzichten. Aber auch meinen Süßigkeitenkonsum will ich reduzieren - eine Riegel Schokolade muss aber täglich drin sein... 

Anfang April haben wir Bergfest. 
Darauf freue ich mich schon.

Samstag, 12. März 2011

Keine Laufzeitverlängerung

Für uns ist es heute ein wunderschöner Frühlingstag, für viele Japaner der Tag, an dem das schlimmste Unglück ihres Lebens passiert.
Wann endlich steigen wir aus der Atomenergie aus!

Freitag, 11. März 2011

Der Lebenssinn

Im Radio erfuhr ich von dem schrecklichen Erdbeben und dem Tsunami in Japan und war sehr betroffen. 

Dabei fiel mir ein Vortrag ein, den ich einmal über die Sinneslehre Rudolf Steiners gehört hatte. Steiner gliedert die Sinne des Menschen in zwölf verschiedene Bereiche, einer davon ist der Lebenssinn. 
Und genau den hatte ich nie so wirklich kapiert. 

In diesem Vortrag aber erzählte eine anthroposophische Ärztin, wie sie einmal in Japan ein Erdbeben erlebt habe, und danach ihr Lebenssinn lange gestört gewesen sei.
Im Lebenssinn spiegelt sich nämlich das Gefühl wieder, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen und die Erde als etwas zu wahrzunehmen, das einen trägt und hält. Erlebt man aber, dass die Erde unter einem zu schwanken beginnt, ist der Lebenssinn für einen langen Zeitraum gestört.

Umso erstaunlicher, zu sehen, dass die Menschen in Japan sich trauen, in Hochhäusern zu leben, dass sie sich in U-Bahn-Schächte wagen, dass sie in Fahrstühle steigen. 
Sie haben die eventuell ausbrechende Katastrophe in ihren Alltag eingebaut.

Donnerstag, 10. März 2011

Mein neues Arbeitszimmer


Schnell, schnell, guckt mal! Das ist mein neues Arbeitszimmer. Noch ist es aufgeräumt. Die Bücher stehen (überwiegend) in den Regalen, noch ist keins quer reingeschoben und es gibt sogar auf vielen Regalbrettern noch ein bisschen Platz. Naja, zugegeben, ein bisschen Unordnung lässt sich selbst beim Einräumen bei mir nicht vermeiden, aber ich habe mich bemüht!!!
Auf alle Fälle haben wir erst mal die Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume eingerichtet. Es stehen noch Umzugskartons im Keller, doch die wollen wir erst einmal bis zum kommenden Wochenende ignorieren.
Ich bin so froh, dass wir dieses logistische Chaos hinter uns gebracht haben.
Jetzt will ich endlich mal wieder in Ruhe schreiben können. Ein Auftrag drängt schon. Die Schülerbriefe stapeln sich. Und ich habe wahnsinnig Lust, endlich wieder anzufangen.

Mittwoch, 9. März 2011

Erinnerungen an meine Mutter


Heute wäre meine Mutter 85 Jahre alt geworden. Sie ist vor 23 Jahren gestorben. 
23 Jahre, das ist eine lange lange Zeit. Längst tut die Erinnerung an sie nicht mehr weh. Ich kann über sie erzählen und über sie schreiben. Es vergehen auch Wochen und Monate, ohne dass ich an sie denke. Aber sie ist in mir - ich erkenne sie in meinem Gesicht, in Gesten und Worten, sogar in meiner Handschrift.

Meine Mutter starb ohne Vorwarnung und ohne jemandem auch nur eine Chance zu geben, sich zu verabschieden. Sie hatte einen Herzstillstand. Und obwohl mein Vater sofort den Notarzt rief und der Krankenwagen ganz schnell zur Stelle war, gelang es niemandem, sie zu reanimieren. 
Ein schöner Tod, sagten viele. 
Aber für die Angehörigen ist es das nicht. Es ist ein Schock, der alle fassungslos zurück lässt. 

Als meine Mutter starb, war ich 32 Jahre alt und gerade hochschwanger mit dem 3. Kind. Ich war erwachsen und alt genug, ohne Mutter zu leben. Und trotzdem ist der Tod der Mutter zu jeder Lebenszeit ein tiefer und trauriger Lebenseinschnitt.

Durch ihren Tod habe ich ein Gefühl kennen gelernt, das ist so vorher nicht kannte: Die tiefe Trauer. Es ist eine Trauer, die viel länger anhält, als die Umgebung einem zugesteht. Denn natürlich fordert der Alltag schnell, dass man wieder funktioniert.
Ich entwickelte wie viele Trauernde eine Überlebensstrategie. Ich lebte in zwei Welten. Die eine Welt, das war die alltagstaugliche Annette, die ihre Frau stand. Die andere Seite in mir aber war ein inneren Abgrund, an dessen Rand ich mich nur vorsichtig tasten konnte. Zu tief wäre der Absturz gewesen.
Dieses Leben in den Parallelwelten hält lange an. 
Nur langsam rücken die Welten zusammen, bis sie irgendwann wieder eine Einheit bilden.

Dienstag, 8. März 2011

Blau - nicht nur eine Farbe des Himmels

Im vergangenen Jahr gab es bei den Karnevalszügen im Kreis Paderborn massive Probleme mit alkoholisierten Jugendlichen. 
In diesem Jahr war die Polizei besser vorbereitet. Als sich die Jugendlichen über Facebook auf dem Schulhof einer Grundschule zum "Vorglühen" verabredet hatten, war auch die Polizei gut Facebook-organisiert, und traf ebenfalls ein. Sie fanden so eine riesige Menge an hochprozentigem Alkohol vor, dass sie Bier, Wein oder Sekt als Nebensache behandelten und nur den Schnaps beschlagnahmten. 
70 - in Worten: SIEBZIG!!! - Flaschen Schnaps wurden sicher gestellt. 
Ehrlich - da sind einige Jugendliche vor dem Koma bewahrt worden.

Montag, 7. März 2011

Karneval


Im letzten Jahr um diese Zeit erlebte ich den Karneval in Brasilien. Nicht, weil ich Karneval liebe. Es war einfach nur so, dass der Karneval, Brasilien und ich aufeinander trafen. 
Das war eine spannende Zeit. Laut - ja, vor allem war es laut. Jeder, der eine Musikanlage besaß - und sei sie auch nur in seinem Auto - hatte sie bis zum Anschlag aufgedreht.
Wir denken ja immer: die Brasilianer, die können feiern. Und der Karneval ist die höchste Steigerungsstufe. Doch in dieser Zeit  habe ich auch viele Brasilianer gesehen, die in diesen bunten, lauten Tagen einfach nur angestrengt und genervt wirkten.


Heute hatte ich den Rosenmontag völlig vergessen, und so war ich total verblüfft, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ein paar verkleidete Kinder standen dort. 
"Bin ein kleiner König", schmetterten sie.
Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte.
Gott sei Dank hatte mein Mann vorher viele Süßigkeiten eingekauft. Sie waren eigentlich für uns gedacht. 
Nervennahrung. 
Aber jetzt konnte ich aus dem Vollen schöpfen.

Sonntag, 6. März 2011

Umgezogen


Am Samstag sind wir nun umgezogen. Ein paar Straßen weiter nur. Und doch ist es ein bedeutungsvoller Umzug. Es ist der Abschied von unserem Familienhaus, das uns nun 23 Jahre lang eine Heimat war.
Unsere Kinder sind gekommen, um zu helfen, aber auch, um noch ein letztes Mal durch alle Räume zu gehen. Wie oft haben in diesem Haus die Zimmer ihre Funktionen verändert, waren mal Kinderzimmer, mal Schlafzimmer, mal Arbeitszimmer. Jeder hat schon in jedem Zimmer geschlafen. Viele Erinnerungen kommen da auf.
Dieses Haus trägt unsere Familiengeschichte in sich. 

Dann kommen die Möbelpacker.  
Jetzt ist keine Zeit für Sentimentalitäten mehr. 
Jetzt wird geschleppt, geräumt, geflucht. 
Gegen Mittag sind wir in neuem Haus und sitzen in einem Chaos aus Möbel und Kisten. Wieder wird geräumt, geschleppt, geflucht.
Abends endlich ist Zeit für ein Glas Sekt.
Schön ist es hier im neuen Haus. 
Nur eine Geschichte hat es noch nicht für uns.

Freitag, 4. März 2011

Streit verbindet

Unser DSL läuft immer noch. Da kann ich doch schnell noch ein bisschen bloggen. 
Heute ist unser letzter Tag im alten Haus, und ich bin schrecklich aufgeregt und unruhig und auch traurig. Hier ist mir alles so vertraut. Selbst in totaler Dunkelheit finde ich mich in diesem Haus zurecht, kenne jedes Geräusch, weiß wo die Lichtschalter sind, kenne die Stolperfallen liegen gebliebener Schuhe. 
Das wird jetzt alles anders. 

Gestern wartete unsere alte Nachbarin am Zaun auf mich. Eigentlich reden wir nicht viel miteinander. Sie streitet gerne, und so gehe ich ihr in der Regel mit höflichem Kopfnicken aus dem Weg. 
Nun aber hält sie es nicht mehr aus. Schon seit Tagen hat sie beobachtet, wie wir Kiste um Kiste aus dem Haus tragen.
"Ziehen Sie um?", platzt es aus ihr heraus.
"Nur ein paar Straßen weiter", sage ich und unterdrücke die Bemerkung "Wir wollen mal nette Nachbarn haben."
"Und was wird aus dem Haus?", will sie wissen.
"Dort ziehen andere ein", erkläre ich. 
"Das ist aber schade", sagt sie und sieht plötzlich ganz klein und hilflos aus.
"Ach kommen Sie", entgegne ich. "Sie haben uns doch sowieso nicht so gerne gemocht. Vielleicht verstehen Sie sich mit den neuen Nachbarn viel besser."
"Das weiß man nie", antwortet sie. "An Sie hatte ich mich jedenfalls gewöhnt."
Dann geht sie ins Haus, um das Geschehen wie gewohnt von ihrem Fensterplatz aus zu beobachten. 
Und mir fällt ein, dass auch Streit eine feste Beziehung ist.

(Das Foto ist übrigens in Brasilien entstanden, wo die Reichen ihren Reichtum vor den Armen "schützen". Sooo schlimm ist unsere Nachbarschaftsbeziehung doch noch nicht. ; )) 

Mittwoch, 2. März 2011

Lesung in Petersaurach bei Heilsbronn


Eigentlich müssten wir längst ohne DSL-Anschluss sein, aber wir sind es noch nicht. So kann ich euch noch von einer schönen Lesung berichten, die mich tief ins Frankenland nach Heilsbronn bei Nürnberg führte. 
Ehrlich gesagt habe ich es richtig genossen, dem Chaos zu Hause zu entfliehen.
Die lange Bahnfahrt über konnte ich gemütlich lesen. Und im Gasthof war es nett. Es gab keine Umzugskartons im Zimmer, das Abendessen war typisch bayrisch-lecker und das kleine Städtchen Heilsbronn war total beschaulich.

Heute dann fand die Lesung an der Mittelschule in Petersaurach, einem kleinen Dorf bei Heilsbronn, statt. Es gab eine Buchwoche an der Schule, und verschiedene Klassen hatten das Buch "Merkt doch keiner, wenn ich schwänze" gelesen. Nun wollten sie mich kennen lernen. 
Ich fragte sie, wie ihnen das Buch gefallen hat.
"Eigentlich lese ich nicht", sagte einer aus der 8. "Aber das passt schon."
Ein typisch bayrisches Kompliment! Ich habe mich gefreut.



Anschließend las ich aus meinem Buch "Im Chat war er noch so süß" vor, und die Schüler hörten total aufmerksam zu. Dann zeigte ich ihnen an meiner Arbeitskladde, wie ich es mache, wenn ich ein Buch entwerfe.
Die Stunden vergingen unheimlich schnell. 
Zum Abschied gab es wunderschöne Frühlingsblumen und etwas zum Knabbern für die Rückfahrt.


Danke an euch alle, besonders auch an Frau Schatzeck und Herrn Keller-Sommer.