Mittwoch, 27. März 2019

Gedanken zum Urheberrecht


Eine klitzekleine Reform ist auf den Weg gebracht, ein vorsichtiger erster Versuch, die Giganten des Internets wie Google, Youtube, Facebook, Instagram und wie sie alle heißen in die Schranken zu weisen. Diese Plattformen, die ungefragt Daten von Nutzern sammeln und zusammenführen und mit ihnen reich und reicher werden, kümmern sich nicht um geistiges Eigentum, schon gar nicht um eine angemessene Honorierung eines Künstlers, wenn sein Werk zitiert oder präsentiert wird.
Nun endlich versucht ein Gesetz, ihnen diesen Weg zu erschweren. Doch sofort wird das Geschrei laut. Das Ende der Demokratie wird vorausgesagt, der Niedergang der Meinungsfreiheit beklagt, ja, sogar der Tod des Internets vorhergesagt.
Als Künstler frage ich mich plötzlich: Habe ich da etwas falsch verstanden? Demokratie und Meinungsfreiheit, das waren doch meine Worte.
Verwundert höre ich genauer hin. Angeblich geht die Angst um, dass diese böse Abmahnindustrie der Anwälte sich eine goldene Nase verdiene. Diese Angst kann ich verstehen. Aber warum demonstriert man dann nicht gegen die Anwälte und ihre Praktiken?
Eine weitere angebliche Angst ist, dass die Medien-Giganten einen Uploadfilter einsetzen, und wenn Roboter den Download analysieren, könnten sie eventuell zu Fehleinschätzungen kommen. Auch das kann ich verstehen, aber warum demonstriert man dann nicht gegen die Giganten und ihre Praktiken?
Das dreisteste Argument allerdings lautet, dass wir Künstler nicht so rumjammern sollen. Das Geld, das uns zusteht, würde sowieso letztendlich nicht bei uns ankommen. Dazu kann ich nur sagen: Das sind wir gewöhnt. Die Raubindustrie ist riesig. Darum sollte man doch trotzdem nicht seine Musik, die Geschichten, die Bilder, Filme und Fotos an die Welt verschenken.
Meiner Meinung nach jammern die besonders laut, die sich gerne und bedenkenlos bedienen. Die, die Youtube-Channels mit Musik unterlegen wollen, die, die ihre Medien mit Filmen und Bildern anderer schmücken wollen, die, die gerne die Worte anderer benutzen, wenn die eigenen Worte zu dürftig sind. Da ist es doch gut, wenn man mal lernt, es selbst machen zu müssen. Nur wenn man in den Schuhen des anderen geht, entwickelt man Achtung und Respekt vor seiner Arbeit!

Sonntag, 24. März 2019

Buchmesse Leipzig



Zum zweiten Mal in meinem Leben bin ich auf der Leipziger Buchmesse. Schon die Fahrt dahin, vom Spreewald aus zwei Stunden Landstraße durch romantische Teile von Sachsen, war entspannend und stand ganz im Gegensatz zu meinen sonstigen Rennpisten über die Autobahn.
Mit dem Auto anzukommen hatte den Vorteil, mal hinter die Kulissen zu gucken, wie sich die Cosplayer an den Autos umzogen und schminkten und dann mit Highheels, Boots oder Riesenpuschen zur Buchmesse latschten beziehungsweise trippelten.
Im Gegensatz zur Buchmesse Frankfurt geht es in Leipzig gemütlich zu, und man sieht mal richtig echte Leser. In Frankfurt hat man immer das Gefühl, unter Bankern und Businessmenschen zu sein.
Für mich ist die Buchmesse immer eine Chance, die Lektoren und Programmleiter kennen zu lernen. Es ist spannend zu sehen, wie derjenige aussieht, mit dem man schon so viele Mails ausgetauscht hat.
Hinterher im Auto kommt aber immer der Buchmesse-Blues. Soooooo viele Bücher, soooo viele schöne neue Ideen.
Wer bin ich denn eigentlich?
Und wenn ja, warum?  
Und überhaupt.


Donnerstag, 21. März 2019

Fällt dir was auf



 
Zum Frühlingsanfang pflanzen meine Enkeltochter Clara und ich bunte Blümchen vor unser Häuschen auf dem Campingplatz. Clara freut sich.
„Was sagt Opi, wenn er das sieht?“, will sie wissen.
Ich winke ab. „Das wird er gar nicht merken“, erkläre ich ihr.
„Und wenn wir ihm sagen: Opi, fällt dir etwas auf?“, fragt sie nach.
„Dann fragt er: Warst du beim Friseur?“, erkläre ich.
Clara quietscht vor Lachen. „Und wenn wir sagen, nein, guck doch mal. Was sagt er dann?“, erkundigt sie sich.
„Dann sagt er: Hast du neue Schuhe?“, versichere ich.
Clara lacht sich scheckig. So ein komischer Opi.
„Aber dann sagen wir: Es fängt mit Blu an“, überlegt sie. „Und es ist rot und lila und gelb.“
„Dann sagt er bestimmt: Blu … eine Bluse. Du hast dir eine Bluse gekauft.“
Nun kann Clara kaum erwarten, dass Opi nach Hause kommt.
„Fällt dir etwas auf?“, fragen wir ihn dann gemeinsam.
Ein kurzer Seitenblick auf mich, dann ein irritiertes Grinsen.
„Warst du beim Friseur?“, fragt er.

Samstag, 16. März 2019

Familiengeschichten


Heute habe ich gesehen, dass das neue Vorlesegeschichtenbuch von mir bereits bei amazon gelistet ist. Es ist wieder mal ein Buch für ältere Menschen, die durch leicht verständliche Geschichten zum Zuhören und Erzählen motiviert werden sollen, um eventuellen ersten Demenzerscheinungen vorzubeugen. Amüsante Familiengeschichten – das ist natürlich ein Thema, zu dem ich eine Menge beitragen kann.
Das Cover des Buches finde ich geradezu einmalig: Drei Generationen, männlich, beim Zusammenteffen im Badezimmer.
Ich habe auch ein privates Bild dazu beizutragen: Vier Generationen, männlich, bei der Taufe des Jüngsten vor ca. sechs Jahren. Von links nach rechts: Mein Mann, mein Sohn, mein Enkel und mein Vater.



Mittwoch, 13. März 2019

Mein Duschnachbar



Darf ich euch meinen neuen Mitbewohner vorstellen? Das ist Paul. Seit zwei Wochen lebt er in meiner Dusche. Das ist allerdings nur möglich, wenn er weiterhin so artig oberhalb des Duschkopfes hängt und sich nicht von der Stelle rührt. Wie er da wohl überleben kann, habe ich mich etwas besorgt gefragt und schon überlebt, ob ich ihm ein paar Fliegen ins Netz legen soll. Aber er kommt zurecht und braucht meine Hilfe nicht. Heute morgen allerdings hatte er offenbar den Drang nach Zärtlichkeit. Mit langen Spinnenschritten kam er auf mich zugekrochen. Ich musste ihn mit ein paar Wassertropfen bedrohen, und er flüchtete schnell in seine Ecke zurück. Wenn er da nicht bleibt, kann ich ihm ein Weiterleben leider nicht garantieren. Ich stehe nicht auf zärtliche Spinnenbeine auf meinem Körper…

Sonntag, 10. März 2019

Lesung in Barntrup



Nun war ich mal wieder zu einer Lesung unterwegs. Der „Komm e.V. Barntrup“ hatte zu einem Mädchentag in die Stadtbücherei eingeladen. Ich sollte aus dem Buch „See you, ich sehe dich“ lesen, anschließend gab es ein Gespräch über Netzsicherheit und die Gefahren in sozialen Netzwerken. Außerdem hatte die Bücherei verschiedene Spiele rund um die Bücherei organisiert.
Fast 30 Mädchen verschiedenen Alters warteten in der hübschen Bücherei auf mich. Sie wurden gemütlich bewirtet und ließen sich in der Leseecke nieder, um mir zuzuhören und Fragen zu stellen. Es war eine aufmerksame Atmosphäre.

Der Komm e.V. hatte mich schon häufiger zu Lesungen eingeladen. Es ist ein Verein, der die Jugendarbeit im kleinen Ort Barntrup fördert und viele Angebote im Ort, aber auch in Schulen und Kindergärten macht. Ich bin immer beeindruckt, was für schöne Programme es in kleinen Orten für Kinder und Jugendliche gibt, und die zahlreichen Gäste zeigten, mit wie viel Engagement das betrieben wird.
Einen herzlichen Dank auch an die Initiatorin Veronika Kranz und ihre Kolleginnen.

Donnerstag, 7. März 2019

Freizeitbeschäftigung



Manchmal gerät man überraschend an eine neue Freizeitbeschäftigung. Diese E-Gitarre fand jedenfalls plötzlich ihren Weg zu mir, oder ich zu ihr, je nachdem, wie rum man die Welt betrachtet. Es war Liebe auf den ersten Blick. Eine E-Gitarre sieht so cool aus, und sie kann neben lauten, dröhnenden und schrillen Powerakkorden auch ganz leise und sanft klingen.
Ich habe sie eine Weile umkreist, diese viele Technik stresst mich immer, aber nun habe ich sie gestimmt gekriegt und komme klar. Ich kann normale Gitarre spielen, (nicht so berauschend, aber für die Grundschule hat es gereicht), ich kann sogar Noten lesen, nun übernimmt es ein Online-Kurs, mich in das Spielen einzuweisen. Da ich keine Ambitionen habe, Rockstar zu werden, bin ich zufrieden, einfach so zu Hause vor mich hinzuklimpern.

Sonntag, 3. März 2019

Begegnung mit der Schulzeit



Ich lebe sehr intensiv in der Gegenwart. Da mein Leben oft so voll ist, nehme ich mir nur selten Zeit, innezuhalten und zurückzuschauen. Wenn mir alte Fotos begegnen, kann ich immer kaum glauben, dass ich das bin, alte Tagebücher und alte Briefe lese ich so gut wie nie.
Nun aber war ich von einer ehemaligen Klassenkameradin aus meiner Schulzeit nach Hille bei Minden eingeladen worden. Mit großem Interesse fuhr ich los, freute mich auf die Begegnung mit ihr und mit der Stadt, die mir lange Zeit eine Heimat gewesen ist.
Drei Klassenkameradinnen warteten auf mich. Die Begegnung war unglaublich spannend und machte viele Erinnerungen an die Schulzeit lebendig.
Man denkt ja gerne: Die Jugend heutzutage – wie anstrengend sie sind, mit diesem Rumzappen auf den Smartphones, dieses ständige Sich-in-Szene-setzen auf Insta und Snapchat… Doch eigentlich waren auch wir eine ziemlich anstrengende Klasse. Diese 70ger mit Miniröcken und kurzen Pullovern machte sicherlich vielen Lehrern zu schaffen. Wir erinnerten uns an eine Klassenfahrt, in der vier Schülerinnen nachts aus dem Fenster der Jugendherberge geklettert waren und sich mit irgendwelchen Jungs trafen, die sie am Strand kennengelernt hatten - ein Schulskandal, der ein hässliches Verfahren für unsere nette Klassenlehrerin nach sich zog. Schreckliche Lehrer, arrogante Typen und wir mitten in der Pubertät – da hatte der Schulstoff wenig Chancen, uns zu erreichen.
Für mich war diese Begegnung schon deswegen so besonders, weil meine Familie aus Minden wegzog, bevor ich Abitur machte, und der Kontakt zu den Mitschülern und auch zu der Stadt abbrach. Dadurch hatte ich nur selten die Möglichkeit, mich über diese Zeit auszutauschen und die Erinnerung zum Leben zu erwecken.
An diesem Tag bekam ich auch zum ersten Mal in meinem Leben eine wundervolle Klangmassage – die mich später ganz entspannt und glücklich nach Hause fahren ließ.
Euch Dreien, liebe Ulla, Monika und Christina, noch mal einen ganz herzlichen Dank für den schönen Tag.