Dienstag, 31. Januar 2017

Geschichtsträchtiges in Thüringen

 

Mein Auto ist mir hier in Gotha ziemlich lästig, denn alles ist fußläufig zu erreichen. Für diese wundervolle geschichtsträchtige Umgebung reicht dann aber die Straßenbahn doch nicht aus, und ich greife dankbar auf mein Fahrzeug zurück.
Da ist zum Beispiel die Wartburg. Nach der Wende waren sie und Eisenach die ersten Orte, die wir besichtigten, jedoch war die Wartburg damals von uns Wessis geradezu komplett umzingelt, und in Eisenach reihte sich eine Baustelle an die andere. Jetzt im Winter und 28 Jahre nach der Wende finde ich in der Wartburg einen Ort vor, von dem Kraft, Beständigkeit und Schutz ausgeht – ein „Kraftort“, wie meine esoterische Freundin immer sagt. Irgendwie echt beeindruckend!


Freitag, 27. Januar 2017

Jahreskarte für Schloss Friedenstein



Ehrlich, Kinder, wenn ich gewusst hätte, dass wir in diesem schicken Schlosssaal ein Foto schießen, hätte ich mich in Ballkleid und Highheels geschmissen. So sehe ich an dieser Stelle leider etwas deplatziert aus, aber wenigstens kriegt ihr einen Eindruck von dem, was mich hier erwartet. Ich habe nämlich eine Jahreskarte für das Schloss Friedenstein bekommen. Herr Karthe, Schlossherr und Referent für Presse und Veranstaltungen der Stiftung Schloss Friedenstein überreichte sie mir. Eine Jahreskarte ist eine total schöne Idee, denn in dem Schloss gibt es so viel zu sehen, dass man eine Besichtigung nicht an einem Tag schaffen kann und so die Gelegenheit hat, immer mal wieder vorbeizuschauen. Ich muss sagen: Gotha ist ein echtes Verwöhnprogramm…


Donnerstag, 26. Januar 2017

Erste Schullesung in Gotha

 

Und nun geht es auch schon los mit den Schullesungen. Die Klasse 3 b der Ludwig-Bechstein-Grundschule hatte mich zu sich eingeladen. Eine kleine Schülergruppe empfing mich bereits auf dem Schulhof, damit ich mich nicht in dem großen Schulgebäude verirrte. 
Ich las drei verschiedene Passagen aus dem Buch „Überfall auf das Juweliergeschäft“, und nach jeder Sequenz gab es ein paar kleine Spiele dazu. Dabei spielte auch der Buzzer (siehe Foto) eine wichtige Rolle. Er erobert eigentlich immer jedes Schülerherz, und wenn die Schüler zuletzt noch Möglichkeiten haben, Fragen an mich zu stellen, lautet die erste Frage meist: „Wo kann man diesen Buzzer kaufen?“ und die zweite Frage: „Wie teuer ist er?“  Erst nach einer ganzen Weile kommt dann auch mal jemand auf die Idee, zu fragen: „Was inspiriert Sie beim Schreiben!“ (Ehrenwort – das fragen Schüler der Grundschule tatsächlich!)
Ich habe mich in dieser netten und interessierten Klasse sehr wohl gefühlt und grüße Frau Hofmann und ihre Gruppe ganz herzlich. 

Mittwoch, 25. Januar 2017

Poetry Slam in der Heinrich-Heine-Bibliothek

In dieser Woche hatte ich mich wieder mal als Zaungast in einen Workshop der Heinrich-Heine-Bibliothek geschlichen. Der Poetry-Slammer Andreas Budzier aus Erfurt führte mit Schülern der 8. Klasse der Oststadtschule einen Workshop zum Kreativen Schreiben durch. Mit verschiedenen Schreibspielen, kreativen Filmen oder Geschichtenanfängen brachte er die Schüler dazu, Texte zu schreiben, die dann gestern Abend auf der Bühne präsentiert wurden. Wie es beim Poetry Slam üblich ist, wurde der Gewinner per Applaus ermittelt. Es war Malte, einer der wenigen Jungen der Klasse.
Für ein ungewöhnliches Rahmenprogramm sorgten auch die Beatkiller mit ihrer Musik, die sich Beat Box nannte, und die ich zugegebener Weise noch niemals gehört hatte. Auch Andreas Budzier gab an diesem Abend eine Kostprobe von seinem Können, und zeigte damit auch, wie ein perfekter Text aussehen kann.
Ich gebe zu, dass ich vorher noch nie bei einem Poetry Slam war, aber das werde ich in Zukunft ganz bestimmt häufiger machen. Es ist eine unglaublich unterhaltsame Form der Lesung. Danke an die Leiterin der Stadtbibliothek Nicole Strohrmann und den Projektleiter Ronny Lehmann für den spannenden Abend.



Samstag, 21. Januar 2017

Ausflug in den Thüringer Wald


Mein Mann ist im Harz aufgewachsen. Die Winter seiner Kindheit verbindet er mit meterhohem Schnee, Kälte und langen Waldspaziergängen. Wie oft hat er mir schon vorgejammert, dass er bei uns im Flachland den Schnee vermisst.
Als er mich am Wochenende besucht, kann ich ihm auch mal meterhohen Schnee bieten. 

Wir fahren mit der Straßenbahn Richtung Tabarz in den Thüringer Wald. Das allein ist ein ganz besonderes Erlebnis, weil die Straßenbahn mitten durch den Wald fährt. An der Marienglashöhle in Friedrichsroda steigen wir aus, gehen ein Stück spazieren und besichtigen später die Höhle. Sie ist eine der schönsten und größten Gipskristallgrotten Europas, sagt die Führerin. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich noch nie in einer war. Aber ich finde sie tatsächlich sehr imposant. 


Freitag, 20. Januar 2017

Der Stress, wenn man der 10. ist


Nun bin ich als Stadtschreiberin der Stadt Gotha nominiert. Das ist eine große Ehre. Da ich noch nie zuvor irgendwo Stadtschreiberin war, bin ich dementsprechend unsicher und aufgeregt. Ich telefoniere mit meinem Vorgänger. Er lässt mir alle Informationen zukommen, die ich wissen will und muss. Beschreibt die Wohnung, gibt wichtige Telefonnummern durch, nennt sogar die Termine für die Müllabfuhr und erklärt, an welcher Stelle ich die Müllsäcke zu platzieren habe. Das alles überfordert mich zwar ein wenig, aber ich weiß, wie wichtig genau diese Kleinigkeiten oft sind.
Und da ist ja auch noch diese Kolumne, die ich für die Thüringer Zeitung schreiben soll. Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine Kolumne geschrieben.
„Was schreibt man denn da so?“, frage ich vorsichtig.
„Das kommt ganz darauf an“, sagt er. „Manche schreibe ja was über das Wetter. Aber das fand ich persönlich etwas zu profan.“
„Was gibt es denn über das Wetter zu schreiben“, fragte ich nach.
„Naja, angeblich regnet es hier so oft“, sagt er.
Und tatsächlich fällt mir ein Wochenende in Gotha ein, in dem es wie aus Eimern geschüttet hatte. Aber wenn das Thema Wetter durch ist, muss ich darüber ja nun wirklich nicht berichten.
„Und was noch so?“, frage ich weiter.
„Der Bahnhof ist auch immer wieder Thema“, fährt mein Vorgänger fort.
„Was ist denn an dem Bahnhof besonderes?“, will ich wissen.
„Naja, die meisten finden ihn ziemlich trostlos“, erklärt mein Vorgänger.
Und tatsächlich fällt auch mir sofort eine Situation ein, in der ich zwei geschlagene Stunden auf dem Gothaer Bahnhof gestanden und gefroren habe. Aber da erschien er mir nicht trostloser, als jeder andere Bahnhof der Welt, das lag nämlich vor allem daran, dass Winter war und die Bahn zwei Stunden Verspätung hatte.
Insgesamt aber habe ich das Gefühl, wenn man die 10. Stadtschreiberin ist, sind die besten Themen schon dran gewesen.
Bei der Urkundenübergabe im schönen Rathaussaal wird mir bewusst, wie viele tiefe und eindrucksvolle Spuren mein Vorgänger hinterlassen hat. Da muss ich mir meine Boots fest schnüren, um in die Fußstapfen zu treten. 

Aber ich habe gute Vorsätze. Die Bedingungen machen es mir leicht. Die Wohnung ist total schön, die Altstadt, die sich freundlicher Weise um die Wohnung herum gruppiert hat, ist es ebenfalls. Diese Stadt und diese Wohnung werden mir nun ein Jahr lang eine Heimat auf Zeit sein. Das habe ich genauso gewollt und geplant. Trotzdem ist es eine ungewohnte Situation. Ich bin in meinem Leben schon einige Male umgezogen, mal mit meinen Eltern, dann allein, später mit der eigenen Familie. Ein Neuanfang in einer unbekannten Stadt ist mir nicht fremd. Trotzdem wird es hier anders sein, weil mir auch bewusst ist, dass die Zeit in Gotha begrenzt ist. Werde ich mich dann so auf den Ort einlassen, wie ich es in den anderen Heimaten auch gemacht habe? Ich betrachte die Menschen, die mir in der Fußgängerzone entgegen kommen. Viele erwidern meinen Blick – freundlich.
„Entschuldigung, geht es hier zur Bibliothek?“, frage ich einen Passanten.
„No“, erwidert er.
Und jetzt bin ich mir doch ein bisschen unsicher, ob das ja oder nein heißen soll. 

Mittwoch, 18. Januar 2017

Die Stadtschreiberwohnung



Nun muss ich euch von meinem neuen Zuhause auf Zeit erzählen. Meine Stadtschreiberwohnung ist in diesem geschichtsträchtigen Haus untergebracht, dem ehemaligen Maria-Magdalena-Hospital. Heute befindet sich hier eine Seniorenpflegestelle der Diakonie, außerdem ein Frauenzentrum und ein großes Kulturbüro mit Pressestelle. 

Meine Wohnung liegt im 3. Stock und zu ihr gehören diese wundervollen Türmchen, die ihr oben im Bild seht. 
Die Wohnung ist hell und großzügig, verfügt über ein schönes Wohnzimmer mit Küche, ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Besuch ist immer willkommen, wurde mir gleich gesagt. Das ist auch gut so, denn meine große Familie will sehen, ob ich auch gut untergebracht bin und brennt darauf, Gotha kennen zu lernen. 

Übrigens gibt es über mir noch einen geheimnisvollen Wohnraum für Tauben und Fledermäuse – das Turmzimmer… Eine Inspiration für Gruselgeschichten, besonders wenn man einen Blick auf die Falltür wirft … 




Donnerstag, 12. Januar 2017

Sechs Hiphopper beim Poetry Circle



„Wenn Sie Lust haben, können Sie heute Abend gerne zu unserem Poetry Circle kommen“, lädt mich Ronny Lehmann, Bildungskoordinator für Kinder und Jugendliche der Bibliothek Gotha ein. Zugegeben, Hiphopp ist nicht die Poesie, von der ich furchtbar viel Ahnung habe, aber Lyrik, egal in welcher Form, interessiert mich immer. Also nehme ich die Einladung an und bin überrascht, dass sich sechs Hiphopper im schönen Café der Bibliothek zur kreativen Schreibwerkstatt einfinden. Ronny Lehmann moderiert die Runde, bringt aber auch selbst Texte ein. Reihum stellen die jungen Menschen ihre Texte vor. Aber natürlich haben sie sie nicht auf weißem Papier in Druckerqualität bei sich. Einer zieht einen zerknitterten handschriftlichen Zettel aus der Hosentasche, zwei andere lesen von ihrem Handy ab, wieder andere haben ihren Rap einfach im Kopf und tragen ihn auswendig vor. Ich sehe sofort, wie viel Erfahrung man braucht, bis man diesen Rhythmus beherrscht. Einfach so drauflos rappen kann nur der, der es auch gelernt hat. Diese Verse auch noch gut zu reimen, stimmige Bilder zu finden und außerdem mit einer Message zu versehen, erfordert echte Begabung. Ich kann nach diesem Abend nur sagen: Respekt! Ich komme gerne wieder vorbei – vorausgesetzt, man erwartet nicht, dass ich auch einen Text mitbringe.
 
  

Dienstag, 10. Januar 2017

Ab heute Stadtschreiberin



Gestern Abend übergab mein Vorgänger Reinhard Griebner in einer Feierstunde im historischen Rathaus den Staffelstab an mich weiter. Nun bin ich nominierte Stadtschreiberin von Gotha. Für ein Jahr – mit kleinen Unterbrechungen – bin ich jetzt Bürger der Stadt Gotha und werde von hier aus an Schulen lesen, Schreibwerkstätten betreuen und für die Zeitung schreiben. Und euch halte ich natürlich in meinem Blog auf dem Laufenden.


Sonntag, 8. Januar 2017

Statistik



Vertraue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast – dieser Satz bewahrheitet sich für mich immer wieder, wenn ich mir die Statistik anschaue, die über die Zugriffe zu meiner Homepage Auskunft gibt. Viele Jahre lang hatte ich einen sehr guten Zähler einbauen lassen, der mir interessanten Einblick in die Zugriffsquellen meiner Homepage verriet. Dann aber stellte das Internetunternehmen seinen Service ein, und ich war gezwungen, auf die Zielgruppenübersicht von Google analytics zurück zu greifen. Besonders glücklich war ich darüber aber nicht. Nun ließ ich einen anderen Zähler einbauen – Motigo. Hin und wieder betrachte ich beide Zähler nebeneinander, und was soll ich euch sagen: Die Übereinstimmung liegt bei absoluten 0 %. Selbst die Anzahl der Zugriffe schwankt um 50 Zugriffe. Besonders verblüffend aber ist die Auskunft über die geografische Lage der Zugriffe. Während die eine Statistik behauptet, die Mehrheit der Zugriffe kommt aus Graz, Linz und Heidelberg behauptet die andere Statistik, sie kämen aus Köln, Frankfurt und Oberhausen. Aus dem Ausland kommt der interessanteste Zugriff bei Motigo aus Seongnam in Korea, während er bei Google aus Nizhy Novgorod/ Russland kommt. Einzige Städte, die in beiden Statistiken übereinstimmend vorkommen, sind Wien und Berlin – und das hätte ich mir auch ohne Statistik denken können… 

Samstag, 7. Januar 2017

Umzug auf Zeit



Es ist wie ein kleiner Umzug. Ich verabschiede mich von Freunden und Verwandten, ich lege meinen Vertrag mit dem Fitnesscenter auf Eis, ich packe eine Kiste mit meinen Büchern, ich suche Kleidung heraus. Am Montag wird mein neuer Job als Stadtschreiberin in Gotha beginnen.
Ein Telefongespräch mit meinem Vorgänger Reinhard Griebner hat mich sehr neugierig gemacht. Er beschrieb mir die Wohnung, er erzählte von meinen Aufgaben, und er versicherte mir, dass mir eine schöne und spannende Zeit bevorstehen würde.
Am 9. 1. findet die Verabschiedung von Reinhard Griebner im historischen Rathaus der Stadt statt. Danach bekomme ich die Urkunde und damit den Staffelstab zur 10. Runde ausgehändigt. Himmel, bin ich aufgeregt. 

Mittwoch, 4. Januar 2017

Willkommen in NRW



„Willkommen in NRW – Geschichten vom Ankommen in der neuen Heimat“ heißt die Broschüre, die im Auftrag des Ministeriums NRW für Grundschüler und Schüler der Sekundarstufe in deutsch, englisch und arabisch erstellt wurde. Die Geschichten rund um die Kinder und Jugendlichen habe ich geschrieben. Sie basieren auf realen Interviews.
Es war ein spannendes Projekt, für das sich der Verlag an der Ruhr beim Ministerium NRW beworben hatte und den Zuschlag erhielt. Dann nahmen sie eine tolle Fotografin (Marion Ott), einen genialen Illustrator (Matthias Pflügner) und eine gestandene Autorin (mich) mit ins Boot, und die Arbeit begann. Wie immer, wenn viele Menschen an einem Projekt arbeiten, muss man viele Absprachen treffen, Kompromisse machen und Vorgaben einhalten.
Mit einer Mitarbeiterin des Ministeriums besuchte ich verschiedene Schulen in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr, interviewte dort Kinder und Jugendliche zu ihrer Situation und erstellte daraus eine Reportage bzw. eine Kindergeschichte.  Das war nicht immer einfach, aber als ich jetzt das produktive Ergebnis zugeschickt bekam und all die interessanten Schüler noch einmal vor mir sah, war ich echt gerührt.