Donnerstag, 27. November 2014

Gute Arbeitsbedingungen



Heute muss ich ein Manuskript durcharbeiten. Ich setze mich auf`s Sofa. Beine hoch und in eine Decke gekuschelt.  Eine Tasse Kaffee in Griffweite. Mein Mann küsst mich zum Abschied. „Gute Arbeitsbedingungen hast du“, sagt er.  
Ich kann echt nicht klagen...

Montag, 24. November 2014

Schornsteinfeger


Das waren noch Zeiten, als der Schornsteinfeger einfach nur kam, um den Kamin zu fegen. Da war er noch ein echter Glücksbringer. Gerade kam er und überprüfte alles, was nicht niet- und nagelfest war:  Ob das Holz auch trocken ist, wo es gelagert wird, ob die Dunstabzugshaube nicht zu alt ist und der Kamin den Feinstaubregeln von § irgendwas entspricht. Begleitet waren diese Untersuchungen von langen Erklärungen und Belehrungen. Ach ja, und nebenbei hat er auch noch den Schornstein gefegt. Mir geht so eine Kontrolle irgendwie zu weit. Ich empfinde sie als Schnüffelei und als schulmeisterliche Wichtigtuerei. Fehlt nur noch, dass er guckt, wie viele Heizkörper an sind, und ob es nicht zu warm oder zu kalt bei uns ist.

Ach ja, bezahlen muss ich diese Überprüfung ja auch noch selbst! 

Samstag, 22. November 2014

Bilinguale Lesung mit Mona


Ich habe das riesige Glück, eine tolle Nichte zu haben: Mona. Sie hat einige Semester Jura in England studiert und spricht hervorragend englisch. Außerdem lebt sie in Göttingen. Und sie hatte in der Woche, in der ich in Göttingen war, Zeit für mich!
Diese zahlreichen Umstände prädestinierten sie geradezu dazu, mich zu einer bilingualen deutsch-englisch-Lesung in die 5. und 6. Klassen an die Haupt- und Realschule Northeim zu begleiten.
Im Vorfeld trafen wir uns an einem Nachmittag, um die Lesung vorzubereiten und gemeinsam zu üben. Wir hatten beschlossen, aus dem zweisprachigen Krimi „Tracking horse thieves“ zu lesen. Da dieser Krimi in England spielt, ist der Text in Deutsch geschrieben, die wörtliche Rede in Englisch.  Ich las den deutschen, Mona den englischen Teil. Beim Üben wurde Mona und ich immer wieder unsicher, ob die Englischkenntnisse der Schüler ausreichen würden. Mona bemühte sich, langsam zu lesen, wir veränderten auch einige Sätze. Die Unsicherheit blieb.


Als wir dann in der Schule eintrafen, sagte uns eine Lehrerin, dass die Schüler eher schwach in Englisch seien. Das verunsicherte uns noch mehr.
Und doch waren die Schüler neugierig auf uns. Es war total still in der großen Gruppe.
Nach dem ersten Teil meldeten die Schüler zurück, es  sei schwer für sie gewesen. Aus dem Textzusammenhang hätten sie aber verstanden, worum es ging.
Ich machte kleine Spiele zum Verständnis mit den Schülern, die sie erstaunlich gut und mit viel Spaß bewältigten. Dann lasen wir einen weiteren deutsch-englisch-Teil aus der Mitte, zuletzt noch einen aus dem Ende. Immer wieder gab es kleine Verständnisspiele. Die Schüler steigerten sich von Text zu Text, die Aufmerksamkeit blieb hoch.
Zuletzt waren die Schüler neugierig auf uns und stellten viele interessierte Fragen. Auch Mona wurde nach England gefragt, und sie erzählte fröhlich und in ihrer liebevollen Art.
Waren wir froh, dass alles so schön gelaufen war.

Hier noch ein Foto von einer Schülergruppe aus der 7. Klasse, für die ich in der folgenden Lesung aus dem Chatbuch las. 

Dienstag, 18. November 2014

Lesebuchwoche in Göttingen und Northeim


Für eine Woche toure ich nun durch Göttingen und Umgebung und lese an Grund- und Hauptschulen. Da es bei Grundschülern immer schwierig ist, ein Foto zu schießen, stelle ich eins vom schönen Göttingen ein.
Göttingen kenne ich gut und liebe die schöne Stadt sehr. Auf meinen Touren lerne ich aber nun die Umgebung kennen: Adelebsen und Rosdorf und Dransfeld, und heute kam ich sogar durch einen Ort, der Erbsen hieß. Der gehörte natürlich sofort auf in meine Handy-App für ungewöhnliche Ortsnamen.
Ich staune über die Klugheit und Konzentration der Grundschüler. Heute meldete sich dann eine Lehrerin und meinte, das läge natürlich auch an den tollen Fähigkeiten der Lehrer, und da hat sie wirklich Recht. Die Lesungen hier sind fast alle richtig gut vorbereitet, und wir Autoren wissen ja alle, dass das die halbe Miete ist. Dann sind die Schüler einfach doppelt motiviert und interessiert, als wenn ihnen „irgendso`ne Tante ein Buch vorliest.“
Und man muss auch die Eltern erwähnen. Heute begleitete mich eine Mutter durch den Vormittag, die die Autorenlesungen durch Bazare und Kaffeestuben sponsert – was mich echt beeindruckt hat.

Die Lesewoche geht von Montag bis Freitag mit täglichen zwei bis drei Lesungen. Das ist natürlich ziemlich anstrengend. Aber bei solchen Begegnungen gerät man schnell in einen Flow, der einen durch die Woche trägt. 

Samstag, 15. November 2014

Vorgezogener bundesweiter Vorlesetag


Diesmal hatte die Friedrich-von-Spee-Gesamtschule aus Paderborn den bundesweiten Vorlesetag um eine Woche vorgezogen. Ein Glück, denn sonst hätte ich wohl keine Zeit gehabt. Aber an diesem Tag war ich nun gerne wieder bereit, ehrenamtlich für die 7. Klassen zu lesen.
Aus einer Auswahl an Büchern wählten sie „Das ist mein Typ, du Miststück“ und lauschten interessiert der Dreiecksbeziehung von Marlene, Charlotte und Nina.
Hinterher gab es nette Gespräche, Kekse, Kaffee und diese schöne Rose.

Liebe Grüße an die Schüler aus der 6. Klasse, die sich noch für das Foto zur Verfügung stellten!  

Dienstag, 11. November 2014

Ein bisschen verplant


Manchmal habe ich diese Zeiten, in denen ich irgendwie so ein bisschen verplant und verträumt durch die Gegend laufe. Wie im Moment leider. Ich erwache dann plötzlich in einem Raum und denke: Was wollte ich eigentlich hier? Und dann muss ich beschämt feststellen: Nichts. Ich wollte eigentlich ins Schlafzimmer gehen und mein Handy holen, aber jetzt stehe ich in der Küche vor der Kaffeemaschine. 
Noch schlimmer ist dieses Verplant-Sein im Straßenverkehr. Da buzzele ich eine Straße entlang, und als mich plötzlich ein Wagen in schnellem Tempo überholt und der Fahrer einen genervten Blick in mein Auto wirft, wird mir bewusst, dass ich offenbar schon eine ganze Zeit den Verkehr aufgehalten habe.
Das ist eine blöde emotionslose Nichtfischnichtfleischzeit. Sie ist irgendwann wieder vorbei. Aber bis dahin bin ich irgendwie so gar nicht … ich kann mich nicht richtig freuen, ich kann auch nicht so richtig wütend sein … alles egal.

Gestern hatte ich mich mit einer Freundin verabredet – Treffpunkt wie immer an unserem Lieblingsparkplatz. Als ich eine Viertelstunde gewartet hatte, ahnte ich schon, dass sie es vergessen haben könnte. Später ihr erschrockener Rückruf. „Ich weiß nicht, was im Moment mit mir los ist“, sagt sie. „Ich bin so wahnsinnig unkonzentriert.“ „Mach dir bloß kein schlechtes Gewissen“, sage ich. „Ich hab das auch gerade.“

Donnerstag, 6. November 2014

Als die Mauer fiel


Habt ihr gestern auch den Film „Bornholmer Straße“ gesehen? Mir waren die Überzeichnungen zu viel. Ich mag das nicht, wenn solche berührenden Momente Comedyartig dargestellt werden. Die Echtaufnahmen in der anschließenden Reportage gingen allerdings voll unter die Haut.
Und so erinnerten wir uns auch wieder an den Tag, als die Mauer fiel.

Mein Mann kommt aus Goslar. Wenn wir seine Eltern besuchten, fuhren wir manchmal bis an die innerdeutsche Grenze und schauten nach drüben. Die Grenze verlief irgendwo hinter einem kleinen Dorf zwischen Bad Harzburg und Wernigerode. Ein kleines Bächlein in einem Waldgebiet teilte Deutschland in zwei Teile. Dahinter kam ein Wachturm, dann ein Streifen Niemandsland und dann sah man den meterhohen Stacheldraht.
Als wir an einem schönen Sommertag wieder hier waren, sah man die Grenzbeamten der DDR nicht wie sonst auf dem Wachturm stehen. Sie lagen auf dem Waldboden in der Sonne direkt vor uns. Durch ihre Tarnuniform erkannte man sie erst auf den 2. Blick. Ich ging ganz dicht an das Bächlein heran, versicherte mich noch bei den anderen Ausflüglern, wie weit ich gehen darf („Sie dürfen bis an das Bächlein!“) und dann standen wir uns Aug in Auge gegenüber, die Grenzbeamten und ich. Das war ein unheimliches Gefühl. Mein Herz klopfte, und auch sie sahen irgendwie verunsichert aus. 

Am Tag, als die Mauer fiel, war ich in einer ganz anderen Lebenssituation. Benny, unser drittes Kind war geboren, und mein Leben war so eng und verplant, dass ich es gerade mit drei Kindern zum Spielplatz oder zum Bäcker schaffte.
Schon wochenlang dauerten die Unruhen an. Immer mehr Menschen flohen über Ungarn in den Westen. 
„Eigentlich könnten sie doch jetzt auch die Grenze aufmachen“, sagten wir. Und doch schien uns dieser Gedanke unglaublich.

Als die Unruhen weiter gingen, die Rufe „Wir sind das Volk“ unüberhörbar wurden, hatte ich meinen Arbeitsplatz ins Wohnzimmer verlagert. Wann immer es mir möglich war, schaute ich fern.
Am Abend des 9. November stand ich im Wohnzimmer und bügelte. Benny war auf dem Sofa eingeschlafen. Irgendwann war die Bügelwäsche erledigt. Ich trug Benny in sein Bettchen, rannte ins Wohnzimmer zurück und dann schauten mein Mann und ich uns den ganzen Abend lang die Berichterstattungen an. Es war so unglaublich, was hier passierte, dass wir nur noch auf dem Sofa verharrten und auf den Bildschirm starrten. Irgendwann ging ich ins Bett.
Am nächsten Tag war die DDR Geschichte.

An den folgenden Tagen war es so schwer für mich, das Geschehen nur vor dem  Fernseher verfolgen zu können. Die Partys auf der Brücke und auf der Mauer, Hände, die sich durch die Mauer berührten, es war alles so herzzerreißend. Und ich hatte keine Möglichkeit, dabei zu sein. Das Muttersein ist eine ganz schöne Herausforderung.

Es dauerte ein paar Tage, bis mir der erste Trabbi begegnete. Dann erst konnte ich allmählich fassen, was geschehen war.  

Sonntag, 2. November 2014

Wieder ein Schwesterntag


Getroffen
Gedrückt
Gefrühstückt, geredet
Geschehen, Gefühle, Gedanken getauscht,
Gemeinsamkeiten genossen
Geshoppt, gelacht
Gegangen, gesessen
Gutwetter getankt
Geschwiegen
Geträumt
Genossen