Mittwoch, 31. Oktober 2012

Halloween




„Süßes oder Saures“, schreien die Kinder vor unserer Tür.
Die Halloween-Welle hat nun auch Bad Lippspringe erreicht.  Hier sang man eigentlich an Weiberfastnacht, und dieses monotone „Bin ein kleiner König, gebt mir nicht zu wenig“ erschien mir immer schon total einfallslos. Jedenfalls wenn ich es mit meiner Kinderzeit vergleiche, in der wir zum Nikolaustag zweistimmig „Nikolaus komm in unser Haus“ sangen. Bei Halloween wird nun gar nicht mehr gesungen, nur noch gedroht und die Hand ausgestreckt. Alles hat seine Zeit.
„Ich geh schon“, sagt Nils und verschwindet in der Küche. Als er zurückkommt, hat er für jedes Kind zwei Raffaello dabei,  ein typisches Geburtstagsgeschenk seiner Großmutter. „Die mag ich sowieso nicht“, meint er. „Und außerdem sind sie abgelaufen.“
Huuups! 

Dienstag, 30. Oktober 2012

Motivation




Ich bin ein ziemlich disziplinierter Mensch, aber jeden Morgen um halb sieben aufzustehen, um zwei bis drei Runden um den See zu joggen, kosten auch mich tägliche Überwindung.
Ein paar Tricks habe ich mir schon ausgedacht, damit alles leichter geht. Zum Beispiel habe ich meine Sportsachen im Badezimmer bereit liegen, damit ich, müde wie ich meist noch bin, nicht lange suchen muss.  Nicht lange nachdenken, heißt eine andere Devise. Nicht schon am frühen Morgen dieses: Warum tue ich mir das an? und Hilfe, es ist so kalt und dunkel. Einfach Sportsachen anziehen, Schuhe schnüren und los.
Wenn ich dann erst mal die erste Runde hinter mich gebracht habe, überkommt mich das gute Gefühl, es wieder einmal geschafft zu haben, den Schweinehund  zu besiegen. Und genau bei einer dieser Runden beschloss ich, mich in Zukunft für diese Überwindung zu belohnen. Ich schenke mir etwas, dachte ich erst. Aber ehrlich gesagt, fiel mir gar nichts ein, was ich mir schenken könnte.
Doch dann kam mir diese Idee mit dem Sparschwein: Ein durchsichtiges Sparschwein, das den Blick auf das Geld ermöglicht, und dann einen Euro Belohnung für jede Runde.
Irgendwie hat es das voll gebracht. Seitdem klimpern die Geldstücke jeden Morgen ins Schweinchen und ich freue mich auf den Moment, an dem es voll ist. Gleichzeitig bin ich froh, dass es noch eine Weile dauert, denn so bleibt auch die Motivation erhalten.
Was ich mit dem Geld mache? Keine Ahnung. Vielleicht fällt mir bis dahin etwas ein, das ich gerne hätte, vielleicht lade ich meine Familie zum Essen ein, vielleicht verschenke ich es an jemanden, der er dringender braucht, als ich. Erst mal ist es eine gute Motivation.

Montag, 29. Oktober 2012

Aus für den Teuto-Nationalpark




Nun ist „mit an ziemlich grenzender Wahrscheinlichkeit“ das Aus für den Nationalpark Teutoburger Wald gekommen.
Wir Lipper sind schon ein eigenes Völkchen. Wir haben es eben nicht so gerne, wenn wir uns verändern.
Schon 9 nach Christus kämpften wir – damals noch als Germanen – wacker gegen die Römer, die uns ihre verweichlichten Sitten aufdrücken wollten. Nix da! Wir wollten lieber in unseren Waldhäusern schlafen, Wildschweine jagen und Beeren pflücken, statt in irgendwelchen Atriumhäusern herum zu  spazieren und vielleicht sogar noch ein heißes Dampfbad zu nehmen. Diesen Warmduschern haben wir locker im Teutoburger Wald das Fürchten gelehrt!
  
Auch der Nationalpark setzte von Anfang an auf Veränderung. Das war eine Überforderung für uns Lipper. Wir sollten plötzlich kein Holz mehr fällen, wir sollten keine Sechsender mehr jagen und die Wege sollten wir plötzlich für Touristen frei machen. Mit so viel Wandel waren wir überfordert. Was sollen da plötzlich Fremde die Bäume angucken und Vogelbestimmungskurse belegen?
Für den Fürsten stand fest: „Meine Wälder kriegt ihr nicht. Die gehören mir.“ Fürsten, das müsst ihr verstehen, haben seit Jahrhunderten nicht gelernt, zu teilen. Und da unser Prinz zu Lippe eine große Waldfläche besitzt, geriet das Projekt sofort ins Wanken.
Nun zogen auch andere Städte ihre Waldgebiete aus dem Projekt. Die Fläche verkleinerte sich. Das, was blieb, wurde von den lippischen Holzbauern hart und kompromisslos verteidigt.
Nun warfen auch die letzten Befürworter das Handtuch.
Schade drum, wirklich richtig schade. Ich hätte es toll gefunden, einen Nationalpark vor der Tür zu haben. Der Teutoburger Wald ist wunderschön, und wenn man plötzlich ein Wildschwein streicheln und einen Bären füttern darf, hat das doch auch eine gewisse Romantik.
Tja, ich weiß, Jägern konnte man noch nie mit Romantik kommen…
So bleibt hier alles, wie es ist. Die Welt dreht sich eben bei uns ein bisschen langsamer!
Lieben Gruß von Annette (Westfälin mit lippischem Migrationshintergrund

(Foto: Externsteine) 

Sonntag, 28. Oktober 2012

Winteranfang




Bin ich froh, dass ich diesmal rechtzeitig an meine Winterreifen gedacht habe. Ich gehöre ja gerne zu denen, die lästige Alltagskrämereien auf die lange Bank schieben. Aber diesmal hatte ich so eine Vorahnung. Bei schönem T-Shirt-Wetter sollte man auf der Hut sein.
Dann kam die Wettervorhersage: Kälteeinbruch am Wochenende. Auch Alexander rief extra an und warnte vor Schnee im Schwarzwald. Glauben konnten wir es trotzdem nicht so richtig, als wir uns am Freitag auf die Autobahn wagten.
Doch der Wintereinbruch kam herzlos daher und erfüllte alle Vorhersagen. Es schneite auf die Rosen und Hortensien. Die rot-gelben Laubbäume trugen Weiß und schleppten schwer an der Schneelast. Schön sah es aus, aber es war verdammt ungemütlich. Da half nur heiße Schokolade mit Sahne. 

(Foto: Freudenstadt)

Samstag, 27. Oktober 2012

Erste Schritte




Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für einen einzelnen Menschen. Tim kann laufen. Er krabbelt über den Boden, zieht sich am Bein seiner Mutter hoch, zögert einen Moment und läuft dann los. Kreischend vor Freude, die Arme wie kleine Flügelchen an die Brust gezogen. Es sind nur ein paar aufgeregte Schritte. Er hat die Teppichkante nicht beachtet. Wie gut, dass wir alle für ihn mitdenken. So wird er aufgefangen, bevor er fällt. Das registriert er als selbstverständlich, benutzt die Hände, die ihn auffangen, um sich erneut hochzuziehen. Weiter geht es.
Plötzlich fällt er wieder. Wir sind zu langsam – das Alter, ihr wisst schon. Da ist man nicht mehr so reaktionsschnell, wie kleine Kinder es einfordern. Dicke Krokodilstränen laufen und die Unterlippe schiebt sich beleidigt vor. Wie gut, dass es das Handy gibt. Der Pipi Langstrumpf- Song auf Youtube, und schon sieht die Welt gleich wieder fröhlicher aus.
(Ich waheiß – gute Pädagogik sieht anders aus, aber lustig fand ich`s trotzdem.)