Montag, 31. Oktober 2011

Verlogenheit


Nach vielen Jahren Funkstille treffen wir plötzlich aufeinander. Erkennen einander sofort. 
Wir zögern bei der Begrüßung. Umarmen uns schließlich. 
Eine Umarmung ist auch eine Form der Kontaktvermeidung. Man muss sich nicht in die Augen schauen.
"Wie geht es dir?", fragte ich.
Er hat in der Zwischenzeit seinen Betrieb verkauft. Hat dann noch versucht, Filialleiter zu bleiben. Doch man hat ihn weggemobbt. Bis er schließlich gegangen ist.
"Das hat mir so weh getan", sagt er.
Kummervolles Gesicht - große traurige Augen.
Er versteht die Psyche der Menschen. Diese verbalen persönlichen Betroffenheitsbekundungen. Diese Ich-Botschaften. Dieses Selbstmitleid. Alle Achtung! Das ist großes Theater.
Geschieht dir recht, denke ich schadenfroh.
"Tut mir leid", sagte ich höflich.
Warum mache ich das? Warum sage ich nicht: "Da siehst du mal, was andere bei dir durchgemacht haben."
Bin ich zu feige? Bin ich konfliktscheu?
Vielleicht.
Andererseits wird er es nicht verstehen wollen. Wird es abstreiten. Dann mit mir streiten, mich beleidigen und zurückschlagen.
Warum soll ich mir von ihm den schönen Tag verderben lassen? Ich bin nicht auf der Welt, ihn zu erziehen. Ich muss mit meinen Kräften haushalten.
"Schönen Tag noch", sage ich.
Du kannst mich mal, denke ich.
Und er denkt es garantiert auch.

(Foto: Potsdam)

Sonntag, 30. Oktober 2011

Türkische Feste


Gestern gab es wieder einmal ein türkisch-deutsches Fest in der Kulturwerkstatt in Paderborn: 50 Jahre türkische Gastarbeiter (mittlerweile schreibt man das Wort in Anführungszeichen) in Deutschland. Auch unser deutsch-türkischer Chor Padermelodie hatte einen Auftritt. Ich glaube, wir sangen ganz gut, jedenfalls kriegten wir einen dicken Applaus. Danach gab es Musik und Tanz und superleckeres Essen mit ganz viel Knofi. 
Heute umhüllt mich ein sanfter Duft und meine Füße haben Blasen.

Samstag, 29. Oktober 2011

Handyroman

Gestern habe ich das Startzeichen bekommen. Ich darf einen Handyroman schreiben.
Okay, ich weiß, ich weiß. Nur ein Prozent aller Leser lesen heutzutage elektronisch. Das ist superwenig. Der Roman wird also sicherlich kein Bestseller werden. Doch ich hatte riesige Lust, mich mal schreibend diesem neuen Medien zu stellen. Vielleicht schaffe ich es auch auf diese Weise, junge Nichtleser vom Lesen zu überzeugen. 

Schon vor einiger Zeit hatte ich angefangen, mich in den Stil eines Handyromans einzulesen. Er ist anders aufgebaut, als ein Roman. Die Geschichte folgt einem Storyboard, das sich in drei bis sechs Folgen unterteilt. Außerdem ist die Sprache ähnlich wie die meiner Romane für Nichtleser, nämlich einfach und kurz. Der Dialog treibt die Geschichte voran. Kein Wunder, dass mich diese Romanform gleich interessierte.

Ich habe dann ein Storyboard entwickelt, die erste Folge entworfen und einen Verlag kontaktiert. Nun darf ich loslegen.
Bin mal gespannt, was daraus wird. 
Ach so ja - und freuen tue ich mich natürlich auch tierisch!!!

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Literaturarbeiten

Gestern gab es wieder einen Schwung Mails. Eine Klasse aus Mannheim saß an einer Literaturarbeit über das Buch „Merkt doch keiner, wenn ich schwänze.“ Dabei hatten sie einige konkrete Fragen und baten mich um Hilfe.
Über eine Frage stolpere ich dann immer wieder. Sie ist mir schon häufiger von Schülern gestellt worden:
„Welche gesellschaftlichen Probleme herrschten zu der Zeit, in der die Geschichte spielt.“
Erst muss ich immer überlegen, was das zu bedeuten hat. Solche Fragen haben natürlich ihre Berechtigung, wenn man einen historischen Roman analysiert. Bei meinen Büchern ist das eher irreführend. Sie spielen ja in der jetzigen Zeit .
Aber was sind die Probleme unserer Zeit? Das finde ich selbst nicht so leicht zu beantworten.
Arbeitslosigkeit vielleicht, oder auch die Auflösung der  Familie oder die Computerabhängigkeit oder …
Hm! Wie gut, dass ich keine Literaturarbeit mehr schreiben muss.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Metaphern


Ich liebe Metaphern.

Politiker sind darin einsame Spitze.
Das Treffen zur Finanzkrise nennen sie zum Beispiel Gipfeltreffen. Dort wird ein Rettungsschirm gespannt, ein Finanzpaket geschnürt, ein Hebel angesetzt und eine Zentralbank angezapft.
Klingt alles ganz einleuchtend und simpel, oder?
Und so positiv! 

(Foto: Schwerin)

Dienstag, 25. Oktober 2011

Hausputz


Natürlich putze ich nicht gerne. Bügeln ist ja noch halbwegs okay, aber Böden wischen und Teppiche saugen und diese ewige Wäsche - so wirklich spannend ist das nicht. Und doch scheint mich diese geistig unanstrengende Arbeit irgendwie zu inspirieren. Am Anfang denke ich jedes Mal: Mach mal ein bisschen hinne, dann hast du`s schnell hinter dir. Doch während ich so vor mich hin wische, dabei die Blumen an die Seite schiebe und die Stühle wegrücke, gleiten meine Gedanken irgendwie unkoordiniert in der Gegend herum. Manchmal fliegen mich Erinnerungen an, die ich längst vergessen habe, manchmal führe ich einen inneren Dialog mit jemandem, bei dem ich noch eine Rechnung offen habe, manchmal aber kommen mir auch Ideen zum Schreiben, wie ich zum Beispiel meinen Plot verdichten kann, wie eine Szene weiter gehen könnte oder wie ich ein Ende gestalte.
Das Ganze wird dann sozusagen eine Two-in-one-Lösung: die Bude wird sauber und das Buch ist auch ein Stück voran gekommen.
Leider führt der große Vorteil trotzdem nicht dazu, dass ich gerne putze. So bleibt dann auch so manche Schreibarbeit weiterhin Schwerstarbeit. Und das Badezimmer  müsste auch mal wieder gewischt werden.

(Foto: Seoul, Korea)

Montag, 24. Oktober 2011

Lesungen organisieren


Manchmal wünschte ich mir ein Patentrezept für die Organisation von Lesungen. In der Regel ist es so, dass mich eine Schule oder eine Bibliothek anruft, die Konditionen zur Durchführung der Lesung bespricht und mich danach einlädt, oder eben nicht.
Schulen oder Bibliotheken, die sich im Umkreis von 200 Kilometern befinden, sind dabei nicht das Problem. Zu denen fahre ich in der Regel morgens hin und nachmittags zurück.
Das Problem beginnt eigentlich dann, wenn sich die Schulen weiter weg befinden und es für mich nicht möglich ist, an einem Tag hin und auch wieder zurück zu fahren. Diese Schulen müssen neben den schon recht hohen Fahrtkosten auch noch für eine Übernachtung sorgen. Das treibt den Preis ärgerlich in die Höhe. Und für mich ist der Aufwand, für nur eine Lesung eine so weite Fahrt zu machen, ziemlich hoch. Alles wäre viel effektiver und günstiger, wenn eine Schule von der anderen wüsste und sich eventuell an eine Lesung anschließt. Die Schulen würden in dem Fall Fahrtkosten und ich Nerven sparen.
Aber was immer ich schon in dieser Richtung ausprobiert habe, es klappt nicht oder nur ganz ganz selten. In der Regel lädt mich eine Schule im Saarland zum Beispiel Anfang November ein, eine Bibliothek in Nordfriesland einen Tag später und eine Schule in Bayern noch zwei Tag später.
Jetzt habe ich mal eine Initiative ergriffen und Schulen angeschrieben, mit der Mail: Bin dannunddann daundda. Sind Sie vielleicht ebenfalls an einer Lesung interessiert? Die Antwort war eisernes Schweigen. Noch nicht mal eine Absage habe ich bekommen.
Das ist wirklich ein seltsames Phänomen.
In einigen Bundesländern haben Büchereien die Leseorganisation übernommen. Aber das sind Brillanten unter den Glasperlen. In der Regel muss ich die Dinge allein organisieren. Und damit stehe ich immer wieder vor diesem Problem.
Naja, nicht wirklich schlimm. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Wenn ich diese Lesungen nicht hätte, wäre ich sicherlich unglücklicher.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Akinator

Kennt ihr das Computerspiel „Der Akinator“? Man denkt sich eine Persönlichkeit aus, die der Computer durch verschiedene Fragen erraten muss.
Mein Sohn hat dieses Spiel als App auf seinem Handy. 
Einmal wollte er den Computer vor eine besonders große Herausforderung stellen und wählte mich als „Persönlichkeit“ aus. Und stellt euch vor: Der Computer erriet mich!!! Das haute ihn geradezu um, und mich natürlich erst recht. Jetzt zeigte er mir das Programm. Es geht so:
Der Akinator löchert einen zunächst mit Fragen wie:
Ist deine Figur blond,
lebt sie noch,
ist sie ein Pornostar (Oh mein Gott!),
ist sie reich,
hat sie Kinder,
beginnt ihr Name mit A
und so weiter und so weiter.
Irgendwann ist der Akinator bei Literatur angekommen, klassifiziert nach Kinderliteratur, fragt noch ein bisschen herum und dann nach der 28. Frage arbeitet er wie wild, und plötzlich:
Tatatata!!!
„Ich glaube, deine Figur heißt: Annette Weber (Autorin)
(siehe Bild).
Unfassbar, oder?
Ich habe das Spiel an diesem Tag bestimmt zehnmal gespielt und kann es immer noch nicht glauben.
Wenn man in so einem Spiel abgespeichert ist, dann hat man es doch irgendwie geschafft, oder?

Samstag, 22. Oktober 2011

Begegnung mit Tim

An diesem Wochenende habe ich Tim kennen gelernt, meinen ersten Enkel. Ehrlich gesagt war ich total beeindruckt von ihm. Er war so wahnsinnig klein und so wahnsinnig süß. Hin und wieder öffnete er mal das eine und mal das andere Auge und schaute irgendwo hin, um die Augen schließlich wieder zu schließen. Er lächelte undefiniert in sich hinein und schnitt die eine oder andere Grimasse. Dann krümmte er sich auch kurz und wedelte mit den Armen vor seinem Mund herum.
Er war übrigens ziemlich unbeeindruckt von mir.  Einmal pupste er leise in meine Handfläche, ansonsten schlief er tief und fest.
Das hat das Zeug zu einer guten Beziehung!

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Schüler gegen Selbstzweifel

Au Mann, diese Schüler! Ich kann es ja nicht oft genug betonen: 
Sie sind einfach toll. 
Da sitze ich gerade  mal wieder voller Selbstzweifel vor meinem Schreibtisch und kämpfe tapfer vor mich hin, und dann kommt einfach so aus heiterem Himmel eine liebe Mail:
Schreiben Sie weiter so und lassen Sie sich nicht von anderen einschüchtern.
Das tut gut!
Danke Leah!

Schlechte Marktstrategie

Es gibt Tage, da ruft niemand an, keine Mail trifft ein, niemand klingelt an der Haustür. Man kann sich voll auf`s Arbeiten konzentrieren und wünscht sich doch so ganz ganz heimlich, mal gestört zu werden.

Dann gibt es Tage, da ist an Arbeiten gar nicht zu denken. Da tutet das Telefon in einem Zimmer, und während man abhebt und redet, bimmelt es auch im anderen Zimmer, und dann trötet das Handy und es klingelt an der Haustür.
So einen Tag hatte ich gestern. Unaufhörlich bimmelte, tutete und klingelte es irgendwo.
Und natürlich sind es Tage wie diese, an denen man solche Anrufe wie diese erhält:
„Hier Orientteppiche, Wasch und Reinigungsservice.“
Nee, denke ich, das ist jetzt ein Scherz.
Ist es aber nicht. Der Anrufer preist seine Dienste, meine Orientteppiche waschen und restaurieren zu wollen. Und zwar von seinem speziell für mich geschulten Fachpersonal.
Ich fasse es nicht.
Die Orienteppich-Dichte in unserem Haus liegt bei null Prozent. Sollte man nicht eine bessere Marktanalyse betreiben, bevor man jemandem mit einer Werbung auf die Nerven geht, der noch nicht mal als potentieller Kunde in Frage kommt.
Was ist denn das für eine Marktstrategie?
Leider bin ich viel zu erschöpft, um dem guten Herrn nun einen Vortrag in Marketing zu halten. Ich lege einfach genervt auf. 

(Foto: Holografiemuseum, Bensersiel)

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Er ist da


Nun ist er da, Tim Alexander, unser erstes Enkelkind.
Es war eine schwierige Geburt, lang, schmerzvoll und mit großer Dramatik. Aber dann ist doch alles gut gegangen.
Nun sind wir erleichtert und total glücklich. 
Dieses Kind ist ein wundervolles Geschenk.