Donnerstag, 30. Oktober 2014

Neuer Lebensabschnitt


Ab morgen beginnt für uns ein neuer Lebensabschnitt. Der letzte unserer Söhne verlässt uns und zieht mit seiner Freundin zusammen. Da er im Haus eine eigene Wohnung hatte und oft unterwegs war, ist dieser Umzug kein so tiefer Einschnitt für uns, aber er ist einer. Plötzlich leben wir nur noch zu zweit im Haus, sitzen zu zweit am Tisch, bewältigen zu zweit den Garten, planen das Essen für zwei…
Ein seltsames Gefühl, plötzlich kinderlos zu sein.
Und doch ist da auch Freude, diese alte Zweisamkeit zurück zu bekommen, die schon so weit zurück liegt, dass wir uns kaum noch erinnern können. Jetzt haben wir Zeit, uns nur noch auf uns selbst zu besinnen, das Haus ganz neu in Besitz zu nehmen, füreinander noch mehr Verantwortung zu tragen als vorher, und uns dann gemeinsam auf die Zeit zu freuen, wenn die Kinder zu Besuch kommen und das Haus ganz neu wieder mit Leben füllen.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Die kürzeste Diät der Welt


Seit meiner sportlich-aktiven Aussetzzeit hatten sich ein paar Pfunde auf meine Hüften gesetzt und ließen sich auch nicht vertreiben, als ich wieder höchstmotiviert auf meinem Spinningbike herumradelte. Die Pfunde nervten mich. Sie machten meine Lieblingsjeans zu einem Korsett und malten sich unter dem T-Shirt ab. So entschloss ich mich zu einer Blitzdiät. Sicherlich kennt ihr alle diese Diätmittelwerbung, die täglich vor der Tagesschau gezeigt wird. Die Frau trinkt einen Becher von diesem Zeug und hat danach so einen köstlichen Milchschaum vor dem Mund. Und dieser Typ, der danach im weißen Kittel auftritt und sagt, dass es viele leckere Rezepte dazu gibt, sieht aus wie ein guter Freund von mir.
Als ich letzte Woche in einer Drogerie war, leuchtete mir diese Blitzdiät aus allen Regalen entgegen – und ich griff zu. Ich wartete die Lesereise ab, futterte mich am Wochenende noch mal durch unser Schokoladenfach und griff am Montag hart mit mir durch. Das Frühstück begann damit,  dass ich sechs Löffel dieses Diätpulvers in Wasser auflöste und trank. Genau gesagt, ich versuchte, es hinunter zu spülen, aber das gelang nicht. Es schmeckte nämlich so widerlich, dass ich es nur schlückchenweise zu mir nehmen konnte.  Der Geschmack erinnerte mich an ein Papptablett, auf das man einige Tage vorher ein paar Stück Kuchen gestellt hatte. Nicht dass ich schon mal in meinem Leben ein Papptablett probiert habe, aber so stelle ich es mir vor. Es schmeckte leicht süß und hatte einen leicht bitteren künstlichen Nachgeschmack. Gruselschauer. Ich putzte mir die Zähne, spülte mit drei großen Tassen Kaffee nach – der Geschmack blieb. Ihr könnt euch denken, dass ich danach keinen Hunger mehr verspürte. Mir gruselte es schon vor der Mittagsmalzeit.
Diesmal mischte ich mir nur fünf Löffel von dem Zeug in Magermilchjoghurt. Das machte den Geschmack nur wenig erträglicher. Da wusste ich schnell: Eine Abendmahlzeit damit schaffe ich nicht, geschweige denn noch weitere Tage.
Und so habe ich gestern abgebrochen und meine altbewährte Obst-Salat-Joghurt-Pfefferminztee-Diät angefangen.

Mein Mann jammerte über die Geldverschwendung. Ich hätte es doch besser wissen müssen, meinte er. Schließlich habe ich schon so manche Schulbuchkapitel über Werbung geschrieben. Naja, aber man kann der Werbung doch auch mal wieder eine Chance geben, oder?

Samstag, 25. Oktober 2014

Das Turmzimmer im NIG


Den letzten Tag meiner Bad Harzburger Lesereise verbringe ich im NIG, dem Niedersächsischen Internatsgymnasium. An Gymnasien werde ich eher selten eingeladen, und in einem Internat bin ich noch nie gewesen. Dieses Internat ist atemberaubend schön, und es kommen mir sofort Erinnerungen an die Internatsbücher, die ich in meiner Kinderzeit verschlungen habe. Eins ist klar: In diesem Internat hätten sich Hanni und Nanni sauwohl gefühlt.



„Wenn ich mal eine Internatsgeschichte schreibe, suche ich mir ein Plätzchen an Ihrer Schule“, sage ich dem Schulleiter Herrn Eberts, und der erwidert strahlend: „Ich habe sogar ein Zimmer, in dem Sie sich bestimmt wohl fühlen. Es ist unser Turmzimmer. Man hat hier den absoluten Überblick.“
Das MUSS ich sehen.


Nach meiner Lesung, (die übrigens total schön war!) nimmt sich Herr Eberts Zeit, mir die Schule zu zeigen. Diese Schule ist echt der Hammer. Sie verleitet nicht nur dazu, Internatsgeschichten zu schreiben, man könnte auch gute Gespenstergeschichten erfinden oder Adelsromane entwickeln.






Hier wäre ich total gerne zur Schule gegangen, sowohl als Schüler, als auch als Lehrer. Naja, einen Vormittag als Autorin zu verbringen, ist immerhin auch schon ein Trost…
Übrigens hatte die Schule in all ihren Winkeln und Turmzimmern auch ganz moderne Einrichtungen, wie z.B. ein Fitnessraum und ein Kletterzimmer. 



Donnerstag, 23. Oktober 2014

Lesung vor Gericht


Die Jugendrichterin Frau Schwerdtner mit der Praktikantin Frau Satir
Schon häufiger habe ich über das Projekt „Lesen statt Strafe – Aus Büchern lernen“ berichtet, in dem Jugendliche, statt eine Sozialstrafe auferlegt zu bekommen, dazu verpflichtet werden, ein Buch zu lesen. Diese Bücher sind vom Jugendgericht ausgewählt. Der Jugendliche hat dann nicht nur die Auflage, das Buch zu lesen, er muss auch den Inhalt schriftlich wiedergeben und durch Beantworten der Fragen zeigen, dass er sich mit dem Buch auseinander gesetzt hat. An diesem Projekt beteiligt sich auch die Jugendgerichtshilfe Goslar. 
Nun hatten sie ihre Jugendlichen zu einer Lesung von mir in den Gerichtssaal eingeladen – damit, so die Jugendrichterin Frau Schwerdtner, der Gerichtssaal auch mal positiv in Erinnerung ist.  
Und trotzdem waren wir uns so unsicher, ob die Jugendlichen auch kommen würden. „Es ist ein großes Experiment“, sagte Herr Weber, der Sozialarbeiter, immer wieder. „Erwarten Sie nicht zu viel. Vielleicht kommen nur fünf. Vielleicht aber auch fünfzehn. Aber wenn wir Pech haben, ist auch niemand da.“
Als wir in Goslar über den Parkplatz zum Gericht hinüber rennen, schüttet es vom Himmel herunter, wie eine kalte Dusche. Wir sind uns ziemlich sicher: Bei dem Wetter macht sich niemand auf den Weg zu einer Lesung.
Im Gerichtssaal sieht es ehrfürchtig aus. Der Anklagetisch ist als Lesetisch umfunktioniert, die Zuschauerbänke sind noch leer. Dann finden sich irgendwann zwei Jugendliche ein, schließlich kommen auch noch die Frau von der Presse und ein weiterer Herr vom Jugendamt.
Das war`s also, denken wir alle. Doch dann öffnet sich die große schwere Doppeltür, und so nach und nach treten immer wieder gruppenweise junge Menschen ein. Einige kommen mit größerer Verspätung, aber sie kommen. Ich bin total gerührt.
Ich lese aus den Reality-Büchern, die Jugendlichen hören aufmerksam zu. Fragen gibt es wenige. Doch das ist überhaupt nicht wichtig. Ich sehe den Jugendlichen an, dass es sie interessiert.
Nach der Lesung bleiben noch einige für persönliche Fragen, darunter auch ein Mädchen, das schon mal mit mir Kontakt über Mail aufgenommen hatte. Sie hatte eine Buchvorstellung in ihrer Klasse zu dem Buch "Das erste Mal" gemacht und dafür eine Eins bekommen, wie sie überglücklich verkündet.
Beschwingt fahren wir nach der Lesung zurück. Hach, das war mal wieder eine ganz besondere Erfahrung!

Einige der Jugendlichen, links und rechts des Bildes die Sozialarbeiter Herr Wippermann und Herr Weber


Dienstag, 21. Oktober 2014

Jugendbuchwoche in Bad Harzburg


Ich grüße euch herzlich von der Jugendbuchwoche in Bad Harzburg. Außer mir sind die Autoren Martin Ebbertz, Bianca Minte-König und Olaf Büttner hier. Wir begegneten uns zunächst in der Hotelhalle, beim Frühstück oder beim Abendessen, heute hatten wir dann aber eine nette und interessante gemeinsame Lesung, und haben auf diese Weise auch viel voneinander kennen gelernt. Das war ein richtig schöner Abend, nicht zuletzt auch durch das tolle Ambiente in dieser urigen Gaststätte am Radauwasserfall, dem aufmerksamen Publikum und der tollen Organisation. Danke an Brigitte Nikolai und alle, die geholfen haben.
Hier ein paar Fotos, damit ihr euch einen Eindruck verschaffen könnt.

Abendlesung am Radauwasserfall

Das Organisationsteam 

Martin Ebbertz

musikalischer Beitrag von Rolf Köhlert

Olaf Büttner
Unbedingt erwähnen muss ich aber auch meine schöne Lesung in der Gerhard-Hauptmann-Grundschule mit tollen und super aufmerksamen Schülern!!!
Die Klassen 4 a 

und 4 b

Sonntag, 19. Oktober 2014

Wieder in Minden

Ritterstraße
 „Du musst unbedingt mal wieder mit nach Minden kommen“, drängt meine Schwester Susanne.
Ich habe in Minden meine Kindheit verbracht, bin hier in den Kindergarten und zur Schule gegangen, habe hier Fahrrad fahren und schwimmen gelernt, hatte Blockflötenunterricht bei einer unvergesslich-schrecklichen Lehrerin, habe hier meine erste Tanzstunde erlebt und meinen ersten Kuss bekommen, bin hier meiner ersten Liebe begegnet … naja, eigentlich alles, was das Leben so unvergesslich macht, wie man sagt.
Und trotzdem. Ich bin jemand, der sehr gegenwartsbezogen lebt. Meine Kindheit und die Lebenszeit in Minden erscheinen mir Lichtjahre entfernt.
Meiner Schwester geht es ganz anders. Sie ist so oft und so gerne in dieser Stadt, erinnert sich in jedem gottverlassenen Winkel, was sich hier damals ereignet hat.
Seltsam, dass wir diese Zeit so unterschiedlich intensiv erleben.
Aber es ist schön, sich von ihr mitreißen zu lassen.

kleinstes Haus Mindens

Marktplatz
Ich laufe durch die kleine Stadt und versuche, Bilder aufsteigen zu lassen. War hier nicht das Haus meiner Grundschulfreundin? Und hier der Einkaufsladen, bei dem man die Tasche noch über den Tresen reichen musste? Hier die Kneipe, in der ich das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland-England erlebte, in der das legendäre Wembley-Tor fiel? Und der Zeitschriftenladen, bei dem ich Fix und Foxi-Hefte kaufte?
Oh Gott, ist das lange her. Lebe ich wirklich schon so lange?
Und war diese Zeit früher schön? War sie etwas ganz Besonderes? Etwas Einmaliges?
Das war sie ganz bestimmt - schon allein, weil sie meine Kindheit war. Und ich hatte eben nur diese eine. Diese ganz Besondere.
An der Weser

Im Hintergrund die Porta Westfalica

Dienstag, 14. Oktober 2014

Buchmesse? – und ihr so?


Und wieder ist die Buchmesse zu Ende gegangen. Schon im 3. Jahr in Folge fand sie ohne mich statt – ich wette aber, es hat niemand gemerkt.
In diesem Jahr hatte ich sogar eine ganz persönliche Erklärung, dem Messerummel fern zu bleiben, aber auch ohne diese Entschuldigung wäre ich wohl nicht hingefahren.
Nun muss ich aber doch gestehen, dass mich all diese Posts der anderen Autoren bei Facebook und in den Blogs neidisch machen. Von lustigen und interessanten Kontakten ist die Rede, von wichtigen Verlagstreffen, von spannenden Bloggerbegegnungen, von Lesungen und Diskussionsrunden. Und immer wieder taucht bei mir die Frage auf: Ward ihr tatsächlich auf dieser Buchmesse in Frankfurt? Oder gab es heimlich an einem anderen Ort zur gleichen Zeit eine Parallelveranstaltung, die sich „Frankfurter Buchmesse“ nannte?
Und wenn nicht, wie kommt es, dass ihr so vergnügt, ja sogar euphorisch klingt. Habe ich jahrelang etwas falsch gemacht? Habe ich mich verschwitzt durch die heißen Hallen des Messegeländes geschoben und dabei das Wesentliche übersehen?
Denn dieses Gefühl überkam mich eigentlich in jedem Jahr.
Während ich mich mit Füßen, so groß und heiß wie ein Backblech, auf dem man eine Pizza Margeritha gebacken hatte durch die langen Gänge der Messehalle quälte und mir mein Rucksack auf dem Rücken drückte,  als befände sich in ihm der Teufelsfelsen der Externsteine, hatte ich immer das Gefühl, das Wesentliche nicht gefunden zu haben. Aber natürlich wusste ich auch nicht, wonach ich eigentlich suchte. 

Sonntag, 12. Oktober 2014

Und wieder eine Hochzeit


Manche Menschen heiraten nie, andere gleich mehrere Male.
An diesem Wochenende heiratete unser jüngster Sohn Benny seine Sabrina zum 2. Mal. Diesmal ließen sie sich kirchlich trauen. Wir feierten bei wunderschönem Spätsommerwetter ein feierliches und fröhliches Fest mit ihnen. Ich bin zu müde, das alles in Worte zu fassen. Wenn ihr mögt, schaut euch gerne die Fotos an.

 
 Er mit Frack, sie in Gold, und der schicke Wagen ist leider nur geliehen…
 

Das Lied vom Regenbogen 


Aufstellung für`s Familienfoto

 
Schöne Aktionen
 

Lecker Essen
 

Die Hochzeitstorte wird angeschnitten

Und ganz viel Glück

Freitag, 10. Oktober 2014

Meinungen zum Jugendliteraturpreis


Heute bekam ich einen Artikel zum Jugendliteraturpreis zugeschickt (danke, Inga!), der euch vielleicht interessieren könnte.

Ich fand die Überschrift spannender als den Artikel an sich, der sich eher ein bisschen ins Weitläufige verirrte und eigentlich nicht den Kern des Problems traf. 
Oder wie seht ihr das? 

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Letzte Woche

Was ich in der letzten Woche getan habe?
Muscheln gesammelt
Die Kirmes besucht
Ein Eis gegessen
Den Raben gelauscht
Verstecken gespielt
Fliegenpilze gefunden
Den Vollmond gesehen

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Das waren die 60 ger


Schon seit einiger Zeit liegen die Belegexemplare des Buches für Demenzkranke auf meinem Schreibtisch, damit ich sie für meinen Blog fotografiere. Erst jetzt bin ich dazu gekommen, dabei gibt es das Buch nun schon seit einiger Zeit im Handel.
Ich habe das Foto so gemacht, dass ihr den Aufbau des Buches erkennen könnt. Das Kapitel beginnt immer mit einem Foto – hier der Postraubzug in Cheddington bei London im August 1963. Anschließend erfolgt auf einer Seite die Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse.
Auf den folgenden Seiten gibt es nun eine ganz persönliche Geschichte. Beim Postraubzug habe ich eine Geschichte erfunden, die den Überfall aus Sicht des Lokführers Jack Mills darstellt.
Auf dem Foto oben habe ich euch die Geschichte aufgeschlagen, in der ein Journalist auf einem Straßenschild klebt, um die Rede John F. Kennedys vor dem Schöneberger Rathaus zu fotografieren.
Nach dieser persönlichen Geschichte folgen Fragen, die man an Demenzkranke richten kann, wie etwa:
Welche Erinnerungen haben Sie an den Besuch von John F. Kennedy?
Oder auch nur:
Waren Sie auch schon einmal in Berlin?

Für alle Geschichten habe ich lange recherchiert und in alten You-Tube-Videos herum geklickt. Das war sehr spannend, denn es ist ja auch meine Zeitgeschichte. Und wieder standen mir in allen Alltagsfragen meine Tante Hanna und mein Vater zur Verfügung, obwohl Tante Hanna zunächst behauptete, die 60ger wären eine langweilige Zeit gewesen. Nach dem Lesen des Buches stellte sie fest, dass doch eine Menge in diesem Jahrzehnt los war.