Ich bin oft in Gefängnissen
zu Besuch, manchmal zu Schreibwerkstätten, manchmal zu Lesungen, und einmal auch über
einen längeren Zeitraum, in dem ich mit Jugendlichen zusammen an einem Buch
gearbeitet habe. Die Gefängnisse, in denen ich war, waren sehr unterschiedlich.
Manchmal war ich im offenen Vollzug, wo die Gefangenen tagsüber arbeiten oder
zur Schule konnten, häufiger aber war ich im geschlossenen Vollzug, wo nichts
mehr nach draußen möglich war. Die Gefangenen waren dort auf ihre
Zellengenossen oder auf die Gruppe angewiesen, auf die sie stundenweise trafen,
wenn sie auf dem Flur Freizeit hatten oder nach draußen auf den Hof durften.
Auch die Gefängnisse
waren sehr unterschiedlich, vom echten mittelalterlichen Backsteinknast bis hin
zum modernen videoüberwachten Betonklotz. Überall bemühte man sich um gemütliche
Ecken mit Bildern, Blumen und Sofas, doch sie konnten nicht über die
deprimierende und aggressive Stimmung hinwegtäuschen, die überall herrschte. Es war, als wenn man versuchte, einen Kellerraum gemütlich zu machen.
Wenn ich nach so einem
Tag wieder durch die Schleuse durfte, vorbei an den Polizisten und dem
Wachpersonal bis zum Pförtner, meinen Pass und mein Handy wieder ausgehändigt bekam
und auf die Straße trat, hatte ich immer das Gefühl, dass die Sonne heller, der
Himmel blauer und die Blumen bunter leuchteten. Dann wurde mir immer klar, dass
das höchste Gut des Menschen die Freiheit ist.
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