„Sie müssen jetzt einfach nach vorne gucken“,
redet der Arzt beschwörend auf mich ein. „Sie wollen doch wieder um den See
joggen.“
Er, selbst Jogger, kennt die Strecke und kann
gut nachvollziehen, was ich durchmache.
Das MRT hat es ans Licht gebracht, was ich
immer befürchtete: Risse im Meniskus, Veränderungen der Knorpel. Der Arzt rät
eine OP, bietet mir aber auch an, es alternativ zu versuchen, befürchtet aber, dass ich nach Wochen wieder da
stehe, wo ich jetzt bin.
Ich bin mürbe. Die letzten Wochen mit
Ruhepausen, Tabletten und Cremes haben mich schwach gemacht. Ich will einfach
nur, dass alles wieder so ist wie vorher.
Ganz so schnell geht es aber nicht. An
OP-Termin ist erst Anfang August zu denken. „Keine Panik“, sagt der Orthopäde „Ist
nur ein kleiner ambulanter Eingriff. Keine Viertelstunde.“ Und erst im Nachsatz
erwähnt er die fünf Tage Krücken, die Knorpelaufbauspritzen, die
Krankengymnastik. Vor September wird das nichts mit dem Joggen, das sehe ich
sofort. Ich halte mich tapfer, obwohl ich heulen könnte.
„Ach Muddi, wie kann ich dich nur trösten?“, fragt Alex abends am Telefon. „Glaub mir, das Leben hat auch ohne Sport einen Sinn.
Das weiß ich aus Erfahrung.“ Und dann lacht er, der Bleifuß-Autofahrer, und
hustet sich sein Nikotin von der Lunge…