Montag, 23. November 2020

Ein bisschen unheimlich

 




Friedhöfe sind schöne, friedliche und stille Orte, an denen man Platz für seine Trauer hat und Trost findet. Friedhöfe haben aber auch immer etwas Geheimnisvolles und Mystisches an sich, sie können sogar manchmal ein wenig unheimlich sein.

Meine Eltern haben auf einem Friedhof in Lemgo einen wunderbaren Platz für ihre letzte Ruhe gefunden, am Waldrand, in der Nähe dicker Eichenbäume, aber auch mit Blick auf ein weites Tal. Ich besuche sie hier gerne.

Ende Oktober, am Todestag meines Vaters, war ich beim Grab meiner Eltern, brachte ihnen Blumen und blieb eine Weile bei ihnen. Das Grab war schön, der Grabstein glänzte in der Sonne, und ich schickte ein Foto an meine Schwestern als lieben Gruß.

Am Totensonntag besuchte meine Schwester das Grab. Auch sie fand es schön und blumenreich vor, dann allerdings kroch ihr einen Schauer über den Rücken. Der Schriftzug meines Vaters war fast verschwunden. Fast sah es aus, als habe jemand versucht, ihn mit einer Bürste auszuwischen.

Das war unheimlich, vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass es noch vor zwei Wochen so anders ausgesehen hatte. Sie fragte bei der Friedhofsverwaltung nach, ob es manchmal vorkommt, dass sich jemand an Grabsteinen zu schaffen macht, aber die kannten keinen solchen Fall. Noch nicht mal die Situation, dass Blumen gestohlen worden wären, hätte es jemals gegeben, versicherten sie. Der Fall bleibt ein Rätsel, und da auch der Steinmetz in der Zwischenzeit verstorben ist, werden wir die Sache nicht klären können.

So werden wir uns wohl am Grab treffen müssen, um die Schrift neu nachzumalen. Meine Eltern würden sich sicherlich freuen.

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