Dienstag, 7. April 2015

Alltag


Heute Morgen beim Frühstück schoss mir ein Gedicht von Bertolt Brecht durch den Kopf. Ich kriegte es nicht mehr auf die Kette  - nur Gedichtfetzen wie „Die Zeitung – der Hund – die Dialektik“. Ich glaubte sogar, mich an die Zeilen „Der Weltfrieden zu erinnern“.
Wie gut, dass es das Internet gibt. Ich finde das Gedicht nach einigem Suchen (und nix mit Weltfrieden, das hätte auch nicht zu Brecht gepasst.)
Hier ist es:

Bertolt Brecht, "Vergnügungen" [1954]

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.


Das Gedicht passt gut in meine Situation. Ich habe in den letzten zwei Wochen einen gefühlten Berg hinter mich gebracht, habe meine Familie in einen schwierigen Umzug von Nord nach Ost begleitet – ein echtes logistisches Problem, habe mit ihnen einen Campingplatz eröffnet, habe Enkelkinder betreut, Schränke aufgebaut, Kisten ausgepackt und Familienbesuche empfangen.
Nun bin ich zurück. Das erwartete Chaos blieb aus. Unser Haus sah bis auf ein paar umgefallene Gartenstühle nach dem Sturm aus wie immer, die Post war überschaubar, die Wäscheberge abarbeitbar.
Ich brauchte einen Moment, mich an den passenden Haustürschlüssel zu erinnern, und wie immer musste ich meine Geheimzahl für mein Konto nachschlagen.
Jetzt noch ein paar Rückrufe bei Freunden und Verwandten, dann geht es als erstes an die Schulbuchkapitel, die am Ende der Woche fertig sein müssen.

1 Kommentar:

  1. Danke,
    liebe Annette,
    für den Einblick in deinen Alltag.
    Und das Brechtgedicht!
    Ich nehme mir für heute 'bequeme Schuhe' und 'Freundlich sein' vor...

    Herzlich Hausfrau Hanna

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