Dienstag, 12. August 2014

Ein paar Worte zu amazon


909 Autoren äußern sich verärgert zu amazon. Da müsste ich eigentlich auch mal meinen Senf dazu geben.
Amazon hat sich zu einem riesigen Unternehmen entwickelt. So eine Entwicklung ist immer gefährlich, weiß man doch, dass sie nur dazu führt, dass das Monopolunternehmen irgendwann die Preise und die Strategien diktieren wird.
Verlage bekommen es im Moment besonders hart zu spüren. Amazon will den Buchmarkt allein beherrschen und versteht es, die Autoren für sich zu gewinnen, die gefrustet von der Verlagswelt auf ihren Manuskripten sitzen bleiben.
Aber wer ist schuld an der Situation?
Natürlich ist es glatte Erpressung, dass Amazon, wenn die Konditionen nicht stimmen, die Verlage im Vertrieb benachteiligt. Hier, wie so oft, werden nicht nur die Verlage, sondern auch die Autoren zum Spielball des Geschehens.
Aber haben nicht auch die renommierten Verlage lange Zeit den Autoren arrogant die kalte Schulter gezeigt? Besonders Nachwuchsautoren hatten so gut wie keine Chance bei ihnen. Man setzte auf Alteingemachtes. Neue Manuskripte landeten ungelesen auf den Bergen der unbeantworteten Einsendungen, Rückmeldungen kamen, wenn überhaupt, erst Monate später und meistens mit einer Standardabsage.
Bei den deutschen Kinder- und Jugendbuchverlagen ist ja nun schon seit langer Zeit der Trend zu beklagen, dass innovativen Ideen als Übersetzungen eingekauft werden. Ansonsten wurden Konzepte voneinander geklaut und die deutschen Autoren für diese Konzepte verwertet. Mitbestimmung bei Preisen oder Cover waren eher eine Seltenheit. Und immer mehr ging man auch dazu über, die Vermarktungsstrategien auf die Autoren abzuwälzen. Leserunden, Blogs, die ganze Netzwerkarbeit wurde schon fast vorausgesetzt.
Über diese große Gruppe an bedrückten Autoren haben sich die Verlage keine Gedanken gemacht. Erst jetzt, wo sie sich amazon zuwenden, erkennt man das verpasste Potential. Denn amazon bietet den Autoren ganz plötzlich eine andere Freiheit. Man kann seine Idee ausprobieren.  Man kann das Cover bestimmen, den Preis vorgeben, die Vermarktung wird unterstützt – und so erhält man plötzlich das, was einem die Verlage verwehren – nämlich eine Chance.
Ich muss ja mal sagen, ich liebe die Arbeit mit den Verlagen, aber ich schreibe ja auch für den pädagogischen Bereich,  und hier ist persönlicher Kontakt und Innovation immer selbstverständlich. Ich mag es sogar, für schwierige pädagogische Konzepte eine Idee zu entwickeln, und mich behindern auch Vorgaben nicht in meiner Kreativität.
Aber ich liebe es aber auch mal, ganz frei zu sein in meinem Schreiben. Und so habe ich mir vor einiger Zeit bei amazon ein Pseudonym zugelegt, in dem ich ganz frei von allen Vorgaben unterhaltsame Abenteuergeschichten für Kinder schreibe. Mit diesen Geschichten hätte ich bei den Kinderbuchverlagen keine Chance  gehabt. Bei amazon laufen sie, ohne dass ich sie groß bewerben muss.

Und so schreibe ich für beide, für Verlage und für amazon, und glaubt mir, das ist die größte Freiheit!  

3 Kommentare:

  1. Wie du bin ich begeistert davon, was Amazon für uns Autoren möglich gemacht hat. Und wie du empfinde ich es als absolut befreiend, zu wissen, dass ich nicht mehr allein auf Verlage angwiesen bin. "Dann mache ich es halt selber" - das ist für mich die grosse Alternative, das Wegatmen der Beklemmung und nicht zuletzt auch eine Wohltat für das eigene Selbstverständnis (nicht mehr nur auf die "Gnade" der Verlage angewiesen zu sein).

    Du ahnst das ABER. Mein ABER: Amazon treibt es zu weit. Überspannt den Bogen. Und wenn der Bogen überspannt ist, dann bricht er. Ich fürche, das wird für niemanden wirklich gut. Weder für die Verlage, noch für die Autoren - und irgendwann auch nicht mehr für die Leser.

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    1. Das sehe ich genauso wie du, Alice. Wenn amazon sein Ziel - die Monopolstellung - erreicht hat, kippt die Freiheit zum Nachteil aller, mit Ausnahme von Amazon.

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  2. Gut, dass du das Thema ebenfalls ansprichst, Annette! Bin völlig gleicher Meinung. Für mich persönlich stellt sich dann die Frage, wie ich weiter vorgehe, falls ich demnächst eine Verlagsabsage erhalten sollte ...

    Christa

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