Ich wohne in einer
Sackgasse. Wenn`s hoch kommt, stehen hier 25 Häuser. Geht man mal davon aus,
dass in jedem Haus ca. 4 Personen wohnen (und das ist hoch geschätzt), kommt diese
Straße auf 100 Bewohner. Sie gehört also nicht gerade zu den belasteten Straßen
in unserer Stadt! Umso verwunderter waren wir, als wir plötzlich einen
Zählerkasten an einem Straßenschild wahrnahmen, der die Vorbeifahrenden zählte
und die Geschwindigkeit ermittelte. Er stand nicht, was bei aller Sinnlosigkeit
noch einigermaßen sinnvoll gewesen wäre, am Anfang der Straße, sondern erst in
der Mitte, zählte also nur die letzten
10 Häuser. Jeder Nachbar fragte den anderen nach dem Sinn des Zählers.
Er erschloss sich uns nicht. Dafür aber inspirierte er uns zu einigen kreativen
Ideen, und wir planten begeistert eine Autorallye oder eine ein Slalomrennen um
die Verkehrsinseln herum.
Einige übten schon
die ersten lässigen Fahrmanöver.
Am darauffolgenden
Wochenende verschwand der Zähler, und jetzt prangte dieses Straßenschild am
Wegrand: „Achtung. Sie fahren … km/h.“
Was für eine Provokation! In unserer
Straße ist es unmöglich, schneller als 15 zu fahren, ohne einen Mülleimer,
einen Baum, eine Verkehrsinsel oder ein parkendes Auto mitzunehmen. Ganz
abgesehen von den Spaziergängern. Wer hat sich also diese Erziehungsmaßnahme ausgedacht?
Gibt es tatsächlich einen Autofahrer, der hier rast? Und wenn ja, könnte man ihm
nicht einfach persönlich sagen, dass er langsamer fahren soll? Es hat doch
bestimmt zwei Stunden Arbeitszeit von zwei starken städtischen Arbeitern
gefordert, dieses Schild aufzustellen. Und es muss ja auch noch ausgelesen und
wieder abgeholt werden. Ganz abgesehen davon, dass es an viele Stellen in
unserer Stadt wirklich sinnvoll wäre.
„Sie fahren 15 km/h“,
zeigte mir das Schild vorhin an, als ich mit dem Fahrrad vorbei düste. Und ich
kann klar sagen: Da geht noch was!
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