Seit dem Attentat auf
die Karikaturisten von Charlie Hebdo ist für mich die Welt in Unordnung
geraten. Plötzlich haben die mahnenden Worte der Islamkritiker meine Aufmerksamkeit,
plötzlich schaue ich mir eine Talkshow im Fernsehen an, in dem Pegidaführer das
Wort ergreifen. Ich lese Kommentare, diskutiere mit anderen, versuche immer
wieder, meinen Standpunkt zu finden. Ich merke, wie ich ins Schwanken gerate,
zwischen Verständnis und Entsetzen hin und hergerissen bin.
Was bedeutet es, wenn
die Pegida-Demonstranten in Dresden sagen, die Ausländer in ihrem Land nähmen
ihnen die Arbeitsplätze weg, dabei gibt es in Sachsen kaum Ausländer.
Was bedeutet es, wenn
Karikaturisten getötet werden, um Allah zu rächen, wo doch eine Religion niemals
zum Töten aufrufen darf.
Warum also schiebt
man eine Behauptung vor den Hass, die falsch ist? Warum sucht man sich ein
Feindbild, hinter dem man sich verstecken kann?
Die Antwort ist leider traurig und einfach: Weil man sich selbst nicht leiden kann. Auf fast naive und unkritische Art und Weise werden anderen Menschen bestimmte gehässige und unmenschliche Eigenschaften zugeschoben, die man an sich selbst nicht akzeptieren mag. Projektion nennt man das in der Psychologie. Und so kommen dann diese faden Behauptungen „Ich bin nicht aggressiv, ich wehre mich nur“ zustande.
Die Antwort ist leider traurig und einfach: Weil man sich selbst nicht leiden kann. Auf fast naive und unkritische Art und Weise werden anderen Menschen bestimmte gehässige und unmenschliche Eigenschaften zugeschoben, die man an sich selbst nicht akzeptieren mag. Projektion nennt man das in der Psychologie. Und so kommen dann diese faden Behauptungen „Ich bin nicht aggressiv, ich wehre mich nur“ zustande.
Wie aber entsteht
dieser Selbsthass? Was fehlt denjenigen, die dort stehen, schreien, hassen und
töten?
In der Pegidaszene sind
viele Menschen zu finden, die sich als Verlierer der Wende sehen. Durch die
deutsch-deutsche Vereinigung erlebten sie einen großen Einschnitt. Viele Berufe
wurden überflüssig, ihre mühsam ersparten Werte wurden belächelt, ihre
Landschaft, ihre Städte galten als marode. Dazu gehört eben auch, erleben zu müssen, wie man über Jahre von dem eigenen Staat getäuscht und geblendet wurde, und wie die kleine Freiheit, die man sich erarbeitet hatte, nach der Wende nicht geschätzt wurde. Da kamen die reichen Brüder und
Schwestern aus dem Westen daher und bauten und richteten. Diese überlegene Haltung schürt die Wut und
Traurigkeit – und man sucht jemanden, den man dafür verantwortlich machen kann.
Und was fehlt den
Isis? Ganz einfach die Weiblichkeit. Je stärker die Frauen aus dem Alltagsleben
verbannt werden und auf schwarze Decken im Straßenbild reduziert werden, umso
aggressiver treten die Männer in Erscheinung. Wären die Frauen ein Teil ihres
Lebens, würde ein bisschen mehr Weichheit, Zärtlichkeit und Erotik in den
Alltag treten – und dann müsste man auch nicht mehr sein Leben für zwölf
Jungfrauen im Jenseits opfern.
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