Sonntag, 19. Oktober 2014

Wieder in Minden

Ritterstraße
 „Du musst unbedingt mal wieder mit nach Minden kommen“, drängt meine Schwester Susanne.
Ich habe in Minden meine Kindheit verbracht, bin hier in den Kindergarten und zur Schule gegangen, habe hier Fahrrad fahren und schwimmen gelernt, hatte Blockflötenunterricht bei einer unvergesslich-schrecklichen Lehrerin, habe hier meine erste Tanzstunde erlebt und meinen ersten Kuss bekommen, bin hier meiner ersten Liebe begegnet … naja, eigentlich alles, was das Leben so unvergesslich macht, wie man sagt.
Und trotzdem. Ich bin jemand, der sehr gegenwartsbezogen lebt. Meine Kindheit und die Lebenszeit in Minden erscheinen mir Lichtjahre entfernt.
Meiner Schwester geht es ganz anders. Sie ist so oft und so gerne in dieser Stadt, erinnert sich in jedem gottverlassenen Winkel, was sich hier damals ereignet hat.
Seltsam, dass wir diese Zeit so unterschiedlich intensiv erleben.
Aber es ist schön, sich von ihr mitreißen zu lassen.

kleinstes Haus Mindens

Marktplatz
Ich laufe durch die kleine Stadt und versuche, Bilder aufsteigen zu lassen. War hier nicht das Haus meiner Grundschulfreundin? Und hier der Einkaufsladen, bei dem man die Tasche noch über den Tresen reichen musste? Hier die Kneipe, in der ich das Weltmeisterschaftsspiel Deutschland-England erlebte, in der das legendäre Wembley-Tor fiel? Und der Zeitschriftenladen, bei dem ich Fix und Foxi-Hefte kaufte?
Oh Gott, ist das lange her. Lebe ich wirklich schon so lange?
Und war diese Zeit früher schön? War sie etwas ganz Besonderes? Etwas Einmaliges?
Das war sie ganz bestimmt - schon allein, weil sie meine Kindheit war. Und ich hatte eben nur diese eine. Diese ganz Besondere.
An der Weser

Im Hintergrund die Porta Westfalica

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