Dienstag, 30. November 2010

Tür an Tür mit einem Berg

Ist das eine Schriftstellerkrankheit, oder geht es anderen Menschen auch so. 
Denkt ihr auch immer bei Orten, Häusern oder besonderen Landschaften: Wie würde es mir gehen, wenn ich hier wohne?
Bei meiner Reise in die Schweiz fiel mir auf, dass ich mich noch nie mit dem Gedanken auseinander gesetzt hatte, wie man sich wohl fühlt, wenn man neben einem riesigen Berg wohnt. Neben so einem schneebedeckten Watzmann, der in der Sonne glitzert.

Dann stieg ich zu einer Lesung in Bubikon aus und war echt beeindruckt von den Bergen, die so dicht waren, dass man sie sozusagen als Hausnachbarn hatte. 
(Leider ist dieses Foto gar nicht schön. Ich habe es in aller Hektik auf dem Weg zum Bahnhof gemacht). 
Wie fühlt man sich, wenn die Berge so dicht sind? 
Will man dann jeden Tag so einen Berg erklimmen?
Kann man das überhaupt? 
Erlebt man den Berg als Grenze oder als Weite? 

Ich war jedenfalls hin und weg.
Umso mehr erstaunte mich die Tatsache, dass sich die Lehrer und Schüler eine Lesung aus dem Chatbuch wünschten, da sie eine Woche zur Internetsicherheit vorbereiteten.
Ich fragte verwundert: "Chatten die denn hier auch? Warum denn? Warum stehen die denn nicht den ganzen Tag am Fenster und schauen auf die Berge?"
Darauf der Lehrer lächelnd: "Bei uns heißen auch nicht alle Mädchen Heidi."

Heißen sie nicht? 
Oh!

Montag, 29. November 2010

Da ist man mal einmal weg...

Also ... ich war doch nur eine Woche weg. Aber hier sieht es aus, als hätte ich meine Familie wochenlang allein gelassen. Die Wäsche musste gewaschen werden, die Badezimmer sahen aus, nebenbei klingelte ewig das Telefon. 

Dabei wollte ich eigentlich alles ganz in Ruhe angehen.
Ich wollte in die Mukkibude und mir den Speck von der guten schweizer Küche von den Rippen trimmen, ich wollte an meiner Geschichte weiter schreiben, wollte Schülerpost beantworten und mein Pferdchen besuchen.
Nix davon habe ich bis jetzt geschafft.

Ich komme mir vor wie in diesem Irrgarten und weiß gar nicht, was ich zuerst machen soll.
Wenigstens für ein Posting reicht die Zeit - wenn auch nur für ein kurzes!

Sonntag, 28. November 2010

Upps, hab ich eine Menge zu erzählen...

Guckt mal, meine Lieben, das ist Zürich! Genial, oder?

Zürich ist etwas Besonderes. Eine wunderschöne, aber auch exklusive Stadt mit schicker Altstadt an einem Fluss, der sich Limmat nennt. DIE Limmat übrigens!

Ich war noch nie länger als einen Tag in der Schweiz gewesen. Die Schweiz ist wirklich sehr teuer, und wenn man so eine große Familie hat wie ich, brettert man im Affenzahn durch die Schweiz, ohne anzuhalten - tanken und essen noch in Deutschland oder dann erst wieder in Italien.

Nun aber konnte ich die Schweizer und ihre Besonderheiten genauer kennen lernen.
Als erstes fiel mir auf, dass ich mit meinem absoluten Hochdeutsch auf Distanz stieß. 
Wir Deutschen würden uns so eloquent ausdrücken, sagte mir ein schweizer Lehrer. 
Ich musste immer wieder erklären, dass ich "schriftdeutsch" rede, weil ich nichts anderes kann.

In vielen guten Gesprächen mit den Lehrern fiel mir besonders auf, dass alle eine sehr differenzierte und persönliche Meinung zu den Dingen hatten. In kurzer Zeit war man in ein persönliches und interessantes Gespräch mit Lehrern oder Schülern vertieft, das man gerne noch lange weiter geführt hätte.
Vielleicht liegt es daran, dass man in der Schweiz immer wieder durch die Abstimmungen aufgefordert wird, eine ganz eigene Meinung und Haltung zu den Dingen zu haben, und diese Meinung wichtig ist und wahrgenommen wird...
Aber das war jetzt auch nur ein kurzer Eindruck, vielleicht würde ich alles anders sehen, wenn ich länger dort leben würde.

Zürich war jedenfalls wunderschön, die Lesereise durch die Bildungsorganisation des Kantons Zürich perfekt organisiert (danke an euch, Julia und Gudrun!) und die Schüler ganz oft gut vorbereitet.
Toll war auch noch, dass wir mit mehreren Autoren und Illustratoren in einem Hotel untergebracht waren und oft den Abend gemeinsam verbrachten. Auch das waren interessante Gespräche.

Einen ausführlichen Bericht und all die vielen Fotos findet ihr auf meiner Homepage.

Samstag, 20. November 2010

Abschied


Ach, ich bin irgendwie total hektisch. Heute ist Abschied angesagt, wenn auch nur für eine überschaubare Zeit. 
Ich fahre morgen für eine Woche nach Zürich auf Lesereise. 
Die Tasche ist halbwegs gepackt. Mein Aufladegerät darf ich nicht vergessen. Schweizer Franken liegen bereit. 
Solltet ihr in diesem Blog nichts von mir hören, liegt es daran, dass das Internet im Hotel und ich irgendwie nicht zusammen passen.

Außerdem geht Alex morgen auf große Reise - 8 Wochen Neuseeland.
Alex, pass gut auf dich auf und MELDE DICH MAL!!!
Du weißt ja ... Mütter und ihre Sorgen!
Auf alle Fälle gehe ich heute Abend noch zu einem Fado-Konzert in die Kulturwerkstatt. 
Die sehnsuchtsvolle Saudade-Musik passt gut zu meiner Stimmung.

Donnerstag, 18. November 2010

Lesung in Hagen-Haspe

Der Tag begann mit vielen kleinen Schwierigkeiten.
Erst hatte ich ein Kilo zu viel auf der Waage (Oh Gott, warum wiege ich mich auch morgens um Viertel vor sechs!). Dann war die Kaffeemaschine kaputt und ich musste so ein Kakao-Instant-Zeugs trinken. Danach vertippte ich mich andauernd auf meinem Navi, sodass es mich beinahe nach Hamburg geführt hätte...
Ich dachte schon: Na, das wird ja heute eine Lesung!

Aber dann in Hagen-Haspe wurde es richtig nett. 
Eine freundliche Frau wechselte mir Kleingeld für die Parkuhr, meinte aber, ich brauchte das nicht. Es würde nie kontrolliert. Dann kannten alle Passanten den Weg zur Bücherei (das ist wirklich ein gutes Zeichen), und in der Bücherei wurde ich herzlich empfangen und kriegte einen guten starken Kaffee.


Zwei sechste Klassen waren zur Lesung eingeladen.
Die einen hatten sich das Buch "Dann zieh ich eben zu Dad" zum Vorlesen gewünscht, die anderen wollten das Buch "Im Chat war er noch so süß" hören.


Besonders das Chatthema war für viele Schüler interessant, denn chatten taten sie fast alle, auch mit Unbekannten.Da muss man natürlich besonders vorsichtig sein!
Zuletzt gab es viele neue Anmeldungen in der Bücherei. Schließlich wollten alle wissen, wie das Buch zu Ende geht.
Es war schön bei euch und ich grüße euch herzlich.
Danke auch an Frau Lochmann für die nette Einladung und die gute Organisation!

Mittwoch, 17. November 2010

Chancen und Grenzen einer Schreibwerkstatt


Ist jemand von euch mal in einer Schreibwerkstatt gewesen?
Dann würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt.

Als ich anfing zu schreiben - das ist jetzt fast 30 Jahre her - war ich in einer Schreibwerkstatt, der Literaturwerkstatt Paderborn.
Wir trafen uns einmal im Monat im Medienzentrum. Wer wollte, konnte seinen Text für alle kopieren und ihn dann laut vorlesen. Die anderen hörten zu, begutachteten den Text und gaben Verbesserungstipps.
Es ging in dieser Schreibgruppe nicht darum, den Stil oder den Inhalt zu verbessern. Vielmehr wurde stilistische Ungereimtheiten verändert, die man allein gar nicht bemerkt hatte.

Ich habe in dieser Gruppe ganz viel gelernt, und immer noch höre ich diese kritischen Kommentare im Ohr, wenn ich einen Text schreibe.

Als ich dann aber meine ersten Texte veröffentlichte und mein erstes Kinderbuch erschien, veränderte sich meine Situation in der Werkstatt. Meine Texte wurden misstrauisch beäugt. Manchmal schlug mir Spott oder Ärger entgegen.
Zuerst glaubte ich, mir das eingebildet zu haben. Dann aber hörte ich zufällig ein Gespräch mit an, in dem einer aus unserer Gruppe laut und gehässig über mich herzog.
Er war ein guter Autor, viel besser als ich. Leider fand er für seine Texte keinen Verlag. Das setzte ihm zu. Und mir auch...
Man ist so furchtbar verletztlich mit seinen Texten, besonders mit den ersten.

Da wusste ich, dass ich gehen musste.
Es fiel mir schwer, mich aus dieser Gruppe zu verabschieden.
Zuerst ging ich nicht mit, wenn sie nach der Gruppe noch ein Bier zusammen tranken.
Dann brachte ich keine Texte mehr in die Gruppe.
Schließlich ging ich immer seltener hin.
Dann blieb ich ganz weg.

Die Literaturwerkstatt gibt es immer noch.
Manchmal gehe ich zu den Lesungen. Ich sitze irgendwo in der letzten Reihe und höre den Texten zu. 
Und dann denke ich daran, dass ich einmal zu ihnen gehört habe.  
Aber dass ich gut daran getan habe, meinen eigenen Weg zu gehen. 

Montag, 15. November 2010

Mein Haus, mein Boot, meine Pferdepflegerinnen



Ich fahre gerne Auto. 
Aber wenn ich weite Strecken zurück legen muss, wähle ich meist die Bahn. 
Wenn man Glück hat, lernt man nette Leute kennen und hat gute Gespräche. 
Oft aber läuft die Kommunikation in der Bahn auf nonverbaler Ebene. 
Und sie verläuft ähnlich wie in dieser Werbung "Mein Haus, mein Boot, meine Pferdepflegerinnen."

Ich steige in Frankfurt in den IC. 
An einem Tisch in einem Großraumabteil treffe ich auf zwei Männer. Sie haben hier auch ihre Plätze reservieren lassen. Wir nicken einander stumm zu. 
Ich setzte mich neben den einen Mann, der andere wählt den Platz schräg gegenüber.
Jeder kramte in seiner Tasche.

Jetzt geht es los:
Der eine Mann holt einen MP3-Player hervor, so ein kleines schwarzes No-Name-Teil, und stöpselt sich seine Kopfhörer in die Ohren.
Ich kann mithalten. Neuer MP3-Player -  schick, silbern und klein.
Der Typ neben mir holt einen iPod-Touch aus der Jackentasche. 
Wow! Gewonnen!

Nächste Runde:
Der Typ neben mir zieht sein Handy heraus. So einen alten Siemens-Brecher. 
Ich habe ein Smart-Phone. Das kann sich sehen lassen.
Der Typ gegenüber legt sein iPhone auf den Tisch.
Wow! Gewonnen.

Letzte Runde. 
Der eine holt ein Netbook aus der Tasche. Silbigglänzend.
Der andere kontert mit einem Macbook. Der apple glänzt in der Sonne.
Okay! Gewonnen!

Dann hol ich mal mein Buch.


Sonntag, 14. November 2010

Big mother is watching you


In genau einer Woche fliegt mein Sohn Alexander für zwei Monate nach Neuseeland. Er hat sich seinen Jahresurlaub aufgespart, um sich endlich seinen Traum zu erfüllen: Travel and work. 
Nichts für mich als Mutter. Ich werde mir natürlich Sorgen machen. 
Neuseeland liegt nun wirklich nicht um die Ecke, und wenn etwas passiert, dauert es ewig, bis ich bei ihm bin. 
Oh Mann, warum müssen die Blagen uns Müttern so etwas antun?

Alex ist gut drauf.
"Hallo Muddi, mach dir keine Sorgen", sagt er am Telefon. "Ich habe mein Handy für dich freigegeben. Jetzt kannst du immer auf deinem Monitor nachschauen, wo ich gerade bin."
Ich muss mir ein Programm runterladen, mich einloggen und ein Password eingeben, und wummm, zeigt mir das Programm eine Landkarte und zoomt mich auf seinen Campingplatz.
"Na, kannst du mich sehen?", fragt Alex.
Ich bin geplättet. 
Fehlt nur noch, dass er mir jetzt eine Hand aus der Landkarte entgegenstreckt und winkt.

Es ist schon echt erschreckend, dass man so leicht zu orten ist. 

"Wenn ich in Neuseeland bin, kannst du jeden Tag nachgucken, wo ich bin. Und wenn ich mich eine Woche lang nicht von der Stelle gerührt habe, liege ich tot in einer Kiwiplantage..."
Sehr witzig.
"Und wenn sich der Pfeil schnell bewegt, werde ich gerade mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht."
Selten so gelacht!
Schon so oft hat Alex sein Handy verloren oder Wasser reingekriegt, sodass es nicht mehr funktionierte. 
Beruhigt mich dann so ein Programm?

Und überhaupt:
Da demonstrieren wir in den 80gern gegen die Volkszählung, 
und nun lässt sich Alex freiwillig orten.
Wenn auch nur von seiner Mutter.
Komische Welt.
Da kann man nur sagen: Big mother is watching you.

Freitag, 12. November 2010

Zu Besuch in Biblis

Meine langjährige Freundin Christiane ist Lehrerin an der Schule in den Weschnitzauen in Biblis. Schon oft hat sie mit ihren Klassen Bücher von mir im Deutschunterricht gelesen. 
Viele ihrer Schüler haben mir auch schon geschrieben. 
Nur zu einer Lesung war ich noch nie bei ihnen.
Als Christiane und ich uns nun an dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes wieder trafen, beschlossen wir, es nun mal geschehen zu lassen.
So war ich gestern in Biblis. 

Zuerst hatten mich die Jahrgangsstufen 5-7 in die Bücherei eingeladen, und ich las aus dem Buch "Merkt doch keiner, wenn ich schwänze"


Anschließend kamen die Klassen 8-9 in die Bücherei. Ihnen las ich aus dem druckfrischen Buch "abgemixt" vor. 
Außerdem wünschten sich besonders die türkischen Mädchen noch ein Kapitel aus dem Buch "Keine Chance, wer geht denn schon mit Türken".


Zeit für Fragen war natürlich auch. 
Die Fragen gingen von "Wie baut man eigentlich eine Geschichte auf?" über "Wie lange brauchen Sie für ein Buch?" bis zu "Wie heißen Ihre Söhne?" und "Sind Sie auf Facebook".



Es war schön bei euch!
Ich grüße euch herzlich.

Mittwoch, 10. November 2010

Abgemixt - Die Lebensgeschichte von Hasan Taş


Gestern brachte mir der Briefträger die Belegexemplare für das Buch "abgemixt", das ich zusammen mit Hasan geschrieben habe. Ich habe mich total gefreut und ihn sofort angerufen. Er hatte sie ebenfalls gerade bekommen und war begeistert.
Gemeinsame Freude ist doch noch schöner!!!

Hasan habe ich im Gefängnis kennen gelernt. Er saß dort wegen Raubüberfällen und Körperverletzung. 
Wir haben uns total gut verstanden und gut zusammen gearbeitet.
Alle 14 Tage war ich im Gefängnis, und immer hatte Hasan ein Kapitel an seiner Biografie weiter geschrieben. Er las es mir vor und wir besprachen gemeinsam, wie es weiter gehen könnte. 
Kurz vor seiner Entlassung hatte Hasan das Buch fertig.

Dann trafen wir uns in Freiheit in dem kleinen Ort, in dem er lebte. 
Jetzt hatte ich die Möglichkeit, all die Orte kennen zu lernen, die er in seinem Buch beschrieben hatte: 
sein Viertel, 
der Ort, an dem gedealt wurde, 
das Café, in dem die Kontakte geknüpft wurden, 
sogar seine Bewährungshelfer habe ich kennen gelernt. 
Das war total spannend für mich.

Heute hat Hasan eine Ausbildungsstelle und geht - toi - toi - toi - einen guten Lebensweg.
Und das Rappen ist immer noch der wichtigste Teil seines Lebens. 
Er arbeitet an seinem neuen Album.