Sonntag, 13. März 2011

Sieben Wochen ohne

Als ich noch im Schuldienst war, war ich Lehrerin an einer katholischen Grundschule. 
In der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern gab es besonders unter den Kommunionskindern viele Schüler, die mit einer großen Ernsthaftigkeit fasteten. Sie gingen achtsam mit ihrer Ernährung um, verzichteten auf Süßigkeiten und steckten das dadurch gewonnene Geld in eine Spardose für das Hilfswerk Misereor.
Das hat mir wirklich imponiert - und insgeheim war ich manchmal froh, nicht katholisch zu sein...

In diesem Jahr habe ich mich entschlossen, mich an der Fastenaktion "Sieben Wochen ohne" der evangelischen Kirche zu beteiligen. 
Wir begannen diese Fastenaktion am Freitag in einem liebevoll gestalteten Treffen im Gemeindehaus. Unterschiedliche Ideen zum Verzichten hatten sich die Einzelnen vorgenommen: Verzicht auf Genussmittel, auf Fernsehen oder Handys, Verzicht auf Hektik oder Notlügen.

Ich habe eine Weile abgewogen, auf was ich verzichten möchte und kann. 
Sieben Wochen sind eine lange Zeit. 
Kaffee überlegte ich erst - doch dann wusste ich schnell, dass ich das nicht durchhalte. 
Süßigkeiten vielleicht - aber sieben Wochen ... das ist zu lang. 
Alkohol könnte ich schaffen. Ich trinke gerne mal ein Glas Rotwein, und darauf zu verzichten, ist schade, aber es wäre möglich.
So beschließe ich an dem Abend, sieben Wochen lang auf Alkohol zu verzichten. Aber auch meinen Süßigkeitenkonsum will ich reduzieren - eine Riegel Schokolade muss aber täglich drin sein... 

Anfang April haben wir Bergfest. 
Darauf freue ich mich schon.

Samstag, 12. März 2011

Keine Laufzeitverlängerung

Für uns ist es heute ein wunderschöner Frühlingstag, für viele Japaner der Tag, an dem das schlimmste Unglück ihres Lebens passiert.
Wann endlich steigen wir aus der Atomenergie aus!

Freitag, 11. März 2011

Der Lebenssinn

Im Radio erfuhr ich von dem schrecklichen Erdbeben und dem Tsunami in Japan und war sehr betroffen. 

Dabei fiel mir ein Vortrag ein, den ich einmal über die Sinneslehre Rudolf Steiners gehört hatte. Steiner gliedert die Sinne des Menschen in zwölf verschiedene Bereiche, einer davon ist der Lebenssinn. 
Und genau den hatte ich nie so wirklich kapiert. 

In diesem Vortrag aber erzählte eine anthroposophische Ärztin, wie sie einmal in Japan ein Erdbeben erlebt habe, und danach ihr Lebenssinn lange gestört gewesen sei.
Im Lebenssinn spiegelt sich nämlich das Gefühl wieder, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen und die Erde als etwas zu wahrzunehmen, das einen trägt und hält. Erlebt man aber, dass die Erde unter einem zu schwanken beginnt, ist der Lebenssinn für einen langen Zeitraum gestört.

Umso erstaunlicher, zu sehen, dass die Menschen in Japan sich trauen, in Hochhäusern zu leben, dass sie sich in U-Bahn-Schächte wagen, dass sie in Fahrstühle steigen. 
Sie haben die eventuell ausbrechende Katastrophe in ihren Alltag eingebaut.

Donnerstag, 10. März 2011

Mein neues Arbeitszimmer


Schnell, schnell, guckt mal! Das ist mein neues Arbeitszimmer. Noch ist es aufgeräumt. Die Bücher stehen (überwiegend) in den Regalen, noch ist keins quer reingeschoben und es gibt sogar auf vielen Regalbrettern noch ein bisschen Platz. Naja, zugegeben, ein bisschen Unordnung lässt sich selbst beim Einräumen bei mir nicht vermeiden, aber ich habe mich bemüht!!!
Auf alle Fälle haben wir erst mal die Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume eingerichtet. Es stehen noch Umzugskartons im Keller, doch die wollen wir erst einmal bis zum kommenden Wochenende ignorieren.
Ich bin so froh, dass wir dieses logistische Chaos hinter uns gebracht haben.
Jetzt will ich endlich mal wieder in Ruhe schreiben können. Ein Auftrag drängt schon. Die Schülerbriefe stapeln sich. Und ich habe wahnsinnig Lust, endlich wieder anzufangen.

Mittwoch, 9. März 2011

Erinnerungen an meine Mutter


Heute wäre meine Mutter 85 Jahre alt geworden. Sie ist vor 23 Jahren gestorben. 
23 Jahre, das ist eine lange lange Zeit. Längst tut die Erinnerung an sie nicht mehr weh. Ich kann über sie erzählen und über sie schreiben. Es vergehen auch Wochen und Monate, ohne dass ich an sie denke. Aber sie ist in mir - ich erkenne sie in meinem Gesicht, in Gesten und Worten, sogar in meiner Handschrift.

Meine Mutter starb ohne Vorwarnung und ohne jemandem auch nur eine Chance zu geben, sich zu verabschieden. Sie hatte einen Herzstillstand. Und obwohl mein Vater sofort den Notarzt rief und der Krankenwagen ganz schnell zur Stelle war, gelang es niemandem, sie zu reanimieren. 
Ein schöner Tod, sagten viele. 
Aber für die Angehörigen ist es das nicht. Es ist ein Schock, der alle fassungslos zurück lässt. 

Als meine Mutter starb, war ich 32 Jahre alt und gerade hochschwanger mit dem 3. Kind. Ich war erwachsen und alt genug, ohne Mutter zu leben. Und trotzdem ist der Tod der Mutter zu jeder Lebenszeit ein tiefer und trauriger Lebenseinschnitt.

Durch ihren Tod habe ich ein Gefühl kennen gelernt, das ist so vorher nicht kannte: Die tiefe Trauer. Es ist eine Trauer, die viel länger anhält, als die Umgebung einem zugesteht. Denn natürlich fordert der Alltag schnell, dass man wieder funktioniert.
Ich entwickelte wie viele Trauernde eine Überlebensstrategie. Ich lebte in zwei Welten. Die eine Welt, das war die alltagstaugliche Annette, die ihre Frau stand. Die andere Seite in mir aber war ein inneren Abgrund, an dessen Rand ich mich nur vorsichtig tasten konnte. Zu tief wäre der Absturz gewesen.
Dieses Leben in den Parallelwelten hält lange an. 
Nur langsam rücken die Welten zusammen, bis sie irgendwann wieder eine Einheit bilden.

Dienstag, 8. März 2011

Blau - nicht nur eine Farbe des Himmels

Im vergangenen Jahr gab es bei den Karnevalszügen im Kreis Paderborn massive Probleme mit alkoholisierten Jugendlichen. 
In diesem Jahr war die Polizei besser vorbereitet. Als sich die Jugendlichen über Facebook auf dem Schulhof einer Grundschule zum "Vorglühen" verabredet hatten, war auch die Polizei gut Facebook-organisiert, und traf ebenfalls ein. Sie fanden so eine riesige Menge an hochprozentigem Alkohol vor, dass sie Bier, Wein oder Sekt als Nebensache behandelten und nur den Schnaps beschlagnahmten. 
70 - in Worten: SIEBZIG!!! - Flaschen Schnaps wurden sicher gestellt. 
Ehrlich - da sind einige Jugendliche vor dem Koma bewahrt worden.

Montag, 7. März 2011

Karneval


Im letzten Jahr um diese Zeit erlebte ich den Karneval in Brasilien. Nicht, weil ich Karneval liebe. Es war einfach nur so, dass der Karneval, Brasilien und ich aufeinander trafen. 
Das war eine spannende Zeit. Laut - ja, vor allem war es laut. Jeder, der eine Musikanlage besaß - und sei sie auch nur in seinem Auto - hatte sie bis zum Anschlag aufgedreht.
Wir denken ja immer: die Brasilianer, die können feiern. Und der Karneval ist die höchste Steigerungsstufe. Doch in dieser Zeit  habe ich auch viele Brasilianer gesehen, die in diesen bunten, lauten Tagen einfach nur angestrengt und genervt wirkten.


Heute hatte ich den Rosenmontag völlig vergessen, und so war ich total verblüfft, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ein paar verkleidete Kinder standen dort. 
"Bin ein kleiner König", schmetterten sie.
Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte.
Gott sei Dank hatte mein Mann vorher viele Süßigkeiten eingekauft. Sie waren eigentlich für uns gedacht. 
Nervennahrung. 
Aber jetzt konnte ich aus dem Vollen schöpfen.

Sonntag, 6. März 2011

Umgezogen


Am Samstag sind wir nun umgezogen. Ein paar Straßen weiter nur. Und doch ist es ein bedeutungsvoller Umzug. Es ist der Abschied von unserem Familienhaus, das uns nun 23 Jahre lang eine Heimat war.
Unsere Kinder sind gekommen, um zu helfen, aber auch, um noch ein letztes Mal durch alle Räume zu gehen. Wie oft haben in diesem Haus die Zimmer ihre Funktionen verändert, waren mal Kinderzimmer, mal Schlafzimmer, mal Arbeitszimmer. Jeder hat schon in jedem Zimmer geschlafen. Viele Erinnerungen kommen da auf.
Dieses Haus trägt unsere Familiengeschichte in sich. 

Dann kommen die Möbelpacker.  
Jetzt ist keine Zeit für Sentimentalitäten mehr. 
Jetzt wird geschleppt, geräumt, geflucht. 
Gegen Mittag sind wir in neuem Haus und sitzen in einem Chaos aus Möbel und Kisten. Wieder wird geräumt, geschleppt, geflucht.
Abends endlich ist Zeit für ein Glas Sekt.
Schön ist es hier im neuen Haus. 
Nur eine Geschichte hat es noch nicht für uns.

Freitag, 4. März 2011

Streit verbindet

Unser DSL läuft immer noch. Da kann ich doch schnell noch ein bisschen bloggen. 
Heute ist unser letzter Tag im alten Haus, und ich bin schrecklich aufgeregt und unruhig und auch traurig. Hier ist mir alles so vertraut. Selbst in totaler Dunkelheit finde ich mich in diesem Haus zurecht, kenne jedes Geräusch, weiß wo die Lichtschalter sind, kenne die Stolperfallen liegen gebliebener Schuhe. 
Das wird jetzt alles anders. 

Gestern wartete unsere alte Nachbarin am Zaun auf mich. Eigentlich reden wir nicht viel miteinander. Sie streitet gerne, und so gehe ich ihr in der Regel mit höflichem Kopfnicken aus dem Weg. 
Nun aber hält sie es nicht mehr aus. Schon seit Tagen hat sie beobachtet, wie wir Kiste um Kiste aus dem Haus tragen.
"Ziehen Sie um?", platzt es aus ihr heraus.
"Nur ein paar Straßen weiter", sage ich und unterdrücke die Bemerkung "Wir wollen mal nette Nachbarn haben."
"Und was wird aus dem Haus?", will sie wissen.
"Dort ziehen andere ein", erkläre ich. 
"Das ist aber schade", sagt sie und sieht plötzlich ganz klein und hilflos aus.
"Ach kommen Sie", entgegne ich. "Sie haben uns doch sowieso nicht so gerne gemocht. Vielleicht verstehen Sie sich mit den neuen Nachbarn viel besser."
"Das weiß man nie", antwortet sie. "An Sie hatte ich mich jedenfalls gewöhnt."
Dann geht sie ins Haus, um das Geschehen wie gewohnt von ihrem Fensterplatz aus zu beobachten. 
Und mir fällt ein, dass auch Streit eine feste Beziehung ist.

(Das Foto ist übrigens in Brasilien entstanden, wo die Reichen ihren Reichtum vor den Armen "schützen". Sooo schlimm ist unsere Nachbarschaftsbeziehung doch noch nicht. ; )) 

Mittwoch, 2. März 2011

Lesung in Petersaurach bei Heilsbronn


Eigentlich müssten wir längst ohne DSL-Anschluss sein, aber wir sind es noch nicht. So kann ich euch noch von einer schönen Lesung berichten, die mich tief ins Frankenland nach Heilsbronn bei Nürnberg führte. 
Ehrlich gesagt habe ich es richtig genossen, dem Chaos zu Hause zu entfliehen.
Die lange Bahnfahrt über konnte ich gemütlich lesen. Und im Gasthof war es nett. Es gab keine Umzugskartons im Zimmer, das Abendessen war typisch bayrisch-lecker und das kleine Städtchen Heilsbronn war total beschaulich.

Heute dann fand die Lesung an der Mittelschule in Petersaurach, einem kleinen Dorf bei Heilsbronn, statt. Es gab eine Buchwoche an der Schule, und verschiedene Klassen hatten das Buch "Merkt doch keiner, wenn ich schwänze" gelesen. Nun wollten sie mich kennen lernen. 
Ich fragte sie, wie ihnen das Buch gefallen hat.
"Eigentlich lese ich nicht", sagte einer aus der 8. "Aber das passt schon."
Ein typisch bayrisches Kompliment! Ich habe mich gefreut.



Anschließend las ich aus meinem Buch "Im Chat war er noch so süß" vor, und die Schüler hörten total aufmerksam zu. Dann zeigte ich ihnen an meiner Arbeitskladde, wie ich es mache, wenn ich ein Buch entwerfe.
Die Stunden vergingen unheimlich schnell. 
Zum Abschied gab es wunderschöne Frühlingsblumen und etwas zum Knabbern für die Rückfahrt.


Danke an euch alle, besonders auch an Frau Schatzeck und Herrn Keller-Sommer.