Samstag bringt mir der Briefträger einen
Brief mit Zustellungsurkunde. „Kommst du jetzt in den Knast?“, fragt mich mein
Mann höflich. Ich bin auch ein bisschen hektisch. So ein offizielles Schreiben bedeutet
eher nichts Gutes.
Doch diesmal ist es ein freundliches
Schreiben von der Bezirksregierung in Detmold. Es betrifft meine Entlassung aus
dem Beamtenverhältnis. Die Regierung weist mich noch mal ausdrücklich auf die
Folgen hin, die mir dadurch entstehen und bittet mich, die Entscheidung noch einmal gut
zu überdenken.
Ich bin überrascht und ein bisschen gerührt
über die Fürsorgepflicht, die die Regierung plötzlich für mich übernimmt. In
all meinen 25 Beamtenjahren war diese Fürsorge leider nie spürbar. Vielleicht
spüren Beamte, die oft krank sind, diesen besonderen Schutz. Wenn man wie ich
regelmäßig, pünktlich und zuverlässig zum Dienst erscheint, die Erkältung
ignoriert und die Migräne schnell mal mit Medikamenten behandelt, erlebt man
den Staat als strengen und unnachgiebigen Arbeitgeber. Man kriegt klare
Anweisungen, wird sehr gegängelt, und wenn man Kritik äußert wird auch gerne
mal gedroht. Dabei sind so viele Anordnungen, was die Schulen betrifft, mehr
als unpädagogisch und bei vielen Erlassen stehen einem die Haare zu Berge. Doch
Streik und Protest wird schon per Gesetz nicht zugelassen. So ist es dann ohne weiteres
möglich, die Arbeitsbelastungen für Lehrer von Jahr zu Jahr zu erhöhen und die
Gehälter von Jahr zu Jahr in eine Nullrunde zu fahren.
Ich habe es mir also überlegt, und es ist
Zeit, den Hut zu nehmen. Danke für eure Fürsorge. Sie erscheint mir nun am Ende
doch ziemlich verlogen.
Liebe Annette,
AntwortenLöschensicher hast du die richtige Entscheidung getroffen, das zeigt sich jetzt noch einmal deutlich. In meinem Freundeskreis gibt es einige Lehrer, die Ähnliches erzählen und froh sind, wenn sie dann auch ihren Hut nehmen dürfen.
Viele Grüße
Regina
Liebe Annette,
AntwortenLöschenda kannst du ja richtig froh sein, dass sich die Fürsorgepflicht wenigstens doch noch "gezeigt" hat. Bei meiner Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen hab' ich von Fürsorgepflicht nichts gemerkt. Im Gegenteil, mir wurde noch zum Vorwurf gemacht, dass ich immer "funktionierte" und mich nicht öfter habe krank schreiben lassen. Ich war zwar nicht im Schuldienst, aber Beamtin war ich auch.
Bei den jährlichen Betriebsfeiern werden nur Mitarbeiter, die noch im Dienst sind oder aus Altersgründen in Rente gegangen sind, eingeladen. Die "Kranken" sind 'raus, die können/dürfen nicht mehr feiern....
Du hast bestimmt die richtige Entscheidung getroffen.
Liebe Grüße
Heidi
Das tut mir richtig Leid für dich, Heidi! Ich kann verstehen, dass du traurig bist - nach so langer Arbeitszeit.
LöschenGruß Annette