Freitag, 10. Dezember 2010

Von der Last des Packens

"Jaja, so hat jeder Mensch im Leben sein Päckchen zu tragen", sagte meine Tante Anna früher immer. Der Spruch wurde später ein Running-Gag auf Familienfeiern.
Nun habe ich selbst nicht nur Päckchen zu tragen. Es sind riesige Pakete!
Und bevor ich sie trage, muss ich sie packen. Das ist besonders schwer.

Ich sitze auf unserem Dachboden. Er ist voller Erinnerungen: Kinderbücher, Spielzeug, Schulhefte, Fotos, alte Briefe... nichts, was ich leichten Herzens wegwerfen kann. 
Und doch ist ein Umzug eine Chance, das Allgemeine von dem Eigentlichen zu trennen.

Ich packe jedem Kind eine große Erinnerungskiste. Dabei erfahre ich von ihnen, dass sie andere Wichtigkeiten haben. Bei ihnen löst nicht ein altes Bilderbuch ein Funkeln in den Augen aus, sondern ein altes Gameboyspiel oder eine TKKG-Kassette.

Lange sitze ich über Fotos und Briefen. Die kann ich einfach nicht wegwerfen, auch wenn einige nichtsagende Bilder dabei sind.
Eine Freundin, der ich das später erzähle, schüttelt den Kopf über mich.
Sie gesteht mir, dass sie sogar ihre alten Fotoalben weggeworfen hat. 
Jetzt bin ich entsetzt.
"Was soll ich denn damit?", sagt sie verwundert. "Da gucke ich doch sowieso nicht wieder rein. Ich habe sie mir vorher noch einmal angeschaut, und das war`s dann. Will doch sowieso keiner haben."

Schluck. Klar. Haben will sie nachher bestimmt niemand. 
Nur mir würde die Erinnerung vielleicht fehlen.

1 Kommentar:

  1. Liebe Anette Weber,
    ich kann Sie sooooo gut verstehen. Wenn ich "aufräume" habe ich hinterher mehr Dinge als vorher. Weil ich nichts wegwerfen kann / möchte und ich beim Aufräumen sogar auf Ideen komme, mir die neuste Version des gefundenen Teils zu kaufen, was ich aber bis zu dem Zeitpunt nie vermisst habe. Es ist einfach schrecklich.

    Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich gar nichts materielles vermisse, wenn ich auf einer einsamen Insel bin (1 Jahr Krankenhaus)

    Je nach Verfassung brauche ich auf der einsamen Insel nur einen MP3 Player, Zeitungen und Bücher. Alles andere, was zuhause in den Schränken, in den Schubladen, auf dem Boden und im Keller ist, vermisse ich nur, wenn ich es erinnere, oder in der Hand halte und wegwerfen soll. ;)

    Ich wünsche Ihnen einen reibungslosen Umzug und Gesundheit, Zufriedenheit und Geborgenheit in Ihrem neuen Zuhause!

    Gruß Heinrich

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