Gestern war ich zu
einer Schreibwerkstatt in der JVA Herford. Ich war ziemlich aufgeregt, denn ich
kenne ja mittlerweile einige Gefängnisse und ihre Insassen und weiß, dass die
Arbeit dort nicht einfach ist. Viele Jugendliche erleben sich in einer Mischung
aus Größenwahn und Minderwertigkeit, und fallen schnell von einem Extrem ins
andere.
Die Schreibwerkstatt begann
mit einer Enttäuschung. Zehn Teilnehmer durften sich anmelden, acht hatten sich
aber nur in die Liste eingetragen und letztendlich waren sechs gekommen. Zwei
brachen dann auch noch in der Pause ab.
Eine finstere Bilanz.
Die vier aber, die
geblieben waren, erlebten ein unglaubliches Glücksgefühl. Obwohl sie schreiben
konnten, was sie wollten, entschieden sie sich für das autobiografische
Schreiben. Meine Impulse zum Aufbau von Geschichten benutzen sie als Hilfe,
ihre Geschichte zu strukturieren, dann ließen sie sich total vom Schreiben
gefangen nehmen. Der Kuli flog nur so über das Papier. Hin und wieder blickten
sie kurz auf, mit roten Gesichtern, um sich im Raum umzuschauen. Dann ging es
weiter.
In dieser Phase ließ
ich sie in Ruhe, saß einfach nur bei ihnen und bewegte mich kaum.
Einer hörte gar nicht
wieder auf, hatte aber nach vier dicht beschriebenen Seiten erst den Anfang
seiner Geschichte und will gleich morgen weiter schreiben. Es floss so aus ihm
heraus, gut formuliert, packend und sehr emotional.
Auch die anderen drei
gerieten in den Schreibfluss und schrieben und schrieben.
Dann überarbeiteten
wir gemeinsam, lasen vor und gaben Rückmeldungen.
„Es ist so toll,
einfach nur so zu schreiben“, sagte einer in der Rückbesinnung. „Das habe ich
in der Grundschule zum letzten Mal gemacht.“
Er hatte seine spannende
und gleichzeitig traurige Geschichte in dieser Zeit fertig gestellt und war überglücklich
über seine neue Erfahrung.
Dass ich diese vier
so erreicht habe, versöhnte mich mit dem Abend, und ich fuhr beschenkt und beglückt
nach Hause.
Was für ein wunderbares Gefühl liebe Annette, du hast die Jungendlichen motiviert und aus der Reserve gelockt und es ist dir gut gelungen. Eine ganz neue Erfahrung für die Jungendlichen.
AntwortenLöschenEinen gemütlichen Abend und liebe Grüße
Angelika
Ich hätte gern gewusst, warum meine Kommentare gelöscht werden. Verstoße ich gegen die Blog-Regeln?
AntwortenLöschenGruß, Kalinka
Um Himmels Willen, ich habe nichts gelöscht. Ich freue mich über jeden Kommentar!
LöschenHm, ich hab´s 2 x probiert, sie waren kurz frei geschaltet und dann weg.
AntwortenLöschenIch schrieb, dass ich es toll finde sich um diese Jugendlichen zu bemühen, auch wenn es zuletzt nur vier waren, die Sie erreicht haben. Sich schriftlich auszudrücken, fällt ja einigen sehr schwer, manche können es ja nicht einmal mündlich. Da sind dann andere Gestaltungsangebote gefragt. Aber für die vier war es jetzt ein Glück, ein solches Angebot zu bekommen. Ich wünsche Ihnen für diese Arbeit viel Geduld und gute Nerven, vor allem, wenn es eventuell enttäuschende Rückschläge gibt. Auf jeden Fall: Hut ab! Alles Gute, Kalinka
Ich habe es gesehen, Kalinka, du bist tatsächlich im Spam gelandet. Das habe ich erst jetzt kapiert. Tut mir echt leid.
Löschen
AntwortenLöschenHm, es muss wohl an AOL liegen. Über fire fox scheint es zu klappen. Letzter Versuch
Ich schrieb:
Toll, dass Sie sich um diese Jugendlichen bemühen, auch wenn es zuletzt nur vier waren, die Sie erreicht haben. Sich schriftlich auszudrücken, fällt ja einigen sehr schwer, manche können es ja nicht einmal mündlich. Da sind dann andere Gestaltungsangebote gefragt. Aber für die vier war es jetzt ein Glück, ein solches Angebot zu bekommen. Ich wünsche Ihnen für diese Arbeit viel Geduld und gute Nerven, vor allem, wenn es eventuell enttäuschende Rückschläge gibt. Auf jeden Fall: Hut ab! Alles Gute, Kalinka
Liebe Kalinka!
AntwortenLöschenWie schön, dass das mit der Rückmeldung noch geklappt hat. Auf so eine liebe und ermutigende Rückmeldung hätte ich ungern verzichtet. Danke!
Gruß Annette