Mittwoch, 8. Dezember 2010

... dann bin ich doch froh, dass ich ICH bin ...

Seit einiger Zeit habe ich bei wer-kennt-wen Kontakt zu Marianna, einer 21-jährigen Jugendlichen aus Hemer. Marianna ist körperbehindert und sitzt von Geburt an im Rollstuhl. Osteogenesis imperfecta lautet die Diagnose. Auf Deutsch: Glasknochen.
Marianna und mich verbinden zwei Leidenschaften: Das Lesen (dabei entdeckte sie mich) und das Schreiben (dabei entdeckte ich sie).
Nun hat mir Marianna ein Buch zugeschickt, das sie und ihre Gruppe "Fahrtwind" herausgegeben haben. Ich möchte es hier kurz vorstellen:

Mariannna schreibt darin über sich selbst:

"Meine Familie und Freunde sind das Wichtigste in meinem Leben. Ich bin lebensfroh, meistens gut gelaunt, doch manchmal, wenn ich schlecht gelaunt oder traurig bin, würde ich mir schon wünschen, nicht behindert zu sein. Dann denk ich immer, dann hätten es meine Eltern leichter, dann müssten sie nicht auf so viele Sachen wegen mir verzichten... dann hätten die auch ein Leben für sich und gäben nicht alles für mich und dann könnte ich auch selbst was tun, was meine Cousinen oder Freunde so tun. Zum Beispiel selbst auf die Toilette gehen, selbst dahin gehen, wohin ich gerade Lust habe. Doch dann wiederum denke ich mir ... ich wäre dann ein ganz anderer Mensch, eine andere Persönlichkeit, ein anderer Charakter... dann wäre ich vielleicht so ein Mädel, das auf solche Menschen wie ich bin, halt mit Handicap, gar nicht achten würde... und dann würde ich all die lieben Menschen, Familie und Freunde gar nicht kennen, die ich jetzt kenne, und das fände ich traurig, und dann bin ich wieder froh, dass ich ICH bin..."

Marianna und die Bürogruppe, in der sie arbeitet, lassen sich gerne zu Lesungen aus ihrem Buch einladen und erzählen von ihrem Leben mit ihren Behinderungen.
Hier noch der Hinweis auf ihre Homepage: www.iswe.de
Mail: Fahrtwind@iswe.de

2 Kommentare:

  1. Liebe Annette,

    die Worte von Marianna haben mich sehr gerührt. Welch ein Glück, dass sie so eine liebende Familie um sich hat.
    Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich sehr bereichernd ist, so nette LeserInnen kennen zu lernen!
    Danke für den Hinweis!

    Liebe Grüße
    Nikola

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  2. Liebe Annette,

    Ein wunderschöner Beitrag!
    Ich kam das erste Mal in Berührung mit Menschen die an Osteogenesis imperfecta erkrankten als ich den Kindergarten besuchte, meine Lehrerin. Sie hat uns viel darüber berichtet, all die kindlichen Fragen unermüdlich beantwortet. Heute ist es meine Tochter, die ein Mädchen in der Klasse hat.

    So haben mich die Worte von Marianne sehr berührt. Ich finde es richtig schön, hat sie mit ihrer Gruppe ein Buch dazu schreiben können und ihre letzten Worte sind einfach nur grossartig!

    liebe Grüsse, mirjam

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