Zu den wichtigsten Tugenden
eines Autors gehört die Geduld. Wenn ein Lektor sagt, er meldet sich nächste
Woche, bedeutet das in der Regel, er versucht, innerhalb des nächsten halben
Jahres anzurufen. Diese Aussage ist aber schon ein Grund zu feiern, zeigt sie
doch immerhin, dass das Manuskript wahr genommen wurde.
Viel schwieriger ist
es, wenn man ein Exposé und eine Leseprobe auf die Reise gebracht hat und
nichts passiert. Das kann alles bedeuten: Er hat es gelesen, es hat ihm gefallen
und er hat es schon mal auf einen Extrastapel gelegt, um bald anzurufen oder
er hat es gelesen und es hat ihm nicht gefallen, er mag nur nicht absagen oder
er hat es noch nicht gelesen und es liegt irgendwo in diesem großen Stapel der Post,
die noch zu lesen ist oder er hat noch nicht mal den Brief
bekommen, weil er schon seit vier Wochen wegen eines posttraumatischen Belastungssyndroms
krankgeschrieben ist oder oder oder. Keine Antwort kann
eben alles und nichts bedeuten.
Wichtig ist, dass man
sich nicht davon abhängig macht, sagt mein Gestalttherapeut immer. Da hat er
natürlich Recht. Darum stürze ich mich nach dem Abschicken sofort auf das
nächste Projekt. Aber irgendwann ist auch das Projekt auf den Weg gebracht, und
dann reicht es allmählich mit dem Warten … Ob ich mal nachfragen soll? Aber
eine Absage sollte es möglichst auch nicht werden… also lieber warten…
vielleicht liegt es ja auf dem Extrastapel und er meldet sich schon morgen…
(Foto: Jeju, Korea)
Annette, stell es Dir einfach so vor, wie Du es gerne hättest und tu so, als wäre es schon eingetroffen. Funktioniert allerdings nur, wenn man zwischendurch nicht zweifelt, dann muss man nämlich von vorne anfangen...
AntwortenLöschenLG
Heidi
Danke, Heidi!
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