Dienstag, 13. September 2011

Die Börse


Jeden Abend vor den Nachrichten sehe ich die Sendung „Börse aktuell“. Abend für Abend präsentiert sich dort das gleiche Bild. Menschen - überwiegend Männer in dunklen Anzügen - starren auf Bildschirme. Dort bewegen sich Linien schon seit Monaten im Abwärtstrend. Die Männer schreien, gestikulieren, werfen irgendwelche Zettel auf den Boden oder schlagen sich weinend die Hände vor`s Gesicht.

Was ist passiert? Ist jemand gestorben? Ist ein Krieg ausgebrochen? Ein Kernkraftwerk explodiert? Nein, erfahre ich von einer gut aussehenden Frau in schickem Kostüm. Es ist wieder einmal der Dax, der seine Talfahrt fortsetzt, der deutsche Leitindex, der wieder gefallen ist.

Und muss man deswegen so abdrehen? Muss man so ein schlechtes Benehmen zeigen, dass man Zettel auf den Boden wirft, die die Putzfrauen nachher wieder aufheben müssen? Muss man gleich in Tränen ausbrechen - wo gerade diese Männer dort doch eher selten weinen? 

Dieses Geldgeschäft ist eine eigene merkwürdige Welt. Menschen verdienen ihr Geld nicht mehr im klassischen Sinne, indem sie etwas herstellen oder etwas leisten und dafür bezahlt werden. Sie packen ihr Geld in eine Blase, und lassen diese Blase für sich arbeiten. Auf die Weise wollen sie ihr Geld vermehren. Dieses abstrakte Geld aber kommt niemandem zugute. Es schwirrt irgendwo im Universum herum. Ist es dann aber mehr geworden, freut man sich nicht und gibt es aus, sondern man steckt es in eine andere Blase und lässt es wieder arbeiten.

Nur wenn man sich verspekuliert hat beginnt das Jammern. Firmen gehen dann pleite, einzelne Betroffene machen auch mal Selbstmord - naja, und wenn Banken oder Versicherungen versehendlich auch unser Erspartes verzockt haben, bezahlen wir eben wieder die Zeche. Wie gut, dass es uns kleinen Leute gibt, die ihr Geld noch auf eine altmodische Weise verdienen.  Und ist doch Ehrensache, dass wir dann mal wieder die Welt retten.

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