Gestern besuchte ich meinen Vater. Er wohnt 40 Kilometer von mir entfernt in Lemgo. Ich fahre diese Strecke gerne. Jetzt, bei dem sonnigen Herbstwetter ist sie besonders schön.
Ich fuhr durch den Teutoburger Wald, dann durch die kleinen Ortschaften in Lippe.
Und ganz plötzlich flog mir eine Geschichte zu. Sie machte sich in meinem Kopf breit und wickelte mich ein. Eine Weile hörte ich ihr zu und ließ mich von ihr gefangen nehmen.
Dann wehrte ich mich. Ich habe jetzt überhaupt keine Zeit für neue Geschichten. Ich sitze gerade an einem anderen Roman, ich muss verschiedene Sachen überarbeiten, ich muss ein Exposé verändern ...
Jetzt bloß keine neue Idee.
Aber die Geschichte hatte es auf mich abgesehen. Sie ließ mich nicht mehr los und zwang mich dazu, ihr Platz zu geben.
Okay, dachte ich seufzend. Ich gebe auf!
Die Protagonisten ließen sich in meinem Auto nieder und unterhielten sich. Ich hörte ihnen zu, überrascht und ungläubig. Sie waren nett.
Dann war ich bei meinem Vater angekommen, keine Zeit, einer Geschichte zuzuhören. Aber nun hatte ich plötzlich Angst, diese Gechichte wieder zu verlieren. Ich setzte mich in den schönen Herbstgarten und tippte die Idee in mein Handy.
In dem Moment, als ich die Geschichte aufschreiben wollte, entglitt sie mir. Die Worte waren so sperrig und passten überhaupt nicht mehr zu der Leichtigkeit der Idee. Die Geschichte ließ sich nicht einfangen.
Ich ließ sie los. Sollte sie werden, wie sie wollte, verdammt noch mal!
Auf der Rückfahrt waren meine Protas wieder da. Sie saßen auf dem Beifahrersitz und auf dem Rücksitz und redeten wieder miteinander. Jetzt sah ich sie deutlicher. Ich hörte ihre Namen und bemerkte, wie unterschiedlich sie redeten. Die ganze Fahrt über ließen sie mich nicht mehr los.
Abends schrieb ich den Anfang ihrer Geschichte auf.
Eigentlich hatte ich überhaupt keine Zeit für diese Geschichte.
Aber wer weiß, wann sie wieder kommen...
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