Über den türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan kann ich mich immer wieder schrecklich
aufregen: Zum Beispiel als er 2011 in Düsseldorf vor seinen Landleuten redete
und diese Sprüche „Assimiliert euch nicht!“ trötete, oder als er diese verlogenen
Ratschläge „Kinder müssen zuerst türkisch, dann deutsch lernen“ von sich gab -
als wenn er vorher eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben
hätte. Die Wahrheit wird aber eher sein, dass er selbst keine Ahnung vom
Erlernen einer Sprache hat, er macht nur seine eigene kleine Weltanschauung zum
Maßstab für seine Landsleute.
Für ein so großes und
vielschichtiges Land wie die Türkei, in der modernes und konservatives Leben nebeneinander bestehen, reichen diese hausbackenen
Lebensweisheiten eines konservativen Patriarchen nicht. Die modernen jungen
Türken setzen sich zur Wehr und fordern seinen Rücktritt, erleben aber verbitterten
harten Widerstand. So schnell will Erdoğan seinen Platz nicht frei machen – da zeigt er sich dann doch als
diktatorischer Despot, lässt sie verprügeln und nimmt sie in Haft
Zeit, dem Widerstand in
der Türkei Solidarität zu zeigen.
Gestern hatte der
Alevitische Kulturverein zu einer Solidaritätsdemo aufgerufen, und ich war mit dabei.
Am Bahnhof traf ich auf einige meiner Chorschwestern und ging mit ihnen. Es war
nicht meine Demo, die Parolen waren meist auf Türkisch, die Betroffenheit der
türkischen Demonstranten eine andere. Und trotzdem war ich froh, dabei zu sein
und meine Unterstützung zu zeigen.
Rufend, Fahnen
schwenkend und Plakate hochhaltend zogen wir durch die Straßen. Es war laut und
aufgeregt, aber auch fröhlich und integrativ.
Als wir das
Westerntor überquerten, gab es den ersten Widerstand. Eine konservative Gruppe wartete
auf uns. „Allahuekbar“, riefen sie. Der Demonstrationszug blieb stehen. Es gab erregte
Diskussionen, doch die Ordner drängten weiter. „Wir sind eine friedliche
Demonstration“ beschworen sie uns.
Auch einen liebenswerter
Zwischenfall ereignete sich: Wir gingen die Bahnhofsstraße entlang Richtung
Innenstadt – die eine Spur war für uns Demonstranten gesperrt, auf der anderen
lief der Verkehr weiter. Plötzlich kam uns laut hupend ein Linienbus entgegen.
Wir waren irritiert – erschrocken – und erkannten erst dann eine türkische
Busfahrerin hinter dem Steuer. Sie musste arbeiten, aber ihr Herz war bei uns.
Hier ein paar Fotos:
Diskussionen über das Plakat : "Zwei Bäume starben, eine Millionen Menschen standen auf |
Auch Hunde demonstrieren |
weiter geht es durch die Fzßgängerzone... |
... bis zum Rathaus |
Dort findet die Kundgebung statt |
Die Situation in der Türkei macht mich sprachlos.
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