Heute habe ich meinen
Schwiegervater besucht. Er liegt auf einem
kleinen Friedhof in einem Dorf bei Goslar beerdigt. In diesem Ort hat er
gelebt.
Es war sein Wunsch,
hier auf der grünen Wiese zu liegen, ohne klar definiertes Grab, nur mit einem
Stein. Er wollte nicht, dass sich jemand verpflichtet fühlt, sein Grab zu
pflegen. Und er wollte erst recht nicht, dass meine Schwiegermutter in dem Dorf
blieb, nur um in der Nähe seines Grabes zu sein. Sie sollte sich frei fühlen,
überall hin zu ziehen.
Ich bin traurig, dass
er hier so allein liegt, aber ich kann seine Gedanken nachvollziehen. Er hat
sich nie besonders wichtig genommen im Leben.
Eine lange Zeit, bis in
die fünfziger Jahre hinein, war er in polnischer Gefangenschaft. Er und weitere
Mitglieder einer Breslauer Kirchengemeinde wurden verhaftet und unter dem
Verdacht der Spionage über Jahre gefangen gehalten. Warum ausgerechnet diese
Gruppe verdächtigt wurde, hat er nie erfahren. Er war der einzige der Gruppe,
der diese lange schwere Zeit überlebte. Dabei half ihm gerade diese Fähigkeit,
ganz still und einsam mit sich selbst auszukommen.
Er war ein lieber
Mensch und unseren Kindern ein ganz besonderer Großvater. Dafür habe ich ihm
heute noch einmal gedankt.
Liebe Annette
AntwortenLöschenDa sollte man den Wunsch akzeptieren, auch wenn es schwer fällt.
Meine Großeltern haben sich zu Lebzeiten auch für so einen Grabstätte entschieden.
Hab noch einen schönen Abend
Liebe Grüße
Angelika
Gräber sind nicht für die Toten, sondern für die Lebenden. Scheint, als habe dein Schwiegervater erkannt, dass ein Grab nicht nur ein Anker sein kann, sondern auch ein Mühlstein.
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