Sommer 2001. Sommerferien.
Wir sind mit dem Wohnmobil in Spanien angekommen. Die
Sonne versinkt rot im Mittelmeer, der
Campingplatz ist toll, sechs Wochen Freizeit stehen an. Aber ich kann mich
nicht entspannen.
Ein stressiges
Schuljahr liegt hinter mir.
Unsere Schule war
ausgesucht worden, die Arbeitszeiten der Lehrer zu überprüfen. Arbeitspläne
einreichen, tägliche Tabellen ausfüllen, sogar die Arbeitszeit mit der Stechuhr
messen. Viel Schreibarbeit und viel
Streit hatte das im Kollegium ausgelöst.
Dann wurden zwei
Planstellen gestrichen und zwei Kollegen mussten die Schule verlassen. Wieder
brachte es Unruhen, Streit und Tränen mit sich.
Zuletzt hatte ich
noch einen hässlichen Streit mit querulantischen Eltern auszustehen, bei der
mir deutlich bewusst wurde, wie schnell wir Lehrer von der Schulleitung allein
gelassen werden, wenn es unangenehm wird.
Die Zukunft sah
unpädagogisch aus. Vergleichsarbeiten standen an. Welcher Pädagoge hatte sich so
etwas ausgedacht?
Ich sitze am Meer und
grübele und grübele. Mein Kopf will einfach keine Ruhe finden. Mir ist klar,
dass ich die Sommerferien vergessen kann, wenn ich nicht abschalten
kann.
Ich erinnere mich an
eine Methode aus der Kindertherapie. Schreibe meine Sorgen auf einen Zettel.
Baue ein Papierschiffchen daraus. Gehe an den Strand und lasse es im Wasser
schwimmen. Es wird von den Wellen überschwemmt. Aufgeweicht. Versinkt langsam
vor meinen Augen.
Als ich zum
Campingplatz zurück kehre, fliegt mir die Entscheidung zu: Ich werde mit der Schule
aufhören. Nur für ein Jahr. Probeweise.
Nach dieser
Entscheidung kann ich tatsächlich im Urlaub entspannen.
Nach dieser Entscheidung blieb ich noch ein Jahr lang in der Schule und führte mein 4. Schuljahr zum Abschluss. Dann reichte
ich Urlaub ein.
Daraus sind nun zehn
Jahre geworden. Meine Entscheidung habe ich nicht bereut.
(Foto: Bahia, Brasilien)
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