Mittwoch, 27. November 2013

Planung einer Schreibwerkstatt in der JVA




Um zur JVA Hövelhof zu gelangen, muss ich an dem Truppenübungsplatz Senne entlang fahren, der dem englischen Militär gehört. Der Stacheldrahtzaun nimmt kein Ende. An jedem Eingangstor hängt eine rote Fahne, daneben das Schild: Achtung! Scharfschießen. Schüsse und Detonationen erinnern eindrucksvoll daran, dass sich die englischen Soldaten gerade im Herbstmanöver befinden.   
Ich fahre weiter am Zaun entlang. Ein bisschen unheimlich ist mir die Senne immer. Und an so einem nebeligen düsteren Tag wirkt sie richtig furchterregend.
Endlich kommen wieder ein paar Häuser, und dann endlich das Schild: Justizvollzugsanstalt Hövelhof. Hier habe ich mich heute Nachmittag mit einer Lehrerin verabredet. Wir wollen über die Idee reden, eine Schreibwerkstatt in der JVA durchzuführen.
Ich muss mich anmelden, aber dann stehen mir alle Wege über das Gelände der JVA offen. Schließlich bin ich hier im offenen Vollzug. Die inhaftierten Jugendlichen dürfen zur Schule oder zur Arbeit gehen und müssen nur die Nacht in ihren Zellen verbringen.  
Die Lehrerin erwartet mich schon. Kaffee, Kekse und ein hübsches Büro sorgen für echte Gemütlichkeit. Die Lehrerin erzählt, dass auch ihr Klassenraum  weihnachtlich geschmückt ist, was die Jugendlichen immer verwundert und rührt. („Machen Sie das für uns?“)
Wir diskutieren die Möglichkeit einer Schreibwerkstatt. Gibt es Schüler, denen so etwas Spaß machen könnte und die sich so etwas zutrauen? Wie sehr könnte es ihnen helfen, ihr Leben zu ordnen und vielleicht die eine oder andere Wunde schreibend zu schließen. Ich erzähle von Hasan, David und Djamal, die ich im Gefängnis beim Schreiben ihrer Biografie begleitet habe, und denen es so gut getan hat, mal alles aufzuschreiben, was sie zu sagen haben und dazu positive Rückmeldung von Lesern zu erhalten.
Wir diskutieren auch die Möglichkeit, die Geschichten in selbstgebundenen Büchern zu veröffentlichen – schließlich verfügen einige Gefängnisse über eine Druckerei – oder eine Lesung zu veranstalten. All diese Aktionen könnten dazu beitragen, die positiven Fähigkeiten der Jugendlichen nach außen zu tragen und das Selbstvertrauen zu stärken.
Viele gute Ideen tragen wir zusammen, und als wir uns an der Hauptpforte wieder trennen, haben wir das gute Gefühl, einen Grundstein für ein spannendes Projekt gelegt zu haben.

3 Kommentare:

  1. Liebe Annette,
    ich finde, dass das eine sehr gute Idee ist.
    Ich habe viele Jahre mit meiner Musikgruppe zu Weihnachten in einer JVA musiziert. Besonders berührt hat mich ein Erlebnis vor einigen Jahren, als ein Strafgefangener darum bat, eine Geschichte vorlesen zu dürfen. Er bat um leise Musik dazu und las dann seine Geschichte, er hatte sie im Gefängnis verfasst und bei einem Schreibwettbewerb eingereicht, so dass sie einen Platz in einer Anthologie bekommen hat.
    Das Schreiben kann ein gutes Ventil sein, oft ist es die einzige Beschäftigung, der man nachgehen kann. Allerdings ist das nicht für jeden etwas, aber wohl doch für viele. Ich würde gern erfahren, wie es weitergeht und bin gespannt.
    Viele Grüße
    Regina

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  2. Interessant liebe Annette, hier gibts auch ne JVA für Jungendliche und da werden regelmässig verschiedene Projekte angeboten. Schrieben ist für viele der Jungendliche bestimmt Neuland, aber ien tolle Idee. Mal sehen was daraus wird.

    Liebe Grüße
    Angelika

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  3. Super Idee. Toll wenn das jemand in die Hand nimmt und sich dafür einsetzt!

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