Sonntag, 3. November 2013

Zu Hause auf der Durchreise




Ich bin wieder zu Hause, allerdings nur für einen Tag. Es ist ein seltsames Gefühl, so vertraut und doch so fremd.  Die Dahlien stehen in braunen Strünken da, wenige Rosen blühen noch, ein paar Bäume sind kahl. Ich stehe vor der Kaffeemaschine und erinnere mich nicht mehr, wie sie funktioniert. Und als ich mein Pferd besuche, rieche ich schon von weitem den Duft von Silage. Silage? Jetzt schon? Ach ja, wir haben ja schon November…
Zu Hause fallen so langsam die Sorgen der letzten Wochen von mir ab. Ja, echt Sorgen, das spüre ich erst jetzt. Denn wisst ihr, was so furchtbar am Oma-Dasein ist? Man macht sich sofort wieder Sorgen um die Kleinen. Und noch schlimmer ist, man kann ja nicht eingreifen und alles übernehmen. Man muss darauf vertrauen, dass die eigenen Kinder und Schwiegerkinder es schaffen. Das hat mich einige Nächte wirklich um den Schlaf gebracht. Dabei ist es lächerlich, auch das habe ich mir immer gesagt. Die Eltern machen es oft viel patenter und geübter als ich mit meinen Omi-Ängsten. Aber was hilft es, wenn ich mir das immer und immer wieder sage – die Angst sitzt trotzdem im Nacken.
Jetzt bin ich wieder weiter weg, und die Distanz tut mir gut. Sie werden es schon schaffen. Haben wir schließlich auch.

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