Mittwoch, 30. November 2011

Fehlender Praxisbezug


Die Reformpädagogik hat mich als Pädagoge immer am meisten interessiert, und ihre Gedanken haben auch meine Arbeit in der Schule am stärksten beeinflusst.
So liebe ich natürlich auch Waldorfschulen - auch wenn sie manchmal so allerliebst altmodisch daher kommen.
Jetzt las ich in dem Waldorf-Ideenpool-Newsletter, den ich regelmäßig und gerne lese, eine Textaufgabe, über die ich mich schlapp gelacht habe:

Ottos Mutter hat einen Anruf von den Lehrern erhalten, dass Otto seit Wochen keine Hausaufgaben mehr macht. Nun ist sie misstrauisch geworden, ob er stattdessen immer nur  dicke Bücher liest. Da sie aber keine Lust hat, sich die ganze Zeit neben ihn zu hocken, hat sie alle Türen aufgemacht und eine Reihe von Spiegeln so aufgestellt, dass sie Otto von dem Sofa aus an seinem Schreibtisch beobachten kann.
Wie würdest Du die Spiegel aufstellen?
(Dann folgt eine Zeichnung und ein Tipp über die Spiegelstellung nach dem Spiegelgesetz Einfallswinkel = Ausfallswinkel.)

Ist das nicht eine süße Aufgabe? Vor 80 Jahren wäre sie vielleicht praxisbezogen gewesen.
Aber welches Kind heißt heute denn noch Otto?
Und welches Kind liest ein Buch, statt Hausaufgaben zu machen?
Und wenn es das tut, welche Mutter würde ihr Kind denn beim Lesen stören. Sie wird froh sein, so ein Kind zu haben.
Und wieso macht sie sich die Mühe, Spiegel aufzustellen. Hat sie denn keine Webcam?
Manchmal müssen auch Matheaufgaben mal aktualisiert werden. 
(Foto: Harlingersiel)

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