Dienstag, 24. April 2012

Punkte in Flensburg


Als ich den Brief vom Landkreis Osnabrück öffne, ahne ich Unangenehmes. Und tatsächlich: Ein schwarzweiß-gepixeltes Bild fällt mir in die Hände. Ich hinter dem Steuer. Angeblich habe ich einen zu geringen Abstand zu meinem Vordermann gehabt. Nun habe ich die Möglichkeit, mich in einem Anhörungsbogen zu rechtfertigen.
Meine Familie feixt.
Na, Muddi, haste den Vordermann ein bisschen gescheucht?
Haste wenigstens die Lichthupe gedrückt?
Alexander hat sogar eine App auf seinem Handy, um mein Vergehen zu berechnen. 50,- € und zwei Punkte in Flensburg. Mindestens.
Ich bin echt fertig. 36 Jahre lang fahre ich nun Auto, und noch NIE habe ich einen Punkt in Flensburg bekommen. Ich bin eigentlich ein defensiver Fahrer - eigentlich. Doch seit einigen Jahren bin ich natürlich viel unterwegs.  Da passiert es schon mal, dass einen der eine oder andere Vordermann nervt, wenn er so durch die Gegend kreucht.
An diese spezielle Situation aber kann ich mich nicht erinnern. Eigentlich sehe ich auf dem Foto ganz entspannt aus. Und ich bin auch nur 120 gefahren, obwohl ich auf der Autobahn war. Warum sollte ich jemandem zu dicht aufgefahren sein?
Sind Sie das auf dem Foto? fragt der Anhörungsbogen.
Ja, kreuze ich an (bevor unser Dorfsheriff den Bogen zugeschickt kriegt und mich erkennt).
Sind Sie schuldig oder nicht schuldig, fragt der Bogen weiter.
Was soll ich denn schreiben? Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Aber das liegt ja vor allem daran, dass ich mich noch nicht mal an die Straße erinnern kann, die ich langgefahren sein soll.
„Schreib doch einfach, du wärst nur so dicht aufgefahren, weil du das Kennzeichen des Vordermannes lesen wolltest, aber du hattest deine Brille nicht dabei“, schlagen meine Söhne vor.
Au Mann, diese Familie ist immer so konstruktiv!
Ich finde, es müsste einen Unterschied geben zwischen netten Vielfahrern, die eigentlich immer bemüht sind, nur eben manchmal etwas unaufmerksam, und zwischen Idioten, die zeigen wollen, dass sie der King sind.
Hiermit plädiere ich für eine Punkte-Flatrate bei netten Vielfahrern. 

Foto: Straße nach Lavras Novas, Brasilien

3 Kommentare:

  1. Vielleicht hast du kurz geschlafen hinterm Steuer?

    Und wie funktioniert denn die Punkte-Flatrate? Man zahlt ein Bußgeld und bekommt dann so viele Punkte wie man möchte? :D

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  2. Ja, das wäre die genialste Lösung. Oder bei 30 000 Kilometern im Jahr hat man 30 Freipunkte.

    Annette

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  3. Deine Männer sind genial! *Lachtränen-aus-den-Augen-wisch*

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