Verlaufskurve nennt
sich in der Pädagogik die Lebensphase, in der sich ein Mensch immer tiefer in
seine Probleme verstrickt. Er gerät aus dem Gleichgewicht, versucht
verzweifelt, sich zu stabilisieren. Doch die Geschehnisse entwickeln eine eigene
Dynamik, und so gerät er schließlich
fremdbestimmt ins Trudeln und bricht zusammen. Erst durch diesen
Orientierungszusammenbruch kann eine Wandlung und damit eine Veränderung
erfolgen.
Im Leben eines Menschen ist diese Verlaufskurve das Tragischste, was ihm passieren kann.
Der Roman dagegen
lebt davon. Ausgerechnet diese Verlaufskurve macht ihn spannend, dramatisch und
lesenswert.
So ist man als Autor
irgendwann gezwungen, seinen Protagonisten in eine Verlaufskurve zu führen. Das
ist schrecklich, denn man hat ihn so verdammt lieb geworden und möchte ihm
diesen Leidensweg ersparen.
Diese Schreibphase
ist für mich immer schrecklich. Ich leide mit ihm, ich bin angestrengt und
voller Unruhe. Meine Tastatur klappert, denn mein größter Wunsch ist es, ihn
bald zu erlösen, das Ende für ihn sichtbar zu machen, ihn Land gewinnen lassen.
Wenn alles vorbei
ist, bin ich mit ihm erschöpft
Einziger Trost: Ich
bin diejenige, die schon vorher weiß, wie alles ausgehen wird.
(Foto: Kondensstreifen über der Tarn)
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