Samstag, 18. Dezember 2010

Weihnachtsgrüße


Für zwei Wochen mache ich nun eine Blogpause. 
In dieser Pause liegen hektisch-besinnliche Weihnachten und Silvester mit viel Besuch. 
Ich freue mich darauf.
Euch allen wünsche ich schöne Weihnachten und einen besinnlich-fröhlichen Übergang ins neue Jahr.

Liebe Grüße
Annette

Freitag, 17. Dezember 2010

Lesung in Worms

Gestern gab es eine Unwetterwarnung. Heftiger Schneefall und gefährliche Glätte wurden vorausgesagt. Das ist nicht gerade das Wetter, um sich auf eine lange Reise zu einer Lesung zu machen.Trotzdem startete ich natürlich ... schließlich gibt es ja die Bahn. (und sie war auch wirklich ziemlich pünktlich!!!)

Schon vorher hatten mich verschiedene Schüler der Klasse 7 a der Karmeliter Realschule in Worms kontaktiert. Erst meldete sich Ibrahim. Er hatte mit seiner Klasse das Buch "Im Chat war er noch so süß" gelesen und hatte ein paar Fragen an mich. Danach meldete sich Hannah, schließlich Laura, danach fragte die Lehrerin vorsichtig an, ob mir ihre Schüler nicht zu sehr auf die Nerven gingen ... und dann wollten schließlich alle, dass ich mal zu einer Lesung vorbei komme. 
Das sind die schönsten Lesungen. 

 
Ich war gespannt auf die Schüler und sie auf mich. Sie hatten die Stühle in einen Kreis gestellt, so konnten wir uns alle gut sehen. Dann erzählten sie ein bisschen von sich, stellten dann viele Fragen an mich und baten mich schließlich, noch aus zwei verschiedenen Bücher zu lesen. 
Die Zeit verging wahnsinnig schnell. 


Ich grüße euch von hier aus noch mal ganz herzlich. 
Mein Auto musste ich zwar gestern am Bahnhof aus dem Schnee schaufeln, aber ich bin gut wieder angekommen. 
Meldet euch mal wieder - und passt gut beim Chatten auf!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Schreiben für Nichtleser

Manche Kritik an meinen Büchern jagt mir einen riesigen Schrecken ein. 
"Einfacher Schreibstil" - "überwiegend Hauptsätze" - "dialogischer Aufbau" - "simple Handlung" prügeln die Kritiker auf mich ein. 
Ich muss sagen, einfach so abtun kann ich diese Verurteilung nicht. Denn wieso maßen sie sich an, so zu urteilen, ohne sich über die Bücher zu informieren. Es sind doch Bücher für Nichtleser.

Wenn ich in den Schulen herum frage: "Was liest du gerne", kommt bei vielen Jugendlichen die Antwort: "Eigentlich gar nichts."
Bücher werden von vielen Schülern als zu schwer empfunden. Allein ein mehrgleisiger Aufbau eines Buches oder eine Rückblende können dazu führen, dass Schüler das Buch mit den Worten "zu langweilig" an die Seite legen. In Wirklichkeit ist es ihnen einfach bei ihrer Lesefertigkeit schwer gefallen, den Text zu verstehen.
Das sind meine Leser!
Für diese Nichtleser schreibe ich.  
Natürlich müssen da die Sätze kurz sein, die Handlung übersichtlich, der Schreibstil einfach, sonst würden sie ja die anderen Millionen Büchern lesen, die es gibt...

Gott sei Dank bekomme ich so viel liebe Schülerpost, dass sich die Kritik der "Literaturkritiker" irgendwie verschmerzen lässt.
"Eigentlich lese ich nicht gerne", schreibt z. B. Nadine aus Köln. "Aber bei Ihrem Buch konnte ich gar nicht mehr aufhören."
"Ich habe auch schon zwei weitere Bücher von Ihnen gelesen", schreibt Sascha aus Bonn.
Und vor kurzem schrieb eine Lehrerin: "So was hatten wir bis jetzt an unserer Schule noch nie. Dass Schüler heimlich unter der Bank ein Buch lesen, weil sie wissen wollen, wie es weiter geht - dass Schüler ein Buch mit in die Pause nehmen - und dass sogar Schüler der Parallelklasse anfragen, ob sie das Buch auch lesen dürfen..."
Oh Mann, da geht einem doch das Herz auf.
Einen Nichtleser zum Lesen zu bewegen ist doch eigentlich das Größte, oder?

Dienstag, 14. Dezember 2010

Produktwerbung in meinem Blog?

Gestern bekam ich ein überraschendes Angebot. Ein "Haushalts-Store" fragte per Mail an, ob ich vielleicht hin und wieder in meinem Blog seine Produkte beschreiben und für sie werben würde. Als Lohn erhielte ich dafür gratis die zu testenden Produkte. 

Ich war echt geplättet. 
Zugegeben, das Aussehen meines Blogs würde sich ein wenig verändern, wenn ich euch plötzlich von Waffeleisen, Kaffeemaschinen oder Brotbackgeräten berichten würde. 
Aber es wäre nicht zu eurem Nachteil. 
Ihr hättet wahrscheinlich riesigen Spaß an dem neuen Blog.

Was ich euch nämlich bis jetzt verheimlicht habe ist, dass ich eine grottenschlechte Hausfrau bin. 
Und wenn ich mir vorstelle, ich berichte euch von dem großartigen Umgang mit einer Backform und präsentiere euch meinen dunkelbraunen Kuchen, der wieder einmal platt wie eine Flunder ist, und den ich mit Puderzucker überstreuen muss, damit man die schwarzen Stellen nicht sieht, werdet ihr euch die Tränen aus den Augenwinkeln wischen.
Wahrscheinlich schnellt die Besucherzahl dieses Blogs auf einen absoluten Rekord. 
Aber mich würde das schrecklich stressen. 
Und im Sinne des Stores wäre das auch nicht.

So werde ich auf dieses gut gemeinte Geschäft verzichten. 
Schließlich bin ich im Moment in der Lebensphase des Packens, und da wäre es schlimm, wenn mir der Briefträger einmal im Monat ein Paket mit Haushaltsgegenständen bringt.
So bleibt in diesem Blog alles beim Alten.
Und jetzt koche ich mir erst mal einen Kaffee.
Mit meiner guten Senseo-Kaffeemaschine...

Übrigens: Das Foto entstand in einer koreanischen Teeplantage. Der grüne Küchen ist aus Tee und schmeckte toll. Er war ja auch nicht von mir!

 

Montag, 13. Dezember 2010

Mein erstes Kinderbuch

Oft werde ich nach meinem ersten Kinderbuch gefragt. 
Hier ist es.
Es heißt "Man müsste miteinander reden" und erschien 1987 im Schneider-Verlag.

Man sieht dem Buch an, dass es schon viele Jahre alt ist. Die Seiten innen sind ganz vergilbt. 
Aber solche Zeichnungen auf den Covern kommen allmählich wieder in Mode ; ))

Das Buch handelt von einem türkischen Mädchen, das nach Deutschland kommt. 
Damals, als ich das Buch schrieb, war ich Lehrerin an einer fast türkischen Schule im Duisburger Norden. Ich hatte eine türkische Vorbereitungsklasse, die sich aus Schülern zusammen setzte, die gerade aus der Türkei nach Deutschland gekommen waren. Fast wöchendlich bekam ich einen neuen Schüler. Immer waren es Kinder, die kein Wort deutsch sprachen.
In dieser Zeit habe ich türkisch gelernt, um mich irgendwie zu verständigen. Ich war auch oft bei türkischen Eltern eingeladen und habe viel über ihre Kultur gelernt. 
Und dann war ich natürlich auch in der Türkei - zu Intensivsprachkursen.

In dieser Zeit habe ich angefangen, für die Öffentlichkeit zu schreiben. 
Zuerst hatte ich ein Gedicht geschrieben, das veröffentlicht wurde, danach hatte ich zwei Märchen für ein Märchenbuch geschrieben, die gedruckt wurden.
Naja, und dann dachte ich - größenwahnsinnig, wie man als Anfänger immer ist - schreibe ich mal ein Kinderbuch.
In einem Italienurlaub in der Toscana schrieb ich schießlich dieses Buch.
Jeden Morgen setzte ich mich in das kleine Café auf unserem Campingplatz und schrieb bei einem Cappuccino Kapitel für Kapitel in ein dickes Schulheft. Zu Hause tippte ich alles ab und schickte ein Expose an drei Verlage.
Der Schneiderverlag forderte das Maniskript an und nahm das Buch an.
Es dauerte dann noch zwei Jahre, dann wurde das Buch gedruckt.

Absolutes Anfängerglück nennt man das.
Zu der Zeit hatte ich nämlich überhaupt noch keine Ahnung, wie schwer es ist, einen Verlag zu finden.

Mein Buch gibt es schon lange nicht mehr zu kaufen. 
Man kann es nur noch bei E-Bay ersteigern. 
Für 0,25 € Anfangsgebot!

Sonntag, 12. Dezember 2010

War aber ganz schön teuer

Immer noch verbringen wir die Vorweihnachtszeit mit packen und planen. 
Gestern waren wir in unserem neuen Haus. Die Besitzer - ein nettes älteres Ehepaar - wollten mit uns gemeinsam besprechen, welche Dinge wir übernehmen können. 
Sie sind großzügig. Vieles wollen sie uns schenken. Sie verkleinern sich und sind froh, wenn wir die Sachen gebrauchen können. 
Wir freuen uns über die Regale, Garderobenschränke oder Lampen. So was hat man immer zu wenig.

Dann geht es in den Keller. In einem großen hellen Raum steht ein riesiger dunkler Schlafzimmerschrank und ein großes dunkles Bett.
"Möchten Sie das auch übernehmen?", werden wir gefragt.
"Nein danke", sage ich vorsichtig.
"Warum nicht?", frage sie.
Tja, ööhm...
"Hören Sie mal, das war ganz schön teuer", sagt sie.
Aber ... also...
"Das ist Kirsche. Vollholz. Keine Billigware.
Ähm, ja...
"Sie müssen das nicht bezahlen. Keine Angst. Das schenken wir Ihnen."
Ups, tja...
Sie betrachtet mich nachdenklich. Es irritiert sie, dass ich ihr nicht vor Freude um den Hals falle.
"Jetzt weiß ich, warum Sie das nicht nehmen", sagt sie schließlich. "Sie denken wahrscheinlich, wir erzählen das herum, dass Sie Möbel von uns übernommen haben. Das ist Ihnen vielleicht peinlich, oder?"
Also, ähm...
"Aber keine Angst, von uns erfährt keiner was."
Oh ... ähm... tja...

Freitag, 10. Dezember 2010

Von der Last des Packens

"Jaja, so hat jeder Mensch im Leben sein Päckchen zu tragen", sagte meine Tante Anna früher immer. Der Spruch wurde später ein Running-Gag auf Familienfeiern.
Nun habe ich selbst nicht nur Päckchen zu tragen. Es sind riesige Pakete!
Und bevor ich sie trage, muss ich sie packen. Das ist besonders schwer.

Ich sitze auf unserem Dachboden. Er ist voller Erinnerungen: Kinderbücher, Spielzeug, Schulhefte, Fotos, alte Briefe... nichts, was ich leichten Herzens wegwerfen kann. 
Und doch ist ein Umzug eine Chance, das Allgemeine von dem Eigentlichen zu trennen.

Ich packe jedem Kind eine große Erinnerungskiste. Dabei erfahre ich von ihnen, dass sie andere Wichtigkeiten haben. Bei ihnen löst nicht ein altes Bilderbuch ein Funkeln in den Augen aus, sondern ein altes Gameboyspiel oder eine TKKG-Kassette.

Lange sitze ich über Fotos und Briefen. Die kann ich einfach nicht wegwerfen, auch wenn einige nichtsagende Bilder dabei sind.
Eine Freundin, der ich das später erzähle, schüttelt den Kopf über mich.
Sie gesteht mir, dass sie sogar ihre alten Fotoalben weggeworfen hat. 
Jetzt bin ich entsetzt.
"Was soll ich denn damit?", sagt sie verwundert. "Da gucke ich doch sowieso nicht wieder rein. Ich habe sie mir vorher noch einmal angeschaut, und das war`s dann. Will doch sowieso keiner haben."

Schluck. Klar. Haben will sie nachher bestimmt niemand. 
Nur mir würde die Erinnerung vielleicht fehlen.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Hilfe, mein Pferd ist ein Weichei

Ich liebe Islandpferde.
Sie sind klein und robust, sie sind unerschrocken und geländesicher. 
Und sie lieben den Schnee. 
Wenn man sie im Winter aus dem Stall holt, springen sie vergnügt im Paddock herum. Und dann wälzen sie sich oft im Schnee hin und her.

Nur mein Pferd nicht. 
Rós ist ein Stubenhocker. Dabei hat sie wie alle Islandpferde ein langes dickes Winterfell. 
Trotzdem guckt sie mich vorwurfsvoll an, wenn ich sie morgens aus dem Stall hole.
"Das meinst du doch nicht im Ernst?", sagen ihre Augen, und ich bilde mir ein, sie mit den Zähnen klappern zu hören.
"Du bist ein Islandpferd!", erkläre ich ihr. "Deine Artgenossen stehen in Island bei -21° Eis und Schnee Tag und Nacht draußen. Und sie mögen es gerne!"
Beleidigt kuschelt sich Rós an ihren Freund Bommey und schaut mich nicht mehr an. 
Bommey bietet ihr Schutz.

Okay, okay, um halb vier Uhr hat sie mich mit ihren traurigen schwarzen Augen weichgekriegt. Ich hole sie in den Stall zurück. 
Begeistert knabbert sie an der Silage. Dann macht sie es sich im Stroh gemütlich.
Sie ist eben ein Weichei-Pferd.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

... dann bin ich doch froh, dass ich ICH bin ...

Seit einiger Zeit habe ich bei wer-kennt-wen Kontakt zu Marianna, einer 21-jährigen Jugendlichen aus Hemer. Marianna ist körperbehindert und sitzt von Geburt an im Rollstuhl. Osteogenesis imperfecta lautet die Diagnose. Auf Deutsch: Glasknochen.
Marianna und mich verbinden zwei Leidenschaften: Das Lesen (dabei entdeckte sie mich) und das Schreiben (dabei entdeckte ich sie).
Nun hat mir Marianna ein Buch zugeschickt, das sie und ihre Gruppe "Fahrtwind" herausgegeben haben. Ich möchte es hier kurz vorstellen:

Mariannna schreibt darin über sich selbst:

"Meine Familie und Freunde sind das Wichtigste in meinem Leben. Ich bin lebensfroh, meistens gut gelaunt, doch manchmal, wenn ich schlecht gelaunt oder traurig bin, würde ich mir schon wünschen, nicht behindert zu sein. Dann denk ich immer, dann hätten es meine Eltern leichter, dann müssten sie nicht auf so viele Sachen wegen mir verzichten... dann hätten die auch ein Leben für sich und gäben nicht alles für mich und dann könnte ich auch selbst was tun, was meine Cousinen oder Freunde so tun. Zum Beispiel selbst auf die Toilette gehen, selbst dahin gehen, wohin ich gerade Lust habe. Doch dann wiederum denke ich mir ... ich wäre dann ein ganz anderer Mensch, eine andere Persönlichkeit, ein anderer Charakter... dann wäre ich vielleicht so ein Mädel, das auf solche Menschen wie ich bin, halt mit Handicap, gar nicht achten würde... und dann würde ich all die lieben Menschen, Familie und Freunde gar nicht kennen, die ich jetzt kenne, und das fände ich traurig, und dann bin ich wieder froh, dass ich ICH bin..."

Marianna und die Bürogruppe, in der sie arbeitet, lassen sich gerne zu Lesungen aus ihrem Buch einladen und erzählen von ihrem Leben mit ihren Behinderungen.
Hier noch der Hinweis auf ihre Homepage: www.iswe.de
Mail: Fahrtwind@iswe.de

Dienstag, 7. Dezember 2010

Grüße aus Neuseeland

Heute gibt es Neues aus Neuseeland. Mein Sohn Alex ist gut dort angekommen. Er genießt die Wärme (35 °C) und wandert zur Zeit mit Zelt und Rucksack durch die Lande.

Die Idee "travel and work" hat er ein bisschen in "only travel" verändert. Wer kann es ihm verdenken bei dem schönen Land.Und den Urlaub hat er auch dringend verdient.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Das Schreiben trägt alles

Eine lange Zeit über habe ich eine gestaltpädagogische Ausbildung gemacht, die viel Selbsterfahrung beinhaltet. In dieser Gruppe haben wir hin und wieder Lebensabschnitte in Bildern dargestellt.
Einmal im Jahr treffe ich mich mit den Menschen wieder, die mich in dieser Ausbildungsgruppe begleitet haben. Es ist wie ein intensives Familientreffen, denn wir kennen uns alle schon so lange und gut.

Vor etwa 10 Jahren trafen wir uns in einer größeren Runde und malten wieder ein Lebenspanorama, ein Bild, das eine bestimmte Lebenszeit in Symbolen und Farben darstellt.
Dieses Bild fiel mir gestern beim Aufräumen plötzlich in die Hände. Ich setzte mich auf den Boden meines Arbeitszimmers und betrachtete es lange. Die Erinnerungen waren sofort wieder da.
Die Geburt meiner Kinder hatte ich als Sonnen gemalt, dann wilde Blitze für die Zeit, in der unser Jüngster erkrankte und mehrmals operiert werden musste. Der Tod meiner Mutter war auf dem Bild als lange dunkle Zeit dargestellt, außerdem der bewegte Familien- und Schulalltag.
Und ganz unten, unter all dem bunten Chaos verlief eine bewegte rosa Linie, mal dicker, mal dünner, schwungvoll und leicht.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich mein Bild in die Mitte legte und der Gruppe die einzelnen Symbole und ihre Bedeutungen erklärte und von mir erzählte.
"Und das hier", sagte ich dann und deutete auf die rosa Linie, "ist mein Schreiben. Es ist immer da, mal mehr, mal weniger, aber es hat immer Platz in meinem Leben."
Die anderen sahen nachdenklich auf mein Bild.
"Das Schreiben trägt alles", sagte Barbara.

Samstag, 4. Dezember 2010

Die Macht über meine Zeit

Geduld gehört nicht zu meinen Tugenden.
Wenn ich irgendwo warten musss, in einem Geschäft mal wieder an der falschen Schlange stehe, mit dem Auto am Kamener Kreuz feststecke oder frierend die Durchsage auf dem Bahnsteig höre: "... verspätet sich wegen Gleisarbeiten um eine halbe Stunde", sage ich mir immer wieder: Jetzt ist es deine Chance, dich in Geduld zu üben.

Schwieriger wird es, wenn andere meine Zeit stehlen, um mir ihre Macht zu demonstrieren. Chefs haben gerne solche Taktiken. Sie bestellen einen zu einem Gespräch, um ihn dann vor ihrem Büro noch eine Weile zappeln zu lassen. Je schlechter der Chef, umso ausgeklügelter sein Wartesystem.

Noch schlimmer wird das Warten, wenn man warten muss, damit andere frei darüber verfügen können, wann du in seine Zeit passt. Man spürt dann, dass man ein kleines Rädchen im Getriebe der anderen ist - das untere Ende der Nahrungskette, wie meine Kinder immer sagen.

Gestern im Krankenhaus spürte ich wieder einmal dieses Gefühl. Ich kann es fast nicht ertragen.
Mein Vater musste für eine Woche zu einer Bahndlung in eine Uniklinik. Er sollte um 10.00 Uhr erscheinen.  Wir hatten eine weite Anfahrt und mussten uns früh auf den Weg machen. Mein Vater war sehr aufgeregt.

Nachdem wir das Labyrinth Uniklinik mit all den Anmeldungen in all den Terminals hinter uns gebracht hatten, saßen wir in dem Terminal-Stationszimmer und warteten.
Auf was? Auf wen? Niemand wusste es. Niemand sagte etwas. Niemand sah uns an.
Wir bekamen einen Stuhl zugewiesen und die Zeit verstrich.
Mit uns warteten noch zwei Frauen. Auch sie wussten nicht, warum sie kein Zimmer zugewiesen bekamen.

Ich hätte Verständnis dafür, wenn Notfälle dazwischen gekommen wären, wenn die Station überfüllt wäre, wenn ein großes Chaos geherrscht hatte.
Doch ich hatte dieses Warten schon vor zwei Wochen genauso erlebt. Und nun überkam mich das Gefühl: Das machen sie hier immer so. Sie bestellen einen möglichst früh, dann haben sie freien Zugriff auf deine Zeit.
Die Zeit des Patienten ist unwichtig, und die des Begleiters sowieso.

"Auf was warten wir denn?", fragte mein Vater immer wieder ängstlich. "Haben wir uns nicht angemeldet?"
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, fragte höflich, wie wohl der Zeitplan der nächsten Stunde aussähe. Ob wir vielleicht in die Caféteria gehen könnten, oder sogar die Zeit durch einen kleinen Spaziergang nutzen könnten. Doch ich hatte die falsche Frau im Getriebe gefragt. Eine Schwesternschülerin. Sie war nicht zuständig.
Nach zwei Stunden platzte der anderen Frau der Kragen, und sie forderte, die Stationsschwester zu sprechen. Wieder wurde sie abgewiesen. Wieder war niemand zuständig.
Jetzt stellte ich mich neben sie, beschwerte mich ebenfalls, dann kam die dritte Frau dazu. Gemeinsam waren wir stark.
Nun passierte etwas. Betten wurden hin und her geschoben, Bettwäsche wurde geholt, Nachtschränkchen wurden besorgt.
Nach einer weiteren Stunde hatten alle ein Zimmer.

Ich möchte niemals einen Beruf haben, in dem mir meine Kunden, Patienten, Klienten oder Zuhörer egal werden und ich nicht mehr in der Lage bin, das Leben aus ihrer Perspektive anzuschauen.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Et voilá, Mr. Bachelor

Dieser nette junge Mann an meiner Seite mit Barett und Talar ist mein Sohn Nils. Er hat am Wochenende in einer Fakultätsfeier seine Bachelorurkunde überreicht bekommen.

Bachelor, was ist das denn? fragt mein Vater immer wieder irritiert.
Naja, früher nannte man das Vordiplom, und es wäre niemandem in den Sinn gekommen, das zu feiern. Heute feiert man das als erste Hürde im Studium.

Ziemlich überzogen ist es dann, dass man sich auch schon mit Barett und Talar fotografieren lassen kann. Normaler Weise trägt man so etwas ja, wenn man seine Promotion geschafft hat.
Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, diese Kleidung schon vorher anzuprobieren. Nachher müht man sich über Jahre mit einer Doktorarbeit ab, und dann stellt man fest, dass einem Schwarz überhaupt nicht steht. Und dass diese Bommelmütze vielleicht auch nicht mehr so in ist...

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Veränderte Weihnachten

In dieser Zeit vor Weihnachten wird mir doch immer bewusst, wie sehr sich mein Leben verändert hat, seit die Kinder ihrer Wege gehen und ich nicht mehr in der Schule bin.
Die Adventszeit aus der Perspektive eines Erwachsenen ist alltäglicher.
Früher hätten wir heute das erste Törchen aufgemacht, in der Schule hätte ich eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen, die Kinder hätten die Kerzen angehabt.

Jetzt sitze ich am PC, danach ist der Haushalt dran und für den Umzug müssen so langsam die ersten Sachen gepackt und ausrangiert werden. Auch eine Schreibarbeit ist dringend zu erledigen. 
Das ist Alltag pur.
Natürlich ist das Haus geschmückt, im Garten liegt Schnee, ein paar Weihnachtsfeiern stehen an, aber die Weihnachtsstimmung von früher will sich nicht einstellen.

Ich muss einen eigenen Umgang mit der Weihnachtszeit finden, eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit.
Nicht so einfach!

Dienstag, 30. November 2010

Tür an Tür mit einem Berg

Ist das eine Schriftstellerkrankheit, oder geht es anderen Menschen auch so. 
Denkt ihr auch immer bei Orten, Häusern oder besonderen Landschaften: Wie würde es mir gehen, wenn ich hier wohne?
Bei meiner Reise in die Schweiz fiel mir auf, dass ich mich noch nie mit dem Gedanken auseinander gesetzt hatte, wie man sich wohl fühlt, wenn man neben einem riesigen Berg wohnt. Neben so einem schneebedeckten Watzmann, der in der Sonne glitzert.

Dann stieg ich zu einer Lesung in Bubikon aus und war echt beeindruckt von den Bergen, die so dicht waren, dass man sie sozusagen als Hausnachbarn hatte. 
(Leider ist dieses Foto gar nicht schön. Ich habe es in aller Hektik auf dem Weg zum Bahnhof gemacht). 
Wie fühlt man sich, wenn die Berge so dicht sind? 
Will man dann jeden Tag so einen Berg erklimmen?
Kann man das überhaupt? 
Erlebt man den Berg als Grenze oder als Weite? 

Ich war jedenfalls hin und weg.
Umso mehr erstaunte mich die Tatsache, dass sich die Lehrer und Schüler eine Lesung aus dem Chatbuch wünschten, da sie eine Woche zur Internetsicherheit vorbereiteten.
Ich fragte verwundert: "Chatten die denn hier auch? Warum denn? Warum stehen die denn nicht den ganzen Tag am Fenster und schauen auf die Berge?"
Darauf der Lehrer lächelnd: "Bei uns heißen auch nicht alle Mädchen Heidi."

Heißen sie nicht? 
Oh!

Montag, 29. November 2010

Da ist man mal einmal weg...

Also ... ich war doch nur eine Woche weg. Aber hier sieht es aus, als hätte ich meine Familie wochenlang allein gelassen. Die Wäsche musste gewaschen werden, die Badezimmer sahen aus, nebenbei klingelte ewig das Telefon. 

Dabei wollte ich eigentlich alles ganz in Ruhe angehen.
Ich wollte in die Mukkibude und mir den Speck von der guten schweizer Küche von den Rippen trimmen, ich wollte an meiner Geschichte weiter schreiben, wollte Schülerpost beantworten und mein Pferdchen besuchen.
Nix davon habe ich bis jetzt geschafft.

Ich komme mir vor wie in diesem Irrgarten und weiß gar nicht, was ich zuerst machen soll.
Wenigstens für ein Posting reicht die Zeit - wenn auch nur für ein kurzes!

Sonntag, 28. November 2010

Upps, hab ich eine Menge zu erzählen...

Guckt mal, meine Lieben, das ist Zürich! Genial, oder?

Zürich ist etwas Besonderes. Eine wunderschöne, aber auch exklusive Stadt mit schicker Altstadt an einem Fluss, der sich Limmat nennt. DIE Limmat übrigens!

Ich war noch nie länger als einen Tag in der Schweiz gewesen. Die Schweiz ist wirklich sehr teuer, und wenn man so eine große Familie hat wie ich, brettert man im Affenzahn durch die Schweiz, ohne anzuhalten - tanken und essen noch in Deutschland oder dann erst wieder in Italien.

Nun aber konnte ich die Schweizer und ihre Besonderheiten genauer kennen lernen.
Als erstes fiel mir auf, dass ich mit meinem absoluten Hochdeutsch auf Distanz stieß. 
Wir Deutschen würden uns so eloquent ausdrücken, sagte mir ein schweizer Lehrer. 
Ich musste immer wieder erklären, dass ich "schriftdeutsch" rede, weil ich nichts anderes kann.

In vielen guten Gesprächen mit den Lehrern fiel mir besonders auf, dass alle eine sehr differenzierte und persönliche Meinung zu den Dingen hatten. In kurzer Zeit war man in ein persönliches und interessantes Gespräch mit Lehrern oder Schülern vertieft, das man gerne noch lange weiter geführt hätte.
Vielleicht liegt es daran, dass man in der Schweiz immer wieder durch die Abstimmungen aufgefordert wird, eine ganz eigene Meinung und Haltung zu den Dingen zu haben, und diese Meinung wichtig ist und wahrgenommen wird...
Aber das war jetzt auch nur ein kurzer Eindruck, vielleicht würde ich alles anders sehen, wenn ich länger dort leben würde.

Zürich war jedenfalls wunderschön, die Lesereise durch die Bildungsorganisation des Kantons Zürich perfekt organisiert (danke an euch, Julia und Gudrun!) und die Schüler ganz oft gut vorbereitet.
Toll war auch noch, dass wir mit mehreren Autoren und Illustratoren in einem Hotel untergebracht waren und oft den Abend gemeinsam verbrachten. Auch das waren interessante Gespräche.

Einen ausführlichen Bericht und all die vielen Fotos findet ihr auf meiner Homepage.

Samstag, 20. November 2010

Abschied


Ach, ich bin irgendwie total hektisch. Heute ist Abschied angesagt, wenn auch nur für eine überschaubare Zeit. 
Ich fahre morgen für eine Woche nach Zürich auf Lesereise. 
Die Tasche ist halbwegs gepackt. Mein Aufladegerät darf ich nicht vergessen. Schweizer Franken liegen bereit. 
Solltet ihr in diesem Blog nichts von mir hören, liegt es daran, dass das Internet im Hotel und ich irgendwie nicht zusammen passen.

Außerdem geht Alex morgen auf große Reise - 8 Wochen Neuseeland.
Alex, pass gut auf dich auf und MELDE DICH MAL!!!
Du weißt ja ... Mütter und ihre Sorgen!
Auf alle Fälle gehe ich heute Abend noch zu einem Fado-Konzert in die Kulturwerkstatt. 
Die sehnsuchtsvolle Saudade-Musik passt gut zu meiner Stimmung.

Donnerstag, 18. November 2010

Lesung in Hagen-Haspe

Der Tag begann mit vielen kleinen Schwierigkeiten.
Erst hatte ich ein Kilo zu viel auf der Waage (Oh Gott, warum wiege ich mich auch morgens um Viertel vor sechs!). Dann war die Kaffeemaschine kaputt und ich musste so ein Kakao-Instant-Zeugs trinken. Danach vertippte ich mich andauernd auf meinem Navi, sodass es mich beinahe nach Hamburg geführt hätte...
Ich dachte schon: Na, das wird ja heute eine Lesung!

Aber dann in Hagen-Haspe wurde es richtig nett. 
Eine freundliche Frau wechselte mir Kleingeld für die Parkuhr, meinte aber, ich brauchte das nicht. Es würde nie kontrolliert. Dann kannten alle Passanten den Weg zur Bücherei (das ist wirklich ein gutes Zeichen), und in der Bücherei wurde ich herzlich empfangen und kriegte einen guten starken Kaffee.


Zwei sechste Klassen waren zur Lesung eingeladen.
Die einen hatten sich das Buch "Dann zieh ich eben zu Dad" zum Vorlesen gewünscht, die anderen wollten das Buch "Im Chat war er noch so süß" hören.


Besonders das Chatthema war für viele Schüler interessant, denn chatten taten sie fast alle, auch mit Unbekannten.Da muss man natürlich besonders vorsichtig sein!
Zuletzt gab es viele neue Anmeldungen in der Bücherei. Schließlich wollten alle wissen, wie das Buch zu Ende geht.
Es war schön bei euch und ich grüße euch herzlich.
Danke auch an Frau Lochmann für die nette Einladung und die gute Organisation!

Mittwoch, 17. November 2010

Chancen und Grenzen einer Schreibwerkstatt


Ist jemand von euch mal in einer Schreibwerkstatt gewesen?
Dann würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt.

Als ich anfing zu schreiben - das ist jetzt fast 30 Jahre her - war ich in einer Schreibwerkstatt, der Literaturwerkstatt Paderborn.
Wir trafen uns einmal im Monat im Medienzentrum. Wer wollte, konnte seinen Text für alle kopieren und ihn dann laut vorlesen. Die anderen hörten zu, begutachteten den Text und gaben Verbesserungstipps.
Es ging in dieser Schreibgruppe nicht darum, den Stil oder den Inhalt zu verbessern. Vielmehr wurde stilistische Ungereimtheiten verändert, die man allein gar nicht bemerkt hatte.

Ich habe in dieser Gruppe ganz viel gelernt, und immer noch höre ich diese kritischen Kommentare im Ohr, wenn ich einen Text schreibe.

Als ich dann aber meine ersten Texte veröffentlichte und mein erstes Kinderbuch erschien, veränderte sich meine Situation in der Werkstatt. Meine Texte wurden misstrauisch beäugt. Manchmal schlug mir Spott oder Ärger entgegen.
Zuerst glaubte ich, mir das eingebildet zu haben. Dann aber hörte ich zufällig ein Gespräch mit an, in dem einer aus unserer Gruppe laut und gehässig über mich herzog.
Er war ein guter Autor, viel besser als ich. Leider fand er für seine Texte keinen Verlag. Das setzte ihm zu. Und mir auch...
Man ist so furchtbar verletztlich mit seinen Texten, besonders mit den ersten.

Da wusste ich, dass ich gehen musste.
Es fiel mir schwer, mich aus dieser Gruppe zu verabschieden.
Zuerst ging ich nicht mit, wenn sie nach der Gruppe noch ein Bier zusammen tranken.
Dann brachte ich keine Texte mehr in die Gruppe.
Schließlich ging ich immer seltener hin.
Dann blieb ich ganz weg.

Die Literaturwerkstatt gibt es immer noch.
Manchmal gehe ich zu den Lesungen. Ich sitze irgendwo in der letzten Reihe und höre den Texten zu. 
Und dann denke ich daran, dass ich einmal zu ihnen gehört habe.  
Aber dass ich gut daran getan habe, meinen eigenen Weg zu gehen. 

Montag, 15. November 2010

Mein Haus, mein Boot, meine Pferdepflegerinnen



Ich fahre gerne Auto. 
Aber wenn ich weite Strecken zurück legen muss, wähle ich meist die Bahn. 
Wenn man Glück hat, lernt man nette Leute kennen und hat gute Gespräche. 
Oft aber läuft die Kommunikation in der Bahn auf nonverbaler Ebene. 
Und sie verläuft ähnlich wie in dieser Werbung "Mein Haus, mein Boot, meine Pferdepflegerinnen."

Ich steige in Frankfurt in den IC. 
An einem Tisch in einem Großraumabteil treffe ich auf zwei Männer. Sie haben hier auch ihre Plätze reservieren lassen. Wir nicken einander stumm zu. 
Ich setzte mich neben den einen Mann, der andere wählt den Platz schräg gegenüber.
Jeder kramte in seiner Tasche.

Jetzt geht es los:
Der eine Mann holt einen MP3-Player hervor, so ein kleines schwarzes No-Name-Teil, und stöpselt sich seine Kopfhörer in die Ohren.
Ich kann mithalten. Neuer MP3-Player -  schick, silbern und klein.
Der Typ neben mir holt einen iPod-Touch aus der Jackentasche. 
Wow! Gewonnen!

Nächste Runde:
Der Typ neben mir zieht sein Handy heraus. So einen alten Siemens-Brecher. 
Ich habe ein Smart-Phone. Das kann sich sehen lassen.
Der Typ gegenüber legt sein iPhone auf den Tisch.
Wow! Gewonnen.

Letzte Runde. 
Der eine holt ein Netbook aus der Tasche. Silbigglänzend.
Der andere kontert mit einem Macbook. Der apple glänzt in der Sonne.
Okay! Gewonnen!

Dann hol ich mal mein Buch.


Sonntag, 14. November 2010

Big mother is watching you


In genau einer Woche fliegt mein Sohn Alexander für zwei Monate nach Neuseeland. Er hat sich seinen Jahresurlaub aufgespart, um sich endlich seinen Traum zu erfüllen: Travel and work. 
Nichts für mich als Mutter. Ich werde mir natürlich Sorgen machen. 
Neuseeland liegt nun wirklich nicht um die Ecke, und wenn etwas passiert, dauert es ewig, bis ich bei ihm bin. 
Oh Mann, warum müssen die Blagen uns Müttern so etwas antun?

Alex ist gut drauf.
"Hallo Muddi, mach dir keine Sorgen", sagt er am Telefon. "Ich habe mein Handy für dich freigegeben. Jetzt kannst du immer auf deinem Monitor nachschauen, wo ich gerade bin."
Ich muss mir ein Programm runterladen, mich einloggen und ein Password eingeben, und wummm, zeigt mir das Programm eine Landkarte und zoomt mich auf seinen Campingplatz.
"Na, kannst du mich sehen?", fragt Alex.
Ich bin geplättet. 
Fehlt nur noch, dass er mir jetzt eine Hand aus der Landkarte entgegenstreckt und winkt.

Es ist schon echt erschreckend, dass man so leicht zu orten ist. 

"Wenn ich in Neuseeland bin, kannst du jeden Tag nachgucken, wo ich bin. Und wenn ich mich eine Woche lang nicht von der Stelle gerührt habe, liege ich tot in einer Kiwiplantage..."
Sehr witzig.
"Und wenn sich der Pfeil schnell bewegt, werde ich gerade mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht."
Selten so gelacht!
Schon so oft hat Alex sein Handy verloren oder Wasser reingekriegt, sodass es nicht mehr funktionierte. 
Beruhigt mich dann so ein Programm?

Und überhaupt:
Da demonstrieren wir in den 80gern gegen die Volkszählung, 
und nun lässt sich Alex freiwillig orten.
Wenn auch nur von seiner Mutter.
Komische Welt.
Da kann man nur sagen: Big mother is watching you.

Freitag, 12. November 2010

Zu Besuch in Biblis

Meine langjährige Freundin Christiane ist Lehrerin an der Schule in den Weschnitzauen in Biblis. Schon oft hat sie mit ihren Klassen Bücher von mir im Deutschunterricht gelesen. 
Viele ihrer Schüler haben mir auch schon geschrieben. 
Nur zu einer Lesung war ich noch nie bei ihnen.
Als Christiane und ich uns nun an dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes wieder trafen, beschlossen wir, es nun mal geschehen zu lassen.
So war ich gestern in Biblis. 

Zuerst hatten mich die Jahrgangsstufen 5-7 in die Bücherei eingeladen, und ich las aus dem Buch "Merkt doch keiner, wenn ich schwänze"


Anschließend kamen die Klassen 8-9 in die Bücherei. Ihnen las ich aus dem druckfrischen Buch "abgemixt" vor. 
Außerdem wünschten sich besonders die türkischen Mädchen noch ein Kapitel aus dem Buch "Keine Chance, wer geht denn schon mit Türken".


Zeit für Fragen war natürlich auch. 
Die Fragen gingen von "Wie baut man eigentlich eine Geschichte auf?" über "Wie lange brauchen Sie für ein Buch?" bis zu "Wie heißen Ihre Söhne?" und "Sind Sie auf Facebook".



Es war schön bei euch!
Ich grüße euch herzlich.

Mittwoch, 10. November 2010

Abgemixt - Die Lebensgeschichte von Hasan Taş


Gestern brachte mir der Briefträger die Belegexemplare für das Buch "abgemixt", das ich zusammen mit Hasan geschrieben habe. Ich habe mich total gefreut und ihn sofort angerufen. Er hatte sie ebenfalls gerade bekommen und war begeistert.
Gemeinsame Freude ist doch noch schöner!!!

Hasan habe ich im Gefängnis kennen gelernt. Er saß dort wegen Raubüberfällen und Körperverletzung. 
Wir haben uns total gut verstanden und gut zusammen gearbeitet.
Alle 14 Tage war ich im Gefängnis, und immer hatte Hasan ein Kapitel an seiner Biografie weiter geschrieben. Er las es mir vor und wir besprachen gemeinsam, wie es weiter gehen könnte. 
Kurz vor seiner Entlassung hatte Hasan das Buch fertig.

Dann trafen wir uns in Freiheit in dem kleinen Ort, in dem er lebte. 
Jetzt hatte ich die Möglichkeit, all die Orte kennen zu lernen, die er in seinem Buch beschrieben hatte: 
sein Viertel, 
der Ort, an dem gedealt wurde, 
das Café, in dem die Kontakte geknüpft wurden, 
sogar seine Bewährungshelfer habe ich kennen gelernt. 
Das war total spannend für mich.

Heute hat Hasan eine Ausbildungsstelle und geht - toi - toi - toi - einen guten Lebensweg.
Und das Rappen ist immer noch der wichtigste Teil seines Lebens. 
Er arbeitet an seinem neuen Album.

Dienstag, 9. November 2010

Die Suche nach einem Verlag

... oder: Wie es mit der KLAR-Reihe weiter ging

Dies hier ist die Ehrennadel, die ich 2004 beim Verlag an der Ruhr überreicht bekam. 
Dort wurde ich nämlich "Autorin des Jahres". 
So kannst du schon mal sehen, dass meine Verlagssuche ein gutes Ende fand...

Aber so einfach war es erst mal nicht, als ich für meine Idee mit der "Leichtleselektüre" einen Verlag suchte. 
Ich schrieb verschiedene Schulverlage an. Einige luden mich zu einem Gespräch ein und hörten sich meine Idee an. Sie konnten sich aber nicht vorstellen, dass es für solche Lektüren Interessenten gab. 
Einige Verlage wollten auch gar nicht glauben, dass viele Schüler nicht mehr lesen, 
andere sagten, das wären sowieso keine Kunden, 
wieder andere meinten, sie hätten eigentlich genug Lektüren zur Auswahl. 
(Und dann zeigten sie mir die Bücher mit der kleinen Schrift und den vielen Seiten).

Der ersten Verlag, der wirklich großes Interesse zeigte, war der Auer-Verlag, genauer gesagt der damalige Geschäftsleiter Herr Büchler. Er konnte sich gut vorstellen, dass Lehrer und Schüler sich für einfachere und unterhaltsame Geschichten interessieren könnten. 
Wir planten dann zusammen zwei Geschichtenbücher, die "Einfach cool" hießen, und Geschichten und Arbeitsblätter enthielten. 
Die Zusammenarbeit war sehr schön, und noch heute schreibe ich für den Auer-Verlag und den Brigg-Verlag, den Herr Büchler neu gegründet hat. 


Dann meldete sich der Verlag an der Ruhr. Der Verleger war sich zwar unsicher, ob solche Lektüren bei den Schülern und Lehrern ankämen, aber er wollte es versuchen. 
So schrieb ich das erste Buch in dieser Reihe und erstellte auch das Arbeitsmaterial dazu.


Es wurde ein großer Erfolg, und ich war total happy.
Danach folgten weitere Bücher, und zuletzt entwickelte sich eine ganze Reihe daraus.


Montag, 8. November 2010

Alles in Bewegung - ein neues Haus


Schon lange sind wir auf der Suche nach einem neuen Haus. 
Nicht, dass unser Haus schlecht wäre. Aber der Garten war uns immer zu klein, die Lage hat uns nie so gut gefallen, immer gab es Situationen, in denen wir sagten: Wäre das schön, wenn wir woanders wohnen würden!
So haben wir immer mal wieder nach einem anderen Haus gesucht, es dann aber doch wieder aufgegeben. 
Ein ewiges Hin und Her.
Fand der eine ein Haus toll, hatte der andere Bedenken. Fand der andere ein Haus genial, zweifelte der andere. 

Jetzt las ich von einem Haus in unserer Nähe und umrundete es unauffällig. 
Es gefielt mir total gut. 
Wir vereinbarten einen Besichtigungstermin und waren begeistert.
Wir schleppten unseren Sohn und seine Freundin mit, und auch die fanden es klasse.

Nun  haben wir zugesagt.

Puh, was für ein Schritt! Wir sind ganz schwindelig vor Aufregung.
Im April wollen wir umziehen. Aber vorher gibt es noch soooo viel zu tun. 
Allein unser Haus auszumisten - das wird Monate dauern.

Sicherlich werde ich euch immer wieder in den nächsten Posts die Ohren volljammern. 
Aber erst mal bin ich gut drauf. 
Wenn auch etwas hektisch!

Sonntag, 7. November 2010

Wie die KLAR-Reihe entstand


Heute will ich euch mal erzählen, wie die Reihe KLAR entstanden ist, für die ich seit acht Jahren schreibe. 
K.L.A.R. steht für konkret - leicht - aktuell und real. 
Diese Reihe besteht mittlerweile aus fast 20 Büchern, die zu unterschiedlichen aktuellen Themen von unterschiedlichen Autoren geschreiben wurden.
Es sind Bücher für Schüler, die nicht so gerne lesen oder noch nicht gut lesen können. 

Ursprünglich ist diese Buchreihe meine Erfindung -wenn man bei Büchern überhaupt von Erfindung sprechen kann.
Die Idee dazu habe ich einem Gespräch mit meiner Freundin Silvia zu verdanken. 
Silvia ist Förderschullehrerin und hat lange an einer Brennpunktschule in Essen gearbeitet.
Sie hatte mich an einem Wochenende besucht, und wir gingen gemeinsam mit meinem Hund um den See in unserer Nähe und redeten. 
Wie so oft redeten wir über Bücher und auch über die Schule.

Silvia erzählte mir, dass ihre Schüler große Schwierigkeiten mit dem Lesen hätten, aber dass sie keine Bücher finden würde, die sie im Unterricht einsetzen könnte. So würde sie manchmal mit ihren Schülern Bilderbücher lesen. Aber die Jugendlichen schämten sie sich natürlich dafür, dass der Inhalt so kindlich war. 

In dieser Zeit schrieb ich viele Bücher für die Unterhaltungliteratur, für den Schneider-Verlag und auch für die Bravo und die Girl.
"Vielleicht sind meine Bücher geeignet", schlug ich Silvia vor. "Sie sind spannend und sie haben eine einfache Sprache."

Zu Hause angekommen, schaute sich Silvia meine Bücher an. Sie warf nur einen kurzen Blick darauf. Dann winkte sie ab.
"Viel zu kleine Schrift! Viel zu viel Text", meinte sie. "Und dann dieser Aufbau. 
Man darf ein Buch nicht zweidimensional aufbauen. Man sollte keine Rückblende machen. Schüler haben oft so Mühe mit dem Lesen. Und wenn sie die erste Seite nicht kapieren, wollen sie nicht mehr weiter lesen. 
Auf der ersten Seite müssen die Schüler wissen, wer der Protagonist ist und was mit ihm los ist. Dann muss es sofort spannend werden. Und denk daran, die Bücher müssen dünn sein!"

Ich dachte lange über das Gespräch nach. 
Dann entwarf ich einen Plan für eine neue Schullektüre.
So war die Idee der Leichleselektüren geboren.

Und wie es kam, dass ich einen Verlag dafür gefunden habe, schreibe ich in einem anderen Post.

Erst mal an dieser Stelle einen  lieben Gruß an Silvia für die anregenden Gespräche!

Samstag, 6. November 2010

Camping-feeling auf dem Campus


Was ihr hier auf dem Foto seht, ist kein neuer Campingplatz unterhalb der Universität Paderborn. 
Es sind die neuen Hörsäle, echte stabile schicke Zelte.
In diesem Semster sind nämlich so viele Studenten an der Uni angenommen worden, dass die Uni - ÜBERRASCHUNG - aus allen Nähten platzte.

Flugs hat man vier große Kräne auf die wenigen Parkplätze gestellt, (Parkplätze braucht man ja nicht mehr. Welcher Student kann sich schon noch ein Auto leisten?) um ein paar neue Gebäude zu bauen. 
Aber - ÜBERRASCHUNG - die Gebäude sind nicht so schnell erbaut, wie man sie braucht. 

Nun wurden die Studenten doch ein bisschen sauer und wollten - ÜBERRASCHUNG - nicht mit dem Stuhl auf der Wiese sitzen, um ihre Vorlesungen zu hören. Schon gar nicht bei den Studiengebühren!
So hat man schnell ein paar Zelte aufgestellt. 

So richtig Camping-Feeling kann da nun aufkommen.

Also, liebe Studenten, solltet ihr euch für Paderborn als Studienort entscheiden, bringt euch gleich auch einen Campingkocher und eine Dose Ravioli mit! 
Die Mensa ist nämlich auch überfüllt!

Freitag, 5. November 2010

Was will mir mein Auto denn nun schon wieder sagen?


Irgendwann in seinem Leben sollte man ein schickes Auto fahren. 
Eins, mit dem man mal ein Stück auf der Autobahn links fahren kann. 
Eins, dem der Hintermann nicht gleich auf der Stoßstange hängt.

Meine ersten Autos waren alle Karren, die mir langsam aber beständig unter dem Hintern wegrosteten.
Dann durfte ich die Familienkutsche fahren, einen Bulli mit drei Kindersitzen.
Nach dieser Zeit hatten wir einen normalen Wagen und einen Kleinwagen. Ratet, wer den Kleinwagen fuhr?

Nachdem ich im letzten Jahr 30 000 Kilometer mit diesem Kleinwagen über die Autobahn bretterte, beschloss ich, diesem Zustand ein Ende zu machen. Ich wollte einen schicken wendigen neuen Wagen. Einen mit einem Stern. 
So kaufte ich mir einen schwarzen Mercedes der A-Klasse. Einen Jahreswagen.

Mein neues Auto ist ziemlich zuvorkommend.
Wenn ich ihn starte, schaltet es das Licht ein. 
Wenn die ersten Regentropfen fallen, wischt es mit seinen Scheibenwischern über die Scheibe.
Außerdem informiert es mich während der Fahrt über alles mögliche: den Verbrauch, die Innen- und Außentemperatur, den nächsten Ölwechsel.

Nur bei einer Information gerate ich jeden Morgen ins Grübeln.
"Hinten kein Gurt angelegt", meldet es. 
Aber warum sollte hinten jemand einen Gurt anlegen. Hinten sitzt doch keiner.

Wo kämen wir da hin, wenn wir jetzt auch noch über alles informiert würden, was gerade nicht geschieht.
Achtung, Sie hupen gerade nicht!
Hallo, Sie haben gerade keinen Radiosender eingeschaltet.
Sie bremsen gerade nicht.
Au Mann, dann hätte man den ganzen Tag was zu lesen!

Donnerstag, 4. November 2010

Beim Schreiben der Biografie begleiten

Zwei Jahre lang haben ich Jugendliche dabei begleitet, ihre Lebensbiografien zu schreiben. Daraus sind bis jetzt vier Jugendbücher entstanden, drei werden noch erscheinen.
Nicht alle Jugendlichen haben das Schreiben durchgehalten - drei brachen im ersten Drittel ab - doch die Jugendlichen, die bis zum Ende dabei waren, haben einen großen persönlichen Gewinn davon getragen.
Zuerst ging es ihnen eigentlich nur darum, jemand anderem ihr Leben mitzuteilen. Bei Schreiben merkten sie aber dann, wie sie ihr eigenes Leben ordneten und wie sie sich die Last, die sie mit sich herum trugen, buchstäblich von der Seele schrieben.
Natürlich war das kein einfacher Prozess. 
Fast alle hatten eine traurige Kindheit mit Abbrüchen und Verletzungen. Diese Zeit aufzuschreiben, war nicht einfach. 
Noch schwerer aber war es für alle, aufzuschreiben, wie sie als Jugendliche ihr Leben selbst bestimmen wollten und es ihnen nicht gelang. Wie sie in Sitautionen glitten, die sie nicht mehr in den Griff bekamen. Diese Prozesse aufzuschreiben, war mit Scham und Trauer verbunden.

Ich selbst habe eine therapeutische Ausbildung, kenne solche Situationen natürlich auch von mir und von anderen aus meiner Ausbildungsgruppe. Sie aber jetzt mit den Jugendlichen so dicht und über das Schreiben zu erleben, war neu für mich. 
In dieser Zeit habe ich wahnsinnig viel gelernt und bin so dankbar dafür. 
Ich habe gesehen, wie schwer es ist, ohne stützende Eltern zurechtkommen zu müssen, wie eingeschränkt man leben muss, wenn man fast kein Geld hat, wenn man keine Wohnung hat oder der Ausweis fehlt. 
Durch sie habe ich auch verschiedene Lebensweisen kennen gelernt, im Heim, im Gefängnis oder auf der Straße.

Nachdem die Biografien geschrieben waren, fielen einige der Jugendlichen zunächst in alte Verhaltensweisen zurück.
Mittlerweile haben sich aber alle Jugendlichen wieder gefangen und sind - mit Schleifen und Umwegen - auf gute Lebensbahnen gelangt. Ich bin richtig stolz auf sie.
Dazu tragen auch die lieben Rückmeldungen bei, die sie von anderen Schülern kriegen. 
"Ich war total angerührt von deiner Lebensgeschichte", schreiben die Leser.
Und auch "Toll, was du alles geschafft hast."
So hatten sie das bis jetzt noch gar nicht gesehen!

Mittwoch, 3. November 2010

Immer Sorgen um die Kinder


"Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen". 
Wer hat sich bloß so einen blöden Spruch ausgedacht? 
Als wenn sich die Sorgen um die Kinder irgendwann verändern. 
Immer macht man sich als Eltern Gedanken um sie. 
Ob es ihnen wohl gut geht und ob sie gesund sind. 
Ob sie heile ankommen, wenn sie unterwegs sind.
Und dann liest man alle möglichen Berichte, in denen Kinder verunglückt sind und leidet mit den Eltern.

"Hallo Mama, ich bin`s - Benni. Du mir ist gerade was Schreckliches passiert. Ich wollte einen Scheiwerfer im Theater anbringen, und dann ist die Leiter zusammengebrochen - was? Nein, mach dir keine Sorgen - ich glaube, mir geht es ganz gut ... ja, war ziemlich hoch. Sechs Meter, glaube ich."

"Mama. Ich stehe hier an der Detmolder Straße und hatte einen Unfall. Kannst du wohl mal - was? Nein, nein. Nichts weiter passiert..."

Dann steigt mein Adrenalinspiegel bis zum Anschlag und ich liege nachts wach und denke, was wohl wäre, wenn alles anders ausgegangen wäre.

Gestern klingelte das Telefon.
"Hallo Mama, ich bin`s Alex. Ich bin auf dem Weg nach Kiel und dachte, ich übernachte bei euch. Okay? Na klasse. Dann setz schon mal den Kaffee auf."
Er hat noch 400 Kilometer vor sich.
"Alex!", schreie ich. "Fahr bloß vorsichtig!"
"Na klar. Kennst mich doch! Ich bin ein guter Autofahrer."

Oh yes, ein bisschen mehr Coolness der Jugend würde mir auch gut tun. 
Leider habe ich sie nicht.
Ich bin erst beruhigt, als die Haustür aufgeht und Alex: "Hallo Mama!" durch den Hausflur brüllt. 

Dienstag, 2. November 2010

Ich bin Plotter

Wie Autoren ihre Geschichten schreiben, ist so unterschiedlich wie die Muster auf dem Körper der Zebras. 
Die einen schreiben gerne tagsüber, die anderen nachts. 
Die einen schreiben in einem Schwung, andere machen lange Pausen zwischendurch.
Die einen beginnen eine Geschichte mit einer Idee und schreiben dann drauflos, die anderen machen sich einen genauen Plan.

Ich gehöre zu den Autoren, die ihre Geschichte planen. 
"Plotter" nennen wir uns. 
Eine Geschichte einfach so drauflos zu schreiben, ohne zu wissen, wie sie verläuft und wie sie ausgeht, würde mich panisch machen. Das ist, als wenn man durch einen Wald läuft, kilometerweit, stundenlang, der Weg wird mal schmaler und breiter, verzweigt sich, bricht ab und man muss sich durch die Büsche schlagen. Und zuletzt kommt man irgendwann irgendwo raus und muss dann zusehen, wie man nach Hause findet.
Oh no! Da würde ich unterwegs einen Herzinfarkt kriegen!!!

Ich plane meine Geschichte. Ich plane sie nicht so ganz genau, also nicht so, dass ich jede Kleinigkeit schon weiß. Aber ich weiß immer, wie meine Geschichte anfängt, wie sie verläuft und wie sie endet.
Erst schreibe ich eine Inhaltsangabe (das nennt man Exposé), dann teile ich die Geschichte in Kapitel auf und überlege, wie viele Seiten jedes Kapitel haben sollte.
In der Kapitelüberschrift steht dann aber nur z.B.: "Sarah trifft sich mit dem Sonnenkönig". Wann und wo das Treffen stattfindet und wie es verläuft, überlege ich dann beim Schreiben.
Oder ich schreibe "Flucht", weiß aber noch gar nicht so genau, wo sich Sarah dann gerade befindet und wie sie entkommen wird.

"Mit einem Plot zu schreiben ist doch langweilig", sagen die Nichtplotter.
Sicherlich ist es spannender, zu schreiben, wenn man noch nicht weiß, wohin einen die Protagonisten führen, das sehe ich auch so. 
Andererseits weiß ich genau, dass mich meine Protagonisten tapfer bis zum Ende begleiten und ich sie nicht unterwegs aus den Augen verliere.
Das beruhigt mich.