Wie immer kurz vor
Jahresende ein Blick zurück auf die Bücher, die im Jahr 2015 von mir erschienen
sind. Es ist wie immer eine gute Mischung aus Lernmaterial, Kinderbüchern,
Geschichtensammlungen und einem ersten Jugendtheaterstück. Außerdem habe ich im
Jahr 2015 mehr als 50 Lesungen und Schreibwerkstätten gegeben. Es war also für
mich ein verdammt produktives und spannendes Schreibjahr – mal abgesehen davon,
dass ich trotzdem noch viel Zeit für meine Familie und für mich hatte.
Mittwoch, 30. Dezember 2015
Montag, 28. Dezember 2015
Starwars und der ganze Hype
Heiligabend. Sohn
Nils war so nett, mich in die Kirche zu begleiten. Es ist noch Zeit bis zum
Gottesdienst, und wir unterhalten uns leise.
Ich: Sag mal, warst du eigentlich auch schon in diesem neuen Star-Trek-Film?
Nils: Oh Mama, sag das NIEMALS, bitte! Damit verrätst du, dass du überhaupt keine Ahnung hast! Es ist Star-Wars und nicht Star-Trek.
Ich: Naja, so lange wie ich nicht „Raumschiff Enterprise“ sage…
Nils: Bitte Mama! Raumschiff Enterprise IST Star-Trek.
Ich: Oh, tut mir leid. (nach einer Weile) Ist Star-Wars dann dieser Film über die Männer mit den Kreisen auf der Stirn.
Nils: Oh Gott, nein! Das ist Star-Gate.
Ich: Und bei welchem Film fliegt diese Telefonzelle durchs Weltall?
Nils: Das ist Doktor Who. Bitte Mama, lass es einfach. Du hast wirklich keine Ahnung.
Ich: Sag mal, warst du eigentlich auch schon in diesem neuen Star-Trek-Film?
Nils: Oh Mama, sag das NIEMALS, bitte! Damit verrätst du, dass du überhaupt keine Ahnung hast! Es ist Star-Wars und nicht Star-Trek.
Ich: Naja, so lange wie ich nicht „Raumschiff Enterprise“ sage…
Nils: Bitte Mama! Raumschiff Enterprise IST Star-Trek.
Ich: Oh, tut mir leid. (nach einer Weile) Ist Star-Wars dann dieser Film über die Männer mit den Kreisen auf der Stirn.
Nils: Oh Gott, nein! Das ist Star-Gate.
Ich: Und bei welchem Film fliegt diese Telefonzelle durchs Weltall?
Nils: Das ist Doktor Who. Bitte Mama, lass es einfach. Du hast wirklich keine Ahnung.
Okay, ich gebe zu,
ich habe wirklich keine Ahnung. Noch nie ist es mir gelungen, einen dieser
Filme länger als fünf Minuten zu ertragen. Und ehrlich, die Personen darin
erinnerten mich immer an Mutationen aus der Augsburger Puppenkiste. Aber ich will
jetzt auf keinem Fall die Augsburger
Puppenkiste beleidigen…
Dienstag, 22. Dezember 2015
Fröhliche Weihnachten
Noch ist es nicht Weihnachten - auch für mich nicht. Denn morgen muss ich mich noch zu einer ambulanten OP ins Krankenhaus begeben, damit der Knoten in meiner Brust entfernt und untersucht werden kann. Keine Angst, der Termin war keine taktlose Idee der Ärztin. Ich habe ihn selbst gewählt, weil ich dachte, ich kann mich dann in der Weihnachtszeit ein bisschen ausruhen.
Ich wünsche euch allen eine fröhliche oder besinnliche, stille oder lustige
Weihnachten, ganz wie es für euch passt.
Was die Kalorien in den Tagen betrifft, habe ich jetzt einen guten Spruch gehört: Es kommt nicht darauf an, was man in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr isst, sondern in der Zeit zwischen Neujahr und Weihnachten.
In diesem Sinne lasst euch die Plätzchen nicht vermiesen. Alles Gute euch, und fröhliche Weihnachten.
Was die Kalorien in den Tagen betrifft, habe ich jetzt einen guten Spruch gehört: Es kommt nicht darauf an, was man in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr isst, sondern in der Zeit zwischen Neujahr und Weihnachten.
In diesem Sinne lasst euch die Plätzchen nicht vermiesen. Alles Gute euch, und fröhliche Weihnachten.
Montag, 21. Dezember 2015
Ein besonderes Weihnachtsgeschenk
Dieses besondere
Weihnachtsgeschenk bekam ich von meiner Tante Hanna. Sie hatte 1944 – zu Kriegszeiten,
in denen es fast nichts mehr zu kaufen gab – dieses Buch als Weihnachtsgeschenk
für meine Mutter angefertigt. Das Papier hatte mein Großvater aus alten
Kassenbüchern heraus getrennt, der dickere Pappumschlag, fein säuberlich mit Stickerei eingefasst, war die Weiterverwertung
eines alten Haushaltsbuch der Stadt, für die mein Großvater arbeitete.
Meine Tante wählte die Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets
Christoph Rilke“ von Rainer Maria Rilke, und schrieb diesen Text fein
säuberlich mit Tinte und schönster Sonntagsschrift ab. „Das einzige, was wir damals hatten, war Zeit“, sagte sie.
Donnerstag, 17. Dezember 2015
Lesung an der Hakemickeschule in Olpe
Wenn jemand von der
Hakemickeschule in Olpe anruft und mich zu einer Lesung einlädt, freue ich mich
immer ganz besonders. Denn hier erwarten mich in der Regel Schüler, die sich
ganz besonders intensiv mit meinen Büchern auseinander gesetzt haben.
Da es in
der Schulbücherei viele unterschiedliche Bücher von mir gibt, werden die
Schüler der Klasse 7 immer aufgefordert, ein Buch von mir zu lesen und sich mit
dem Inhalt unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beschäftigen.
Einige der
Siebtklässler lesen die Reality-Bücher, andere wählen einen der Klar-Romane.
Aus der Beschäftigung mit dem Buch entstehen wunderschöne Arbeitsmappen und
tolle Plakate. Kein Wunder, dass danach auch die Lesung spannend und intensiv
verläuft und von vielen interessierten Fragen begleitet wird.
Montag, 14. Dezember 2015
Heidi – Heidi – deine Welt sind die Berge…
Auf dieses Buch habe
ich so lange gewartet, dass ich zwischenzeitlich schon mal dachte, es wäre längst
erschienen, und man hätte mich mit den Belegexemplaren vergessen. Aber manches
braucht eben seine Zeit, und wer sich die schönen Illus genauer anschaut, wird
merken, dass alles mit viel Liebe erstellt wurde.
Meine Aufgabe war es hierbei, den Text nach dem Original nachzuerzählen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Denn natürlich habe ich als Kind auch „Heidi“ gelesen. Das Heidi-Buch meiner Kindheit hatte eine besondere Bedeutung für mich. Ich fand es nämlich wie einen Schatz auf dem Dachboden meines Großvaters. Es gehörte meiner Mutter, die ihren Namen in feinstem Sütterlin auf die erste Seite geschrieben hatte. Da das Buch in Frakturschrift geschrieben war, musste ich mich erst an diese fremden Buchstaben gewöhnen und habe es darum mit besonderer Achtsamkeit gelesen.
Meine Aufgabe war es hierbei, den Text nach dem Original nachzuerzählen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Denn natürlich habe ich als Kind auch „Heidi“ gelesen. Das Heidi-Buch meiner Kindheit hatte eine besondere Bedeutung für mich. Ich fand es nämlich wie einen Schatz auf dem Dachboden meines Großvaters. Es gehörte meiner Mutter, die ihren Namen in feinstem Sütterlin auf die erste Seite geschrieben hatte. Da das Buch in Frakturschrift geschrieben war, musste ich mich erst an diese fremden Buchstaben gewöhnen und habe es darum mit besonderer Achtsamkeit gelesen.
Es nun durch meine
Arbeit wieder zu entdecken und mit eigenen aber nicht verfremdenden Worten nachzuerzählen,
war mir eine liebe Aufgabe.
Donnerstag, 10. Dezember 2015
Nie wieder Prüfungen
Nie wieder Prüfungen
versprach ich mir selbst nach meiner Doktorprüfung, die mich echte Lebenszeiten
gekostet hatte. Irgendwann ist man zu alt dazu, findet es entwürdigend, dass
jemand auf der Gegenseite sitzt, der Stoff
abfragt, ohne durchblicken zu lassen, ob er ihn selbst verstanden
hat.
Dieses Versprechen lag nun fast zehn Jahre zurück, eine Zeit, in der man die
Grenze „nie“ beginnt, aufzuweichen.
Und so beschloss ich auf meine alten Tage, mich doch noch mal einer Prüfung zu stellen, nämlich der zum Personenbeförderungsschein. (Ich habe ja schon erzählt, dass ich auf dem Campingplatz meines Sohnes im Sommer die Gäste geshuttlet habe. Dafür ist im Prinzip kein Personenbeförderungsschein nötig, aber ich fühlte mich irgendwie besser, wenn ich einen in der Brieftasche hatte.)
Mein Mann hängte sich an und wollte mitmachen.
Gemeinsam beantragten wir das polizeiliche Führungszeugnis und die Bestätigung der nichtvorhandenen Punkte in Flensburg. Dann unterzogen wir uns einer ärztlichen und einer augenärztlichen Untersuchung. Die Prüfung aber, vor der wir uns besonders fürchteten, war der Reaktionstest. Mein Mann wusste zu berichten, dass er schon mal bei einem solchen Test bei der Bundeswehr kläglich versagt hatte.
Zu dem Test beim Straßenverkehrsamt gehörte das Ausfüllen eines Fragebogens. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass ich ca. 800 000 km in meinem Leben unfallfrei gefahren bin. Das finde ich, sollte ein Grund sein, so einen Personenbeförderungsschein auf der Stelle auszufüllen. Aber die Verordnung sieht etwas anders vor. Wir wurden nun – auf zwei Räume getrennt – vor einen Computer gesetzt, mussten uns in ein Lernprogramm einüben. Und dann ging es los. Roter Punkt, rote Taste drücken, blauer Punkt, blaue Taste drücken, hoher Piepton, graue Taste drücken, Viereck links, Fußpedal links drücken, hoher Brummton, schwarze Taste drücken, gelber Punkt, blauer Punkt, Piepton, Brummton, rechtes Vereck, Brummton, grüner Punkt... – und das alles in immer schnellerem Tempo. Das war nicht der einzige Test, aber der schlimmste.
Als wir später verschwitzt ins Wartezimmer zurückkehrten, mussten wir feststellen, dass einige, die dort saßen, bereits durchgefallen waren. Das verstärkte unsere Sorge noch mehr.
Wir schafften es beide dann doch. Wer von uns beiden besser war, haben wir nicht verglichen. Hauptsache überlebt!
Und so beschloss ich auf meine alten Tage, mich doch noch mal einer Prüfung zu stellen, nämlich der zum Personenbeförderungsschein. (Ich habe ja schon erzählt, dass ich auf dem Campingplatz meines Sohnes im Sommer die Gäste geshuttlet habe. Dafür ist im Prinzip kein Personenbeförderungsschein nötig, aber ich fühlte mich irgendwie besser, wenn ich einen in der Brieftasche hatte.)
Mein Mann hängte sich an und wollte mitmachen.
Gemeinsam beantragten wir das polizeiliche Führungszeugnis und die Bestätigung der nichtvorhandenen Punkte in Flensburg. Dann unterzogen wir uns einer ärztlichen und einer augenärztlichen Untersuchung. Die Prüfung aber, vor der wir uns besonders fürchteten, war der Reaktionstest. Mein Mann wusste zu berichten, dass er schon mal bei einem solchen Test bei der Bundeswehr kläglich versagt hatte.
Zu dem Test beim Straßenverkehrsamt gehörte das Ausfüllen eines Fragebogens. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass ich ca. 800 000 km in meinem Leben unfallfrei gefahren bin. Das finde ich, sollte ein Grund sein, so einen Personenbeförderungsschein auf der Stelle auszufüllen. Aber die Verordnung sieht etwas anders vor. Wir wurden nun – auf zwei Räume getrennt – vor einen Computer gesetzt, mussten uns in ein Lernprogramm einüben. Und dann ging es los. Roter Punkt, rote Taste drücken, blauer Punkt, blaue Taste drücken, hoher Piepton, graue Taste drücken, Viereck links, Fußpedal links drücken, hoher Brummton, schwarze Taste drücken, gelber Punkt, blauer Punkt, Piepton, Brummton, rechtes Vereck, Brummton, grüner Punkt... – und das alles in immer schnellerem Tempo. Das war nicht der einzige Test, aber der schlimmste.
Als wir später verschwitzt ins Wartezimmer zurückkehrten, mussten wir feststellen, dass einige, die dort saßen, bereits durchgefallen waren. Das verstärkte unsere Sorge noch mehr.
Wir schafften es beide dann doch. Wer von uns beiden besser war, haben wir nicht verglichen. Hauptsache überlebt!
Samstag, 5. Dezember 2015
Technische Weiterentwicklung
Ich gebe ja zu, ich
gehöre nicht zu den aufgeschlossensten Menschen dieser Welt, was die technische
Weiterentwicklung betrifft. Wenn ich nicht zufällig in diese Familie hineingeraten wäre, säße ich heute wohl noch glücklich zwischen Buntstiften und Karteikarten.
Nun aber zieren drei Monitore meinen Schreibtisch, und Windows 7 ist
Ehrensache.
„Ich habe ja vor kurzem Windows 10 installiert“, beginnt mein Mann vorsichtig
das Gespräch. „Und ich muss sagen, es hat mich total begeistert.“
Er ahnt, dass ich sofort auf der Hut bin.
„Will ich nicht“, sagte ich. „Ich bin voll zufrieden.“
„Aber es hat ein paar Extras, die wirklich innovativ sind“, fährt er fort.
„Ich habe alles, was ich brauche“, winke ich. „So wie es ist, ist es perfekt.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen“, sagt er. „Du hättest zum Beispiel bei Windows 10 die Möglichkeit, auf allen drei Monitoren ein unterschiedliches Hintergrundbild einzurichten.“
Öps – ja – das ist wirklich ein Argument…
Er ahnt, dass ich sofort auf der Hut bin.
„Will ich nicht“, sagte ich. „Ich bin voll zufrieden.“
„Aber es hat ein paar Extras, die wirklich innovativ sind“, fährt er fort.
„Ich habe alles, was ich brauche“, winke ich. „So wie es ist, ist es perfekt.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen“, sagt er. „Du hättest zum Beispiel bei Windows 10 die Möglichkeit, auf allen drei Monitoren ein unterschiedliches Hintergrundbild einzurichten.“
Öps – ja – das ist wirklich ein Argument…
Dienstag, 1. Dezember 2015
Abklärungsbedarf
„Sehr geehrte Frau
Dr. Weber!
Im Rahmen Ihre Screening-Untersuchung hat sich weiterer Abklärungsbedarf ergeben.“
Im Rahmen Ihre Screening-Untersuchung hat sich weiterer Abklärungsbedarf ergeben.“
Bei dieser Nachricht rauscht
es in meinen Ohren. Abklärungsbedarf hat man nicht so gerne – schon gar nicht
vor dem Wochenende, wenn einem keine Alternative bleibt, als zu warten.
Heute dann der erneute Gang zum Screening-Center. Meine rechte Brust wird auf Papierniveau zusammen gequetscht und in einem Mammografiegerät hin und her gewendet. Es brummt und surrt.
Noch ein paar Minuten – können Sie noch?
Der Arzt ist freundlich und gewissenhaft. Die kleine Veränderung auf dem Bild ist nun auch für mich sichtbar. Jetzt soll sie durch den Ultraschall genauer bestimmt werden. Immer wieder wandert der Arzt mit der Sonde über meine Brust, stundenlang, wie es mir scheint. Sein Gesicht ist ernst, der Blick unverwandt auf den Monitor gerichtet. Als er fertig ist, erwarte ich mein Todesurteil.
„Ich kann es nicht wieder finden“, sagt er. „Es ist besser, Sie gehen in eine Röntgenpraxis ins Krankenhaus.“
Ich weiß nicht, ob das jetzt der Zeitpunkt ist, erleichtert zu sein. Noch ist es nicht vorbei. Aber ein kleiner Stein fällt mir doch vom Herzen.
Heute dann der erneute Gang zum Screening-Center. Meine rechte Brust wird auf Papierniveau zusammen gequetscht und in einem Mammografiegerät hin und her gewendet. Es brummt und surrt.
Noch ein paar Minuten – können Sie noch?
Der Arzt ist freundlich und gewissenhaft. Die kleine Veränderung auf dem Bild ist nun auch für mich sichtbar. Jetzt soll sie durch den Ultraschall genauer bestimmt werden. Immer wieder wandert der Arzt mit der Sonde über meine Brust, stundenlang, wie es mir scheint. Sein Gesicht ist ernst, der Blick unverwandt auf den Monitor gerichtet. Als er fertig ist, erwarte ich mein Todesurteil.
„Ich kann es nicht wieder finden“, sagt er. „Es ist besser, Sie gehen in eine Röntgenpraxis ins Krankenhaus.“
Ich weiß nicht, ob das jetzt der Zeitpunkt ist, erleichtert zu sein. Noch ist es nicht vorbei. Aber ein kleiner Stein fällt mir doch vom Herzen.
Donnerstag, 26. November 2015
--- ich steht auf Berlin
Lange Zeit war Westberlin
eine Ausnahmestadt. Wer die Bundeswehr umgehen wollte oder wer sich
gesellschaftlich eher als Außenseiter sah, ging nach Berlin. Hier trafen irgendwie
viele verlorene Seelen aufeinander. Die Stadt war eine Insel, von einer Mauer
umgeben. Rauszukommen bedeutete, in langen Staus von der Gnade der DDR-Grenzler
abhängig zu sein.
Heute ist Berlin Kult. Kreischende Japaner vor dem Brandenburger Tor beweisen, dass es dazu gehört, bei einer Deutschlandreise in Berlin gewesen zu sein.
Für mich ist es immer noch ein bewegender Moment, durch das Brandenburger Tor zu gehen und die Quadriga von vorne sehen zu können.
Heute ist Berlin Kult. Kreischende Japaner vor dem Brandenburger Tor beweisen, dass es dazu gehört, bei einer Deutschlandreise in Berlin gewesen zu sein.
Für mich ist es immer noch ein bewegender Moment, durch das Brandenburger Tor zu gehen und die Quadriga von vorne sehen zu können.
Es ist kalt an diesem
Tag. Mein Stadtbummel beschränkt sich auf wenige Sehenswürdigkeiten. Das Brandenburger
Tor gehört dazu. Ich grüße euch herzlich durch die kreischenden Japanergruppen
hindurch.
Freitag, 20. November 2015
Mein neues Fahrrad
Habe ich euch eigentlich von
meinem neuen Fahrrad erzählt? Es ist noch nicht fertig gehäkelt, aber es wächst
und wächst. Perfekt ist es natürlich auch nicht – es ist ja auch erst das erste
Fahrrad, das ich umhäkele. Ich wollte es euch aber mal zeigen – nur für den
Fall, dass ihr denkt, dass ich nichts weiter kann als schreiben…
Montag, 16. November 2015
Trost
Was gibt es
Schöneres, Tröstlicheres, als an einem verregneten Volkstrauertag mit
Traurigkeit im Herzen in der Kirche zu sitzen und das Mozartrequiem zu hören.
Die Kirche ist kühl, die Bank hart, und doch nimmt mich der Gesang so gefangen, dass ich all das nicht mehr spüre. Danke!
Die Kirche ist kühl, die Bank hart, und doch nimmt mich der Gesang so gefangen, dass ich all das nicht mehr spüre. Danke!
Mittwoch, 11. November 2015
Zu Besuch beim Sauerland-Kurier
Im Gespräch mit dem Sauerland-Kurier |
Auf Nachfrage der Redakteurin erzählten wir auch von unsere eigenen Lese- und
Schreiberfahrungen, und überlegten gemeinsam, wie man Kindern und Jugendlichen
die Liebe zu Büchern näher bringen kann.
Gerd-Peter Zapp, Organisator des Literarischen Herbstes und Inge Schleining, Redakteurin des Sauerland-Kuriers |
Kinderbuchautor Simal Büchel |
Dienstag, 10. November 2015
Eindrücke einer Lesereise
Meine Lesereise durch
Lennestädter Orte wie Meggen, Altenhundem und Grevenbrück ist echt interessant.
Diesmal bin ich für die Sekundarschulen zuständig, und da hat man mich häufig auch mal in den höheren Klassen wie dem 9. und 10. Schuljahr eingesetzt. Mit diesen
Jahrgangsstufen habe ich bis jetzt noch wenig Erfahrung. Auch Leseorte wie das
Berufskolleg oder das Gymnasium sind mir eher wenig vertraut. So genieße ich
es, noch mal ganz neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln und nehme die
Rückmeldungen interessiert auf.
Toll auch, wie einige Schüler eine gute
Eingangs- oder Abschlussrede formulieren, oder wie sie Protokolle schreiben, um
einen Zeitungsbericht verfassen. Was mich auch begeistert ist, dass es auch in
großen Schülergruppen soooooo leise ist – besonders heute in der großen Gruppe
einer riesigen Aula der Anne-Frank-Schule.
Montag, 9. November 2015
Literarischer Herbst Lennestadt
Vor zwei Jahren war
ich schon einmal zum Lennestädter Leseherbst eingeladen und habe gemeinsam mit
Klaus Kordon für die Schulen im Umkreis gelesen. Dass ich in diesem Jahr erneut
eingeladen wurde ist dem traurigen Umstand geschuldet, dass die ursprünglich
vorgesehene Autorin Doris Meißner-Johannknecht kurzfristig wegen einer
Erkrankung absagen musste. (Liebe Doris, falls du das liest, wünsche ich dir
auf diesem Wege die besten Genesungswünsche.) Und als ich die Stimme des lieben
Organisators Gerd-Peter Zapp am Telefon hörte, der in ziemlich hektischer
Aufregung eine Vertretung suchte, habe ich natürlich sofort zugesagt. Ich bin
total gerne hier im Sauerland und kenne mittlerweile auch schon jedes kleine
Örtchen und natürlich alle Schulen.
rechts der Organisator Gerd-Peter Zapp |
Mit mir ist diesmal Simak Büchel eingeladen, der für die Grundschulen
liest, ich bin diesmal für die Sekundarstufen vorgesehen, was mich ganz
besonders freut.
Ausstellung Weg der Hoffnung? von Sami Geberemariam |
Die Auftaktveranstaltung startete im Grevenbrücker Kulturbahnhof, einer
würdigen Location, in der zur gleichen Zeit eine interessante und berührende Ausstellung
„Weg der Hoffnung“ von Sami Geberemariam zu sehen war.
Gerd-Peter Zapp fand herzliche Begrüßungsworte, und der Projektchor der Fröhlichen Spatzen sorgte für gute Stimmung. (Ich staune immer, wie sich einzelne Schüler trauen, auch mal solo zu singen…)
Gerd-Peter Zapp fand herzliche Begrüßungsworte, und der Projektchor der Fröhlichen Spatzen sorgte für gute Stimmung. (Ich staune immer, wie sich einzelne Schüler trauen, auch mal solo zu singen…)
Simak und ich hatten die
Aufgabe, uns mit einer kurzen Lesung vorzustellen.
Simak ist ein total
dynamischer Typ und performt seine Geschichten geradezu. Es macht Spaß, ihm
zuzuhören – und es ist natürlich nicht so einfach, nach so einer wilden Lesung
einfach nur mit einem Buch in der Hand vorne zu stehen und zu lesen. Trotzdem haben
alle auch bei mir interessiert zugehört.
Es war ein schöner Abend – und wir starten mit gut gefüllten Segeln in die Lesesaison.
Es war ein schöner Abend – und wir starten mit gut gefüllten Segeln in die Lesesaison.
Simak Büchel beim Signieren |
Freitag, 6. November 2015
Was uns der Winter für Freude bereitet
„Was uns der Winter
für Freude bereitet“ lautete das Aufsatzthema
für einen meiner Söhne im 2. Schuljahr. Ich erinnere mich noch gut daran, weil
ich dieses Thema sehr seltsam fand. Allerdings bin ich echt kein Winterfan. Ich
denke bei Winter an zugefrorene Autofenster und Glatteis auf den Straßen, und
wünsche mir eigentlich, es gäbe ihn nicht.
Zu meiner Verwunderung ging es meinem Sohn aber ganz anders. Er legte begeistert mit dem Schreiben los und schrieb und schrieb. Erzählte vom weichen, weißen Schnee, der auf Gesichter fällt, vom Eislaufen auf einem glitzernden See und vom nächtlichen Schlaf unter zwei dicken warmen Daunendecken. Das fiel mir heute wieder ein, als ich zum ersten Mal nach langer Zeit meinen weichen, leichten Lambswool-Pullover aus dem Schrank zog. Diese Pullover gehören eindeutig zu den Dingen, die mir im Winter Freude bereiten…
Aber an diesem Wochenende kommt ja noch mal wieder der Sommer durch. Mir soll es recht sein!
Zu meiner Verwunderung ging es meinem Sohn aber ganz anders. Er legte begeistert mit dem Schreiben los und schrieb und schrieb. Erzählte vom weichen, weißen Schnee, der auf Gesichter fällt, vom Eislaufen auf einem glitzernden See und vom nächtlichen Schlaf unter zwei dicken warmen Daunendecken. Das fiel mir heute wieder ein, als ich zum ersten Mal nach langer Zeit meinen weichen, leichten Lambswool-Pullover aus dem Schrank zog. Diese Pullover gehören eindeutig zu den Dingen, die mir im Winter Freude bereiten…
Aber an diesem Wochenende kommt ja noch mal wieder der Sommer durch. Mir soll es recht sein!
Sonntag, 1. November 2015
Mal eben die Lösungen schreiben
„Liebe Annette,
würdest du wohl noch die Lösungen zu deinem Manuskript direkt in die Skizze der
Kopien einfügen“, lautet die Bitte der Redakteurin. Und dann kommt PER POST die Skizze eines
Lernheftes für das 2. Schuljahr.
Na gut, denke ich. Mache ich schnell noch am Wochenende fertig. Aber dann sitze und sitze ich Stunde um Stunde daran. Seit Jahren habe ich mich nicht mehr damit beschäftigt, wie viel 3 x 9 ist. Und ehrlich, so Aufgaben wie 35 – 27 habe ich schon als Schüler gehasst, ganz zu schweigen von diesen Textaufgaben im Sinne von „Bilde aus den Ziffern 1, 2 und 3 zwei dreistellige Zahlen und subtrahiere sie.“ Wie gut, dass mein Taschenrechner griffbereit liegt.
Dann aber wird es richtig stressig. „Unterstreiche alle Fragesätze rot und alle Aussagesätze grün.“ Jetzt muss ich also auch noch meine Buntstifte suchen. Und zuletzt kommt auch noch die Aufgabe: „Miss die Linien und schreibe die Zentimeterzahl in das Kästchen.“
„Siggi, hast du ein Lineal?“, brülle ich stressgeplagt durch das Haus.
Und mein Mann verwundert: „Wozu brauchst du denn ein Lineal?“
Tja, Schüler zu sein ist schon irgendwie eine eigene Welt…
Na gut, denke ich. Mache ich schnell noch am Wochenende fertig. Aber dann sitze und sitze ich Stunde um Stunde daran. Seit Jahren habe ich mich nicht mehr damit beschäftigt, wie viel 3 x 9 ist. Und ehrlich, so Aufgaben wie 35 – 27 habe ich schon als Schüler gehasst, ganz zu schweigen von diesen Textaufgaben im Sinne von „Bilde aus den Ziffern 1, 2 und 3 zwei dreistellige Zahlen und subtrahiere sie.“ Wie gut, dass mein Taschenrechner griffbereit liegt.
Dann aber wird es richtig stressig. „Unterstreiche alle Fragesätze rot und alle Aussagesätze grün.“ Jetzt muss ich also auch noch meine Buntstifte suchen. Und zuletzt kommt auch noch die Aufgabe: „Miss die Linien und schreibe die Zentimeterzahl in das Kästchen.“
„Siggi, hast du ein Lineal?“, brülle ich stressgeplagt durch das Haus.
Und mein Mann verwundert: „Wozu brauchst du denn ein Lineal?“
Tja, Schüler zu sein ist schon irgendwie eine eigene Welt…
Beim nächsten Lernheft werde ich mich hoffentlich daran erinnern, dass ich es später selbst lösen muss.
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Unterwegs durch die Nacht
Diese Nacht bin ich
mit dem Wohnmobil unterwegs. Stockdunkel ist es. Nur mit Mühe kann ich den
Verlauf der Straße erkennen. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Endlich
weitet sie sich und führt ein Stück geradeaus. Plötzlich, wie von Geisterhand,
taucht ein Straßenschild direkt vor mir auf. Ich trete in die Bremsen. Zu spät.
Voller Wucht donnere ich mit dem Auto gegen das Schild. Es stürzt mir entgegen.
Geistesgegenwärtig lege ich den Rückwärtsgang ein. Ich bin schnell genug. Das
Straßenschild fällt direkt vor das Wohnmobil, ohne es noch einmal zu berühren.
Zitternd steige ich aus, um den Schaden zu begutachten. Der Alkoven hat in der Mitte einen gewaltigen Knick, das Fenster im Alkoven ein großes Loch. Schrecklich sieht das aus.
„Aber wir haben doch gar keinen Alkoven“, denke ich.
Und dann wache ich schweißgebadet auf.
Puh – das war knapp!
Zitternd steige ich aus, um den Schaden zu begutachten. Der Alkoven hat in der Mitte einen gewaltigen Knick, das Fenster im Alkoven ein großes Loch. Schrecklich sieht das aus.
„Aber wir haben doch gar keinen Alkoven“, denke ich.
Und dann wache ich schweißgebadet auf.
Puh – das war knapp!
Montag, 26. Oktober 2015
Tandemmärchen
Damit ihr nicht
denkt, dass ich in meinem Arbeitszimmer sitze und aus dem Fenster starre, hier
mal wieder ein schriftstellerisches Lebenszeichen von mir: Acht Tandemmärchen
für das gemeinsame Lesen. Das Konzept des Buches ist natürlich meine Erfindung.
Als langjähriger Pädagoge weiß man ja, was in Schulen gebraucht wird.
In diesem Buch gibt es acht Märchen, die von guten und schwächeren Lesern gemeinsam gelesen werden können. Dabei übernimmt der schwächere Leser den kürzeren und einfacheren Lesepart, der stärkere Leser den längeren Teil, der mehr Text, schwierigere Wörter und längere Sätze enthält. Gemeinsam müssen die Schüler aber jeweils den Text des anderen passiv mitlesen, damit sie wissen, wann sie wieder an der Reihe sind.
Später lassen sich die Rollen natürlich auch tauschen. Gerade wenn der Inhalt bekannt ist, wird es auch für den schwächeren Leser nicht schwer sein, beide Teile zu lesen.
Natürlich lässt sich die Geschichte auch im Klassenverband lesen oder in der Einzelförderung zwischen einem Schüler und einem Lesehelfer einsetzen.
In diesem Buch gibt es acht Märchen, die von guten und schwächeren Lesern gemeinsam gelesen werden können. Dabei übernimmt der schwächere Leser den kürzeren und einfacheren Lesepart, der stärkere Leser den längeren Teil, der mehr Text, schwierigere Wörter und längere Sätze enthält. Gemeinsam müssen die Schüler aber jeweils den Text des anderen passiv mitlesen, damit sie wissen, wann sie wieder an der Reihe sind.
Später lassen sich die Rollen natürlich auch tauschen. Gerade wenn der Inhalt bekannt ist, wird es auch für den schwächeren Leser nicht schwer sein, beide Teile zu lesen.
Natürlich lässt sich die Geschichte auch im Klassenverband lesen oder in der Einzelförderung zwischen einem Schüler und einem Lesehelfer einsetzen.
Zu jeder Geschichte
gibt es drei Arbeitsblätter, eins für den gemeinsamen Unterricht, zwei für die
innere Differenzierung. So kommt auch in der Erarbeitungsphase niemand zu kurz…
Viel Spaß bei Bruno
dem Gartenzwerg, der so gerne tanzen würde, oder Elisa, der verzauberten Riesenspinne,
die von einem Prinzen erlöst werden muss…
Donnerstag, 22. Oktober 2015
Zu fällen einen schönen Baum...
Bad Lippspringe, der
Ort, in dem ich seit 27 Jahren lebe, rüstet sich für die Landesgartenschau
2017. Es wird einige größere Veränderungen geben, und darum werden wir Bewohner
gebeten, einige Umstände in Kauf zu nehmen. Kein Ding, denke ich, als ich eine
große Umleitung fahren muss, weil die Hauptdurchfahrtstraße gesperrt ist. Man muss eben auch Opfer
bringen, und für so einen guten Zweck sollte einem nichts zu schade sein.
Als ich dann auf der Rückfahrt die Straße einspurig befahren darf, traue ich
meinen Augen nicht. Alle, aber auch wirklich alle Bäume links und rechts der
Straße sind spurlos verschwunden. Gefällt, abtransportiert, vielleicht auch
schon weggehäckselt.
Um es klar zu stellen, ich gehöre nicht zu den Menschen, die bei jedem gefällten Baum gleich zum Taschentuch greifen. Auch Bäume können manchmal erdrückend sein und alles um sie herum verdunkeln. Aber bei diesem Anblick stellen sich mir doch die Nackenhaare auf. Die Stadt, die sowieso nicht zu den schönsten Orten NRWs zählt, präsentiert sich in ihrer Nacktheit, als wäre eine Bombe eingeschlagen.
Wie sie das jetzt bis 2017 wieder schön kriegen wollen, ist mir ein echtes Rätsel.
Um es klar zu stellen, ich gehöre nicht zu den Menschen, die bei jedem gefällten Baum gleich zum Taschentuch greifen. Auch Bäume können manchmal erdrückend sein und alles um sie herum verdunkeln. Aber bei diesem Anblick stellen sich mir doch die Nackenhaare auf. Die Stadt, die sowieso nicht zu den schönsten Orten NRWs zählt, präsentiert sich in ihrer Nacktheit, als wäre eine Bombe eingeschlagen.
Wie sie das jetzt bis 2017 wieder schön kriegen wollen, ist mir ein echtes Rätsel.
Montag, 19. Oktober 2015
Von guten und bösen Meinungen
Seit Wochen nun
verfolge ich die Flüchtlingsdebatte mit großen Augen und noch größeren Ohren,
mit ungutem Gefühl im Bauch und Trauer im Herzen, unfähig, eine Position
einzunehmen.
Besonders unwohl war mir bei der Rolle der Medien. Immer wieder richtete sich die Kamera auf Kinder, kleine Mädchen mit schwarzen Augen, die sich unglücklich an die Mutter klammerten zum Beispiel. Dieses furchtbare Bild des kleinen toten Jungen am Strand. Bilder, die niemanden kalt ließen.
Und auch die Gegenseite wurde gezeigt: Diese Hakenkreuztypen mit den Glatzen und Springerstiefeln. Eine sächsische Schräbbelstimme, die ins Mikrophon plärrte, dass die Flüchtlinge gewalttätig sind und die Kinder vergewaltigen.
Besonders unwohl war mir bei der Rolle der Medien. Immer wieder richtete sich die Kamera auf Kinder, kleine Mädchen mit schwarzen Augen, die sich unglücklich an die Mutter klammerten zum Beispiel. Dieses furchtbare Bild des kleinen toten Jungen am Strand. Bilder, die niemanden kalt ließen.
Und auch die Gegenseite wurde gezeigt: Diese Hakenkreuztypen mit den Glatzen und Springerstiefeln. Eine sächsische Schräbbelstimme, die ins Mikrophon plärrte, dass die Flüchtlinge gewalttätig sind und die Kinder vergewaltigen.
So teilte sich die
Flüchtlingsdebatte in Gut und Böse – auf der einen Seite die Menschen mit den
Teddybären am Bahnhof, die Guten, die Willkommenskultur, auf der anderen Seite
die Gegenstimmen – dumm, ungebildet und böse.
Was aber passiert, wenn
man die Zwischentöne weglässt? Wenn die Medien vorgeben, was richtig und falsch
ist? Wenn kritische Stimmen und Ängste unterdrückt werden? Wenn man einfach
nicht aufmerksam hinschaut?
Geschichtslehrer können ein Lied davon singen. Wenn sie im Geschichtsunterricht angewidert von den Gräueltaten der Nazis erzählen, dann sind alle Schüler erschüttert und einer Meinung. Nur auf den Schultoiletten häufen sich ganz plötzlich die Hakenkreuze. Und niemand ist es gewesen. Nur die Geschichtslehrer sind verbittert und enttäuscht.
Geschichtslehrer können ein Lied davon singen. Wenn sie im Geschichtsunterricht angewidert von den Gräueltaten der Nazis erzählen, dann sind alle Schüler erschüttert und einer Meinung. Nur auf den Schultoiletten häufen sich ganz plötzlich die Hakenkreuze. Und niemand ist es gewesen. Nur die Geschichtslehrer sind verbittert und enttäuscht.
Was wurde übersehen-
hier und da?
Wann immer eine Meinung als die einzig richtige präsentiert und die andere unterdrückt wird, kommt die Gegenseite in radikalerer Form zum Vorschein.
Und da sind wir nun.
Wann immer eine Meinung als die einzig richtige präsentiert und die andere unterdrückt wird, kommt die Gegenseite in radikalerer Form zum Vorschein.
Und da sind wir nun.
Samstag, 17. Oktober 2015
Männerduft
Was riecht der Typ so gut, denke ich, und trete ein bisschen näher an den Mann heran, der neben
mir an der Kasse steht. Ich schnuppere – hoffentlich unbemerkt - an ihm. Der Geruch
erinnert mich irgendwie an… hmmm…
Da sehe ich, dass er ein Basilikumsträußchen in seiner Hand hält.
Da sehe ich, dass er ein Basilikumsträußchen in seiner Hand hält.
Donnerstag, 15. Oktober 2015
Ode an einen Regentag
Als ich aus der
Mukkibude komme, schlägt mir der Regen entgegen. Schon auf dem kurzen Weg zum
Auto werde ich ganz nass. Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. Heute - und überhaupt.
Dass ich heute keine Termine und kein Pflichtprogramm habe, begeistert mich geradezu. Heute gehöre ich nur mir und meiner Tastatur.
Einen kurzen Moment denke ich überglücklich daran, jetzt nicht am Bahnhof stehen zu müssen, um den Zug zur Buchmesse zu nehmen. Es war eine wundervolle Entscheidung, auch in diesem Jahr nicht dorthin zu fahren. Und doch schwingt bei dem Gedanken an die Buchmesse auch eine Traurigkeit mit. Ich hatte immer das Gefühl, dass sich mir diese Messe nicht erschlossen hat. Für mich war sie immer nur das langsame Schleichen durch lange Messehallen, mal hier und mal da schauend, von allem zu viel und letztendlich zu wenig.
Die Buchmesse zeigte sich mir immer erst hinterher, in Zeitungs-, Fernseh- und Blogberichten. Dann hatte ich umso mehr das Gefühl, nicht dazu gehört zu haben. So liegt in meiner Entscheidung gegen die Buchmesse einfach auch ein großes Stück Resignation.
Aber immerhin stehe ich nun nicht auf dem zugigen Bahnhof in Kassel-Wilhelmshöhe herum und warte auf den Anschlusszug, ich lasse mich nicht diese langen Rolltreppen hinauffahren, ich hetze nicht über die Rollbänder, die Träger meines immer schwerer werdenden Rucksacks drücken mich nicht, ich spüre nicht die immer heißer werdenden Füße. Resignation hat auch seine Vorteile. Und die genieße ich jetzt an meinem Schreibtisch mit dem Blick in den regnerischen Himmel, allein mit mir und meiner Tastatur.
Dass ich heute keine Termine und kein Pflichtprogramm habe, begeistert mich geradezu. Heute gehöre ich nur mir und meiner Tastatur.
Einen kurzen Moment denke ich überglücklich daran, jetzt nicht am Bahnhof stehen zu müssen, um den Zug zur Buchmesse zu nehmen. Es war eine wundervolle Entscheidung, auch in diesem Jahr nicht dorthin zu fahren. Und doch schwingt bei dem Gedanken an die Buchmesse auch eine Traurigkeit mit. Ich hatte immer das Gefühl, dass sich mir diese Messe nicht erschlossen hat. Für mich war sie immer nur das langsame Schleichen durch lange Messehallen, mal hier und mal da schauend, von allem zu viel und letztendlich zu wenig.
Die Buchmesse zeigte sich mir immer erst hinterher, in Zeitungs-, Fernseh- und Blogberichten. Dann hatte ich umso mehr das Gefühl, nicht dazu gehört zu haben. So liegt in meiner Entscheidung gegen die Buchmesse einfach auch ein großes Stück Resignation.
Aber immerhin stehe ich nun nicht auf dem zugigen Bahnhof in Kassel-Wilhelmshöhe herum und warte auf den Anschlusszug, ich lasse mich nicht diese langen Rolltreppen hinauffahren, ich hetze nicht über die Rollbänder, die Träger meines immer schwerer werdenden Rucksacks drücken mich nicht, ich spüre nicht die immer heißer werdenden Füße. Resignation hat auch seine Vorteile. Und die genieße ich jetzt an meinem Schreibtisch mit dem Blick in den regnerischen Himmel, allein mit mir und meiner Tastatur.
Montag, 12. Oktober 2015
Vergessene Erinnerungen
Sein Blick ist unsicher. „Ich will mal meinen
Lebenslauf aufschreiben“, sagt er zu mir. „Oder findest du das Quatsch?“
„Das ist sogar eine richtig gute Idee“, erwidere ich.
„Ich habe nämlich in meinem Schreibtisch einen alten Lebenslauf gefunden“, vertraut er mir an. „Aber er ist nicht vollständig.“
Er zieht einen Lebenslauf hervor. 1972, mit Schreibmaschine geschrieben.
„Da habe ich erst mal erfahren, ich bin ja in Minden gewesen“, sagt er.
Mir kriecht ein Schauer über den Rücken.
Eigentlich sagt man immer, dass man sich an das, was lange zurück liegt, noch erinnert, aber wenn die Dinge erst gerade geschehen sind, weiß man sie nicht mehr. Ich kann das nicht bestätigen. Was vergessen oder behalten wird, erscheint mir so zufällig. Zunächst glaubte ich noch Regeln zu erkennen, dachte, dass er das in Erinnerung behält, zu dem er eine emotionale Beziehung hat. Aber nun bin ich mir noch nicht mal dabei sicher. Die Erinnerung erlischt zufällig, unweigerlich, unkontrollierbar.
„Das ist sogar eine richtig gute Idee“, erwidere ich.
„Ich habe nämlich in meinem Schreibtisch einen alten Lebenslauf gefunden“, vertraut er mir an. „Aber er ist nicht vollständig.“
Er zieht einen Lebenslauf hervor. 1972, mit Schreibmaschine geschrieben.
„Da habe ich erst mal erfahren, ich bin ja in Minden gewesen“, sagt er.
Mir kriecht ein Schauer über den Rücken.
Eigentlich sagt man immer, dass man sich an das, was lange zurück liegt, noch erinnert, aber wenn die Dinge erst gerade geschehen sind, weiß man sie nicht mehr. Ich kann das nicht bestätigen. Was vergessen oder behalten wird, erscheint mir so zufällig. Zunächst glaubte ich noch Regeln zu erkennen, dachte, dass er das in Erinnerung behält, zu dem er eine emotionale Beziehung hat. Aber nun bin ich mir noch nicht mal dabei sicher. Die Erinnerung erlischt zufällig, unweigerlich, unkontrollierbar.
Er beobachtet mich
genau. Unsicher, ob seine Fragen an mich komisch sind.
„Wir haben doch früher in Minden gewohnt“, erinnere ich ihn. „Weißt du das nicht mehr.“
„Doch, doch“, sagt er. „Aber wie bin ich denn dahin gekommen?“
„Du hattest dich dort beworben. Deine erste Lehrerstelle, weißt du noch? Wir sind dann alle dahin gezogen.“
Ich nenne Kollegen, beschreibe unser Familienhaus, die Straße, in der wir gewohnt haben, die Schulen, die Stadt. Die Erinnerungen scheinen wieder zu kommen. Er fügt Kollegen hinzu, erinnert sich an Besuche, Begegnungen.
Jetzt ist der Blick lebendig. Erleichtert sieht er aus. Vergnügt.
„Dann bin ich also in Minden gewesen“, sagt er. „Ich frage mich nur: Wie bin ich da eigentlich hingekommen?“
„Wir haben doch früher in Minden gewohnt“, erinnere ich ihn. „Weißt du das nicht mehr.“
„Doch, doch“, sagt er. „Aber wie bin ich denn dahin gekommen?“
„Du hattest dich dort beworben. Deine erste Lehrerstelle, weißt du noch? Wir sind dann alle dahin gezogen.“
Ich nenne Kollegen, beschreibe unser Familienhaus, die Straße, in der wir gewohnt haben, die Schulen, die Stadt. Die Erinnerungen scheinen wieder zu kommen. Er fügt Kollegen hinzu, erinnert sich an Besuche, Begegnungen.
Jetzt ist der Blick lebendig. Erleichtert sieht er aus. Vergnügt.
„Dann bin ich also in Minden gewesen“, sagt er. „Ich frage mich nur: Wie bin ich da eigentlich hingekommen?“
Dienstag, 6. Oktober 2015
Herbstferien
Meine Herbstferien
verbringe ich nun wieder auf dem schönsten Campingplatz Deutschlands zwischen
Kinderspielplatz, Rezeption und Wohnwagen, genieße die Enkel, checke ein und
aus und verkaufe Brötchen. Es ist ein bisschen als wenn ich nie weg gewesen
wäre. Nebenbei darf natürlich auch das Schreiben nicht zu kurz kommen,
allerdings in einem völlig anderen Rhythmus, nämlich morgens um 6. So richtig
schlimm finde ich es als Gerne-Frühaufsteher nicht, allerdings wünsche ich mir
hin und wieder, jemand hätte schon mal den Ofen angemacht und mir einen Kaffee
gekocht. Und natürlich vermisse ich meine drei riesigen
Monitore, aber ich habe ja im Leben gelernt zu verzichten.
Das Wetter ist tagsüber noch wunderschön sommerlich in der Lausitz. Mit den Enkeln macht es wieder Sinn, Kastanien und Eicheln zu sammeln und Kürbislaternen zu schnitzen. Toll irgendwie.
Das Wetter ist tagsüber noch wunderschön sommerlich in der Lausitz. Mit den Enkeln macht es wieder Sinn, Kastanien und Eicheln zu sammeln und Kürbislaternen zu schnitzen. Toll irgendwie.
Dienstag, 29. September 2015
Schreibwerkstatt in Salzgitter
Sie liest mit ruhiger
Stimme. Die Protagonistin ihrer Geschichte hat ein Kind bekommen. Stolz und dankbar
betrachten sie und ihr Mann das Neugeborene. Dann plötzlich und unerwartet die
Wendung. Ein Kind schenkt einen kleinen Teddybär zur Geburt, und
damit steigt die Erinnerung an den strengen Vater und eine Kindheit voller
Entbehrungen wieder auf.
Es ist so leise im Klassenzimmer, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Die ganze Fülle eines Schreibworkshops zeigt sich oft in dem Moment, in dem wir die Geschichten für andere lesen.
Es ist so leise im Klassenzimmer, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Die ganze Fülle eines Schreibworkshops zeigt sich oft in dem Moment, in dem wir die Geschichten für andere lesen.
Der Schreibworkshop
am Kranichgymnasium in Salzgitter war von Anfang an richtig schön. Eine kleine,
aufmerksame Gruppe an Schülern erwartete mich mit Spannung. Ich hatte nicht
viel zu tun – ein paar Impulse, ein paar Schreibregeln, ein bisschen
Ideenbrainstorming, dann entwickelten sich die unterschiedlichsten Geschichten. Alle Geschichten zeigten eine große Ausdruckskraft. Einige Kurzgeschichten hatten schon durch ihre reiche Thematik das Zeug für
einen langen Roman.
Am Ende drückte die
Zeit, einen weiteren Tag hätten wir noch gut gebrauchen können. Aber alles wird
kostbar durch seine Begrenzung, und so präsentierten die Schüler ihren Klassenkameraden eine Fülle und Dichte an unterschiedlichen Geschichten, wie man sie selten auf
Lesungen erlebt.
Ich war danach
einfach nur auf Wolke 7 und bin froh, dass ich den Stein dazu ins Rollen
bringen durfte.
Samstag, 26. September 2015
Lang, lang…
Diese alten Fotos und
Karten sind doch wahre Schätze. Auf dem Foto rechts seht ihr zum Beispiel
meinen Großvater. Er war zu der Zeit 19 Jahre alt. Meine Großmutter fand ihn
zunächst einen totalen Angeber, weil sie glaubte, er habe sich die Locken mit
der Brennschere gelegt. Als sie dann aber erfuhr, dass es Naturkrause war, war
sie doch hin und weg.
Auf der Karte
darunter verkündet mein Großvater in schönstem Sütterlin die Geburt meiner
Mutter. „… möchten wir euch wissen lassen, daß uns am Vormittag gegen 12 Uhr
ein kräftiges und gesundes Mädchen geschenkt ist“, schreibt er so süß an seine
Eltern. Dabei war meine Mutter nicht besonders kräftig, und ihre Geburt war
verdammt kritisch. Aber das wusste mein Großvater nicht so genau. Er war
schließlich nicht dabei. Da er Beamter durch und durch war, war er
selbstverständlich an dem Tag zum Dienst gegangen. By the way, wenn er dabei
gewesen wäre, wüssten wir sicherlich die Uhrzeit sekundengenau.
Freitag, 25. September 2015
Lesung in Bargteheide
Panik war angesagt, als ich am Morgen vor der Lesung in meinem Hotelzimmer noch einmal meine Vorbereitung durchging. Ich hatte nämlich ausgerechnet das Buch „Im Chat war er noch so süß“ nicht dabei. Dabei packe ich meinen Rucksack immer mit großer Aufmerksamkeit. Aber wie immer das Leben so spielt … es war nicht drin. Ich ging alle Alternativen durch, die mir einfielen: Schnell noch auf dem E-Book-Reader runterladen. Aber gibt es das Buch eigentlich als E-Book? Schnell noch in die Stadtbücherei? Aber haben sie schon auf? Und haben sie überhaupt das Buch?
Die einzige Chance,
die sich mir bot, war die Schulbücherei der Dietrich-Bonhoefer-Schule. Sie lag
neben der Stadthalle, in der ich die Lesung hatte – und sie hatte geöffnet.
Aber was noch genialer war: Das Buch war vorhanden und dazu nicht ausgeliehen.
Was für ein Riesenglück!
Heute geht ein
kleines Dankeschön an die Bücherei – ich habe nämlich in aller Hektik mein
Versprechen nicht eingelöst und das Buch anschließend nicht signiert. Aber da
sie sowieso eine alte und ziemlich abgenutzte Ausgabe hatten, ist es Zeit für
ein neues Buch.
Die Lesung verlief
dann sehr aufmerksam, und die Betreuung durch die Referendarin Frau Abel sehr
freundlich. Viele Grüße und danke an alle!
Donnerstag, 24. September 2015
Fahrt nach Bargteheide
Ich bin zu einer Lesung an die Dietrich-Bonhoeffer-Schule nach Bargteheide eingeladen. Bei strömendem Regen machte ich mich auf die weite Fahrt. „Sonnige Abschnitte im Norden und Osten“, versichern die Wetternachrichten immer wieder, während meine Wischblätter im Sekundentakt über die Frontscheibe kratzen. Ich kann es mir nicht vorstellen. Plötzlich hinter dem Autobahnkreuz Hannover Richtung Hamburg ist es, als wenn ein Schalter umgelegt wurde. Die Straßen sind trocken, der Himmel zeigt blaue Stellen. Und dann – wie ein Wunder – kommt die Sonne zum Vorschein.Bargteheide zeigt sich mir in warmen, spätsommerlichen Farben. Ich freue mich auf die Lesung.
Abonnieren
Posts (Atom)