Freitag, 30. November 2018

Lesung in Essen



Mit Lesungen habe ich mich in diesem Jahr zurückgehalten. Ich merke, dass sie mich Kraft kosten und es mich anstrengt, so viel unterwegs zu sein. So habe ich zahlreiche Lesungen abgelehnt. Und doch bestätigen Ausnahmen die Regel – besonders wenn Schulen mich regelmäßig einladen oder – wie in diesem Falle – es immer so eine besondere Ehre ist, eingeladen zu werden.
Die Erich-Kästner-Gesamtschule lädt nämlich seit 15 Jahren immer drei Autoren zu einer kleinen und feinen Lesung in die 6. Jahrgangsstufe ein. Dann gibt es zwischen den beiden Lesungen ein liebevoll zubereitetes Frühstück und man trifft neben den Jahrgangsstufenlehrern auch Autorenkollegen. Das ist immer sehr spannend.

In diesem Fall waren die Autorinnen Katrin Schrocke und Barbara Zoschke mit von der Partie. Hier genießen wir gerade das gemeinsame Frühstück.
Die Schüler waren gut vorbereitet und sehr aufmerksam, allerdings macht es der Datenschutz mittlerweile unmöglich, von ihnen ein Foto zu machen. Ihr musst sie euch also vorstellen … So typisch Ruhrgebiet: Ganz viel Multi-Kulti in einer Klasse.
Für mich hat es auch noch privat etwas Schönes, in Essen zu sein. Meine Essener Freundin Silvia wartete nämlich nach der Schule auf mich – und da war natürlich noch einmal ein langer gemütlicher Kaffeeplausch fällig!


Montag, 26. November 2018

Nächtliche Geschichten



Es beginnt wie ein Flow. Die Geschichte, an der ich gerade schreibe, begleitet mich in die Nacht, ist ein letzter Gedanke, bevor ich einschlafe und der erste, wenn ich nachts aufwache. Ich spinne die Geschichte weiter, höre die Protagonisten sprechen, sehe sie agieren. Alles ist inspirierend.
Doch dann wird sie quälend. Die Protagonisten bestimmen, dass ich nicht mehr einschlafen kann, und mich einige Stunden von einer Seite auf die andere wälze. Zunächst ist auch das zu verkraften, aber als ich die dritte Nacht in Folge nicht gut schlafe, werde ich nervös und müde, und vor allem sehr sehr niedergeschlagen.
Heute habe ich mich dann an die Geschichte gesetzt, und sie so ganz ausführlich zu Ende geplottet. Hoffentlich habe ich meine Geister auf die Weise eingefangen.
Dabei habe ich eigentlich gedacht, ich wäre alt und erfahren genug, mal einfach so ins Blaue zu schreiben. Scheint irgendwie nicht meiner Arbeitsweise zu entsprechen … (aber das wird sich erst in der folgenden Nacht zeigen.)

Donnerstag, 22. November 2018

NaNoWriMo



 
Im November ist es wieder so weit. Der NaNoWriMo startet. Dieser „National Novel Writing Month“ will Autoren dazu animieren, in einem Monat einen Roman zu schreiben – oder, wenn das nicht so wirklich klappt, sich zumindest an die Grenze von 50 000 Wörtern in 30 Tagen zu schreiben. In diesem besagten November, wenn das Wetter sowieso zum Schreiben einlädt, will der Wettbewerb Motivationshilfe sein. Autoren können sich zusammenschließen und treten dann in Form eines Wettbewerbs gegeneinander an.
Ich habe bei diesem Wettbewerb noch nie mitgemacht, und ich kann nur immer wieder den Kopf über so einen Blödsinn schütteln. Weiß doch jeder, dass zum Schreiben auch die Pausen gehören, und dass man nur noch Mist produziert, wenn man nicht rechtzeitig aufhört. Was hat man also von diesem Wettbewerb, wenn man nachher von 30 Seiten 20 in die Tonne treten kann. Das ist verlorene Energie und demotiviert doch eher, nie wieder zu schreiben, als dass man einen Roman vorlegen kann.
Klar behaupten die Initiatoren des Wettbewerbs, es gäbe berühmte Autoren, die auf die Weise zu einem großartigen Bestseller gekommen wären, aber sie erwähnen die Schreiber nicht, die nach dem Schreibmonat erst mal monatelang keine Silbe mehr produzieren.
Ich gehöre zu den Menschen, die regelmäßig schreiben, aber nach spätestens fünf Seiten am Roman mache ich eine Pause, gehe zum Sport, fahre Einkaufen, koche was – um anschließend an etwas ganz anderem weiter zu arbeiten. Mein Motto lautet: Dranbleiben und rechtzeitig aufhören, um am nächsten Tag mit neuem Flow zu beginnen. Vielleicht sollte ich mal zu einem neuen Wettbewerb aufrufen, dem „FüSeiproTa“ – „Fünf-Seiten-pro-Tag.“ Allerdings bin ich mir sicher, dass mein Modell nicht so erfolgreich sein wird. Kommt ja nur aus Bad Lippspringe und nicht aus den USA.

Montag, 19. November 2018

Verramscht


Zu jedem Anfang eines Buches gibt es auch ein Ende. Der Anfang ist: Großes Gefühl, Belegexemplare auspacken und im Wohnzimmer ausbreiten, durchblättern, staunen, stolz sein. Die Verramschung ist still und niederschmetternd. Sie beginnt mit dem Brief „Liebe Frau Weber“,  fügt Worte wie „leider“, „zurückgegangen“ und „darum“ hinzu, und endet mit Worten wie „Abverkauf“ und „Verramschung“. In diesem Brief gestern ging es gleich um mehrere Bücher von mir, das war besonders traurig. Zu den Büchern gehörte auch „Sauf ruhig weiter, wenn du meinst“, das erste Buch, das ich für den Verlag an der Ruhr geschrieben habe, und mit dem die KLAR-Reihe startete. Für mich war das immer ein ganz besonderes Buch, und es nun in den Ruhestand begleiten zu müssen, stimmt mich melancholisch. Immerhin kann ich mich damit trösten, dass es 14 Jahre lang auf dem Markt war – und wer kann das schon in der schnelllebigen Zeit von Büchern sagen. Traurig ist es trotzdem.

Donnerstag, 15. November 2018

Die 17



Heute Morgen wurde ich wach und dachte „17“. Danach musste ich lächeln. Ich erinnerte mich, dass die 17 aus irgendeinem Grund eine Veränderung bewirken sollte. Jetzt aber kriegte ich diese Schlussfolgerungen dazu nicht mehr wirklich auf die Kette. Trotzdem, die 17 stimmte mich irgendwie vergnügt, und ich fühlte mich bei dem Gedanken an diese Zahl anders als sonst. Und dann habe ich noch mal nachgelesen, warum 17 Sekunden das Leben verändern können – und wenn ihr mögt, könnt ihr es auch gerne tun.
Den Blog meiner Blognachbarin Windworte liebe ich sehr. Ihre Posts stimmen mich nachdenklich und inspirieren mich. Liebe Frau Wind, ich verlinke dich mal und danke dir für deine wunderschönen einfühlsamen Einträge, die mich schon so lange durch mein Leben begleiten.



Samstag, 10. November 2018

Der leere Rucksack



Als ich die Bibliothek betrete bin ich überrascht, wie viele Menschen schon auf meine Lesung warten. Aber ich habe noch Zeit. Ruhig öffne ich meinen grünen Rucksack und erstarre. Der Rucksack ist leer. Ich habe das Buch, aus dem ich lesen möchte, vergessen. Ich murmele eine Entschuldigung, dass ich gleich wiederkomme und renne aus dem Raum. Als ich auf der Autobahn bin, setzt mein Verstand wieder ein. Es ist doch unwahrscheinlich, dass die Menschen noch da sind, wenn ich zurückkomme, denke ich. Ich gebe Gas, schwitze, rege mich auf, als vor mir jemand trödelt. Endlich komme ich in meiner Wohnung an. Doch meine Wohnung ist leer. In den Regalen steht kein einziges Buch. Stimmt, fällt mir jetzt ein. Ich wohne ja gar nicht mehr hier. Jetzt bricht bei mir die totale Panik aus. Und dann … erwache ich… verschwitzt und mit klopfendem Herzen. Was für ein bescheuerter Traum, denke ich.

Mittwoch, 7. November 2018

Jeremy Miller und die Pornoseiten



Zuerst hatte ich diese Mail weggeklickt. Schlechte Übersetzung – Spam, dachte ich. Dann aber fiel mein Blick auf den Satzteil „Password geknackt“, und so schaute ich noch einmal genauer hin.
Ein Jeremy Miller hat festgestellt, dass ich auf eine pornografische Seite geschaut habe. Was ich allerdings nicht bemerkt habe ist, dass er dort heimlich ein Programm installiert hat, was nun seinerseits mein Password ausspioniert hat. Nun, so droht er mir, könne er mit meinem Password alle meine Freunde benachrichtigen und ihnen von meinen heimlichen Leidenschaften erzählen. Wenn ich das verhindern möchte, macht er mir das Angebot, 70 000,- € an ihn zu zahlen, und er würde schweigen "wie Grab".
Wow, das ist ja mal eine Ansage. Ein Erpressungsschreiben habe ich bis jetzt noch nie bekommen – aber einmal ist immer das erste Mal.
Liebe Freunde. Bevor ich 70 000,- € zahle, muss ich euch mit einer bösen Wahrheit konfrontieren: Ich habe tatsächlich auf eine Pornoseite geschaut. Es hatte nämlich immer wieder von einer Webseite einen Zugriff auf meinen Blog gegeben, und ich wollte wissen, wer das war. Prompt schauten mir zwei ziemlich nackte und ziemlich junge Mädchen entgegen. Da ich nicht auf nackte Mädchen stehe, habe ich sie wieder weggeklickt, vor allem auch, weil ich befürchtete, dass genau das passieren könnte, was nun passierte, nämlich dass jemand mit einem Erpressungsschreiben um die Ecke kommt.
Am Ende der Mail schreibt dieser Jeremy noch, wie mein Password lautet, das sein Programm ausgespäht hat, und spätestens an dieser Stelle musste ich doch tatsächlich mitleidig grinsen. Es sieht meinem Password noch nicht mal im Anfangsbuchstaben ähnlich. Wenn man hinter einem Pornofilm so ein unfähiges Password-Programm installiert, sollte man es dem Erpresserschreiben besser nicht hinzufügen. Für 70 000,- € muss Jeremy Miller jedenfalls noch ein bisschen was an Recherche drauflegen, und vielleicht auch mal in einen guten Übersetzer investieren.   

Sonntag, 4. November 2018

Und wieder Gotha



Wieder bin ich auf dem Weg nach Gotha. Nicole Strohrmann, die Leiterin der Stadtbibliothek, hat drei Stadtschreiber (u.a. mich!) eingeladen, um ein Buch vorzustellen, das das in diesem Jahr erschienen ist und das wir anderen Lesern empfehlen könnten.


Früh treffe ich in Gotha ein, um noch einmal in schneller Runde durch die altvertrauten Ecken zu bummeln und mich dann in der Stadtbibliothek einzufinden. Hier ist mächtig was los. Ich treffe viele liebe Freunde und Bekannte (ein Winker zu dir, liebe Monika Breitung!) Leckere Dinge gibt es überall, außerdem viele lustige Aktionen für Kinder und Erwachsene.

Um 14.00 Uhr sind wir Stadtschreiber und Ex-Stadtschreiber Annabella Gmeiner, Reinhard Griebner und ich an der Reihe, unsere Lesetipps zu präsentieren.  Ich stelle das Buch „Am Ende bleiben die Zedern“ von Pierre Jarawan vor, das mich sehr beeindruckt hat. Auch Reinhard und Annabella haben ein Lieblingsbuch dabei, für Annabella ist es Wladimir Kaminers „Die Kreuzfahrt“ und für Reinhard „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietschel.
Abends bleibt noch Zeit für eine gemütliche Scheurebe mit Nicole in der Weinschänke. Es war voll schön, mal wieder in Gotha zu sein.



Donnerstag, 1. November 2018

Erinnerungen



Eigentlich will ich nur schnell ein Geschenk für eine Freundin kaufen. Mit dem Fahrrad fahre ich durch unsere kleine Stadt. Die Sonne scheint, aber es ist schon ziemlich kalt. Ich bin froh, Handschuhe angezogen zu haben. Als ich das Geschenk gut verpackt im Rucksack habe, lasse ich mich noch ein bisschen treiben und folge schließlich der eigenen Neugierde. Seit mehr als dreißig Jahren lebe ich nun in Bad Lippspringe, aber es gibt immer noch Straßen, durch die ich noch nicht gefahren bin. Die meisten Straßen allerdings bergen zahlreiche Erinnerungen. Ich kenne die Stadt mit den Kindern an der Hand, mit dem Hund an der Leine, mit Freunden, mit Verwandten, mit Joggingschuhen und mit Schultasche. Hier bin ich zu Hause. Und doch bin ich viel zu selten hier, so selten, dass ich mich immer wieder fragen muss, ob es nicht vernünftig ist, einen Schlussstrich unter diese Zeit zu ziehen und noch mal an einem anderen Ort neu anzufangen.
Und so bin ich mir nicht sicher, ob diese Tour mit dem Rad nur eine Erinnerungstour oder  der Anfang eines Abschieds ist.