Donnerstag, 30. Juni 2011

Schweizer Mundart

Der Film "Im Netz", den die schweizer Schüler gedreht haben, ist in schweizer Mundart gesprochen. Damit ich das auch verstehen kann, versuche ich hier, mich in die Sprache einzuhören. Doch das Schweizerdeutsch ist heimtückisch. Es gaukelt einem vor, leicht zu sein. Erst kommen ein paar deutsche Wörter und man denkt: Das ist ja einfach. Doch dann wird es französisch, dann ein bisschen italienisch und schließlich gibt es Begriffe, die nicht abzuleiten sind. Und ehe man sich versieht, weiß man schon nicht mehr, worum es geht.

Heute Morgen allerdings saßen ein paar Jugendliche vor dem Waschhäuschen des Campingplatzes. Sie hatten gezeltet. In der Nacht hatte es ziemlich geregnet, und nun sahen alle ziemlich fertig aus. 
Ein Mädchen verkroch sich in ihrem Kapuzenpullover. 
"Mir ischt eifach oarschkalt", sagte sie.
Das konnte ich gut verstehen. 

(Foto: Bern)

In der Schweiz

Nun bin ich in der Schweiz, genauer gesagt in Bern. Schüler der Real- und Sekundarschule Oberdiessbach haben  die Bücher "Im Chat war er noch so süß" von mir und "Riskanter Chat" von Caja Cazemier zu einem 70 minütigen Filmprojekt zusammengefügt und wollen den Film am Samstag Abend präsentieren. Zum Dank dafür habe ich ihnen zugesagt, sie in ihrer Schule zu besuchen, ihnen eine Lesung zu schenken und zur Filmpremiere dabei zu sein.
Das war eine gute Entscheidung, denn Bern hätte ich mir vielleicht sonst nie angesehen. Und dann hätte ich in der Tat etwas verpasst in meinem Leben. Es ist nämlich eine wunderschöne Stadt. Alle Häuser sind in einem seltsamen beige-grün-grau angestrichen, und das sieht unglaublich gut aus. 
Einziger Nachteil, dass einem diese unendlich vielen Touris ständig vor die Linse laufen, wenn man mal ein paar schöne Fotos machen will. ; ))
Morgen ist die Lesung, und ich bin ehrlich gesagt schon ganz schön aufgeregt. 

Dienstag, 28. Juni 2011

Julius-Club in Buxtehude

Nun war ich auch Teil der vielen interessanten Veranstaltungen des Julius-Clubs in Buxtehude. Zunächst hatte ich eine Lesung am Schulzentrum Süd, später am Nachmittag gab es dann eine kleine und feine öffentliche Lesung in der Stadtbücherei. Ich las aus dem Buch "Verletzt".
Ob die Geschichte wirklich passiert sei, fragte ein Mädchen. Ich sagte ihr, dass man sich als Autor so eine Geschichte niemals ausdenken würde. Wenn, dann würde man ein Problem in dem Mittelpunkt stellen. Aber Aids, Drogen, Ritzen, Psychiatrie und Obdachlosigkeit in einem Buch, so etwas könne nur das Leben schreiben. 
"Ich fand die Geschichte sehr interessant", sagte eine Schülerin. "Ich denke oft, dass ich so viele Probleme habe, aber wenn ich so eine Geschichte höre, merke ich, wie klein meine Probleme doch sind, und wie gut ich es eigentlich habe."






Urgestein

Ach, ich muss doch noch was Lustiges zu der Lesung gestern nachtragen.
Ich wollte gerade anfangen, zu lesen, da piepste ein Handy. Alle drehten sich suchend um. Ein Lehrer - ein echtes Urgestein von Lehrer - zog sein Handy aus der Tasche. Die Schüler feixten. 
"Ah, Herr ... - wenn wir das wären - dann gäb es aber Ärger."
Ein anderer Lehrer beugte sich zu seinem Kollegen hinüber und nahm ihm das Handy ab.
"Das kann sich deine Frau heute bei mir abholen."
Die Schüler lachten sich kaputt. Unruhe entstand. Jeder musste einen Kommentar abgeben. Da pfiff das Urgestein auf zwei Fingern. Ein schriller Pfiff. Durchdringend. Danach Stille.
"Jetz geit et loas!" rief er.
Nun drehten sich alle zu mir um.
Naja ... nur ich brauchte einen Moment, um  mich von meiner Überraschung zu erholen.

Montag, 27. Juni 2011

Vor allem heiß

Heute hatte ich die erste Lesung in Hesel, einem kleinen Ort, nicht weit von Leer entfernt. Die Lesung war schön, aber das Thermometer zeigte schon zu der Zeit 25° C an.
Dann fuhr ich weiter zur Gemeindebücherei Weener, in der ich noch weitere zwei Lesungen hatte. Die Lesungen fanden in der Jugendabteilung der Bücherei statt. Sie liegt unter dem Dach. Die Temperaturen draußen stiegen und stiegen. Und als die Realschüler der Klasse 7 um 12.00 Uhr kamen, war es hier unter dem Dach gefühlte 45°C. Trotzdem saßen die Schüler still auf ihren Stühlen und hörten gebannt zu. Nur hin und wieder fächerten sie sich mit ihren Käppies Luft zu. 
Mir selbst lief der Schweiß langsam und stetig den Nacken hinunter, doch es rührte mich, dass alle so interessiert zuhörten.
"Erfrischend" wäre es gewesen, sagten mir die Lehrer danach und schüttelten mir fröhlich die Hand.
Die Frauen aus der Bücherei hatten noch Brötchen vorbereitet und ostfriesischen Tee gekocht, damit ich nicht mit leerem Magen nach Buxtehude weiter fahren musste. Das war total lieb.

Dann ging es weiter nach Buxtehude. In dieser Stadt bin ich im letzten Jahr schon einmal für mehrere Tage gewesen, und ich kannte mich noch gut aus. Es ist eine hübsche Stadt mit schöner Altstadt und vielen kleinen Geschäften.
Was für ein genialer Himmel, oder? Das Foto ist nicht nachbearbeitet!!!
Morgen lese ich hier in einer Schule und in der Bücherei. 




Sonntag, 26. Juni 2011

In Ostfriesland

Die spannende Frauenfußball-WM sehe ich heute in meinem Hotelzimmer in Leer, Ostfriesland. Die Büchereizentrale Niedersachsen hat mich für verschiedene Lesungen in den Norden Deutschlands eingeladen. 
In Niedersachsen gibt es den Julius-Leseclub. Das ist ein Leseförderungsprojekt, das von den öffentlichen Büchereien in den Sommerferien für Jugendliche durchgeführt wird. Den Jugendlichen werden verschiedene Titel zum Lesen vorgestellt, und sie werden angeregt, diese Bücher zu lesen und zu bewerten. 

In diesem Jahr hat die Jury wieder 100 Titel ausgeucht und sich dabei auch für das Buch "Verletzt" entschieden, das ich mit der Jugendlichen Stella Negri zusammen geschrieben habe. Über diese Auswahl war ich sehr erstaunt, denn das Buch ist ja nicht gerade leichte Sommerkost. Aber ich habe mich natürlich auch sehr gefreut.

In Ostfriesland bin ich unheimlich gerne, ja, ich bin sogar ziemlich sicher, dass ich in einem früheren Leben hier gelebt haben muss. Der Himmel ist hier tiefer, die Wiesen grüner und die Backsteinhäuser gemütlicher als anderswo. Die Kühe haben ein fröhliches Milchgesicht, und einige Menschen haben hier so ungewöhnliche Namen wie Hinnag,Theda oder Renzgen. Und man kürt noch Platt. 

Samstag, 25. Juni 2011

Verschnaufpause



Ist es nicht toll, wie die Farben der Fahne der Landschaft entsprechen? Es ist die Fahne von Kirchmöser, die eine Lehrerin erstellt und die Schüler der 8. Klasse unterschrieben hatten. Mit dieser Fahne am Wohnmobil ging es heute nach Hause zurück - in den altvertrauten ostwestfälischen Nieselregen.
Ich habe nur eine kurze Verschnaufpause, und das ist eigentlich das falsche Wort für Wohnmobil ausräumen, Wäschewaschen, Lesung planen und Koffer erneut packen.
Morgen nämlich geht es schon wieder weiter. Richtung Norddeutschland. Für drei Tage.

Freitag, 24. Juni 2011

Einfach nur sitzen

Brandenburg an der Havel ist die Geburtsstadt von Victor von Bülow, also Loriot. 
Als ich diese Gestalt auf dem Markplatz sitzen sah, fiel mir ein absoluter Lieblingssketch wieder ein.
"Hermann?"
"Ja?"
"Was machst du?"
"Ich sitze hier."
"Liest du etwas?"
"Nein."
...
"Ich will hier einfach nur ein bisschen sitzen."

Das ist übrigens eins unserer Familien-Lieblingszitate.

(Foto: Brandenburg an der Havel)

Donnerstag, 23. Juni 2011

Mein Tag an der BOS Kirchmöser


Dies ist die BOS Kirchmöser, eine Sekundarschule mit großem berufsorientiertem Anteil. Die Schule wurde 2011 als "starke Schule"  ausgezeichnet. Viele Schüler finden hier ihren Platz, die sich eine größere Praxisorientierung wünschen. 

Hier wartete das "Empfangskommitee" auf  mich, Angelika Schöps und Helga Wolter. Sie hatten die Lesung organisiert und begleiteten mich liebevoll durch den Tag. 
Sind die T-Shirts nicht genial?

Und das hier sind Schüler der 8. Klasse. Von ihnen hatte jeder ein Buch von mir gelesen, einige sogar mehrerer Bücher. Das hat mich total gerührt.
Sie luden mich in ihre Klasse ein und hatten dann ganz viele Fragen. Für mich war es interessant, zu so vielen verschiedenen Büchern eine Rückmeldung zu erhalten.



Dann hatte eine Schülergruppe Essen vorbereitet und wir aßen zusammen in der Mensa .
 
Auch hier hatten wir Gelegenheit, miteinander zu reden.


Die Lesung fand dann in der Aula statt. Eine Schülerin - Alina - eröffnete sie mit einem Klavierspiel. 



Dann begann die Lesung. Ich las aus dem Buch "Verheimlicht". Es war das einzige Buch, das die Schüler noch nicht kannten (ausgenommen Eric, der aber versprach, nichts zu verraten). Danach kamen noch einmal einige Fragen, besonders natürlich zu der Jugendlichen Jenny, mit der ich das Buch zusammen geschrieben hatte.

Danach hatten die Schüler noch eine Überraschung für mich vorbereitet, eine Fahne von Kirchmöser für unser Wohnmobil, die sie alle signierten.

Zuletzt wollten einige noch ein Fotoshooting mit mir machen ... das war süß. Links im Bild Susanne, die alles mit organisiert hatte und die einleitenden und abschließenden Worte sprach. 

Zuletzt saßen wir dann noch in kollegialer Runde zusammen und schlossen die Lesung in gemütlicher Runde ab.  

Euch allen herzlichen Dank für diesen interessanten Tag, an den ich bestimmt noch lange denken werde.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Grüße von der Havel

Sagt selbst, habe ich nicht den schönsten Beruf der Welt? Schreiben, lesen, reisen und nette Leute treffen. Das ist einfach ein Traum.
Wie ihr seht, bin ich gut in Kirchmöser an der Havel angekommen und wir hatten heute sogar noch Zeit für eine Radtour nach Brandenburg. 
Heute Abend fand dann mit den Kollegen der Berufsorientoierten Schule Kirchmöser eine "Fachkonferenz Deutsch" statt - in einem schönen Restaurant mit Blick auf den Plauer See. Solche Konferenzen habe ich zu meinen Lehrerzeiten nie erlebt. Es war lecker und gemütlich. Nebenbei habe ich viel über die Schule erfahren, in der ich morgen zu einer Lesung eingeladen bin, und ich freue mich schon sehr darauf.

Dienstag, 21. Juni 2011

Auf ins Havelland


Und wieder packen wir unsere Sachen zusammen. Es geht ins schöne Havelland.
Die Schüler der Berufsorientierten Schule Kirchmöser haben mich zu einer Lesung eingeladen. Als ich den lieben Brief las und dazu "Havelland" hörte, sagte ich auf der Stelle zu. Erst später stellte ich fest, dass ich mir die Lesung auf den Fronleichnam gelegt hatte. 
Mein Mann jammerte. Er hatte sich auf ein langes Wochenende und einen Kurzurlaub gefreut.
"Fahr mit", schlug ich vor. Und er stimmte begeistert zu.
Ich mailte der Schule, dass die Fahrt- und Übernachtungskosten für sie entfallen, weil wir die Lesung mit einem Kurzurlaub verbinden würden. Die Idee wurde begeistert aufgenommen, und es folgte ein liebevolles Päckchen mit Urlaubsprospekten und einer Fahrradkarte.
Nun denn - auf ins Havelland. 


(Die Fotos sind im letzten Sommer entstanden. Da waren wir in Ketzin.)

Montag, 20. Juni 2011

Technische Raffinesse


Ich bin wirklich mit einem emanzipierten Mann verheiratet, und wir teilen uns die Hausarbeit. Er kocht und kauft ein, ich mache die Wäsche und putze. (Das mache ich nicht besonders gerne, aber einer muss es tun.)
Seit kurzer Zeit aber besitzen wir einen Dampfreiniger. Er blubbert und zischt und erinnert ein bisschen an eine Zahnreinigung beim Zahnarzt. Aber mein Mann ist fasziniert. Mit dem Dampfreiniger im Schlepptau wandert er durch das ganze Haus, wischt und zischt über Fliesen und Teppiche, sogar über Polster und Gardinen. 
Das Ding hat echte Suchtwirkung. 
Ich beschließe, in der Zeit in der Sonne zu sitzen und über das Leben nachzudenken. 
Vielleicht, so überlege ich, ist die Schlichtheit einiger Haushaltsgeräte schuld daran, dass die Männer so wenig für Hausarbeit zu begeistern sind.  

Ich brauchte zum Beispiel eine neue Waschmaschine. Mein Mann stand begeistert vor einem vollelektronischen Waschautomaten mit automatischer Dosierhilfe, elektronischer Beladungserkennung - alles steuerbar über den eigenen Computer. Und was mache ich? Ich brülle nur: "Ich will ein ganz einfaches Teil. Links ein Knopf zum Drehen und rechts einen zum Einschalten."
Da muss Mann sich ja langweilen!
Vielleicht sollte ich in Zukunft auch mal die Anschaffung eines digitalen Bügelsytems überdenken: Mit vollautomatischer Anpassung an verschiedene Wäschetypen, elektronischer Befeuchtungsanlage, regelbarem Glättemodus, alles programmierbar über PC und USB-Anschluss.
Dann könnte ich mit Sicherheit ein bisschen länger in der Sonne liegen.

Sonntag, 19. Juni 2011

Conchordanse

Conchordanse hieß es gestern Abend in der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum Langendreer. Der Abschlusskurs der Eurythmiestudenten aus Witten Annen präsentierte sein Tourneeprogramm, mit dem sie nun durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland tingeln werden.
Warum ich das schreibe? Mein jüngster Sohn Benny (1. von links) war dabei. 


"Waren das wirklich vier Jahre?", fragten mein Mann und ich uns immer wieder. Es kommt uns noch nicht so lange vor, als Benny uns verkündete, auszuziehen und in Witten Eurythmie zu studieren. 
Seitdem sehen wir uns alle halbe Jahre die Eurythmieaufführungen an, und allmählich haben wir das Gefühl, diese Bewegungskunst zu verstehen. Auf alle Fälle konnten auch wir als Laien sehen, wie große Fortschritte alle gemacht hatten.

Das Programm war kurzweilig. Eine gute Mischung aus Musik und Texten, Modernem und Klassischem, Ernstem undSchrägem.
Und was besonders nett ist: Benny ist zur gleichen Zeit in der Schweiz wie ich, wenn ich auf Lesungen bin. Vielleicht treffen wir uns ja.

Samstag, 18. Juni 2011

Gewonnen hat ...

Die Gewinner des Klar-Kreativ-Wettbewerbs 2011 sind ermittelt. 
In diesem Jahr sollte eine Fotostory zu einem Klar-Roman erstellt werden. Viele tolle Einsendungen sind dabei gewesen, berichtete mir Katrin Neuhäuser aus der Marketing-Abteilung vom Verlag an der Ruhr
Gott sei Dank saß ich nicht in der Jury. Mir bricht es immer das Herz, wenn nicht alle den ersten Platz belegen können. Das ist wohl auch der Grund, warum die Jury ebenfalls einige Plätze doppelt und dreifach belegt hat. 
Als Sieger ermittelten sie nun aber eine Klasse 7 der Hermann-Gutzmann-Schule in Mannheim, die eine Fotostory zu dem Klar Roman "Du bist doch nur noch zugekifft" erstellt haben. Die Klasse erhält einen Geldpreis, einen Klassensatz Klar-Romane und eine Lesung bei mir.
Ich hoffe, ihr freut euch auf die Lesung. Ich jedenfalls bin gespannt, euch kennen zu lernen. Und auf Mannheim freue ich mich auch. Das ist eine bunte Multi-kulti-Stadt, in der man total gut schoppen kann.

Die Platzierungen: 

1. Platz: Klasse 7 der Hermann-Gutzmann-Schule aus Mannheim

2. Platz: Klasse 7a der Dreifürstensteinschule aus Mössingen
2. Platz: Klasse 7b der Hardtschule aus Ebersbach

3. Platz: Klasse 9a der Raoul-Wallenberg-Schule aus Dorsten
3. Platz: Klasse 8b der Nikolaus-Kopernikus-Schule aus Hügelsheim und 
               die Außenklasse 8 der Nikolaus-Kopernikus-Schule aus Rastatt
               (Gemeinschaftsarbeit)
3. Platz: Klasse 7a/G der Schule am Ostertor aus Rinteln 

Euch allen herzliche Glückwünsche, und den nichtnominierten einen ganz lieben Gruß und danke für`s Mitmachen. 


Donnerstag, 16. Juni 2011

Weite Wege

Manchmal, wenn ich unterwegs bin, und das Ziel ist noch so weit entfernt, fällt mir ein Spruch unserer Kinder ein. Als sie klein waren, mussten sie oft eine lange Fahrt in Kauf nehmen, um ihre Großeltern zu besuchen, die in Goslar wohnten. Ganze drei Stunden saßen sie ungeduldig in den Kindersitzen unseres Autos und warteten sehnsüchtig darauf, anzukommen. Und dann seufzten sie tief: "Warum haben sie Goslar denn so weit weg gebaut?"
Dieser Ausspruch verrät auf rührende Weise, wie Kinder denken. Sie begreifen sich einfach als Mittelpunkt der Welt und gehen davon aus, dass alles, was ihnen lieb und wichtig ist, auch in ihrer Nähe sein muss.
Leider wird einem irgendwann schmerzlich bewusst, dass man nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Dass nicht die Sonne um einen herum kreist, sondern sich die Erde um die Sonne dreht. Und dass auch diese Sonne nur eine von vielen im Weltall ist. 
Aber wenn ich so unterwegs bin und wenn sich die Kilometeranzeige des Navis so furchtbar langsam auf das Ziel zubewegt, dann denke ich manchmal auch seufzend: Warum haben sie diesen Ort nicht ein bisschen näher an mich heran gebaut. 

(Foto: Bahia, Brasilien)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Sexualerziehung in der Grundschule

Heute wollte ich mal von einem Buch erzählen, von dem ich noch gar nicht berichtet habe. Dabei gehört es schon seit 2006 zu den bestverkauftesten Büchern zum Thema Sexualerziehung. Es hat den eher unspektakulären Titel "Praxishilfen zur Sexualerziehung in der Grundschule" und ist eine breit gefächerte Sammlung an Arbeitsblättern und Praxistipps für den Aufklärungsunterricht.

Als ich eine Anfrage vom Verlag an der Ruhr bekam, dieses Buch zu erstellen, war ich erst ziemlich verunsichert. Klar, Aufklärungsunterricht hatte ich schon oft gemacht. Immerhin war ich fast 25 Jahre Grundschullehrerin gewesen. Aber ob es mir gelingen würde, dieses Thema auch so rüberzubringen, dass Kollegen damit etwas anfangen können, da war ich mir unsicher.

Das Thema Sexualerziehung mit seiner Klasse anzugehen, ist unglaublich spannend. Es beginnt mit einem nicht immer einfachen Elternabend, an dem man das Thema vorstellen, die Materialien demonstrieren und die Vokabeln besprechen muss. 
Danach spannte ich eine Wäscheleine durch den Klassenraum und ließ die Schüler Kinderkleidung mitbringen, die ihnen gehörte. Windeln, Strampler und Jäckchen zierten den Raum, so wie es auch im Brauchtum üblich ist, wenn man ein Kind bekommt. Außerdem richtete ich verschiedene Bücher- und Medienecken in der Klasse ein, die in dem Pausen betrachtet werden konnten. 
So war auch für andere Schüler zu erkennen: In diesem Klassenraum passiert etwas Besonderes. 
Und so war es auch. Die Schüler freuten sich auf den Sachunterricht und die Besprechung des Themas schmiedete sie zusammen wie eine Klassenfahrt.

All meine Erfahrungen habe ich nun versucht, in diesen Praxishilfen unterzubringen. Beim Erstellen der Arbeitsblätter war es mir wichtig, das Thema so vielseitig wie möglich darzustellen. Dann hat jeder Lehrer die größtmögliche Freiheit, sich seinen eigenen individuellen Unterricht zusammen zu stellen.

Dienstag, 14. Juni 2011

Rot wie Mohn

Immer wenn wir so ein wunderschönes warmes Frühjahr haben, habe ich Angst, es könnte kein schönes Wetter mehr für den Sommer übrig bleiben. Statt sich einfach zu freuen und zu genießen plagt mich die Sorge: Wenn ich erst mal im Urlaub bin, schweben die Regenwolken direkt über mir. 
Das ist diese typische Erziehung: Freu dich lieber nicht zu sehr, sonst fällst du tief. 

Gestern aber lief mir geradezu das Herz über, als ich an diesem wundervollen Mohnfeld vorbei fuhr. Rot leuchtete es bis zum Waldrand. Die Bienen brummten begeistert.
Ich hatte meinen Fotoapparat dabei, hielt an und machte so viele Fotos, bis die Batterie ebenfalls rot leuchtete.
Zahlreiche Autofahrer, Motorradfahrer und Fahrradfahrer hielten ebenfalls an, um das Schauspiel zu genießen.
Diesen Genuß teile ich jetzt mit euch. 

(Foto: An der B 1, Richtung Hameln)

Sonntag, 12. Juni 2011

Filmprojekt in Oberdiessbach/Schweiz


Wann immer eine Klasse etwas Kreatives zu einem meiner Bücher macht und mir davon berichtet, versuche ich, sie dafür zum Dank zu besuchen, ihnen eine Lesung zu schenken und zur Präsentation zu kommen. 
Nun kam eine Mail von zwei Schülern aus Oberdiessbach bei Bern in der Schweiz. Die 9. Klasse der Sekundarschule hatte die Bücher "Im Chat war er noch so süß" und "Riskanter Chat" von Caja Cazemier zu einem 70 minütigen Filmprojekt zusammengefügt. Noch stecken sie in den Dreh- und Schneidearbeiten, aber die Uraufführung ist für Ende Juni/Anfang Juli geplant.
Jeder, der mal einen Film gedreht hat weiß, was das für eine Arbeit ist. Pro Filmminute muss man ungefähr eine Stunde Dreharbeit rechnen.
Ich hatte sofort riesige Lust, die Schüler zu besuchen und den Film anzusehen. Aber google map zeigte mir die lange Fahrtroute von 700 km. Gott sei Dank habe ich 
1.) ein Wohnmobil und 
2.) einen reiselustigen Ehemann. 
"Siggi, du wolltest doch immer mal in die Schweiz", musste ich nur sagen, und Siggi antwortete: "Wann?"
Also dann: Ich freue mich auf euch.

(An dieser Stelle auch herzliche Grüße in den hohen Norden nach Bad Schwartau. Ich weiß, dass ihr auch an einem Filmprojekt arbeitet. Stellt euch schon mal drauf ein: Ich KOMME!)

Freitag, 10. Juni 2011

Ein Kuss im Schulalltag

Kooperative und integrative Gesamtschule Schwanewede. Wir schließen meine Lesung mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa ab. Ein Lehrer erzählt von seiner Arbeit mit behinderten und nichtbehinderten Schülern. Berichtet von  seiner Schulband und seiner Theatergruppe.
Ein Mädchen kommt auf unseren Tisch zu. Lustig sieht sie aus. Ihre Löwenmähne erinnert an Pumuckel in blond. Es ist ein Mädchen mit Down-Syndrom.
Jetzt bleibt sie vor dem Lehrer stehen.
"Wo warst du heute?", fragt sie.  "Du warst nicht da."
"Ich musste heute mit den Siebenern zu einer Veranstaltung", antwortet der Lehrer.
"Ich hab dich vermisst", sagt sie.
"Morgen treffen wir uns wieder mit der Theatergruppe, okay?", sagt der Lehrer.
Das Mädchen klatscht in die Hände.
"Au ja!", ruft sie. "Und dann bekomme ich eine schöne Rolle, ja?"
"Ganz bestimmt", erwidert der Lehrer.
Sie lacht. Hüpft vergnügt zum Ausgang.
Plötzlich hält sie inne, dreht sie sich um und kommt zurück. Von hinten schlingt sie ihre Arme um den Hals des Lehrers. Sie zögert einen Moment. Dann drückt sie ihm ein kleines Küsschen auf die Wange. 
"Du bist so lieb", sagt sie. 
Der Lehrer lacht. Die Kollegen schmunzeln.
"Das ist doch wohl ein Grund, in dieser Klasse zu arbeiten, oder?", sagt der Lehrer.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Kompetenzförderung in der Stadtbücherei Ibbenbüren


So lustig und freundlich wie dieses Abschiedsgeschenk war heute meine Lesung in der Stadtbücherei Ibbenbüren, zu der die 7. Klassen der Anne-Frank-Realschule eingeladen waren. 
Die Stadtbücherei und verschiedene Schulen in Ibbenbüren haben in einer Bildungspartnerschaft eine Kooperation beschlossen, in der die Sozialkompetenz, die Persönlichkeitskompetenz und die Fach- und Berufskompetenz der Schüler gefördert werden sollte. Dabei sollte natürlich das Lesen im Mittelpunkt stehen, das durch verschiedene Aktionen, Autorenlesungen und Medienkisten angeregt wurde.
Und so kam es, dass ich heute für die 7. Klassen in der Stadtbücherei eingeladen war. 

Die Lesung fand in einem schicken Raum mit toller Akkustik statt, sodass ich mich nicht besonders anstrengen musste, vor der großen Gruppe zu lesen. Auch die vielen interessanten Fragen konnte ich mühelos verstehen.
Die Schüler hatten mein Chatbuch im Unterricht gelesen und waren interessiert daran, mich kennen zu lernen.
Ich ließ sie abstimmen, aus welchem Klar-Roman ich vorlesen sollte, und beide Gruppen entschieden sich unabhängig voneinander für "Das ist mein Typ, du Miststück."
Nachher wollten natürlich alle wissen, wer nun den Markus bekommt. Da fand ich es eine besonders schöne Idee, dass sie eine Medienkiste von der Bücherei für die Klasse bekamen, in der sich auch verschiedene Bücher von mir befanden.
Liebe Grüße an euch alle - und danke an Frau Schmitz für die gute Organisation. 
Und hier noch ein paar Leseeindrücke: