Die Druckvorlage des Buches "Abgeschoben", das ich mit dem Jugendlichen Djamal Samiri geschrieben habe, ist an uns beide verschickt worden. Doch Djamal hat nichts von sich hören lassen. Heute rufe ich ihn an.
Seit er beschlossen hat, den Psychoterror seiner Eltern nicht mehr mitzumachen, lebt er allein und führt ein ziemlich selbstständiges Leben. Er ist gleich am Handy.
"Ach, Frau Weber, wie geht es Ihnen?"
"Hast du schon deine Druckvorlage durchgelesen?"
Druckvorlage? Was soll das denn sein. Großer brauner Umschlag vom Verlag? Ja, den hat er gekriegt. Aber was hat er damit gemacht?
Ahhhhh! Ich könnte schreien! Typisch Jugendliche! Wenn sie einen großen braunen Umschlag mit vielen bedruckten Seiten bekommen, legen sie ihn zu den anderen braunen Umschlägen mit den vielen bedruckten Seiten.
"Da ist dein Buch drin. Du musst es lesen und die Druckvorlage frei geben. Sonst wird es nicht gedruckt."
"Oh. Das wusste ich nicht. Ich bin gerade im Internetcafé und schreibe eine Bewerbung."
"Wenn du gerade online bist, gib doch mal ein: amazon.de und jetzt "abgeschoben". Dann kannst du dein Buch schon sehen."
"Wahnsinn. Das sieht ja geil aus. Tatsächlich: Abgeschoben. Djamal Samiri."
Er lacht. Stolz.
"Das ist voll der Hammer. Das motiviert mich jetzt total."
"Also dann", sage ich, "Klotz ran. Lies es durch und schick es ab."
"Auf alle Fälle", lacht er begeistert.
Wir verabschieden uns. Gerade will ich auflegen.
"Moment mal.", ruft er plötzlich. "Können Sie mich vielleicht am Sonntag noch mal anrufen und fragen, ob ich das auch wirklich gemacht habe."
Seufz! So ist sie, die Jugend heutzutage.