Montag, 30. September 2013

Kalte Nächte




Gestern Abend machte es leise zisch. Und das war es dann mit unserem Campinggas. Natürlich hätten wir unseren Sohn anrufen können und ihn bitten können, uns eine neue Flasche zu bringen, doch er regt sich immer so schrecklich über diese doofen Camper auf, die ihn noch spät abends aus dem Feierabend klingeln, weil sie vergessen haben, rechtzeitig Gas zu kaufen. So hüllten wir uns in Schweigen und in warme Jacken und Decken und krochen rechtzeitig tief unter die Bettdecke. Nachts sank die Temperatur auf acht Grad gefühlte zehn Grad minus, und wir schlotterten vor uns hin. Draußen hörte ich, wie sich auf der Wiese hinter dem Campingplatz die Vögel trafen, um ihren Zug nach Süden anzutreten. Ich hätte was darum gegeben, mit ihnen fliegen zu können.
Jetzt ist aber alles wieder okay – außer dass es eben nicht mehr Sommer ist…

Sonntag, 29. September 2013

Camping im Herbst


Wenn ich ehrlich bin, bin ich nicht so der Hardcore-Campingfan. Im Sommer genieße ich es, mich mit der Natur verbunden zu fühlen, aber im Herbst oder im Winter mit dem Wohnmobil in der Botanik zu stehen, ist schon deutlich ungemütlicher.
Wenn wir nicht gerade unterwegs sind, müssen wir uns zu zweit einen Raum teilen, und das ist auch nicht so einfach. Eine Voraussetzung dafür ist, dass man gut aufräumen muss, und da wir beide eine Tendenz zum Unordentlich-Sein haben, ist das eine ziemliche Herausforderung. Auch sind wir es nicht gewöhnt, nebeneinander zu arbeiten.
„Du hackst so schrecklich laut in die Tastatur“, jammert mein Mann. „Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren.“ Das geht mir genauso, wenn er losschreibt und bei mir die Ideen ausbleiben.
Ich vermisse außerdem meinen Arbeitsplatz. So ein kleines Campingtischchen ist eine echte Einschränkung. Noch mehr aber vermisse ich meine zwei großen Monitore.

Das kriegt Lotte alles noch zu hören, wenn sie geboren ist. Noch macht sie keine Anstalten, zu kommen – wahrscheinlich hat sie Angst vor meinen stundenlangen Vorwürfen…

Freitag, 27. September 2013

Bettleser




Ich gehöre ja zu den überzeugten Bettlesern. Abends vor dem Einschlafen immer, gerne auch nachts, wenn mich das Sandmännchen mal wieder im Stich lässt. Das hatte ich mir schon in meiner Kindheit angewöhnt. Welches Kind kann schon schlafen, wenn die fünf Freunde gerade mal wieder in ein neues Abenteuer begleitet werden müssen. Mein Vater vertrat allerdings die altmodische Meinung, Kinder müssten morgens für die Schule ausgeschlafen sein. Ich war blitzschnell darin, meine Nachttischlampe auszuschalten und mich schlafend zu stellen, wenn ich ihn im Treppenhaus hörte. Doch irgendwie hatte er dann doch in letzter Minute einen Lichtschein unter meiner Tür gesehen, und schließlich verriet mich die heiße Birne meiner Lampe. Da blieb nur die Taschenlampe unter der Bettdecke … was für eine stickige Angelegenheit…
Auch mein Mann jammert, wenn ich nachts lese. Er kann bei Licht nicht schlafen. So habe ich viele Ehejahre darauf verzichtet und mich in schlaflosen Nächten gelangweilt von einer Seite auf die andere gedreht.
Endlich ist die Rettung für mich eingetroffen: Der E-Book-Reader mit Hintergrundbeleuchtung. Ich kann sagen, dass ich absolut begeistert bin. Schlaflose Nächte haben wieder einen Sinn für mich, und ich habe endlich mal wieder ein Buch innerhalb von drei Nächten gelesen.

Mittwoch, 25. September 2013

Die indische Brücke




Lotte schien den Ernst des Lebens noch nicht begriffen zu haben. Sie hatte es sich quer im Bauch ihrer Mutter eingerichtet und drückte damit auf alle Organe, die sie finden konnte, sehr zum großen Unglück ihrer Mutter. Gott sei Dank konnte ich gleich meine Schwiegermutter-Weisheiten weiter geben, denn auch eines unserer Kinder hatte in einer Schwangerschaft falsch rum gelegen. Da gibt es diese „indische Brücke“, bei der man sich auf den Boden legt, die Beine auf der Sitzfläche des Sessels platziert und so lange wie möglich in dieser Position verharrt. Nicole hat die Übung gleich ausprobiert und hat  Lottchen damit total in Unruhe gebracht. Heute Morgen bestätigte der Frauenarzt, dass sie sich gedreht hat und in Geburtslage liegt. Wie lieb von ihr!

Dienstag, 24. September 2013

Warten auf Lotte




Ich bin unterwegs, als mein Handy piepst. Whats-App  von meiner Schwiegertochter. „Wollte mal fragen, wann ihr kommt.“ Ich halte sofort an und melde mich. Nicole und Alex erwarten Ende Oktober ihr 2. Kind, und wir haben versprochen, vorbei zu kommen, wenn es soweit ist, und die Familie zu unterstützen. Dabei wollen wir im Wohnmobil wohnen, um niemandem auf die Nerven zu gehen.
Eigentlich wollen wir am Samstag starten, doch Nicole hört sich unruhig an. Den ganzen Tag über hat sie Senkwehen.
Mein Mann und ich besprechen uns kurz. Dann beschließen wir, noch am selben Abend Richtung Norden zu fahren.
Hektik bricht aus. Wir müssen noch so viel organisieren, um für ein paar Wochen den Rücken frei zu haben. Dann packen wir und machen uns auf die Reise.
Lotte (sie wird nicht so heißen, aber ich nenne sie immer so), hat sich dann aber doch entschlossen, noch ein bisschen im Bauch ihrer Mutter zu bleiben. Wenn sie wüsste, wie sehr wir uns schon auf sie freuen, würde sie sich vielleicht ein bisschen mehr beeilen!  

Sonntag, 22. September 2013

Ein Wochenende im Flow





Die Knie weich wie Watte, die Augenlider schwer wie Blei, aber einen Flow im Herzen, so düse ich über die Autobahnen des Ruhrgebiets nach Hause. Ich hatte eine wundervoll anregende Gestaltpädagogiktagung.
Dabei wollte ich zuerst gar nicht hinfahren. Ich habe doch gar nicht mehr viel mit Schule zu tun, und die Zeiten, in denen ich Gestaltpädagogik gemacht habe, sind schon so lange vorbei. Schließlich fuhr ich doch – überwiegend, weil ich die alten Freunde wieder treffen wollte.
„Wo haben sie dich denn ausgegraben“, begrüßte mich eine Freundin liebevoll-spöttisch. So fühlte ich mich zunächst auch. Was mache ich hier eigentlich? Was habe ich mit diesen vielen Gestaltpädagogen zu tun?, dachte ich irritiert.
Und dann traf es mich doch mitten ins Herz, dieses vertraute Gefühl, dass genau hier in dieser Runde und in dieser Gestalt mein Platz ist. Und dass auch hier die Entscheidung zu meinem beruflichen Schreiben seinen Weg genommen hat.
Nachdenkliche, lustige und kreative Workshops wählte ich mir an dem Wochenende. Besonders spannend war ein Theaterworkshop, auf dem so viel gelacht und auch so aufmerksam wahrgenommen wurde. Spontan entschlossen wir uns dann zu einer kleinen Performance am Abend.
Nun bin ich wieder zu Hause, müde und doch so angeregt.
Jetzt muss ich noch ganz schnell zum Wählen gehen. Aber dann werde ich meinen Körper in einem meterhohen Schaumbad versenken.